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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
66. Kapitel:
 
Krishna
 
Die Vernichtung des Gorillas Dvivida


 

Während Śukadeva Gosvāmī von den transzendentalen Spielen und Merkmalen Śrī Kṛṣṇas erzählte, wurde Mahārāja Parīkṣit, der ihm die ganze Zeit zuhörte, immer begeisterter und bat darum, mehr zu hören. Śukadeva Gosvāmī erzählte als nächstes die Geschichte des Gorillas Dvivida, der von Śrī Balarāma getötet wurde.

Dieser Gorilla war ein enger Freund Baumāsuras oder Narakāsuras, der von Kṛṣṇa getötet wurde, weil er mehr als 16000 Prinzessinnen aus allen Teilen der Welt entführt hatte. Dvivida war der Minister König Sugrīvas. Sein Bruder, Mainda, war ebenfalls ein sehr mächtiger Gorillakönig. Als dem Gorilla Dvivida zu Ohren kam, wie sein Freund Baumāsura von Kṛṣṇa getötet worden war, beschloß er, das gesamte Land mit Verwüstungen heimzusuchen, um den Tod Baumāsuras zu rächen. Als erstes setzte er die Dörfer, Städte, Industriegebiete und Bergwerke in Brand und legte dann auch Feuer in den Siedlungen der Gewerbetreibenden, die Milcherzeugnisse herstellten und die Kühe beschützten. Zuweilen riß er auch einen gewaltigen Berg aus der Erde und schmetterte ihn in Stücke. Auf diese Weise richtete er überall im Land, insbesondere in der Provinz Kathwar, großen Schaden an. Die Stadt Dvārakā lag in der Provinz Kathwar, und weil Śrī Kṛṣṇa in dieser Stadt lebte, machte Dvivida sie ganz besonders zum Ziel seiner Angriffe.

Dvivida war so mächtig wie 10000 Elefanten. Manchmal ging er an den Meeresstrand und erzeugte dort mit seinen mächtigen Händen so hohe Wellen, daß die umliegenden Städte und Dörfer überflutet wurden. Oft ging er auch zu den Einsiedeleien der großen Weisen und Heiligen und richtete dort großen Schaden an, indem er ihre schönen Gärten und Obstpflanzungen zerstörte. Manchmal suchte Dvivida sogar die heiligen Opferstätten heim und ließ dort Urin und Kot ab. So verunreinigte er die ganze Atmosphäre dort. Er entführte auch Männer und Frauen aus ihren Heimatorten und brachte sie in Berghöhlen, deren Eingänge er mit großen Felsblöcken verschloß - wie ein bhṛṅgī-Insekt, das Fliegen und andere Insekten fängt und sie in die Baumlöcher bringt, in denen es lebt. Somit verstieß Dvivida ständig gegen das Gesetz und die Ordnung des Landes. Doch er tat nicht nur das, sondern er entehrte sogar die Frauen vieler adliger Familien, indem er sie vergewaltigte.

Während er auf diese Weise im ganzen Land Schrecken verbreitete, drang zuweilen aus den Raivataka-Bergen süße Musik an sein Ohr, und so besah er sich eines Tages die Berggegend ein wenig näher. Er erblickte Śrī Balarāma, der Sich inmitten vieler lieblicher junger Mädchen mit Singen und Tanzen vergnügte. Der Dämon war von der körperlichen Schönheit Śrī Balarāmas gefangen, dessen Gliedmaßen in ihrem Ebenmaß herrlich anzuschauen waren und dessen Körper eine Girlande aus Lotosblüten schmückte. Auch all die jungen Mädchen, die kostbar gekleidet und mit Blumen bekränzt waren, entfalteten große Schönheit. Es hatte den Anschein, als sei Śrī Balarāma vom Vāruṇī-Trank völlig berauscht, und Seine Augen schienen vor Trunkenheit hin- und herzurollen. Er glich dem König der Elefanten, der sich mit vielen Elefantenkühen vergnügt.

Der Gorilla Dvivida konnte auf Bäume klettern und von Ast zu Ast springen. Manchmal riß er an den Zweigen und machte dabei ein Geräusch, das wie »kila, kila« klang und das Śrī Balarāma aus Seiner friedlichen Stimmung brachte. Zuweilen stellte sich Dvivida unvermittelt vor die Mädchen und schnitt allerlei Grimassen. Junge Frauen neigen von Natur aus dazu, über alles zu lachen und zu scherzen, und so nahmen sie auch den Gorilla nicht ernst, als er plötzlich vor ihnen erschien, sondern lachten ihn nur aus. Dvivida wurde schließlich so unverschämt, daß er den Mädchen, trotz Balarāmas Gegenwart, den unteren Teil seines Körpers zeigte, und manchmal trat er unversehens ganz dicht an sie heran, zeigte ihnen die Zähne und bewegte dabei wild die Augenbrauen hin und her. Er verhielt sich, mit einem Wort, sehr respektlos gegenüber den jungen Mädchen, obwohl auch Balarāma zugegen war. Śrī Balarāmas Name deutet an, daß Er nicht nur sehr mächtig ist, sondern daß es Ihm auch große Freude bereitet, von Seiner außergewöhnlichen Kraft Gebrauch zu machen. Er nahm daher einen Stein vom Boden auf und warf ihn nach Dvivida. Der Gorilla wich dem Wurf jedoch geschickt aus. Um Balarāma zu beleidigen, nahm er den irdenen Topf, in dem der Vāruṇī-Honig aufbewahrt wurde. Nachdem er ihn leer getrunken hatte, war er völlig betrunken und machte sich daran, mit seiner begrenzten Kraft den Mädchen und Balarāma die kostbaren Kleider vom Körper zu reißen. Er war so hochmütig, daß er glaubte, Balarāma könne nichts gegen ihn unternehmen, und so beleidigte er den Herrn und Seine Begleiterinnen weiter.

