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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
27. Kapitel:
 
Krishna
 
Die Gebete des Himmelskönigs Indra


 

Nach der wundersamen Rettung Vṛndāvanas erschienen am nächsten Tag eine der surabhi-Kühe aus Goloka Vṛndāvana und König Indra von den himmlischen Planeten an einem abgelegenen Ort im Wald vor Kṛṣṇa. Indra, der König des Himmels, hatte sich inzwischen besonnen und wollte Kṛṣṇa für sein Vergehen um Vergebung bitten. Sowie er den Herrn erblickte, warf er sich Ihm zu Füßen, obwohl seine eigene Krone hell wie die Sonne glänzte. Indra war sich im Grunde immer über die erhabene Stellung Kṛṣṇas bewußt gewesen, doch konnte er sich nicht vorstellen, daß sein Herr auf die Erde herabgekommen war, um in Vṛndāvana unter Kuhhirten zu leben. Er wurde daher sehr zornig, als Kṛṣṇa Sich seiner Autorität widersetzte, denn er wähnte sich als der Höchste im Universum und glaubte, niemand sei mächtiger als er. Nachdem aber dann Kṛṣṇa Seine wahre Macht gezeigt hatte, wurde sich Indra seiner untergeordneten Position wieder bewußt, und so begab er sich jetzt mit gefalteten Händen zu Śrī Kṛṣṇa, um Ihm seine Gebete darzubringen.

Indra sagte: »Mein Lieber Herr, selbstherrlich geworden durch meine hohe Position fühlte ich mich beleidigt, als Du den Kuhhirten die Durchführung des Indra-yajña untersagtest. Ich glaubte, Du wolltest, unter dem Vorwand, eine Govardhana-pūjā auszuführen, meinen mir zustehenden Anteil an der Ernte der Kuhhirten genießen, und diese anmaßende Vermutung ließ mich Deine wirkliche Stellung völlig vergessen. Durch Deine Gnade jedoch habe ich meine Einsicht wiedergewonnen, und daher kann ich verstehen, daß Du der Höchste Persönliche Gott bist, der transzendental ist zu allen materiellen Eigenschaften. Du bist in viśuddha-sattvam, in spiritueller Reinheit, verankert, die der materiellen Erscheinungsweise der Reinheit als transzendentale Eigenschaft gegenübersteht, und Dein spirituelles Reich liegt jenseits des störenden Einflusses der materiellen Energie. Dein Name, Dein Ruhm, Deine Eigenschaften, Deine Gestalt und Deine Spiele haben nichts mit der materiellen Natur gemein und werden deshalb niemals von den drei Erscheinungsweisen beeinflußt. Dein ewiges Reich ist nur denen zugänglich, die sich strenge Entbehrungen und Bußen auferlegen, und die vom Einfluß der materiellen Erscheinungsweisen, wie Leidenschaft und Unwissenheit befreit sind. Wer denkt, Du würdest von den Erscheinungsweisen der materiellen Natur bedeckt, wenn Du in der materiellen Welt erscheinst, befindet sich im Irrtum, denn die Netze der materiellen Erscheinungsweisen können Dich niemals fangen. Du wirst von ihnen nicht berührt, wenn Du in dieser Welt erscheinst; die Gesetze der materiellen Natur können Dich niemals binden.

Lieber Herr, Du bist der ursprüngliche Vater der kosmischen Manifestation; Du bist der höchste geistige Meister, und Du bist der ursprüngliche Eigentümer aller Dinge. Als ewige Zeit züchtigst Du die Sündigen. Hier in der materiellen Welt gibt es viele Toren wie mich, die sich einbilden, Gott zu sein oder die Höchsten im Universum, doch Du bist so barmherzig, sie nicht zu bestrafen, sondern Mittel und Wege zu finden, diese Vermessenheit von ihnen zu nehmen, so daß sie verstehen können, daß Du allein der Höchste Persönliche Gott bist.

