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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
90. Kapitel:
 
Krishna
 
Eine kurze Darstellung der Spiele Śrī Kṛṣṇas


 

Nachdem Arjuna aus dem spirituellen Königreich zurückgekehrt war, das er gemeinsam mit Kṛṣṇa hatte besuchen dürfen, war er voller Staunen. Er dachte daran, daß es ihm, obwohl er nur ein gewöhnliches Lebewesen war, durch Kṛṣṇas Gnade vergönnt wurde, die spirituelle Welt zu sehen. Und nicht nur das: Er hatte sogar mit eigenen Augen den ursprünglichen Mahā-Viṣṇu, die Ursache der materiellen Schöpfung erblickt. Es heißt, daß Kṛṣṇa Vṛndāvana niemals verläßt: vṛndāvanaṁ parityajya na pādam ekaṁ gacchati. Kṛṣṇa ist wunderbar in Mathurā. Wunderbarer noch ist Er in Dvārakā, und Er ist am wunderbarsten in Vṛndāvana. Kṛṣṇas Spiele in Dvārakā werden von Seiner Teilerweiterung Vāsudeva vollführt, doch es besteht kein Unterschied zwischen Seiner in Mathurā und Dvārakā manifestierten Teilerweiterung als Vāsudeva und der ursprünglichen Manifestation Kṛṣṇas in Vṛndāvana. Zu Beginn dieses Buches wurde erläutert, daß bei Kṛṣṇas Erscheinen all Seine Inkarnationen, vollständigen Teile und die Teile Seiner vollständigen Teile mit Ihm kommen. Einige Seiner Spiele wurden daher nicht vom ursprünglichen Kṛṣṇa Selbst offenbart, sondern von Seinen vielfachen Teilen und vollständigen Teilen. Arjuna wunderte sich deshalb, daß Kṛṣṇa den Kāraṇārṇavaśāyī Viṣṇu in der spirituellen Welt so einfach hatte besuchen können. Dieses Thema wird in den Abhandlungen Śrīla Viṣvanātha Cakravartī Ṭhākuras aufs ausführlichste erläutert. Den Worten Mahā-Viṣṇus ist zu entnehmen, daß Er Sich sehr danach sehnte, Kṛṣṇa zu sehen. Man könnte einwenden, daß Mahā-Viṣṇu, als Er die Söhne des brāhmaṇa entführte, Sich nach Dvārakā habe begeben müssen. Warum also habe Er Kṛṣṇa nicht gleich dort aufgesucht? Eine mögliche Antwort wäre, daß Kṛṣṇa nicht einmal von Mahā-Viṣṇu gesehen werden kann, der im Ozean der Ursachen in der spirituellen Welt liegt, solange Kṛṣṇa es nicht erlaubt. Also entführte Mahā-Viṣṇu nacheinander alle Söhne des brāhmaṇa, damit Kṛṣṇa persönlich zu Ihm kommen möge, um sie zurückzuholen, und Er Ihn dann würde sehen können. Wenn es sich so verhält, stellt sich die nächste Frage: Warum kam Mahā-Viṣṇu persönlich nach Dvārakā, wenn er Kṛṣṇa dort doch nicht sehen konnte? Warum schickte Er nicht einfach einen Seiner Gefährten, die Söhne des brāhmaṇa zu entführen? Eine einleuchtende Antwort ist, daß es sehr schwierig war, die Bewohner Dvārakās in Anwesenheit Kṛṣṇas zu behelligen. Deshalb war es keinem von Mahā-Viṣṇus Gefährten möglich, die Söhne des brāhmaṇa zu rauben. Mahā-Viṣṇu mußte also Selbst kommen, um sie zu holen.

Eine weitere Frage in diesem Zusammenhang wäre folgende: Wie kommt es, daß der Herr, der doch als brahmaṇyadeva, die verehrenswerte Gottheit der brāhmaṇas bekannt ist, bereit war, einem brāhmaṇa so großes Leid zuzufügen, indem Er ihm, einen nach dem anderen, alle neun Söhne fortnahm? Die Antwort lautete, daß Mahā-Viṣṇu Sich so sehr danach sehnte, Kṛṣṇa zu sehen, daß er Sich nicht einmal scheute, einem brāhmaṇa Kummer zu bereiten. Obwohl es eigentlich unzulässig ist, einem brāhmaṇa Leid zuzufügen, war Śrī Viṣṇu bereit, alles zu tun, um Kṛṣṇa sehen zu können - so sehr sehnte Er Sich nach Ihm. Er sah voraus, daß der brāhmaṇa jedesmal, wenn er einen Sohn verlieren würde, zum Palasttor kommen und dem König vorwerfen würde, daß er die brāhmaṇas nicht beschützen könne und deshalb ungeeignet sei, auf dem Königsthron zu sitzen. Es war also Mahā-Viṣṇus Plan, daß der brāhmaṇa die kṣatriyas und Kṛṣṇa anklagen würde, so daß Kṛṣṇa verpflichtet wäre, zu Ihm zu kommen und die Söhne des brāhmaṇa zurückzuholen.

Hieraus schließlich könnte sich eine weitere Frage ergeben: Wenn Mahā-Viṣṇu Kṛṣṇa nicht nach Wunsch sehen konnte, wieso war Kṛṣṇa dann am Ende verpflichtet, zu Ihm zu kommen und die Söhne des brāhmaṇa zurückzuholen? Die Antwort ist, daß Kṛṣṇa im Grunde nicht zu Mahā-Viṣṇu fuhr, um die Söhne des brāhmaṇa zu holen, sondern vielmehr um Arjunas willen. Seine Freundschaft mit Arjuna war so eng, daß Er ihn, als dieser im Begriff war, sich ins Feuer zu stürzen, um alles in der Welt davor bewahren wollte. Arjuna hätte seinen Entschluß nicht geändert, wenn er die Kinder nicht hätte zurückbringen können. Deshalb versprach Kṛṣṇa ihm: »Ich werde die Söhne des brāhmaṇa zurückholen. Versuche nicht, dir das Leben zu nehmen.«

Wenn Kṛṣṇa Sich nur zu Viṣṇu begeben hätte, um die Söhne des brāhmaṇa zurückzufordern, hätte Er nicht gewartet, bis auch der neunte Sohn verschwand. Doch als schließlich der neunte Sohn von Mahā-Viṣṇu geholt wurde und Arjuna deshalb ins Feuer gehen wollte, da sich zeigte, daß er sein Versprechen nicht halten konnte, entschloß sich Kṛṣṇa angesichts der ernsten Situation, mit Arjuna Mahā-Viṣṇu aufzusuchen. Es heißt, Arjuna sei eine ermächtigte Inkarnation Nara-Nārāyaṇas. Die Nara-Nārāyaṇa-Inkarnation ist eine der vollständigen Erweiterungen Śrī Viṣṇus. Daher muß Arjuna, als er mit Kṛṣṇa Śrī Viṣṇu besuchte, dies in seiner Eigenschaft als Nara-Nārāyaṇa getan haben ähnlich wie Kṛṣṇa, als Er Seine Spiele in Dvārakā offenbarte, in Seinem Aspekt als Vāsudeva handelte.

Nach seinem Besuch in der spirituellen Welt kam Arjuna zu dem Schluß, daß alle Herrlichkeiten, die man in den materiellen oder spirituellen Welten besitzen kann, Gaben Śrī Kṛṣṇas sind. Śrī Kṛṣṇa ist auf zweierlei Art manifestiert, nämlich als Viṣṇu-tattva und als jīva-tattva. Das Viṣṇu-tattva kennt man auch als sāmśa und das jīva-tattva als vibhinnāṁśa. Von daher kann Sich der Herr durch Seine transzendentalen Spiele ganz nach Wunsch sowohl im sāṁśa-Teil als auch im vibhinnāṁśa-Teil manifestieren und bleibt doch immer der ursprüngliche Höchste Persönliche Gott.

