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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
Einleitung
 
Krishna

Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! he!
Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! he!
Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! rakṣa mām!
Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! Kṛṣṇa! pāhi mām!
Rāma! Rāghava! Rāma! Rāghava! Rāma! Rāghava! rakṣa mām!
Kṛṣṇa! Keśava! Kṛṣṇa! Keśava! Kṛṣṇa! Keśava! pāhi mām!
Śrī Caitanya-caritāmṛta (Madhya 7.96)


Bevor ich beginne, dieses Buch »Kṛṣṇa« zu schreiben, möchte ich zunächst meinem geistigen Meister, Oṁ Viṣṇupāda 108 Śrī Śrīmad Bhaktisiddhānta Sarasvatī Gosvāmī Mahārāja Prabhupāda, meine respektvollen Ehrerbietungen erweisen. Lassen Sie mich meine respektvollen Ehrerbietungen auch dem Ozean der Barmherzigkeit, Śrī Kṛṣṇa Caitanya darbringen. Er ist der Höchste Persönliche Gott, Kṛṣṇa, der als Gottgeweihter erschien, um die höchsten Prinzipien des hingebungsvollen Dienens zu verbreiten. Śrī Caitanya begann Seine Predigt in Gauḍadeśa (West-Bengalen). Und da ich zur Madhva-Gauḍīya-sampradāya gehöre, erweise ich auch unserer Nachfolge der geistigen Meister meine respektvollen Ehrerbietungen. Die Madhva-Gaudiya-sampradāya ist auch als Brahma-sampradāya bekannt, weil diese Nachfolge ursprünglich mit Brahmā begann. Brahmā lehrte den Weisen Nārada das vedische Wissen, Nārada unterwies Vyāsadeva, und Vyāsadeva gab es an Madhva Muni bzw. Madhvācārya weiter. Mādhavendra Purī, der Gründer der Madhva-Gauḍīya-sampradāya, gehörte der Madhvācārya-Nachfolge der geistigen Meister an; er hatte sowohl unter sannyāsīs (die sich auf der Lebensstufe der Entsagung befinden) als auch unter Haushältern viele berühmte Schüler, wie Nityānanda Prabhu, Advaita Prabhu und Īśvara Purī. Īśvara Purī war der geistige Meister von Śrī Caitanya Mahāprabhu. Lassen Sie uns also unsere respektvollen Ehrerbietungen Īśvara Purī, Nityānanda Prabhu, Śrī Advaita Ācārya Prabhu, Śrīvāsa Paṇḍita und Śrī Gadādhara Paṇḍita darbringen. Lassen Sie uns als nächstes unsere respektvollen Ehrerbietungen Svarūpa-dāmodara darbringen, dem Privatsekretär Śrī Caitanya Mahāprabhus, und lassen Sie uns Śrī Vāsudeva Datta und dem ständigen Diener Śrī Caitanyas, Śrī Govinda, dem ständigen Freund Śrī Caitanyas, Mukunda, und auch Murāri Gupta unsere respektvollen Ehrerbietungen erweisen. Und lassen Sie uns schließlich unsere respektvollen Ehrerbietungen den sechs Gosvāmīs von Vṛndāvana darbringen: Śrī Rūpa Gosvāmī, Śrī Sanātana Gosvāmī, Śrī Raghunātha Bhaṭṭa Gosvāmī, Śrī Gopāla Bhaṭṭa Gosvāmī, Śrī Jīva Gosvāmī und Śrī Raghunātha dāsa Gosvāmī.

