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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
60. Kapitel:
 
Krishna
 
Kṛṣṇas Familienstammbaum


 

Kṛṣṇa hatte 16108 Frauen, und mit jeder von ihnen zeugte Er zehn Söhne, die alle ihrem Vater an Kraft, Schönheit, Weisheit, Ruhm, Reichtum und Entsagung ebenbürtig waren. ›Wie der Vater so der Sohn.‹ Alle 16108 Frauen Kṛṣṇas waren Prinzessinnen, und als jede einzelne saḥ, daß Kṛṣṇa Sich stets in ihrem Palast aufhielt und nicht das Haus verließ, glaubten sie, Kṛṣṇa, ihr Gemahl, sei ein Pantoffelheld, der sehr an ihnen hänge. Eine jede hielt Kṛṣṇa für ihren ergebenen Gemahl, aber in Wirklichkeit hing Kṛṣṇa an keiner von ihnen. Obwohl jede dachte, sie sei Kṛṣṇas einzige Frau und Ihm überaus lieb, empfand Kṛṣṇa, da er ātmārāma, d. h. in Sich Selbst zufrieden ist, für keine von ihnen besondere Liebe oder Abscheu. Er war zu allen Frauen gleich und behandelte sie wie ein vollkommener Ehemann, nur um sie zu erfreuen. Er bedurfte nicht einer einzigen Frau, doch die Königinnen konnten, weil sie Frauen waren, die hohe Stellung Kṛṣṇas und die Wahrheiten über Ihn nicht erkennen.

Alle mit Kṛṣṇa verheirateten Frauen waren außergewöhnlich schön, und jede von ihnen fühlte sich zu Kṛṣṇas lotosblütengleichen Augen hingezogen, zu Seinem schönen Gesicht, Seinen langen Armen, breiten Ohren, Seinem erfreuenden Lächeln, Seinen scherzhaften Gesprächen und Seinen süßen Worten. Bezaubert von diesen Merkmalen Kṛṣṇas, kleideten sie sich stets sehr anziehend, denn sie wollten durch ihre weibliche Schönheit Kṛṣṇas Zuneigung wecken. Sie brachten ihre weiblichen Reize zur Geltung, indem sie lächelten und ihre Augenbrauen anmutig bewegten, und so schossen sie ihre scharfen Liebespfeile auf Kṛṣṇa ab, um in Ihm lüsternes Verlangen nach ihnen zu erwecken. Trotz allem aber gelang es ihnen nicht, Kṛṣṇas Geist oder Sein Geschlechtsverlangen zu erregen. Das bedeutet, Kṛṣṇa hatte mit keiner Seiner vielen Frauen geschlechtliche Beziehungen, außer, um Kinder zu zeugen.

Die Königinnen von Dvārakā, die Śrī Kṛṣṇa zum Gemahl und persönlichen Gefährten bekamen, waren wirklich vom Glück gesegnet, denn nicht einmal so hochstehende Halbgötter wie Brahmā können sich Kṛṣṇa nähern. Die Königinnen und Kṛṣṇa lebten als Mann und Frau zusammen, und als vorbildlicher Ehemann behandelte Kṛṣṇa sie auf solche Weise, daß mit jedem Augenblick die transzendentale Glückseligkeit in ihrem gegenseitigen Lächeln, ihren Gesprächen und ihrem Beisammensein zunahm. Jede der Frauen hatte Hunderte und Tausende von Dienerinnen, doch wenn Kṛṣṇa ihre Paläste betrat, pflegten sie Ihn persönlich zu empfangen, indem sie Ihm einen bequemen Sessel anboten, Ihn mit allen erforderlichen Gegenständen verehrten, Ihm persönlich die Lotosfüße wuschen, Ihm Betelnüsse darbrachten, Ihm die Beine massierten, um sie zu erfrischen, Ihm Kühlung zufächelten, Ihm verschiedene Arten von duftenden Sandelholzpasten, Ölen und Aromagewürzen boten, Ihm eine Blumengirlande um den Hals legten, Sein Haar frisierten, Ihn dazu bewegten, Sich auf ein Bett niederzulegen und Ihm beim Baden behilflich waren. So dienten sie Kṛṣṇa ständig und in jeder Hinsicht, ganz besonders aber, wenn Er speiste. Immer waren sie im Dienst des Herrn beschäftigt.