Die Beschreibung der transzendentalen Spiele Kṛṣṇas wird im 90. Kapitel des Zehnten Canto des Śrīmad-Bhāgavatam abgeschlossen. In diesem Kapitel sollte Śukadeva Gosvāmī darlegen, wie Kṛṣṇa glücklich und in aller Pracht in Dvārakā lebte. Kṛṣṇas besondere Stärke, die Er in vielen Spielen offenbarte, wurde bereits mehrfach beschrieben, doch nun soll geschildert werden, wie der Herr in Seiner Residenz in Dvārakā Seine Füllen des Reichtums und der Schönheit entfaltete. In der materiellen Welt, die nur eine verzerrte Spiegelung der spirituellen Welt ist, gelten Reichtum und Schönheit als die bedeutendsten aller Füllen. Daher fanden Kṛṣṇas Reichtum und Schönheit, während Er als der Höchste Persönliche Gott auf der Erde weilte, in allen drei Welten nicht ihresgleichen. Kṛṣṇa erfreute Sich an mehr als 16000 Frauen, und was sehr bedeutsam ist - Er lebte in Dvārakā als ihr einziger Gemahl. Im Śrīmad-Bhāgavatam wird an dieser Stelle besonders hervorgehoben, daß Er der einzige Gatte von mehr als 16000 Frauen war. Natürlich ist es bereits einige Male vorgekommen, daß sich ein mächtiger König Hunderte von Königinnen hielt, doch wenn ein König der einzige Ehemann so vieler Frauen war, konnte er sich doch niemals zur gleichen Zeit mit ihnen allen vergnügen. Kṛṣṇa aber erfreute Sich gleichzeitig aller Seiner 16000 Frauen. Man könnte einwenden, auch yogīs seien fähig, ihre Körper zu vervielfachen, doch die Erweiterungen der yogīs und die Śrī Kṛṣṇas sind keineswegs von gleicher Art. Kṛṣṇa wird auch Yogeśvara, der Meister aller yogīs, genannt. Aus den vedischen Schriften erfahren wir, daß sich der yogī Saubhari Muni in acht Formen erweiterte. Solche Erweiterungen sind jedoch mit den »Erweiterungen« beim Fernsehen zu vergleichen. Das Fernsehbild wird in millionenfachen Erweiterungen wiedergegeben, doch können diese Erweiterungen sich niemals unabhängig voneinander bewegen; sie sind lediglich Abbilder des ursprünglichen Bildes und können sich nur genauso wie diese bewegen. Kṛṣṇas Vervielfachung hingegen ist nicht materiell wie beim Fernsehen oder wie die eines yogī. Nārada Muni sah daher bei seinen Besuchen in Kṛṣṇas Palästen, daß Kṛṣṇa in Seinen verschiedenen Erweiterungen in jedem einzelnen der Paläste der Königinnen etwas anderes tat.

Es heißt auch, daß Kṛṣṇa in Dvārakā als der Gemahl der Glücksgöttin lebte. Königin Rukmiṇī ist die Göttin des Glücks, und die anderen Königinnen sind Ihre Erweiterungen. So vergnügte Sich Kṛṣṇa, das Oberhaupt der Vṛṣṇi-Dynastie, in aller Pracht mit der Glücksgöttin. Die Königinnen Kṛṣṇas werden als ewig jugendlich und schön beschrieben. Obwohl Kṛṣṇa bereits Enkel und Urenkel hatte, sahen weder Er noch Seine Königinnen älter aus als sechzehn bis zwanzig Jahre. Die jungen Königinnen waren so schön, daß ihr Gang wie am Himmel wanderndes Wetterleuchten anmutete. Sie trugen stets erlesensten Schmuck und feinste Gewänder und widmeten sich Vergnügungen wie Tanzen, Singen und Ballspielen auf den Dächern der Paläste. Das Tanzen und Ballspielen der Mädchen in der materiellen Welt scheint also eine verzerrte Nachahmung der ursprünglichen Spiele des urersten Höchsten Persönlichen Gottes Śrī Kṛṣṇa und Seiner Frauen zu sein.

Auf den Alleen und Straßen Dvārakās bewegten sich ständig zahlreiche Elefanten, Pferde, Wagen und Fußsoldaten. Wenn man Elefanten in seinem Dienst beschäftigt, gibt man ihnen alkoholische Getränke, und man sagt, daß die Elefanten in Dvārakā so viel Alkohol bekamen, daß sie, obwohl sie große Mengen davon auf den Straßen versprühten, immer noch trunken durch die Straßen schritten. Die Soldaten des Fußheeres, die man auf den Straßen sah, waren prachtvoll mit goldenem Geschmeide angetan, und goldene Pferdewagen fuhren durch die Stadt. Wohin das Auge auch blickte, sah man in Dvārakā Parkanlagen und Gärten voller Bäume und Sträucher, die mit Früchten und Blumen überladen waren. Weil überall so viele herrliche Obst- und Blütenbäume standen, schlossen sich die lieblich zwitschernden Vögel und die summenden Hummeln zusammen, um wohlklingende Schwingungen zu erzeugen. So entfaltete die Stadt Dvārakā alle Herrlichkeit in ganzer Fülle. Die Helden der Yadu-Dynastie betrachteten sich als die glücklichsten Bewohner der Stadt, und tatsächlich erfreuten sie sich aller transzendentalen Gegebenheiten.

Alle 16000 Paläste der Königinnen Kṛṣṇas standen in dieser wundervollen Stadt Dvārakā, und Kṛṣṇa, der höchste, ewige Genießer all dieser Vortrefflichkeiten, widmete sich, in 16000 Gestalten erweitert, gleichzeitig den verschiedenen Familienangelegenheiten in jedem der 16000 Paläste. Zu jedem Palast gehörten prächtig gestaltete Gärten und Teiche. Das kristallklare Wasser der Teiche trug viele vollaufgeblühte Lotosblumen von verschiedener Farbe, wie blau, gelb, und rot-weiß, und ihr safranfarbener Blütenstaub wurde von den sanften Winden überallhin getragen. In allen Teichen tummelten sich prächtige Schwäne, Enten und Kraniche, die von Zeit zu Zeit wohlklingende Laute von sich gaben. Hin und wieder begaben Sich Kṛṣṇa und Seine Frauen in die Seen oder Flüsse und vergnügten sich beim Schwimmen in aller Fröhlichkeit. Dabei geschah es des öfteren, daß Kṛṣṇas Frauen, die alle Glücksgöttinnen waren, den Herrn beim Schwimmen oder Baden mitten im Wasser umarmten, worauf das Zinnoberrot des kuṅkuma-Puders, das die Schönheit ihrer Brüste hervorhob, die Brust des Herrn schmückte.

Die Unpersönlichkeitsphilosophen würden es niemals wagen, auch nur daran zu denken, daß es in der spirituellen Welt eine solche Vielfalt des Genießens gibt. Um den wirklichen, ewig glückseligen Genuß in der spirituellen Welt zu offenbaren, kam Śrī Kṛṣṇa auf diesen Planeten herab und zeigte, daß es in der spirituellen Welt an solchen Lebensfreuden durchaus nicht mangelt. Der Unterschied besteht nur darin, daß solche Dinge in der spirituellen Welt ewige, niemals endende Erlebnisse, in der materiellen Welt hingegen vorübergehende verzerrte Spiegelungen sind.

Wenn Sich Kṛṣṇa Seiner genußreichen Spiele erfreute, priesen Ihn die Gandharavas und andere berufsmäßige Musiker mit wohlklingenden Konzerten, die von mṛdaṅgas, Trommeln, Kesselpauken, Saiteninstrumenten und Messinghörnern begleitet wurden, und so wurde das Ganze zu einem fröhlichen Freudenfest. In ihrer fröhlichen Ausgelassenheit bespritzten Kṛṣṇas Frauen den Herrn manchmal mit einem Gerät, das wie eine Spritzpistole aussah, was Kṛṣṇa ihnen dann auf gleiche Weise vergalt. Wenn sich Kṛṣṇa und die Königinnen so vergnügten, konnte man meinen, der Himmelskönig Yakṣarāja vergnüge sich mit seinen vielen Frauen. Yakṣarāja ist auch als Kuvera bekannt und gilt als der Schatzmeister des himmlischen Königreichs. Als die Frauen Kṛṣṇas auf diese Weise völlig naß wurden, erhöhte sich die Schönheit ihrer Brüste und Schenkel um ein Tausendfaches, und ihr langes Haar öffnete sich und fiel nieder, um diese Körperteile zu bedecken. Die prachtvollen Blumen, die in ihrem Haar steckten, fielen gleichfalls herab, und weil die Königinnen sich scheinbar darüber ärgerten, daß der Herr sie mit Wasser bespritzte, pflegten sie sich Kṛṣṇa unter dem Vorwand zu nähern, Ihm das spritzenähnliche Instrument fortnehmen zu wollen. Bei diesem Versuch entstand eine Situation, in der der Herr Sie in die Arme schließen konnte, als sie Ihm widerwillig näherkamen. Während Śrī Kṛṣṇa Seine Frauen umarmte, spürten sie auf ihren Lippen ein deutliches Zeichen inniger Liebe, und dies erzeugte eine Stimmung spiritueller Glückseligkeit. Wenn die Blumengirlanden des Herrn die Brüste der Königinnen berührten, wurden sie am ganzen Körper mit Safrangelb bestäubt. Bei ihren himmlischen Spielen vergaßen sich die Königinnen völlig, und ihr geöffnetes Haar glich den anmutigen Wellen eines Flusses. Wenn die Königinnen den Körper Kṛṣṇas mit Wasser besprühten oder Kṛṣṇa die Körper der Königinnen bespritzte, war es, als vergnüge sich ein Elefantenbulle mit vielen Elefantenkühen in einem See.