Kṛṣṇa Selbst hat in der Bhagavad-gītā erklärt, daß Er der Höchste Persönliche Gott ist. Immer dann, wenn die regulierenden Prinzipien des religiösen Lebens nicht mehr befolgt werden und Irreligiosität überhandnimmt, erscheint Er, um die Dämonen zu vernichten und die Gottgeweihten zu schützen. Mit anderen Worten: Als Śrī Kṛṣṇa, der Herr, erschien, war es notwendig, die Last der sündigen Handlungen, die sich auf diesem Planeten bzw. in diesem Universum angesammelt hatte, zu verringern. Für Angelegenheiten der materiellen Schöpfung ist Mahā-Viṣṇu, Kṛṣṇas vollständige Erweiterung, verantwortlich. Wenn der Herr erscheint, geht diese Inkarnation also von Viṣṇu aus. Mahā-Viṣṇu ist die ursprüngliche Ursache der materiellen Schöpfung, und Er erweitert Sich zu Garbhodakaśāyī Viṣṇu und dann zu Kṣīrodakaśāyī Viṣṇu. Im allgemeinen sind alle Inkarnationen, die im materiellen Universum erscheinen, vollständige Erweiterungen Kṣīrodakaśāyī Viṣṇus. Daher ist die Verminderung der Überlast sündigen Tuns nicht die Aufgabe des Höchsten Persönlichen Gottes Selbst. Vielmehr begleiten Kṛṣṇa, wenn Er erscheint, alle Viṣṇu-Erweiterungen, sowie auch verschiedene andere Erweiterungen, wie Nārāyaṇa, die vierfache Erweiterung Vāsudeva, Saṅkarṣaṇa, Pradyumna und Aniruddha, die vollständige Teil-Erweiterung Matsya (die Fisch-Inkarnation), andere yugāvatāras (die Inkarnationen in den jeweiligen Zeitaltern) und die manvantarāvatāras (die Inkarnationen Manus) - sie alle vereinigen sich und erscheinen zusam­men mit Kṛṣṇa, dem Höchsten Persönlichen Gott. Kṛṣṇa ist das Vollkommene Ganze, und alle vollständigen Erweiterungen und Inkarnationen leben stets mit Ihm zusammen. Als Kṛṣṇa erschien, war Viṣṇu also ebenfalls bei Ihm. Kṛṣṇa erscheint in Wirklichkeit, um Seine Vṛndāvana-Spiele zu offenbaren und die unglücklichen, bedingten Seelen anzuziehen und zur Rückkehr nach Hause, zurück zu Gott, zu bewegen. Das Töten der Dämonen geschah gleichzeitig mit Kṛṣṇas Spielen in Vṛndāvana, wurde jedoch von Seiner Viṣṇu-Erweiterung ausgeführt. In der Bhagavad-gītā wird im 20. Vers des Achten Kapitels gesagt, daß es noch eine andere, ewige Natur gibt, den spirituellen Himmel, der transzendental zur manchmal manifestierten und manchmal unmanifestierten Materie ist. Die manifestierte Welt besteht, wie man sehen kann, aus Sternen und Planeten wie Sonne und Mond; doch jenseits davon existiert ein unmanifestierter Teil der Schöpfung, der niemandem, der sich in einem materiellen Körper befindet, zugänglich ist. Und jenseits dieses Bereiches der unmanifestierten Materie liegt die spirituelle Welt. Diese Welt wird in der Bhagavad-gītā als das höchste und ewige Reich beschrieben, das niemals vernichtet wird. Die materielle Natur ist der wiederholten Schöpfung und Vernichtung unterworfen, doch die spirituelle Natur bleibt wie sie ist -- für ewig. Das höchste Reich des Persönlichen Gottes, Kṛṣṇas, wird in der Brahma-saṁhitā als das cintamani-Reich beschrieben. In diesem Reich, das als Goloka Vṛndāvana bekannt ist, stehen zahllose Paläste, die aus Steinen der Weisen (cintāmaṇi) erbaut sind. Die Bäume dort werden »kalpa-vṛkṣas« (Wunschbäume) und die Kühe »surabhi« genannt. Der Herr wird von Hunderttausenden von Glücksgöttinnen bedient; Sein Name ist Govinda, und Er ist der Urerste Herr, die Ursache aller Ursachen. Er spielt wundervoll auf Seiner Flöte, Seine Augen gleichen Lotosblütenblättern, und die Farbe Seines Körpers ähnelt der einer blauschwarzen Wolke. In Seinem Haar steckt eine Pfauenfeder, und Er ist so wunderschön, daß Er Tausende von Liebesgöttern an Schönheit übertrifft.