Mein lieber Herr, Du bist der höchste Vater, der höchste geistige Meister und der höchste König. Deshalb hast Du das Recht, jedes Lebewesen, das sich unangemessen verhält, zu bestrafen. Der Vater, der geistige Meister und das Staatsoberhaupt sind stets um das Wohl ihrer Söhne, Schüler oder Bürger bemüht, und deshalb steht es ihnen zu, ihre Abhängigen zurechtzuweisen. Du erscheinst aus freiem Willen in Deinen ewigen glückverheißenden Formen auf der Erde, um den ganzen Planeten zu segnen und die Menschen zu bestrafen, die sich fälschlich für Gott ausgeben. In der materiellen Welt kämpft jeder mit jedem um den Posten des Führers, und die Törichten behaupten, nachdem sie in ihrem Streben gescheitert sind, sie seien Gott, die höchste Persönlichkeit. Es gibt viele solche Dummköpfe, zu denen leider auch ich zähle, doch nachdem sie schließlich von Dir bestraft worden sind, kommen sie wieder zu Sinnen und beschäftigen sich mit Hingabe in Deinem transzendentalen Dienst. Lieber Herr, ich beging einen schweren Frevel gegen Deine Lotosfüße, als ich in meinem falschen Stolz auf meinen materiellen Reichtum Deine unbegrenzte Macht verkannte. Ich bin ein großer Narr, bitte verzeih mir und gib mir gütigerweise Deinen Segen, so daß ich nicht noch einmal eine solche Dummheit begehe. Solltest Du jedoch mein Vergehen für zu schwer erachten, als daß Du es entschuldigen könntest, so möchte ich Dich bitten zu berücksichtigen, daß ich Dein ewiger Diener bin. Du erscheinst in der materiellen Welt, um Deine ewigen Diener zu beschützen und die Dämonen zu vernichten, die sich große Streitheere halten, mit denen sie der ganzen Welt zur Last fallen. Vergib deshalb bitte mir, Deinem ewigen Diener!

Lieber Herr, Du bist der Höchste Persönliche Gott, die Höchste Person und die Höchste Seele; ich erweise Dir meine respektvollen Ehrerbietungen. Du bist der Sohn Vasudevas, der Höchste Herr, Śrī Kṛṣṇa, der Meister aller reinen Gottgeweihten; ich werfe mich Dir zu Füßen. Du bist das höchste Wissen in Person, und Du kannst ganz nach Belieben zu jeder Zeit in irgendeiner Deiner ewigen Formen erscheinen. Du bist die Wurzel der Schöpfung und die Überseele im Herzen eines jeden Wesens. Obwohl ich all dies weiß, war ich so verblendet, Dich zu mißachten und mich von meinem unbeherrschten Zorn dazu verleiten zu lassen, Regen- und Hagelstürme nach Vṛndāvana zu schicken, die dort großen Schaden anrichteten. Aus blinder Wut handelte ich, denn ich konnte es nicht ertragen, daß das für meinen Genuß bestimmte Opfer einem anderen zuteil wurde. Trotzdem warst Du barmherzig und zerstörtest meinen falschen Stolz. O mein Herr, Du bist nicht nur der Höchste Kontrollierende, sondern auch der geistige Meister aller Lebewesen. Laß mich bitte bei Deinen Lotosfüßen Schutz suchen.

Śrī Kṛṣṇa, der Höchste Persönliche Gott, lächelte sanft, als er so gepriesen wurde und erwiderte: »Mein Lieber Indra, du hast ganz recht. Ich habe das dir zugedachte Opfer abgebrochen, um dir Meine grundlose Barmherzigkeit zu erweisen und dich daran zu erinnern, daß Ich dein ewiger Meister bin; auch die anderen Halbgötter sind Mir untergeordnet. Du solltest niemals vergessen, daß du alle deine materiellen Güter nur durch Meine Barmherzigkeit erhalten hast. Jeder soll sich stets daran erinnern, daß Ich der Höchste Herr bin. Ich kann jedem Meine Gunst erweisen und jeden bestrafen, denn niemand steht über Mir. Wenn Ich sehe, daß jemand von falschem Stolz befallen ist, nehme Ich ihm aus Barmherzigkeit seinen Reichtum fort.«

Es ist hier anzumerken, daß Kṛṣṇa einem begüterten Menschen oft den ganzen Besitz fortnimmt, um ihm hierdurch zu helfen, sich Ihm völlig hinzugeben. Dies ist eine besondere Gunst des Herrn. Nicht selten geschieht es, daß ein Mensch plötzlich all seinen materiellen Reichtum verliert, wenn er sich im hingebungsvollen Dienst des Höchsten beschäftigt. Es wäre jedoch falsch, daraus zu schließen, man würde zum Bettler werden, sobald man dem Höchsten Herrn diene. Die richtige Erklärung lautet vielmehr: Wenn ein Gottgeweihter aufgrund falscher Vorstellungen immer noch die materielle Natur beherrschen möchte, erweist ihm der Herr Seine ganz besondere Gnade und nimmt die Last materieller Besitztümer von ihm, so daß ihm schließlich nichts anderes übrigbleibt, als sich dem Höchsten Herrn gänzlich hinzugeben.