Wenn sich Kṛṣṇa und die Königinnen schließlich nach Herzenslust miteinander vergnügt hatten, stiegen sie aus dem Wasser und ließen ihre nassen, sehr kostbaren Gewänder zurück, die sich die berufsmäßigen Sänger und Tänzer nehmen durften. Diese Sänger und Tänzer hatten kein anderes Einkommen als die wertvollen Gewänder und Schmuckstücke, die ihnen bei solchen Anlässen von den Königinnen und Königen überlassen wurden. Zur damaligen Zeit bestand ein solch gutes Gesellschaftssystem, daß es niemandem in seiner gesellschaftlichen Stellung als brāhmaṇa, kṣatriya, vaiśya oder śūdra schwerfiel, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Es gab auch keinen Wettstreit zwischen den einzelnen Teilen der Gesellschaft. Ursprünglich war das Kastensystem so eingerichtet, daß keine Menschengruppe mit einer Menschengruppe, die andere Pflichten besaß, in Konflikt geriet.

So pflegte Sich Śrī Kṛṣṇa der Gesellschaft Seiner 16000 Frauen zu erfreuen. Geweihte des Herrn, die den Höchsten Persönlichen Gott in einer intimen Liebesbeziehung lieben möchten, erhalten die Gunst, Kṛṣṇas Frauen zu werden, und werden dann durch Sein gütiges Verhalten für immer an Ihn gefesselt. Kṛṣṇas Umgang mit Seinen Frauen, Seine Bewegungen, Seine Gespräche mit ihnen, Sein Lächeln, Seine Umarmungen und ähnliche Verhaltensmerkmale, die wie die eines liebevollen Gatten waren, ketteten sie fest an Ihn. Das ist die höchste Vollkommenheit im Leben. Wenn jemand immer an Kṛṣṇa festhält, bedeutet dies, daß er befreit und daß sein Leben erfolgreich ist. Kṛṣṇa erwidert die Liebe jedes Gottgeweihten, der Ihn von ganzem Herzen und ganzer Seele liebt, in solcher Weise, daß der Gottgeweihte unmöglich ohne Anhaftung an Ihn bleiben kann. Der Austausch von Gefühlen zwischen Kṛṣṇa und Seinem Geweihten ist so anziehend, daß der Gottgeweihte an nichts anderes mehr denken kann als an Kṛṣṇa.

Alle Königinnen verehrten allein Kṛṣṇa. Sie weilten ständig in Gedanken bei Ihm, dem lotosäugigen und herrlich blauschwarzen Persönlichen Gott. Wenn sie an Kṛṣṇa dachten, waren sie bisweilen ganz still, und ein anderes Mal sprachen sie in der Ekstase der bhāva und anubhāva wie im Wahn. Manchmal schilderten sie sogar in Kṛṣṇas Gegenwart sehr lebendig die Spiele, an denen sie sich mit Ihm in einem See oder einem Fluß erfreut hatten. Einige dieser Gespräche seien im Folgenden wiedergegeben.

Eine Königin sagte zu dem Vogel kurarī: »Meine liebe kurarī, nun ist es bereits sehr spät am Abend. Jeder schläft. Die ganze Welt ist nun ruhig und friedlich. Um diese Zeit schläft der Höchste Persönliche Gott, obwohl Sein Wissen jederzeit unbeeinträchtigt bleibt. Warum aber schläfst du nicht? Warum klagst du die ganze Nacht hindurch so herzergreifend? Meine liebe Freundin, solltest du dich etwa, genau wie ich, zu den Lotosaugen des Höchsten Persönlichen Gottes, Seinem lieblichen Lächeln und Seinen betörenden Worten hingezogen fühlen? Zehren dir diese Züge des Höchsten Persönlichen Gottes ebenso am Herzen wie mir?

He, cakravākī! Warum hältst du deine Augen geschlossen? Suchst du nach deinem Gatten, weil du fürchtest, er sei in die Fremde geflogen? Warum klagst du so mitleiderregend? O weh, du scheinst wirklich sehr traurig zu sein. Oder sollte es wahr sein, daß auch du ein ewiger Diener des Höchsten Persönlichen Gottes werden möchtest? Ich glaube, du sehnst dich danach, eine Blumengirlande auf die Lotosfüße des Herrn zu legen und sie dann auf dein Haar zu tun.

O mein lieber Ozean, warum tost du Tag und Nacht? Willst du gar nicht Schlafengehen? Du bist wohl von Schlaflosigkeit befallen, oder aber mein liebster Śyāmasundara hat dir, wenn ich mich nicht irre, geschickt deine Würde und Geduld fortgenommen, die sonst deine natürlichen Eigenschaften sind. Stimmt es, daß du aus diesem Grunde ebenso an Schlaflosigkeit leidest wie ich? Ja, ich stimme dir zu, daß es keine Mittel gegen diese Krankheit gibt.

Mein lieber Mondgott, ich glaube, du bist von einer ernstzunehmenden Schwindsucht befallen. Aus diesem Grund wirst du von Tag zu Tag dünner. O mein Herr, du bist bereits so schwach, daß deine blassen Strahlen nicht mehr die Kraft haben, die Dunkelheit der Nacht zu vertreiben. Oder ist es richtig, daß du, genau wie ich, von den geheimnisvoll süßen Worten Śyāmasundaras, meines Herrn, bezaubert worden bist? Bist du vielleicht aus Sehnsucht nach Ihm so fahl geworden?

O Wind vom Himalaya, was habe ich dir getan, daß du so darauf bedacht bist, mich zu quälen, indem du in mir das Verlangen weckst, bei Kṛṣṇa zu sein? Weißt du nicht, daß ich durch die Schwindeleien des Persönlichen Gottes bereits im Innern verwundet bin? Mein lieber Himalayawind, wisse bitte, daß ich bereits bekümmert bin, du brauchst mir nicht noch mehr wehzutun.

Meine liebe Wolke, die Farbe deines herrlichen Körpers gleicht genau der Hauttönung meines liebsten Śyāmasundara. Ich glaube daher, daß du meinem Herrn, dem Oberhaupt der Yadu-Dynastie, sehr lieb bist, und weil Er dich so lieb hat, bist du, genau wie ich, in Meditation über Ihn vertieft. Ich kann gut verstehen, daß dein Herz voller Sehnsucht nach Śyāmasundara ist. Dir scheint sehr daran gelegen zu sein, Ihn zu sehen, und ich kann erkennen, daß dir einzig aus diesem Grund Tränen aus den Augen rollen, und so geht es auch mir. Meine liebe schwarze Wolke, laß uns offen eingestehen: eine vertraute Beziehung zu Śyāmasundara zu erlangen bedeutet, nichts als unnötige Sorgen auf sich zu nehmen, sonst nämlich säßen wir gemütlich zu Hause.«