Śrī Kṛṣṇa gibt in der Gītā nur einen kleinen Hinweis auf Sein persönliches Reich, den höchsten Planeten im spirituellen Himmel; doch im Śrīmad-Bhāgavatam wird ausführlich geschildert, wie Kṛṣṇa mit all Seinen Gefährten erscheint und Seine transzendentalen Spiele in Vṛndāvana, Mathurā und Dvārakā entfaltet. In diesem Buch werden all diese Spiele nach und nach beschrieben. Kṛṣṇa erschien in der Yadu-Dynastie, die von der Familie des Mondgottes Soma abstammte. Es gibt zwei verschiedene ksatriya-Familien des königlichen Standes - eine, die vom Mondgott, und eine, die vom Sonnengott ausgeht. Immer, wenn der Höchste Persönliche Gott er­scheint, erscheint Er im allgemeinen in einer ksatriya-Familie, weil Er die religiösen Prinzipien bzw. die Regeln einer rechtschaffenen Lebens­weise wieder einführen will. Die kṣatriyas sind nach dem vedischen System die Verwalter und Beschützer der menschlichen Gesellschaft. Als der Höchste Persönliche Gott als Śrī Rāmacandra auf die Erde kam, erschien Er in der Familie, die vom Sonnengott Raghu-vaṁśa abstammte, und als Er als Śrī Kṛṣṇa erschien, tat Er dies in der Familie Yadu-vaṁśas. Im Śrīmad-Bhāgavatam wird im 24. Kapitel des Neunten Cantos eine lange Liste der Könige der Yadu-vaṁśas aufgeführt, die alle sehr bedeutende und mächtige Herrscher waren. Kṛṣṇas Vater, Vāsudeva, war der Sohn Śūrasenas, eines Nachkommen der Yadu-Dynastie.

In Wirklichkeit gehört der Höchste Persönliche Gott natürlich zu keiner Dynastie der materiellen Welt, doch durch Seine Gnade wird die Familie, in der Er erscheint, berühmt. Sandelholz z. B. kommt zum größten Teil aus Malaya. Dieses Holz wächst natürlich auch außerhalb von Malaya, doch weil es zufällig meistenteils aus Malaya kommt, ist Malaya für sein Sandelholz bekannt. Ebenso gehört Kṛṣṇa, der Höchste Persönliche Gott, zu keiner bestimmten Familie, doch wie die Sonne im Osten aufgeht, obwohl es noch andere Richtungen gibt, aus denen sie aufgehen könnte, erscheint auch Gott nach Seiner Wahl in einer be­stimmten Familie und macht diese somit berühmt.

Wenn Kṛṣṇa erscheint, wird Er von all Seinen vollständigen Erweite­rungen begleitet. Auch Sein älterer Bruder Balarāma (Baladeva) er­scheint mit Ihm. Balarāma ist der Ursprung Saṅkarṣaṇas, der zu der vierfachen Erweiterung Kṛṣṇas gehört. Mit diesem Buch wird der Ver­such unternommen zu zeigen, wie Kṛṣṇa in der Familie der Yadu-Dyna­stie erschien und Sein transzendentales Wesen offenbarte. Dies wird sehr lebendig im Śrīmad-Bhāgavatam beschrieben - besonders im Zehnten Canto, der die Grundlage dieses Buches bildet. Über die Spiele des Herrn hören oder lesen im allgemeinen nur die befreiten Seelen mit wahrer Freude. Die bedingten Seelen sind mehr daran interessiert, Geschichten über das materialistische Tun eines gewöhnlichen Men­schen zu lesen. Erzählungen, die die transzendentalen Spiele und Taten Gottes beschreiben, findet man vor allem im Śrīmad-Bhāgavatam und in anderen Purāṇas, doch die meisten bedingten Seelen ziehen die Lektüre gewöhnlicher Geschichten vor. Sie sind nicht so sehr daran interessiert, sich mit den Erzählungen von den Spielen Gottes zu beschäftigen. Und doch sind die Beschreibungen der Spiele Śrī Kṛṣṇas so anziehend, daß sie von den verschiedensten Menschen gern gehört werden. Es gibt drei Gruppen von Menschen: Die einen nennt man befreite Seelen; die anderen sind diejenigen, die versuchen, befreit zu werden, und die dritten sind die materialistischen Menschen. Ob man befreit ist oder versucht, Befreiung zu erlangen - ja, selbst wenn man ein großer Mate­rialist ist -, die Spiele Śrī Kṛṣṇas sind es wert, daß man sich mit ihnen eingehend beschäftigt.