Nachdem der Herr den Halbgott Indra unterwiesen hatte, bat Er ihn, in sein Königreich auf den himmlischen Planeten zurückzukehren, doch künftig immer daran zu denken, daß er niemals selbst der Höchste werden könne, sondern der Höchsten Person stets untergeordnet bleibe. Zwar sollte er König über den Himmel bleiben, doch warnte ihn Kṛṣṇa davor, erneut ein Opfer falschen Stolzes zu werden.

Alsdann trat die transzendentale surabhi-Kuh, die zusammen mit Indra auf die Erde gekommen war, um Śrī Kṛṣṇa zu sehen, auf den Herrn zu und brachte Ihm ihre respektvollen Ehrerbietungen und Gebete dar. Sie sagte: »Lieber Kṛṣṇa, Du bist der mächtigste aller yoga-Mystiker, denn als Überseele durchdringst Du das gesamte Universum, und alle kosmischen Manifestationen finden in Dir ihren Ursprung. Obgleich Indra alles versuchte, meine Abkömmlinge, die Kühe von Vṛndāvana, zu vernichten, hast Du sie alle wohl behütet. Nur Du allein bist unser Höchster Herr; wir werden niemals eine andere Gottheit um Schutz bitten, denn Du bist unser ›Indra‹, Du bist der Vater der kosmischen Manifestation, und Du bist der Beschützer und wohlmeinende Freund der Kühe und brāhmaṇas, der Halbgötter und reinen Gottgeweihten. Du erscheinst nur, um die Welt von allen Unreinheiten zu befreien. O Seele des Universums, bitte erlaube uns, Dich in unserer Milch zu baden, denn Du bist unser ›Indra‹«.

Und so wurde Kṛṣṇa mit der Milch der surabhi-Kühe gebadet, während Indra im Wasser des himmlischen Ganges reingewaschen wurde, das sein Elefant mit dem Rüssel über ihn sprühte. Dann umringten der König des Himmels, die surabhi-Kühe und einige andere Halbgötter, die in Begleitung ihrer Mütter nach Vṛndāvana gekommen waren, gemeinsam den Höchsten Herrn Śrī Kṛṣṇa und badeten Ihn noch einmal mit dem Wasser des Ganges und der Milch der Kühe. Śrī Govinda, Kṛṣṇa, war über diese wundervolle Verehrung sehr glücklich, um so mehr, als die Halbgötter auf den höheren Planeten wie Gandharvaloka, Pitṛloka, Siddhaloka und Cāraṇaloka nun begannen, vereint den heiligen Namen des Herrn zu chanten, während ihre Frauen und Töchter voller Seligkeit tanzten. Als die Halbgötter dann auch noch schier endlos Blumen vom Himmel schütteten, kannte Kṛṣṇas Zufriedenheit keine Grenzen. Nach dieser freudvollen Zeremonie, als alles wieder in schönster Ordnung war, überfluteten die Kühe die Erdoberfläche mit ihrer Milch, die Flüsse folgten wieder ihrem gewohnten Lauf und bewässerten das Land, so daß die Bäume saftige Früchte trugen und überall farbenprächtige Blumen hervorsprossen. Von den Ästen der Bäume tropfte sogar Honig, und die Hügel und Berge waren so erfreut, daß sie wirksame Heilkräuter und herrliche Edelsteine erzeugten. All diese wunderbaren Dinge konnten natürlich nur durch Kṛṣṇas Anwesenheit geschehen, die überall solche Harmonie erzeugte, daß selbst die niederen, gewöhnlich bösartigen Tiere ihre Mißgunst vergaßen. Nachdem Indra so Govinda, den Herrn aller Kühe in Vṛndāvana, versöhnt hatte, bat er Ihn, zu seinem himmlischen Königreich zurückkehren zu dürfen. Umgeben von vielen Halbgöttern, die ihn durch das Weltall begleiteten, verließ er Vṛndāvana.

Diese Begebenheit beweist sehr anschaulich, wie segensreich das Kṛṣṇa-Bewußtsein für die ganze Welt ist. Seine Macht ließ auch die niedersten Tiere ihren Neid und ihre Eifersucht vergessen und verlieh ihnen die Eigenschaften von Halbgöttern.

Hiermit endet die Erklärung Bhaktivedantas zum 27. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Die Gebete des Himmelskönigs Indra«.