Gewöhnlich läßt der Kuckuck am Ende der Nacht oder früh am Morgen seinen Ruf ertönen, und wenn die Königinnen ihn am Ende der Nacht vernahmen, sagten sie: »Lieber Kuckuck, deine Stimme klingt gar lieblich. Sowie du deine süße Stimme ertönen läßt, erinnern wir uns an Śyāmasundara, denn deine Stimme klingt genau wie Seine. Wir müssen offen gestehen, daß deine Stimme von Nektar erfüllt ist; sie ist so belebend, daß sie es vermag, denen das Leben zurückzugeben, die fast tot sind in der Trennung von ihrem liebsten Freund. Wir sind dir deshalb sehr zu Dank verpflichtet. Bitte laß uns wissen, wie wir dich begrüßen und was wir für dich tun können.«

Die Königinnen fuhren fort, so zu sprechen, und sie wandten sich sogar an die Berge: »Lieber Berg, du bist sehr großmütig. Nur durch dein Gewicht wird die Erdoberfläche zusammengehalten, und weil du deine Pflichten sehr gewissenhaft versiehst, denkst du nicht daran, dich zu bewegen. Weil du so gewichtig bist, bewegst du dich niemals hin und her, noch sagst du etwas. Vielmehr scheinst du stets tief in Gedanken versunken zu sein. Vielleicht sinnst du immer über etwas sehr Ernstes und Wichtiges nach; doch wir können uns gut denken, womit sich deine Gedanken beschäftigen. Sicherlich denkst du darüber nach, wie du die Lotosfüße Śyāmasundaras auf deine hohen Gipfel setzen kannst, ebenso wie wir Seine Lotosfüße an unsere hohen Brüste halten wollen.

Liebe Flüsse, wir wissen, daß in der Sommerhitze eure Läufe ausgetrocknet sind und ihr deshalb kein Wasser mit euch führt. Weil euer Wasser verdunstet ist, schmücken euch auch nicht mehr die blühenden Lotosblumen. Ihr seht nun sehr unscheinbar und dünn aus, und daran können wir erkennen, daß ihr ähnliches durchmacht wie wir. Wir haben alles verloren, weil wir von Śyāmasundara getrennt sind und nicht länger Seine wohltuenden Worte hören. Unsere Herzen arbeiten nicht mehr richtig, und deshalb sind auch wir sehr dünn und hager geworden. Wir glauben daher, daß es euch ebenso geht wie uns. Ihr seid nur deshalb so dünn und schwach, weil ihr von eurem Gemahl, dem Ozean, kein Wasser mehr durch die Wolken bekommt.«

Das Beispiel, das die Königinnen anführten, ist sehr zutreffend. Wenn der Ozean aufhört, die Flüsse durch die Wolken mit Wasser zu versorgen, trocknen die Flußbetten aus. Der Ozean gilt als der Gemahl des Flusses und muß ihn daher versorgen. Wenn eine Frau von ihrem Mann nicht mit dem zum Leben Notwendigen versorgt wird, wird sie ebenso dürr wie ein ausgetrockneter Fluß.

Eine andere Königin sagte zu einem Schwan: »Lieber Schwan, komm, komm bitte her zu mir. Du bist mir willkommen. Setz dich doch bitte nieder und nimm ein wenig Milch zu dir. Lieber Schwan, kannst du mir sagen, ob du eine Botschaft von Śyāmasundara für mich hast? Ich glaube nämlich, daß du Sein Bote bist. Wenn du irgendwelche Nachrichten von Ihm besitzt, dann verrate sie mir bitte. Unser lieber Śyāmasundara ist immer sehr selbständig. Er gerät niemals unter jemandes Herrschaft. Keiner von uns ist es gelungen, Ihn zu beherrschen, und so möchten wir dich fragen, ob Er Sich auch gut beträgt. Ich muß dir sagen, daß Śyāmasundara sehr wankelmütig ist. Seine Freundschaft ist nie von Dauer. Schon beim kleinsten Anlaß zerbricht sie. Kannst du mir bitte erklären, aus welchem Grund Er so herzlos zu mir ist? Früher versicherte Er mir, ich allein sei Seine liebste Frau. Erinnert Er Sich nicht mehr daran? Doch wie dem auch sei, du bist mir willkommen. Bitte setze dich zu mir. Ich kann aber unmöglich deine Bitte erfüllen, zu Śyāmasundara zu gehen. Wenn ich Ihm so gleichgültig bin, warum sollte ich dann vernarrt in Ihn sein? Es tut mir sehr leid, dir sagen zu müssen, daß du der Bote einer kleinmütigen Seele geworden bist. Auch wenn du mich noch so sehr bittest, zu Ihm zu gehen, werde ich es nicht tun. Doch höre ich recht, du sagst, Er werde zu mir kommen? Möchte Er meine langgehegte Sehnsucht nach Ihm stillen? Nun gut, du kannst Ihn hierherholen. Aber bringe nicht Seine Liebste, die Glücksgöttin, mit. Oder denkst du etwa, Er könne Sich nicht einmal einen Augenblick lang von ihr trennen? Kann Er nicht allein, ohne Lakṣmī, hierherkommen? Sein Betragen stimmt mich traurig. Sollte Śyāmasundara etwa ohne Lakṣmī nicht glücklich sein können? Kann Er mit keiner anderen Frau glücklich sein? Bedeutet das, daß die Glücksgöttin ozeangleiche Liebe für Ihn empfindet und sich keine von uns mit ihr messen kann?«

Alle Frauen Kṛṣṇas waren ganz in Gedanken an Ihn vertieft. Kṛṣṇa ist auch als Yogeśvara, der Meister aller yogīs bekannt, und all Seine Frauen in Dvārakā trugen Yogeśvara in ihren Herzen. Statt zu versuchen, ein Meister aller mystischen yoga-Kräfte zu werden, ist es besser, einfach den höchsten yogeśvara, Kṛṣṇa, in seinem Herzen zu tragen. Auf diese Weise kann das Leben vollkommen werden, und man kann sehr leicht in das Königreich Gottes gelangen. Man muß wissen, daß die Königinnen, die mit Kṛṣṇa in Dvārakā lebten, in ihren vorangegangenen Leben große Gottgeweihte gewesen sind, die sich gewünscht hatten, eine innige Liebesbeziehung zu Kṛṣṇa zu haben. Deshalb wurde ihnen die Gunst gewährt, Kṛṣṇas Frauen zu werden und sich einer ständigen Liebesbeziehung zu Ihm zu erfreuen. Am Ende ihres Lebens wurden sie alle zu den Vaikuṇṭha-Planeten erhoben.

Die Höchste Absolute Wahrheit, der Persönliche Gott, ist niemals unpersönlich. Alle vedischen Schriften preisen Seine mannigfachen transzendentalen Taten und Spiele. Es heißt, daß in den Veden und im Rāmāyaṇa nur die Taten des Herrn geschildert werden. In allen vedischen Schriften wird Sein Ruhm besungen. Sobald weichherzige Menschen, wie z. B. Frauen, von den transzendentalen Spielen Kṛṣṇas hören, fühlen sie sich unvermittelt zu Ihm hingezogen. Empfindsame Frauen und Mädchen sind deshalb der Bewegung für Kṛṣṇa-Bewußtsein oft sehr leicht näherzubringen. Wer sich somit zur Bewegung für Kṛṣṇa-Bewußtsein hingezogen fühlt und sich bemüht, ständig mit dem Kṛṣṇa-Bewußtsein verbunden zu bleiben, erlangt ganz sicher die höchste Befreiung, indem er zurück zu Kṛṣṇa nach Goloka Vṛndāvana geht. Wenn man schon, indem man einfach Kṛṣṇa-Bewußtsein entwickelt, in die spirituelle Welt erhoben wird, kann man sich leicht vorstellen, wie glücklich und gesegnet die Königinnen Śrī Kṛṣṇas gewesen sein müssen, die persönlich mit dem Herrn sprachen und Ihn von Angesicht zu Angesicht sahen. Niemand kann das Glück der Frauen Śrī Kṛṣṇas auch nur annähernd beschreiben. Sie umsorgten Ihn persönlich, indem sie Ihm vielerlei transzendentalen Dienst darbrachten wie Ihn baden, Ihn speisen, Ihn erfreuen und Ihn bedienen. Es gibt also niemanden, dessen Bußen sich mit dem Dienst der Königinnen in Dvārakā vergleichen ließen.