Befreite Menschen haben kein Interesse an materialistischen Tätigkeiten. Die Theorie der Unpersönlichkeitsanhänger, daß man nach der Befreiung inaktiv wird und nichts mehr zu hören braucht, ist nicht richtig. Eine lebendige Seele kann niemals inaktiv sein. Sie ist sowohl im bedingten als auch im befreiten Zustand aktiv. Wenn ein Mensch z. B. krank ist, ist er auch aktiv, aber jede Bewegung ist für ihn schmerzhaft. Der gleiche Mensch wird, wenn er von seiner Krankheit geheilt ist, nicht untätig, sondern ist immer noch aktiv; doch im gesunden Zustand han­delt er voller Freude. Die Unpersönlichkeitsanhänger versuchen, von den krankhaften, bedingten Tätigkeiten im materiellen Leben frei zu werden, aber sie wissen nichts von den Tätigkeiten im gesunden Zu­stand, im spirituellen Leben. Wer tatsächlich befreit und mit vollkom­menem Wissen erleuchtet ist, beginnt über die transzendentalen Spiele und Taten Kṛṣṇas zu hören - eine solche Beschäftigung ist eine reine, spirituelle Tätigkeit. Für Menschen, die tatsächlich befreit sind, ist es sehr wesentlich, über die Spiele Kṛṣṇas zu hören, denn für sie bedeu­tet dies höchste Freude. Aber auch für diejenigen, die versuchen, befreit zu werden, wird der Pfad zur Befreiung deutlich erkennbar, wenn sie solche Erzählungen wie die Bhagavad-gītā und das Śrīmad-Bhāgavatam hören. Die Bhagavad-gītā ist die vorbereitende Studie zum Śrīmad-Bhāgavatam. Durch das Studium der Gītā wird man sich der Position Śrī Kṛṣṇas bewußt, und wenn man bei den Lotosfüßen Kṛṣṇas Zuflucht gesucht hat, kann man auch die Erzählungen über Kṛṣṇa verstehen, wie sie im Śrīmad-Bhāgavatam beschrieben werden.

Śrī Caitanya gab daher Seinen Nachfolgern den Auftrag: »Verkündet überall Kṛṣṇa-kathāKṛṣṇa-kathā bedeutet Erzählungen, die Kṛṣṇa zum Thema haben. Es gibt zwei Arten von Kṛṣṇa-kathā: Erzählungen, die von Kṛṣṇa gesprochen wurden, und Erzählungen, die über Kṛṣṇa gesprochen wurden. Die Bhagavad-gītā ist die Erzählung bzw. Philosophie oder Wissenschaft von Gott, die von Kṛṣṇa Selbst gesprochen wurde. Das Śrīmad-Bhāgavatam erzählt von den Taten und transzendentalen Spielen Śrī Kṛṣṇas. Beides ist Kṛṣṇa-kathā. Es ist die Anweisung Śrī Caitanyas, daß Kṛṣṇa-kathā in der ganzen Welt verbreitet werden soll, denn wenn die bedingten Seelen, die unter den Qualen des materiellen Lebens leiden, Zu­flucht bei Kṛṣṇa-kathā suchen, wird ihr Pfad zur Befreiung offen und klar werden. Dieses Buch wird daher in erster Linie mit dem Ziel veröffentlicht, allen Menschen die Möglichkeit zu geben, Kṛṣṇa bzw. Kṛṣṇa-kathā zu verstehen, denn dadurch können sie von der Fessel der materiellen Welt befreit werden.