Jede der 16108 Königinnen Kṛṣṇas hatte, wie bereits erwähnt, zehn Söhne, und die Namen der Söhne der ersten acht Königinnen sind uns bekannt. Die zehn Söhne Kṛṣṇas und Rukmiṇīs waren: Pradyumna, Cārudeṣṇa, Sudeṣṇa, Cārudeha, Sucāru, Cārugupta, Bhadracāru, Cārucandra, Vicāru und Cāru. Keiner von ihnen stand an guten Eigenschaften seinem göttlichen Vater Śrī Kṛṣṇa nach. Ähnlich verhielt es sich mit den zehn Söhnen Satyabhāmās. Ihre Namen lauten: Bhānu, Subhānu, Svarbhānu, Prabhānu, Bāhnumān, Candrabhānu, Bṛhadbhānu, Atibhānu, Śrībhānu und Pratibhānu. Die nächste Königin, Jāmbavatī, hatte ebenfalls zehn Söhne; sie wurden von Sāmba angeführt, und ihre Namen sind: Sāmba, Sumitra, Purujit, Śatajit, Sahasrajit, Vijaya, Citraketu, Vasumān, Dṛvaviḍa und Kratu. Den Söhnen Jāmbavatīs zeigte Sich Śrī Kṛṣṇa besonders zugetan. Die zehn Söhne, die Satyā, die Töchter König Nagnajits, Kṛṣṇa schenkte, hießen: Vīra, Candra, Aśvasena, Citragu, Vegavān, Vṛṣa, Āma, Śaṅku, Vasu und Kuntī. Von ihnen war Kuntī ganz besonders mächtig. Die Söhne Kṛṣṇas und Kālindīs waren: Śruta, Kavi, Vṛṣa, Vīra, Subāhu, Bhadra, Śānti, Darśa, Pūrṇamāsa, und der jüngste hieß Somaka. Kṛṣṇas nächste Frau, Lakṣmaṇā, die Tochter des Königs über das Gebiet Madras, schenkte Ihm die zehn Söhne: Praghoṣa, Gātravān, Siṁha, Bala, Prabala, Ūrdhvaga, Mahāśakti, Saha, Oja und Aparājita. Die zehn Söhne Mitravindās, Seiner nächsten Frau, hießen: Vṛka, Harṣa, Ānila, Gṛdhra, Vardhana, Annāda, Mahāṁsa, Pāvana, Vahni und Kṣudhi. Die Söhne schließlich, die Kṛṣṇa und Bhadra hatten, waren: Saṅgrāmajit, Bṛhatsena, Śūra, Praharaṇa, Arijit, Jaya, Subhadrā, Vāma, Āyu und Satyaka. Neben diesen acht Hauptköniginnen hatte Kṛṣṇa noch 16100 andere Frauen, und eine jede brachte zehn Söhne zur Welt.

Pradyumna, Rukmiṇīs ältester Sohn, war schon von Geburt an mit Māyāvatī verheiratet, und später heiratete er zum zweitenmal, und zwar Rukmavatī, die Tochter Rukmīs, seines Onkels mütterlicherseits. Von Rukmavatī bekam Pradyumna einen Sohn, den er Aniruddha nannte. Kṛṣṇas Familie, die von Kṛṣṇa und Seinen Frauen, Söhnen, Enkeln und Urenkeln gebildet wurde, zählte insgesamt fast eine Milliarde Angehörige.

Rukmī, den ältesten Bruder Rukmiṇīs, der ersten Frau Kṛṣṇas, hatte der Kampf mit Kṛṣṇa sehr mitgenommen und zutiefst gekränkt, und nur durch Rukmiṇīs Bitten war er mit dem Leben davongekommen. Seit der Zeit hegte Rukmī grundtiefen Groll gegen Kṛṣṇa und war Ihm stets feindlich gesinnt. Dennoch wurde seine Tochter mit Kṛṣṇas Sohn und seine Enkelin mit Kṛṣṇas Enkel Aniruddha verheiratet. Als Śukadeva Gosvāmī davon berichtete, erschien dies Mahārāja Parīkṣit ein wenig merkwürdig. Er sagte deshalb: »Es überrascht mich, daß Rukmī und Kṛṣṇa, die doch so erbitterte Feinde waren, durch Eheschließungen zwischen ihren Nachkommen verbunden werden konnten.« Mahārāja Parīkṣit war gespannt, das Geheimnis hinter diesem Umstand zu erfahren, und so stellte er Śukadeva einige Fragen. Da Śukadeva Gosvāmī ein wirklicher yogī war, war nichts seiner Einsicht verborgen. Ein vollkommener yogī wie er kann Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in allen Einzelheiten sehen; somit bleibt solchen yogīs oder Mystikern nichts vorenthalten. Śukadeva Gosvāmī beantwortete also Mahārāja Parīkṣits Fragen mit folgenden Erläuterungen:

»Kṛṣṇas ältester Sohn Pradyumna, der von Rukmiṇī geboren wurde, war der Liebesgott selbst. Er war so außergewöhnlich schön und anziehend, daß Rukmavatī, die Tochter Rukmīs, während ihrer svayaṁvara-Zeremonie einfach niemand anderen zu ihrem Ehemann wählen konnte als Pradyumna. Sie legte deshalb Pradyumna als Geste der Entscheidung vor den Augen aller anderen eine Blumenkette um den Hals. Aus dem Kampf, der daraufhin unter den Prinzen ausbrach, ging Pradyumna siegreich hervor, und so war Rukmī verpflichtet, ihm die Hand seiner lieblichen Tochter zu geben. Obwohl in Rukmīs Herz stets der alte Haß brannte, seit Kṛṣṇa ihn durch die Entführung seiner Schwester Rukmiṇī gedemütigt hatte, konnte er, als seine Tochter Pradyumna zum Mann wählte, nicht umhin, seine Zustimmung zur Hochzeit zu geben, da er seine Schwester erfreuen wollte. Auf diese Weise wurde Pradyumna Rukmīs Neffe. Neben den bereits aufgeführten zehn Söhnen hatte Rukmiṇī auch eine hübsche Tochter mit großen Augen, die später mit Balī, dem Sohn Kṛtavarmās vermählt wurde.

Obwohl Rukmī ein Erzfeind Kṛṣṇas war, empfand er auf der anderen Seite sehr viel Zuneigung zu seiner Schwester Rukmiṇī und wollte ihr somit nur Grund zur Freude geben. Als daher Rukmiṇīs Enkel Aniruddha verheiratet werden sollte, bot Rukmī Aniruddha seine Enkelin Rocanā zur Frau. Solche Heiraten zwischen Vetter und Base sind zwar nach vedischer Kultur nicht besonders gutzuheißen, doch um Rukmiṇī eine Freude zu machen, gab Rukmī seine Tochter einem Sohn Kṛṣṇas und seine Enkelin einem Enkel Kṛṣṇas zur Frau. Als dann die Heirat Aniruddhas und Rocanās ausgemacht war, verließ Aniruddha Dvārakā mit einer großen Hochzeitsgesellschaft. Sie reisten, bis sie die Stadt Bhojakaṭa erreichten, die Rukmī nach der Entführung seiner Schwester gegründet hatte. Die Hochzeitsgesellschaft wurde vom Großvater, nämlich Kṛṣṇa, angeführt und von Balarāma, von Kṛṣṇas erster Frau Rukmiṇī, von Seinem Sohn Pradyumna, von Jāmbavatīs Sohn Sāmba und vielen anderen Verwandten und Familienangehörigen begleitet. Schließlich erreichten sie Bhojakaṭa, und die Heiratszeremonie wurde in Frieden vollzogen.

Der König von Kaliṅga, ein Freund Rukmīs, gab Rukmī den üblen Rat, mit Balarāma ein Spiel abzuhalten und Ihn mit einer Wette zu schlagen. Wetten und Glücksspiele, wie Schach, waren bei den kṣatriyas nicht unüblich. Wenn man einen Freund zum Schachspiel herausforderte, durfte er die Herausforderung nicht zurückweisen. Śrī Balarāmajī nun war kein sehr erfahrener Schachspieler, und das war dem König von Kaliṅga bekannt. Daher riet er Rukmī, sich an Kṛṣṇas Familienangehörigen zu rächen, indem er Balarāma zum Schachspiel herausforderte. Śrī Balarāmajī war, obwohl Er kein sehr guter Schachspieler war, doch stets zu Wettkämpfen aufgelegt. Er nahm also die Herausforderung Rukmīs an und setzte Sich mit ihm zum Spiel nieder. Gewettet wurde um Goldmünzen, und Balarāma forderte Seinen Gegner zuerst mit 100 Münzen, dann mit 1000 und schließlich mit 10000 Münzen heraus. Doch jedesmal verlor Balarāma, während Rukmī gewann.