Śukadeva Gosvāmī erklärte Mahārāja Parīkṣit, daß die Opfer und Bußen der Königinnen von Dvārakā, gemessen daran, wie förderlich etwas zur Selbstverwirklichung ist, beispiellos seien. Das Ziel aller Arten der Selbstverwirklichung ist eines: Kṛṣṇa. Daher muß man, auch wenn die Beziehung der Königinnen zu Kṛṣṇa wie die gewöhnliche Beziehung zwischen Mann und Frau erscheinen mag, vor allem die Zuneigung der Königinnen zu Kṛṣṇa beachten. Der Sinn aller Opfer und Bußen liegt darin, daß man sich durch sie von der materiellen Welt löst und seine Zuneigung zu Kṛṣṇa, dem Höchsten Persönlichen Gott, vergrößert. Kṛṣṇa ist die Zuflucht aller, die in der Selbstverwirklichung vorwärtsschreiten. Als vorbildlicher Haushälter lebte Er mit Seinen Frauen und folgte den vedischen Ritualen, nur, um den weniger intelligenten Menschen zu zeigen, daß der Höchste Herr niemals unpersönlich ist. Kṛṣṇa lebte in aller Pracht mit Frau und Kindern genau wie eine gewöhnliche bedingte Seele, nur um den Seelen, die wirklich bedingt sind, ein Beispiel dafür zu geben, daß man durchaus ein Familienleben führen kann, solange Kṛṣṇa der Mittelpunkt ist. Die Mitglieder der Yadu-Dynastie zum Beispiel lebten in Kṛṣṇas Familie, und Kṛṣṇa war der Mittelpunkt all ihres Tuns.

Entsagung zu üben ist nicht so wichtig, wie seine Anhaftung an Kṛṣṇa zu verstärken. Die Bewegung für Kṛṣṇa-Bewußtsein ist für eben diesen Zweck bestimmt. Wir predigen nach dem Grundsatz, daß es gleichgültig ist, ob jemand sannyāsī oder gṛhastha ist. Wichtig ist nur, daß man seine Zuneigung zu Kṛṣṇa vergrößert; dann ist sein Leben erfolgreich. Wenn man dem Beispiel Śrī Kṛṣṇas folgt, kann man ohne weiteres im Kreis seiner Familie und auch als Mitglied der Gesellschaft oder Nation leben - nicht zum Zweck der Sinnenbefriedigung, sondern um Kṛṣṇa zu erkennen, indem man seine Zuneigung zu Ihm vergrößert. Es gibt vier Prinzipien auf dem Weg vom bedingten Leben zum Leben der Befreiung; sie werden technisch als dharma, artha, kāma und mokṣa (Religion, wirtschaftlicher Fortschritt, Sinnenbefriedigung und Befreiung) bezeichnet. Wenn man ein Familienleben führt, indem man dem Beispiel der Familienangehörigen Śrī Kṛṣṇas folgt und Kṛṣṇa zum Mittelpunkt allen Tuns macht, kann man diese vier Prinzipien des Erfolgs gleichzeitig erfüllen.

Wie wir bereits wissen, hatte Kṛṣṇa 16108 Frauen. Sie alle waren hochstehende, befreite Seelen, und Rukmiṇī nahm unter ihnen den ersten Rang ein. Nach Rukmiṇī gab es sieben weitere vorrangige Frauen, deren Söhne bereits genannt wurden. Kṛṣṇa hatte nicht nur von jeder Seiner acht führenden Frauen zehn Kinder, sondern auch von jeder der übrigen Königinnen. Insgesamt belief sich also die Zahl der Söhne des Herrn auf 16108 X 10. Es sollte uns nicht sehr verwundern, daß Kṛṣṇa so viele Söhne hatte. Wir müssen stets bedenken, daß Kṛṣṇa der Höchste Persönliche Gott ist und unbegrenzte Kräfte besitzt. Er erklärt, daß alle Lebewesen Seine Söhne sind. Selbst wenn Er also sechzehn Millionen Söhne gehabt hätte, die persönlich mit Ihm verwandt gewesen wären, gäbe es keinen Grund zur Verwunderung.

Von Kṛṣṇas überaus mächtigen Söhnen waren achtzehn mahā-rathas. Die mahā-rathas konnten es allein mit Tausenden von Soldaten, Streitwagen, berittenen Soldaten und Elefanten aufnehmen. Der Ruhm der achtzehn Söhne war weithin bekannt, und sie werden in fast allen vedischen Schriften beschrieben. Ihre Namen sind: Pradyumna, Aniruddha, Dīptimān, Bhānu, Sāmba, Madhu, Bṛhadbhānu, Citrabhānu, Vṛka, Aruṇa, Puṣkara, Vedabāhu, Śrutadeva, Sunandana, Citrabāhu, Virūpa, Kavi und Nyagrodha. Von den achtzehn mahā-ratha-Söhnen gilt Pradyumna als der vortrefflichste. Pradyumna war der älteste Sohn Rukmiṇis und erbte alle Vorzüge Seines einzigartigen Vaters Śrī Kṛṣṇa. Er heiratete die Tochter Rukmīs, seines Onkels mütterlicherseits, und aus dieser Verbindung ging Aniruddha hervor. Aniruddha war so machtvoll, daß er gegen zehntausend Elefanten kämpfen konnte. Er heiratete die Enkelin Rukmīs, des Bruders Seiner Großmutter Rukmiṇī. Als Vetter und Kusine waren beide nur entfernt miteinander verwandt, und eine solche Heirat war zur damaligen Zeit durchaus nicht selten. Aniruddha hatte einen Sohn mit Namen Vajra. Als schließlich die ganze Yadu-Dynastie durch den Fluch eines brāhmaṇa vernichtet wurde, war Vajra der einzige Überlebende. Vajra zeugte einen Sohn namens Pratibāhu; der Sohn Pratibāhus bekam den Namen Subāhu; Subāhus Sohn hieß Śāntasena, und der Sohn Śāntasenas schließlich war Śatasena.

Śukadeva Gosvāmī berichtet, daß alle Angehörigen der Yadu-Dynastie viele Kinder hatten. Wie Kṛṣṇa zahlreiche Söhne, Enkel und Urenkel hatte, so hatte auch jeder der oben genannten Könige eine große Anzahl Nachkommen und Verwandte. Die Könige der Yadus hatten jedoch nicht nur sehr viele Kinder, sie waren auch außerordentlich reich und wohlhabend. Kein einziger von ihnen war schwach oder kurzlebig, und dazu waren sie alle echte Anhänger der brahmanischen Kultur. Es ist die Pflicht der kṣatriya-Könige, die brahmanische Kultur zu beschützen, und alle Könige der Yadu-Dynastie versahen ihre Pflichten in bester Weise. Die Angehörigen der Yadu-Dynastie waren so zahlreich, daß es selbst dann noch schwierig wäre, sie alle zu beschreiben, wenn man eine Lebensdauer von vielen tausend Jahren hätte. Śrīla Śukadeva Gosvāmī sagte zu Mahārāja Parīkṣit, er habe aus verläßlichen Quellen erfahren, daß allein zur Erziehung der Kinder der Yadu-Dynastie nicht weniger als 38 800 000 Lehrer oder ācāryas benötigt wurden. Wenn man bedenkt, daß schon so viele Lehrer vonnöten waren, die Kinder der Yadu zu erziehen, kann man sich einen Begriff davon machen, wie gewaltig die Zahl aller Familienangehörigen gewesen sein muß. Was die Größe ihrer Streitkräfte anbelangt, so heißt es, daß allein Ugrasenas persönliche Leibwache aus zehn Billiarden Soldaten bestand.