Kṛṣṇa-kathā wird selbst für die materialistischsten Menschen sehr anziehend sein, denn Kṛṣṇas Spiele mit den gopīs (Kuhhirtenmädchen) z. B. ähneln den Liebesbeziehungen zwischen Mädchen und Jungen in der materiellen Welt. Der Sinn für Sexualität, wie wir ihn kennen, ist nicht unnatürlich, denn der gleiche Sinn für Sexualität ist auch im ursprünglichen Persönlichen Gott vorhanden. Die Freudenkraft des Höchsten wird Śrīmatī Rādhārāṇī genannt. Der Austausch liebevoller Gefühle ist die ursprüngliche Tätigkeit des Höchsten Persönlichen Gottes, und da wir, die bedingten Seelen, winzige Teile des Höchsten sind, kennen auch wir solche Gefühle, die von uns jedoch gegenwärtig in pervertierter, spärlicher Form erfahren werden. Wenn daher diejenigen, für die sexueller Genuß das wichtigste ist, über Kṛṣṇas Spiele mit den gopīs hören, werden selbst sie transzendentale Freude erfahren, obwohl diese materiell zu sein scheint. Zu ihrem Vorteil werden sie allmählich auf die spirituelle Ebene erhoben werden. Im Bhāgavatam wird gesagt: »Wenn jemand in ergebener Haltung von Autoritäten über die Spiele Śrī Kṛṣṇas mit den gopīs hört, wird er auf die Ebene des transzendentalen liebenden Dienens für den Herrn erhoben und kann so die materielle Krankheit der Lust im Herzen heilen.« Mit anderen Worten, auf diese Weise kann man der Lust nach materieller Sexualität entgegenwirken.

Kṛṣṇa ist für die befreiten Seelen wie auch für die nach Befreiung Strebenden und selbst für die groben, bedingten Materialisten anzie­hend. Nach der Aussage Mahārāja Parīkṣits, der von Śukadeva Gosvāmī über Kṛṣṇa hörte, ist Kṛṣṇa-kathā für jedes Lebewesen geeignet, ganz gleich, in welchem Zustand des Lebens es sich befindet. Jeder wird es sehr lieben, über Kṛṣṇa zu hören. Doch Mahārāja Parīkṣit machte darauf aufmerksam, daß Menschen, die nur mit dem Töten von Tieren und mit ihrer eigenen Vernichtung beschäftigt sind, von Kṛṣṇa-kathā nicht sehr angezogen sein würden. Mit anderen Worten, gewöhnliche Menschen, die den regulierenden Moralprinzipien der Schriften folgen, werden, ungeachtet ihrer Lebensumstände, zweifellos sehr angezogen sein, doch nicht solche, die sich selbst zerstören. Das treffende Wort, das in diesem Zusammenhang im Śrīmad-Bhāgavatam gebraucht wird, lau­tet »paśughna«; es bedeutet »Tiere oder sich selbst töten«. Menschen, die nicht selbstverwirklicht und nicht an spiritueller Verwirklichung interessiert sind, zerstören sich selbst - sie begehen im wahrsten Sinne des Wortes Selbstmord. Da die menschliche Form des Lebens besonders zur Selbstverwirklichung bestimmt ist, vergeudet man seine Zeit, wenn man diese wichtige Aufgabe vernachlässigt - man ist paśughna. Die andere Bedeutung des Wortes »paśughna« bezeichnet jene, die tatsäch­lich Tiere töten, d. h. diejenigen, die auf verschiedene Weise, wie Jagen, Eröffnen von Schlachthäusern usw., Tiere töten und sie (manchmal sogar Hunde) essen. Solche Menschen können an Kṛṣṇa-kathā keinen Geschmack finden.

König Parīkṣit war besonders begierig, Kṛṣṇa-kathā zu hören, weil er wußte, daß seine Vorfahren, insbesondere sein Großvater Arjuna, in der Schlacht von Kurukṣetra nur mit Kṛṣṇas Hilfe siegreich waren. Wir sollten die materielle Welt ebenfalls als ein Schlachtfeld betrachten, denn jeder kämpft hart um seine Existenz, und auf Schritt und Tritt lauern Gefahren. Mahārāja Parīkṣit verglich das Schlachtfeld von Kurukṣetra mit einem weiten Ozean voller gefährlicher Bestien. Sein Großvater Arujuna mußte gegen große Helden wie Bhīṣma, Droṇa, Karṇa und viele andere kämpfen, die keine gewöhnlichen Krieger waren. Solche Kämpfer werden mit dem timiṅgila-Fisch verglichen, denn der timiṅgila-Fisch kann ohne weiteres große Wale verschlingen. Ähnlich hätten die großen Kämpfer auf dem Schlachtfeld von Kurukṣetra mit Leichtigkeit viele Arjunas verschlingen können, doch durch die Barmherzigkeit Kṛṣṇas war Arjuna fähig, sie alle zu töten. So wie jemand ohne Anstrengung über die kleine Pfütze im Hufabdruck eines Kalbes springen kann, konnte Arjuna durch die Gnade Kṛṣṇas sehr leicht den Ozean der Schlacht von Kurukṣetra überqueren.