Als Śrī Balarāma persönlich sah, wie unglaublich der Gorilla sich benahm und hörte, daß er bereits im ganzen Land Verwüstungen angerichtet hatte, wurde Er sehr zornig und beschloß, ihn zu töten. Sogleich nahm Er Seine Keule in beide Hände. Der Gorilla erkannte, daß der Herr ihn angreifen wollte, und so entwurzelte er, um Balarāma abzuwehren, eine riesige Eiche, stürzte auf Balarāma zu und schlug sie Ihm auf den Kopf. Śrī Balarāma indessen packte den großen Baum sogleich und blieb unbewegt wie ein großer Berg. Um diesen Schlag zu vergelten, nahm Er Seine Keule mit Namen Sunanda und versetzte dem Gorilla einige heftige Schläge. Dvividas Kopf wurde übel zugerichtet. Ströme von Blut quollen hervor, doch der Blutstrom vergrößerte seine Schönheit nur noch, wie ein Lavastrom, der aus einem Berg bricht. Die Keulenschläge Balarāmas störten ihn nicht im geringsten. Im Gegenteil, er entwurzelte sogleich eine zweite Eiche, und nachdem er rasch alle Blätter abgestreift hatte, schlug er mit ihr wieder nach Balarāmas Kopf; doch Balarāma zerschmetterte den Baum mit Seiner Keule in viele kleine Stücke. Weil der Gorilla nun wirklich sehr wütend war, riß er erneut einen Baum aus und schlug nach Balarāma; doch wieder zersplitterte Balarāma den Baum, und so ging der Kampf hin und her. Jedesmal, wenn der Gorilla erneut einen Baum ausriß, um Balarāma damit zu schlagen, zersplitterte Balarāma ihn mit einem Schlag Seiner Keule. Wieder und wieder entwurzelte Dvivida einen Baum an einer anderen Stelle und griff Balarāma immer wieder an. Als Folge des ununterbrochenen Kampfes wurde der Wald allmählich all seiner Bäume beraubt. Als schließlich keine Baumstämme mehr zur Verfügung standen, wandte sich Dvivida den Hügeln zu und schleuderte große Felsbrocken, so dicht wie Regen, gegen Balarāma. Dieser, der ebenfalls zum Spielen aufgelegt war, zerschlug die Felsblöcke mit Seiner Keule in kleine Kieselsteine. Als dem Gorilla schließlich alle Bäume und Felsbrocken ausgegangen waren, stellte er sich vor den Herrn und schwang seine starken Fäuste in der Luft. Dann begann er mit ihnen heftig gegen Balarāmas Brust zu schlagen. Balarāma erzürnte dies sehr, aber weil Ihn der Gorilla mit den bloßen Fäusten angriff, wollte Er nicht mit Seinen Waffen, der Keule und der Pflugschar, gegen ihn kämpfen. Deshalb schlug Er mit der bloßen Faust gegen das Schlüsselbein des Gorillas, und dieser Schlag besiegelte Dvividas Schicksal, der sofort Blut spie und ohne Bewußtsein zu Boden fiel. Als der Gorilla niederstürzte, schienen Hügel und Wälder zu erzittern.

Nach diesem schrecklichen Abenteuer überschütteten die großen Weisen, Heiligen und Siddhas von den oberen Planeten Śrī Balarāma mit Blumen, und dazu erklangen Gesänge, die Śrī Balarāmas Sieg priesen. Sie alle chanteten: »Gepriesen sei Śrī Balarāma. Wir wollen Deinen Lotosfüßen unsere achtungsvollen Ehrerbietungen darbringen. Dadurch, daß Du den großen Dämon Dvivida getötet hast, hast Du für die ganze Welt ein glückliches Zeitalter eingeleitet.« Diese jubelnden Siegesgesänge drangen aus dem Weltraum auf die Erde herunter. Nachdem Balarāma, wie beschrieben, den großen Dämonen Dvivida getötet hatte und mit Blumenregen und ruhmreichen Siegesgesängen verehrt worden war, kehrte Er in Seine Hauptstadt Dvārakā zurück.

Hiermit endet die Erläuterung Bhaktivedantas zum 66. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Die Vernichtung des Gorillas Dvivida«.