Bevor Kṛṣṇa in unserem Universum erschien, hatten viele Schlachten zwischen den Halbgöttern und den Dämonen stattgefunden. In den Kämpfen starben viele Dämonen, die später die Gunst erhielten, in hohen Königsfamilien auf der Erde geboren zu werden. Ihre hohe Stellung als Herrscher machte sie stolz, und sie hatten nichts anderes im Sinn, als ihre Untertanen zu peinigen. Śrī Kṛṣṇa erschien am Ende des Dvāpara-yuga auf der Erde, um diese dämonischen Könige zu töten. In der Bhagavad-gītā (4.8) heißt es dazu paritrāṇāya sādhūnāṁ vināśāya ca duṣkṛtām. »Der Herr erscheint, um die Gottgeweihten zu beschützen und die Schurken zu vernichten.« Auch wurden einige Halbgötter gebeten, mit Kṛṣṇa auf der Erde zu erscheinen, um Ihm in Seinen transzendentalen Spielen zu dienen. Als also Kṛṣṇa erschien, kam Er zwar in der Gesellschaft Seiner ewigen Diener, doch wurden auch die Halbgötter aufgefordert, auf die Erde herabzukommen, um Ihn zu unterstützen, und so wurden sie alle in der Yadu-Dynastie geboren. Die Angehörigen dieser Familien ehrten Kṛṣṇa in einer Weise, die Seiner Göttlichkeit entsprach, und sie alle waren mit Herz und Seele Seine Geweihten. Somit waren alle Angehörigen der Yadu-Dynastie sehr mächtig, glücklich und wohlhabend, und sie kannten keine Sorgen. Weil sie bedingungsloses Vertrauen in Kṛṣṇa hatten und Ihm völlig hingegeben waren, wurden sie niemals von anderen Königen besiegt. Ihre Liebe zu Kṛṣṇa war so stark, daß sie bei ihren alltäglichen Tätigkeiten, beim Sitzen, Schlafen, Reisen, Sprechen, Sich-Vergnügen, Reinigen und Baden ganz in Gedanken bei Kṛṣṇa waren und den Bedürfnissen ihres Körpers keine Aufmerksamkeit schenkten. Das ist das Merkmal eines reinen Geweihten Śrī Kṛṣṇas. Wie ein Mensch, der völlig von einem bestimmten Gedanken in Anspruch genommen wird, zuweilen alle körperlichen Belange vergißt, so sorgten die Yadus nur unbewußt für die Bedürfnisse des Körpers; ihre eigentliche Aufmerksamkeit richtete sich ständig auf Kṛṣṇa. Ganz mechanisch führten sie ihre körperlichen Tätigkeiten aus, während ihr Geist ständig im Bewußtsein Kṛṣṇas vertieft war.

Śrīla Śukadeva beschloß das 90. Kapitel des Zehnten Canto des Śrīmad-Bhāgavatam mit einer Darlegung der fünf Besonderheiten Kṛṣṇas. Die erste Besonderheit des Herrn wird folgendermaßen beschrieben: Bis zu Kṛṣṇas Erscheinen in der Familie der Yadu war der Fluß Ganges als das Reinste von allem bekannt; selbst unreine Dinge konnten gereinigt werden, wenn sie das Wasser des Ganges berührten. Die Erklärung für diese außerordentliche Kraft des Gangeswassers lautet, daß es von den Zehen Śrī Viṣṇus fließt. Als dann aber Śrī Kṛṣṇa, der Höchste Viṣṇu, in der Familie der Yadu-Dynastie erschien und persönlich durch das Königreich der Yadus reiste, wurde durch den vertraulichen Umgang mit Ihm die ganze Familie der Yadus nicht nur sehr berühmt, sondern bekam auch eine noch größere reinigende Kraft, als sie dem Gangeswasser innewohnt.

Die nächste Besonderheit an Śrī Kṛṣṇas Erscheinen ist, daß die Gottgeweihten und Dämonen, obwohl es so schien, als schütze Er die Gottgeweihten und vernichte die Dämonen, letzten Endes das gleiche erhielten. Śrī Kṛṣṇa erteilt fünf Arten der Befreiung, von denen Er die sāyujya-mukti, die Befreiung, bei der man eins mit dem Höchsten wird, Dämonen wie Kaṁsa zukommen ließ, wohingegen Er den gopīs die Gunst gewährte, mit Ihm persönlich zusammensein zu dürfen. Die gopīs behielten ihre Individualität, um sich des Zusammenseins mit Śrī Kṛṣṇa zu erfreuen, doch Kaṁsa wurde in die unpersönliche Brahman-Ausstrahlung des Herrn aufgenommen. Sowohl die Dämonen als auch die gopīs wurden also spirituell befreit, aber weil die Dämonen Kṛṣṇas Feinde waren und die gopīs Seine Freundinnen, wurden die Dämonen getötet und die gopīs beschützt.

Die dritte Besonderheit an Śrī Kṛṣṇas Erscheinen ist die Tatsache, daß die Glücksgöttin, die von Halbgöttern wie Brahmā, Indra und Candra verehrt wird, Kṛṣṇa unablässig diente, obwohl der Herr die gopīs bevorzugte. Laksmījī, die Glücksgöttin, versuchte ihr Bestes, die gleiche Ebene wie die gopīs zu erreichen, was ihr jedoch nicht gelang. Dessen ungeachtet blieb sie Kṛṣṇa ergeben, wenngleich sie sonst, auch wenn sie von Halbgöttern wie Brahmā verehrt wird, nicht längere Zeit am gleichen Ort bleibt.

Die vierte Besonderheit bei Kṛṣṇas Erscheinen ist die Herrlichkeit Seines Namens. In den vedischen Schriften wird erklärt, daß man, wenn man tausendmal die verschiedenen Namen Viṣṇus chantet, den gleichen Nutzen erfährt wie durch das dreimalige Chanten des heiligen Namens »Śrī Rāma«. Und den gleichen Segen empfängt man, wenn man nur einmal den heiligen Namen »Kṛṣṇa« chantet. Das bedeutet also, mit anderen Worten, daß von allen heiligen Namen des Höchsten Persönlichen Gottes - einschließlich der Namen »Viṣṇu« und »Rāma« - der heilige Name »Kṛṣṇa« der mächtigste ist. Die vedischen Schriften messen deshalb dem Chanten des heiligen Namens »Kṛṣṇa« ganz besondere Bedeutung bei, vor allem in der Form von »Hare Kṛṣṇa, Hare Kṛṣṇa, Kṛṣṇa Kṛṣṇa, Hare Hare - Hare Rāma, Hare Rāma, Rāma Rāma, Hare Hare«. Śrī Caitanya führte das Chanten der heiligen Namen Kṛṣṇas im gegenwärtigen Zeitalter ein und machte es damit viel leichter als in anderen Zeitaltern, Befreiung zu erlangen. Śrī Kṛṣṇa ist also vortrefflicher als Seine anderen Inkarnationen, obwohl sie alle im gleichen Maße der Höchste Persönliche Gott sind.

Die fünfte Besonderheit an Śrī Kṛṣṇas Erscheinen ist, daß Er durch einen einzigen Ausspruch in der Bhagavad-gītā (18.66) das vortrefflichste aller religiösen Prinzipien verkündete. Dieser Ausspruch besagt, daß man alle Grundsätze religiöser Riten ganz einfach dadurch erfüllen kann, daß man sich Ihm hingibt. In den vedischen Schriften werden zwanzig Arten religiöser Prinzipien erwähnt, von denen jede in einer anderen śāstra beschrieben wird. Doch Śrī Kṛṣṇa ist so gütig zu den gefallenen und bedingten Seelen dieses Zeitalters, daß Er persönlich erschien und jeden bat, alle religiösen Riten aufzugeben und sich ganz einfach Ihm hinzugeben. Im Zeitalter des Kali, so heißt es, sind drei Viertel der religiösen Prinzipien verlorengegangen, und auch das noch verbliebene Viertel wird kaum noch eingehalten. Durch Śrī Kṛṣṇas Gnade jedoch ist diesem Mangel des Kali-yuga nicht nur völlig abgeholfen, sondern die Ausübung der Religion ist zudem so einfach gemacht worden, daß man schon dadurch, daß man dem Herrn durch das Chanten Seiner heiligen Namen »Hare Kṛṣṇa, Hare Kṛṣṇa, Kṛṣṇa Kṛṣṇa, Hare Hare - Hare Rāma, Hare Rāma, Rāma Rāma, Hare Hare« transzendentalen liebevollen Dienst darbringt, das höchste Ergebnis der Religion erreichen kann, das darin besteht, zum höchsten Planeten in der spirituellen Welt, nach Goloka Vṛndāvana, zu gelangen. Hieran wird der Segen von Śrī Kṛṣṇas Erscheinen deutlich, und man kann verstehen, daß es in keiner Weise ungewöhnlich war, daß Er den Menschen der Welt durch Sein Erscheinen Erleichterung verschaffte.