Mahārāja Parīkṣit wußte Kṛṣṇas Taten noch aus vielen anderen Gründen sehr zu schätzen. Nicht nur sein Großvater war von Kṛṣṇa gerettet worden, sondern auch er selbst. Am Ende der Schlacht von Kurukṣetra fielen alle Mitglieder der Kuru-Dynastie im Kampf; sowohl die Söhne und Enkel auf der Seite Dhṛtarāṣṭras als auch die auf Seiten der Pāṇḍavas. Außer den fünf Pandava-Brüdern starb jeder auf dem Schlachtfeld. Mahārāja Parīkṣit befand sich zu jener Zeit im Leib seiner Mutter. Sein Vater Abhimanyu, der Sohn Arjunas, starb ebenfalls auf dem Schlachtfeld von Kurukṣetra, und so blieb Mahārāja Parīkṣit allein mit seiner Mutter, Uttarā, zurück. Noch als er sich im Schoß seiner Mutter befand, schoß Aśvatthāmā eine brahmāstra-Waffe ab, die ihn töten sollte. Als Uttarā sich in ihrer Not an Kṛṣṇa wandte, ging dieser, der die Gefahr erkannte, als Überseele in ihre Gebärmutter ein und rettete das Kind. Ein anderer Name Mahārāja Parīkṣits ist daher Viṣṇu-rāta (einer, der von Śrī Viṣṇu gerettet wurde).

Jeder sollte begierig sein, über Kṛṣṇa und Seine Taten zu hören. Kṛṣṇa ist die Höchste Absolute Wahrheit, der Persönliche Gott; Er ist alldurchdringend; Er lebt im Herzen eines jeden, und Er existiert als universale Form. Und dennoch erscheint Er, wie Er Selbst in der Bhaga­vad-gita sagt, in der menschlichen Gesellschaft in Seiner ursprünglichen Gestalt, um jeden einzuladen, in Sein transzendentales Reich zurückzu­kehren, zurück nach Hause, zurück zu Gott. Jeder sollte versuchen, sich für Kṛṣṇa zu interessieren. Ich lege dieses Buch mit dem Wunsch vor, den Menschen etwas über Kṛṣṇa mitzuteilen, damit sie ihr Leben voll und ganz nutzen können.

Im Neunten Canto des Śrīmad-Bhāgavatam wird Śrī Baladeva als der Sohn Rohiṇīs, einer Frau Vāsudevas, bezeichnet. Vāsudeva, der Vater Kṛṣṇas, hatte sechzehn Frauen, und eine von ihnen war Rohiṇī, die Mutter Baladevas, der auch Balarāma genannt wird. Aber Balarāma wird auch gleichzeitig der Sohn Devakīs genannt - wie konnte Er nun sowohl der Sohn Devakīs als auch der Sohn Rohiṇīs sein? Dies war eine der Fragen, die Mahārāja Parīkṣit dem Śukadeva Gosvāmī stellte, und sie wird im weiteren Verlauf beantwortet werden. Mahārāja Parīkṣit fragte Śukadeva Gosvāmī auch, warum Śrī Kṛṣṇa gleich nach Seinem Erscheinen als der Sohn Vāsudevas zum Haus Nanda Mahārājas in Goluka gebracht wurde. Er wollte außerdem wissen, welche Aktivitäten Śrī Kṛṣṇa ausführte, während Er Sich in Vṛndāvana und in Mathurā aufhielt, und warum Er Seinen Onkel, Kaṁsa, tötete. Kaṁsa, der Bruder Devakīs, war ein naher Verwandter Kṛṣṇas und man wird sich fragen, warum Kṛṣṇa ihn tötete. Mahārāja Parīkṣit fragte auch, wie viele Jahre Śrī Kṛṣṇa in der menschlichen Gesellschaft blieb, wie lange Er über das Königreich von Dvārakā regierte und wie viele Frauen Er dort heiratete. Für einen ksatriya-König ist es im allgemeinen üblich, mehr als eine Frau anzunehmen, und daher fragte Mahārāja Parīkṣit nach der Anzahl der Frauen, die Kṛṣṇa heiratete. Diese und andere Fragen, die von Mahārāja Parīkṣit gestellt und von Śukadeva Gosvāmī beantwortet wurden, bilden das Thema dieses Buches.