Śrī Balarāmas Niederlagen waren dem König von Kaliṅga eine Gelegenheit, Kṛṣṇa und Balarāma zu schmähen. Der König machte sich über Balarāma lustig, wobei er absichtlich seine Zähne sehen ließ. Weil Balarāma der Verlierer des Spieles war, war Er über die sarkastischen Worte des Königs ein wenig ungehalten. In Seiner Erregung wagte Balarāma, als Rukmī Ihn erneut herausforderte, einen Einsatz von 100000 Goldmünzen. Zum Glück siegte Er diesmal. Doch obwohl Balarāmajī gewonnen hatte, behauptete Rukmī in seiner Niedertracht, Balarāma sei der Verlierer, und er selbst habe gewonnen. Diese Lüge machte Balarāma sehr zornig. Seine Erregung war so unvermittelt und heftig, daß sie einer Sturmwoge im Ozean an einem Vollmondtag glich. Śrī Balarāmas Augen sind bereits von Natur aus rötlich, doch als Er so zornig und aufgebracht wurde, nahmen sie an Röte noch zu. Diesmal forderte Er Seinerseits Rukmī mit einem Einsatz von 100 Millionen Münzen heraus.

Wieder war Balarāma nach den Regeln des Schachspiels der Sieger, doch Rukmī behauptete abermals auf schlaue Weise, er habe gewonnen. Rukmī wandte sich dabei an die anwesenden Prinzen und berief sich insbesondere auf das Wort König Kaliṅgas. Da ertönte eine Stimme aus der Luft, die verkündete, daß Balarāma, der wirkliche Gewinner des Spiels, betrogen werde, und daß, um aller Ehre willen, Rukmīs Behauptung, er selbst habe gewonnen, absolut falsch sei.

Trotz dieser göttlichen Stimme aber bestand Rukmī darauf, daß Balarāma verloren habe, und in seinem Starrsinn schien ihm der Tod über dem Haupt zu schweben. Durch den schlechten Ratschlag seines Freundes fälschlich hochmütig geworden, maß er dem Orakel nicht viel Bedeutung bei und begann, Balarāmajī zu schmähen. »Mein lieber Balarāmajī«, sagte er, »Ihr beiden Brüder, Kuhhirtenjungen nur, mögt vielleicht sehr erfahren im Hüten der Kühe sein, doch wie solltet Ihr zum Schachspiel oder zum Bogenkampf auf dem Schlachtfeld fähig sein? Diese Künste sind nur dem Prinzenstand bekannt.« Als Śrī Balarāma Rukmīs stichelnde Worte und das schallende Gelächter der anwesenden Prinzen vernahm, wurde Er wild wie brennender Zunder. Augenblicklich nahm Er Seine Keule und schlug Rukmī, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, auf den Kopf. Von diesem einen Schlag brach dieser auf der Stelle zusammen, und es war mit ihm aus und vorbei. So wurde Rukmī bei einem so glückverheißenden Ereignis, wie es Aniruddhas Heirat war, getötet.

Vorfälle solcher Art sind bei den kṣatriyas durchaus nichts Ungewöhnliches, und der König von Kaliṅga versuchte, weil er Angst hatte, es würde ihm als nächstem zu Leibe gehen, von dem Schauplatz zu fliehen. Doch bevor er auch nur ein paar Schritte weit kommen konnte, ergriff Balarāma ihn auch schon, und weil der König seine Zähne gezeigt hatte, als er Kṛṣṇa und Ihn beschimpft hatte, schlug Balarāma ihm mit der Keule alle Zähne aus. Die Prinzen, die auf der Seite des Königs von Kaliṅga und Rukmīs gewesen waren, fing Balarāma ebenfalls ein und schlug sie so sehr mit Seiner Keule, daß Er ihnen die Beine und Arme brach. Die Prinzen versuchten nicht, sich zu rächen, sondern hielten es für das klügste, den Ort des blutigen Geschehens eilends zu verlassen. Während der ganzen Auseinandersetzung zwischen Balarāma und Rukmī sagte Kṛṣṇa nicht ein Wort, denn Er wußte, daß, wenn Er Balarāma beistünde, Rukmiṇī unglücklich wäre, und daß, wenn Er sagen würde, es sei Unrecht, Rukmī zu töten, Balarāma unglücklich wäre. Daher schwieg Śrī Kṛṣṇa zum Tod Seines Schwagers Rukmī während der Heirat Seines Enkels. So beeinträchtigte Er weder Seine zuneigungsvolle Beziehung zu Balarāma noch die zu Rukmiṇī. Als alles vorüber war, wurden die Braut und der Bräutigam feierlich zu ihrem Wagen geleitet, mit dem sie sich in Begleitung der Bräutigamfamilie nach Dvārakā begaben. Die Hochzeitsgesellschaft wurde die ganze Zeit von Kṛṣṇa, dem Vernichter des Madhu-Dämonen, beschützt. So verließen sie Rukmīs Königreich Bhojakaṭa und zogen frohen Mutes nach Dvārakā.«

Hiermit endet die Erläuterung Bhaktivedāntas zum 60. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Kṛṣṇas Familienstammbaum«.