Śrīla Śukadeva Gosvāmī beendete seine Beschreibung der einzigartigen Vortrefflichkeit Śrī Kṛṣṇas, indem er Ihn mit folgenden Worten pries: »O Śrī Kṛṣṇa, gepriesen seiest Du. Du weilst im Herzen eines jeden als Paramātmā. Deshalb bist Du auch als Jananivāsa bekannt, als ›einer, der im Herzen eines jeden weilt‹«. In der Bhagavad-gītā (18.61) wird dies wie folgt bestätigt: īśvaraḥ sarva bhūtānāṁ hṛd-deśe 'rjuna tiṣṭhati. »Der Höchste Herr weilt in Seinem Aspekt als Paramātmā im Herzen eines jeden.« Das heißt jedoch nicht, daß Kṛṣṇa kein davon gesondertes Dasein als der Höchste Persönliche Gott führt. Die Māyāvādī-Philosophen erkennen zwar den alldurchdringenden Aspekt des Parabrahman an, doch wenn der Parabrahman, der Höchste Herr, Selbst erscheint, glauben sie, Sein Erscheinen unterstehe dem Diktat der materiellen Natur. Weil Kṛṣṇa als der Sohn Devakīs erschien, halten die Māyāvādīs Ihn für ein gewöhnliches Lebewesen, das in der materiellen Welt geboren wird. Deshalb warnt Śukadeva Gosvāmī sie, indem er erklärt devakī-janma-vāda, was bedeutet, daß Kṛṣṇa, obwohl Er als der Sohn Devakīs berühmt ist, in Wirklichkeit die Überseele ist oder der alldurchdringende Höchste Persönliche Gott. Die Gottgeweihten jedoch verstehen den Ausspruch devakī-janma-vāda noch auf eine andere Weise. Sie wissen, daß Kṛṣṇa eigentlich der Sohn Mutter Yaśodās war, denn obwohl Kṛṣṇa zunächst als Sohn Devakīs erschien, ließ Er Sich sogleich zum Schoß Yaśodās bringen. Yaśodā und Nanda Mahārāja freuten sich voller Glückseligkeit an Seinen Kindheitsspielen. Dies gab auch Vasudeva zu, als er Nanda Mahārāja und Mutter Yaśodā in Kurukṣetra begegnete. Er erklärte damals, daß Kṛṣṇa und Balarāma in Wirklichkeit die Söhne Mutter Yaśodās und Nanda Mahārājas seien. Vasudeva und Devakī waren nur oberflächlich betrachtet ihre Eltern. Ihre wirklichen Eltern waren Nanda und Yaśodā. Daher also nannte Śukadeva Gosvāmī Śrī Kṛṣṇa devakī-janma-vāda.

Śukadeva Gosvāmī pries den Herrn weiterhin als den, der vom yadu-vara-pariṣat, vom Versammlungshaus der Yadu-Dynastie, geehrt wird, und als den Vernichter vieler Dämonen. Kṛṣṇa, der Höchste Persönliche Gott, hätte die Dämonen auch alle durch Seine vielfältigen materiellen Energien töten können, doch Er wollte sie lieber persönlich vernichten, um ihnen Befreiung zu geben. Kṛṣṇa hätte nicht persönlich in die materielle Welt herabzukommen brauchen, nur um Dämonen zu töten, denn schon allein durch Seinen Willen hätten Hunderte und Tausende von Dämonen auch ohne Sein persönliches Auftreten getötet werden können. Im Grunde erschien Er nur für Seine reinen Geweihten, um z. B. als Kind mit Mutter Yaśodā und Nanda Mahārāja zu spielen und die Einwohner Dvārakās zu erfreuen. Als Śrī Kṛṣṇa die Dämonen tötete und die Gottgeweihten beschützte, lehrte Er das wahre religiöse Prinzip - Liebe zu Gott. Durch das Befolgen der echten religiösen Prinzipien der Liebe zu Gott wurden selbst die Lebewesen, die man als sthira-cara bezeichnet, von aller materiellen Verunreinigung befreit und in das spirituelle Königreich erhoben. Unter sthira versteht man die sich nicht bewegenden Lebewesen, wie Bäume und Sträucher, und cara bezieht sich auf die sich bewegenden Lebewesen, vor allem die Kühe. Als Kṛṣṇa gegenwärtig war, erlöste Er alle Bäume, Affen und viele andere Tiere und Pflanzen, die Ihm begegneten und Ihm in Vṛndāvana oder Dvārakā dienten.

Śrī Kṛṣṇa wird ganz besonders für die Freude gepriesen, die Er den gopīs und den Königinnen von Dvārakā schenkte. Śukadeva Gosvāmī pries Śrī Kṛṣṇa für Sein bezauberndes Lächeln, mit dem Er nicht nur die gopīs in Vṛndāvana, sondern auch die Königinnen in Dvārakā in Bann schlug. Das Wort, das in diesem Zusammenhang gebraucht wird, lautet vardhayan kāmadevam. In Vṛndāvana als Freund vieler gopīs und in Dvārakā als Gemahl vieler Königinnen entfachte Kṛṣṇa die lustvollen Wünsche Seiner Geweihten, sich mit Ihm zu erfreuen. Um Gott kennenzulernen oder sich selbst zu verwirklichen, muß man sich für gewöhnlich für viele Tausende von Jahren schwere Entsagungen und Bußen auferlegen und kann erst dann möglicherweise Gott erkennen. Den gopīs und den Königinnen von Dvārakā indessen wurde die höchste Art der Befreiung einfach dadurch zuteil, daß sie ihre lustvollen Wünsche, sich mit Kṛṣṇa als Freund oder Gemahl zu vergnügen, steigerten.

Śrī Kṛṣṇas Beziehung zu den gopīs und den Königinnen ist einzigartig in der Geschichte der Selbstverwirklichung. Im allgemeinen glauben die Menschen, zur Selbstverwirklichung müsse man sich in den Wald oder in die Berge begeben und dort schwere Entsagungen und Bußen auf sich nehmen; doch die gopīs und Königinnen erlangten einfach dadurch, daß sie in intimer Liebe an Kṛṣṇa hingen und sich Seiner Gesellschaft in einem scheinbar sinnengenießerischen Leben voller Pracht und Herrlichkeit erfreuten, die höchste Art der Befreiung, die nicht einmal den großen Weisen und Heiligen erreichbar ist. In ähnlicher Weise erhielten auch Dämonen, wie Kaṁsa, Dantavakra und Śiśupāla, die höchste Segnung, indem sie in die spirituelle Welt erhoben wurden.

Zu Beginn des Śrīmad-Bhāgavatam bringt Śrīla Vyāsadeva der Höchsten Wahrheit Vāsudeva, Kṛṣṇa, seine achtungsvollen Ehrerbietungen dar. Danach lehrte er seinen Sohn Śukadeva Gosvāmī, das Śrīmad-Bhāgavatam zu predigen, und pries in diesem Zusammenhang den Herrn als jayati. Den Fußstapfen Śrīla Vyāsadevas, Śukadeva Gosvāmīs und aller ācāryas in der Nachfolge der Schüler folgend sollte die gesamte Weltbevölkerung Śrī Kṛṣṇa preisen und sich zu ihrem eigenen Besten der Bewegung für Kṛṣṇa-Bewußtsein anschließen. Der Vorgang ist einfach und wirksam: Man braucht nur den mahā-mantra zu chanten »Hare Kṛṣṇa, Hare Kṛṣṇa, Kṛṣṇa Kṛṣṇa, Hare Hare - Hare Rāma, Hare Rāma, Rāma Rāma, Hare Hare«.

Der Höchste Persönliche Gott, Kṛṣṇa, die Überseele aller Lebewesen, kommt aus Seiner grundlosen Gnade in die materielle Welt herab und offenbart in Seinen verschiedenen Inkarnationen Seine vielfältigen transzendentalen Spiele. Das Hören über die anziehenden Spiele der verschiedenen Inkarnationen Śrī Kṛṣṇas stellt für die bedingte Seele eine Möglichkeit zur Befreiung dar, und die wundersamen und freudvollen Taten, die Śrī Kṛṣṇa Selbst vollbrachte, sind ganz besonders anziehend, denn Śrī Kṛṣṇa Selbst ist allesanziehend.