Die Position Mahārāja Parīkṣits und die Śukadeva Gosvāmīs sind einzigartig. Mahārāja Parīkṣit ist die rechte Persönlichkeit, sich über die transzendentalen Spiele Śrī Kṛṣṇas berichten zu lassen, und Śukadeva Gosvāmī ist besonders geeignet, sie zu beschreiben. Wenn solch eine glückliche Verbindung zustandekommt, wird Kṛṣṇa-kathā sofort offenbar, und all diejenigen, die gewillt sind zu hören, können den größten Nutzen aus einem solchen Gespräch ziehen. Das Śrīmad-Bhāgavatam wurde von Śukadeva Gosvāmī vorgetragen, als sich Mahārāja Parīkṣit darauf vorbereitete, seinen Körper aufzugeben, und fastend am Ufer des Ganges saß. Um Śukadeva Gosvāmī zu versichern, daß ihn das Hören von Kṛṣṇa-kathā nicht ermüden werde, sagte Mahārāja Parīkṣit ganz offen: »Hunger und Durst mögen gewöhnlichen Menschen wie mir Sorgen bereiten, doch die Geschichten über Kṛṣṇa sind so schön, daß man sie unaufhörlich anhören kann, ohne müde zu werden, denn dieses Hören erhebt einen auf die transzendentale Ebene.«

Es wird gesagt, daß man sehr vom Glück begünstigt sein muß, um wie Mahārāja Parīkṣit ernsthaft Kṛṣṇa-kathā hören zu können. Er war besonders aufmerksam, weil er jeden Augenblick den Tod erwartete. Auch wir sollten uns der Gefahr des Todes in jeder Sekunde bewußt sein, denn unser Leben wird durch nichts gesichert - wir können jederzeit sterben, ganz gleich ob wir jung oder alt sind. Bevor also der Tod kommt, sollten wir völlig Kṛṣṇa-bewußt werden.

Zum Zeitpunkt seines Todes hörte König Parīkṣit von Śukadeva Gosvāmī das Śrīmad-Bhāgavatam. Als König Parīkṣit seine Bereitwilligkeit zeigte, ohne Unterlaß den Berichten über Kṛṣṇa zu lauschen, war Śukadeva Gosvāmī sehr erfreut. Śukadeva war der größte Bhagavatam-Sprecher seiner Zeit, und so begann er, von Kṛṣṇas Spielen zu berichten, die allen verderblichen Einflüssen des Kali-yugas entgegenwirken können. Śukadeva Gosvāmī dankte dem König für seinen Eifer und ermutigte ihn, indem er sagte: »Mein lieber König, dein Eifer, über die Spiele Kṛṣṇas zu hören, zeugt von großer Intelligenz.« Er ließ Mahārāja Parīkṣit wissen, daß das Hören und Chanten der Spiele Kṛṣṇas so glückverheißend ist, daß es all diejenigen, die miteinbezogen sind, ganz und gar reinigt, nämlich den, der die transzendentalen Spiele Kṛṣṇas erzählt, den, der sie hört, und den, der über sie Fragen stellt. Kṛṣṇas Spiele sind wie das Wasser des Ganges, das zwischen den Zehen Śrī Viṣṇus hervorfließt. Sie reinigen alle drei Welten - die oberen, die mittleren und die unteren Planetensysteme.

Hiermit endet die Einleitung