Den heiligen Fußstapfen Śrīla Śukadeva Gosvāmīs folgend haben wir versucht, das Buch »Kṛṣṇa« vorzulegen, damit es von den bedingten Seelen des gegenwärtigen Zeitalters gelesen und gehört werden kann. Wenn man über die transzendentalen Spiele Śrī Kṛṣṇas hört, wird man mit Sicherheit und Gewißheit Befreiung erlangen und nach Hause, zu Gott, zurückkehren. Śrīla Śukadeva Gosvāmī versichert, daß wir dadurch, daß wir über die transzendentalen Spiele und Taten des Herrn hören, nach und nach alle Fesseln materieller Verunreinigung abstreifen. Deshalb muß man, ganz gleich wer oder was man sein mag, wenn man mit Śrī Kṛṣṇa im transzendentalen Königreich Zusammensein will, um dort in Ewigkeit und Glückseligkeit zu leben, über Śrī Kṛṣṇas Spiele hören und den mahā-mantra chanten - »Hare Kṛṣṇa, Hare Kṛṣṇa, Kṛṣṇa Kṛṣṇa, Hare Hare - Hare Rāma, Hare Rāma, Rāma Rāma, Hare Hare«.

Die transzendentalen Spiele des Höchsten Persönlichen Gottes Śrī Kṛṣṇa sind so machtvoll, daß man, wenn man nur aus dem Buch »Kṛṣṇa« hört, liest oder sich seines Inhalts erinnert, mit Sicherheit in die spirituelle Welt erhoben werden wird, was für gewöhnlich nur sehr schwer zu erreichen ist. Die Schilderungen der Spiele Śrī Kṛṣṇas wirken so anziehend, daß sie uns von selbst dazu anregen, sie immer wieder zu studieren, und je mehr wir die Spiele des Herrn kennenlernen, desto mehr Zuneigung werden wir zu Ihm gewinnen. Und allein diese Zuneigung zu Kṛṣṇa gibt uns die Eignung, in Sein Reich, nach Goloka Vṛndāvana zu gelangen. Wie wir aus dem vorangegangenen Kapitel erfahren haben, muß man, um die materielle Welt hinter sich zu lassen, die strengen Gesetze der materiellen Natur überwinden. Die strengen Gesetze der materiellen Natur können jedoch nicht den Fortschritt einer Seele hemmen, die sich zur spirituellen Natur hingezogen fühlt. Dies wird vom Herrn Selbst in der Bhagavad-gītā (7.14) bestätigt; es heißt dort: »Obwohl die strengen Gesetze der materiellen Natur sehr schwer zu überwinden sind, kann man, wenn man sich dem Herrn hingibt, die Unwissenheit sehr leicht hinter sich lassen.« In der spirituellen Welt hat die materielle Natur keinen Einfluß. Wie wir aus dem Zweiten Canto des Śrīmad-Bhāgavatam wissen, sind die Macht der herrschenden Halbgötter und der Einfluß der materiellen Natur so deutlich wahrnehmbar, weil es sie in der spirituellen Welt nicht gibt.

Śrīla Śukadeva Gosvāmī legt Mahārāja Parīkṣit daher zu Anfang des Zweiten Cantos nahe, daß jede bedingte Seele von den transzendentalen Spielen des Herrn hören und chanten solle. Śrīla Śukadeva Gosvāmī sagte zu König Parīkṣit weiterhin, daß in früheren Zeiten viele Könige und Kaiser in den Dschungel gezogen seien und sich dort schweren Strengen und Bußen unterzogen hätten, um nach Hause, zu Gott, zurückzukehren. In Indien ist es oftmals heute noch üblich, daß fortgeschrittene Transzendentalisten ihr Familienleben aufgeben und nach Vṛndāvana ziehen, um sich dort vollauf dem Hören und Chanten über die heiligen Spiele des Herrn zu widmen. Dieser Vorgang wird im Śrīmad-Bhāgavatam empfohlen, und die sechs Gosvāmīs von Vṛndāvana folgten dieser Weisung. Leider jedoch haben gegenwärtig viele karmīs und Pseudo-Gottgeweihte, die den von Śukadeva Gosvāmī empfohlenen Vorgang nachahmen wollten, das heilige Vṛndāvana übervölkert. Zwar heißt es, daß früher viele Könige und Kaiser zu diesem Zweck in den Wald gingen, doch Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Ṭhākura verurteilte die Absicht, das weltabgewandte Leben in Vṛndāvana verfrüht zu beginnen.

Wer sich verfrüht nach Vṛndāvana begibt, um dort gemäß den Anweisungen Śukadeva Gosvāmīs zu leben, wird, obwohl er sich in Vṛndāvana befindet, wieder māyā zum Opfer fallen. Um sich gegen unrechtes Sich-Niederlassen in Vṛndāvana zu wenden, verfaßte Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Thākura ein in diesem Zusammenhang sehr zutreffendes Lied, es lautet: »Mein lieber Geist, warum bist du so stolz darauf, ein Vaiṣṇava zu sein? Dein einsiedlerisches Verehren und Chanten des heiligen Namens des Herrn beruht auf dem Wunsch nach billiger Bewunderung, und deshalb ist dein Chanten des heiligen Namens Heuchelei. Dieses Trachten nach nichtigem Ansehen ist mit dem Kot von Schweinen vergleichbar, denn solche Bewunderung ist eine weitere Erscheinung von māyās Einfluß.« Zwar kann man sich auch um billiger Bewunderung willen nach Vṛndāvana begeben und, statt ins Kṛṣṇa-Bewußtsein vertieft zu sein, immerzu an Geld und Frauen denken, die doch nur vergängliche Quellen der Freude sind, doch ist es viel ratsamer, alles, was man an Geld und Frauen besitzen mag, in den Dienst des Herrn zu stellen, denn Sinnengenuß ist nicht für die bedingten Seelen bestimmt.

Der Meister der Sinne ist Hṛṣīkeśa, Śrī Kṛṣṇa. Deshalb sollten die Sinne stets in Seinem Dienst gebraucht werden. Was materiellen Ruhm betrifft, so hat es viele Dämonen, wie z. B. Rāvaṇa, gegeben, die sich dieses Ruhmes wegen gegen die Gesetze der materiellen Natur vergehen wollten, doch sie alle scheiterten. Man sollte deshalb nicht so dämonisch handeln und sich aus falscher Geltungssucht als Vaiṣṇava gebärden, ohne dem Herrn zu dienen. Wenn man sich aber dem hingebungsvollen Dienst für den Herrn widmet, wird einem der Ruhm eines Vaiṣṇava von selbst zufallen. Es gibt kaum einen Grund, gegen die Gottgeweihten Mißgunst zu hegen, die den Ruhm des Herrn verkünden. Wir selbst haben es erlebt, daß uns die sogenannten bābājīs in Vṛndāvana sagten, es sei nicht vonnöten zu predigen, und man tue besser daran, in Vṛndāvana an einem abgeschiedenen Ort zu leben und den heiligen Namen zu chanten. Solche bābājīs wissen nicht, daß einem, wenn man sich dem Predigen oder der Verkündung des Ruhmes des Höchsten Persönlichen Gottes widmet, ganz von selbst der gute Ruf eines Predigers folgen wird. Man sollte also nicht voreilig das ehrenwerte Leben eines Haushälters aufgeben, um in Vṛndāvana ein Leben des Müßiggangs zu führen. Śrīla Śukadeva Gosvāmīs Empfehlung, das Zuhause zu verlassen und in den Wald zu gehen, um nach Kṛṣṇa zu forschen, gilt nicht für unreife Menschen. Mahārāja Parīkṣit war reif. Vom Anfang seines Lebens an und auch als Haushälter verehrte er den mūrti Śrī Kṛṣṇas. In seiner Kindheit verehrte er Śrī Kṛṣṇas transzendentale Bildgestalt, und obwohl er später Haushälter wurde, blieb er doch immer frei von Anhaftung. So gab er auch, als er von seinem bevorstehenden Tod erfuhr, sogleich alle Verbindungen zum Haushälterleben auf und setzte sich am Ufer des Ganges nieder, um in der Gemeinschaft von Gottgeweihten das Śrīmad-Bhāgavatam zu hören.

ENDE
Hiermit endet die Erläuterung Bhaktivedantas zum 90. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Eine kurze Darstellung der Spiele Śrī Kṛṣṇas«.