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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
39. Kapitel:
 
Krishna
 
Die Gebete Akrūras


 

Akrūra brachte folgende Gebete dar: »Lieber Herr, ich erweise Dir meine achtungsvollen Ehrerbietungen, da Du die höchste Ursache aller Ursachen und die urerste unerschöpfliche Persönlichkeit Nārāyaṇa bist. Aus Deinem Nabel wächst eine Lotosblume, und auf diesem Lotos wird Brahmā, der Schöpfer des Universums, geboren. Und weil Brahmā der Ursprung des Universums ist, bist Du die Ursache aller Ursachen. Alle Elemente der kosmischen Manifestation, nämlich Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther, falsches Ich und die gesamte materielle Energie, wie auch die Natur, die mittlere Energie, die Lebewesen, der Geist, die Sinne, die Sinnenobjekte und die Halbgötter, die die Geschehnisse im Kosmos regeln, gehen aus Deinem Körper hervor. Du bist die Überseele in allem Existierenden, doch niemand kennt Deine transzendentale Gestalt. Jeder in der materiellen Welt wird von den Erscheinungsweisen der materiellen Natur gelenkt. Selbst Halbgötter wie Brahmā haben, da sie unter dem Einfluß der materiellen Natur stehen, keine genaue Kenntnis von Deiner transzendentalen Existenz jenseits der kosmischen Manifestation der drei materiellen Erscheinungsweisen. Große Weise und Mystiker verehren Dich als den Höchsten Persönlichen Gott, die ursprüngliche Ursache aller Lebewesen, der ganzen kosmischen Manifestation und aller Halbgötter. Sie verehren Dich als den Allesumfassenden. Auch viele der gelehrten brāhmaṇas verehren Dich, indem sie die rituellen Zeremonien, die im Ṛg-veda vorgeschrieben sind, durchführen. Sie bringen im Namen der Halbgötter verschiedenartige Opfer dar. Andere wiederum fühlen sich mehr dazu hingezogen, transzendentales Wissen zu verehren. Sie sind sehr friedvoll und wollen alle materielle Aktivität aufgeben. So befassen sie sich mit der philosophischen Suche nach Dir, was jñāna-yoga genannt wird.

Es gibt aber auch Gottgeweihte, Sie werden Bhāgavatas genannt, die Dich als den Höchsten Persönlichen Gott verehren. Nachdem sie ordnungsgemäß in den Vorgang des Pañcarātra eingeweiht worden sind, pflegen sie ihre Körper mit tilaka zu schmücken und Deine verschiedene Viṣṇu-mūrti-Formen zu verehren. Wieder andere, die Śivaiten, Schüler verschiedener ācāryas, verehren Dich in der Form Śivas.«

In der Bhagavad-gītā wird zwar erklärt, daß die Verehrung der Halbgötter eine indirekte Verehrung des Höchsten ist, doch ist eine solche Form der Verehrung dem Aufrichtigen nicht zu raten, denn der zu verehrende Herr ist der Höchste Persönliche Gott, Nārāyaṇa. Halbgötter wie Brahmā und Śiva sind Inkarnationen der materiellen Eigenschaften, die vom Körper Nārāyaṇas ausgehen. Vor der Schöpfung existierte also niemand außer Nārāyaṇa, dem Höchsten Persönlichen Gott. Die Verehrung der Halbgötter kommt daher nicht der Verehrung Nārāyaṇas gleich.

Akrūra sagte: »Obgleich die Verehrer der Halbgötter geistig auf einen bestimmten Halbgott fixiert sind, erreicht ihre Verehrung dennoch indirekt Dich, weil Du die Überseele in allen Lebewesen, auch in den Halbgöttern, bist. So wie einige der kleinen Flüsse, die während der Regenzeit von den Bergen fließen, ins Meer gelangen, und einige nicht, so können Dich manche Verehrer der Halbgötter erreichen, und manche auch nicht. Für ihren Erfolg gibt es keine Gewähr. Er ist ganz allein von der Stärke ihrer Verehrung abhängig.«

Die vedischen Prinzipien schreiben den Verehrern der Halbgötter vor, bei der Verehrung des betreffenden Halbgottes gleichzeitig auch Rituale für Nārāyaṇa, der Yajñeśvara [* Yajñeśvara - der letztliche Empfänger aller Opfer.*] genannt wird, durchzuführen, denn wie in der Bhagavad-gītā erwähnt wird, können die Halbgötter nicht ohne die Einwilligung Nārāyaṇas oder Kṛṣṇas die Wünsche ihrer Anhänger erfüllen. Die genauen Worte, die die Bhagavad-gītā in diesem Zusammenhang gebraucht, lauten: »mayaiva vihitān hi tān«, was bedeutet, daß die Halbgötter nur Segnungen gewähren können, wenn der Höchste Herr sie dazu ermächtigt hat. Wenn der Verehrer der Halbgötter dann möglicherweise zur Vernunft gekommen ist, sagt er sich: »Die Halbgötter können mich nur dann segnen, wenn sie vom Höchsten Herrn dazu befähigt worden sind; ist es also nicht besser, den Höchsten Herrn direkt zu verehren?« Einige Verehrer der Halbgötter mögen zwar zum Höchsten Persönlichen Gott gelangen, doch diejenigen, die einen Halbgott für das ein und alles halten, können nicht das höchste Ziel erreichen.

Akrūra betete dann: »Lieber Herr, die ganze Welt ist von den drei materiellen Erscheinungsweisen der Natur - Güte, Leidenschaft und Unwissenheit - erfüllt. Jedes Lebewesen in der materiellen Welt, angefangen mit Brahmā, bis hinunter zu den bewegungslosen Pflanzen und Bäumen, ist von diesen Erscheinungsweisen bedeckt. Doch Du, lieber Herr, bist frei vom Einfluß der drei Erscheinungsweisen, und deshalb bringe ich Dir meine respektvollen Ehrerbietungen dar. Außer Dir ist jeder ein Spielball für die Wellen dieser Erscheinungsweisen der Natur. Mein lieber Herr, Feuer ist Dein Muṇḍ, die Erde bildet Deine Füße, die Sonne ist Dein Auge, der Himmel Dein Nabel, und die Richtungen sind Deine Ohren. Der Weltraum ist Dein Haupt, die Halbgötter sind Deine Arme, die Ozeane und Meere sind Dein Leib, die Luft und die Winde sind Deine Kraft und Lebensstärke. Die Pflanzen und Kräuter sind die Haare auf Deinem Körper; die Wolken sind Dein Haupthaar; die Berge sind Deine Knochen und Nägel, und die Tage und Nächte sind das Zwinkern Deiner Augenlider; Prajāpati, der Erzeuger, ist Dein Genital, und der Regen ist Dein Samen.

Mein lieber Herr, alle Lebewesen, einschließlich der Halbgötter, Könige und anderer Herrscher, ruhen in Dir. Weil jeder nur ein winziges Bestandteil des großen Ganzen ist, kann Dich unmöglich jemand durch experimentelles Wissen verstehen. Man kann Deine transzendentale Existenz mit einem großen Ozean vergleichen, in dem sich vielerlei Arten von Lebewesen befinden, oder mit der kadamba-Frucht, aus der viele kleine Moskitos kriechen. Mein lieber Herr, alle Deine ewigen Formen und Inkarnationen, die Du annimmst, erscheinen in der materiellen Welt, um die Lebewesen von ihrer Unwissenheit, ihren Illusionen und ihren Klagen zu befreien. Alle Menschen sollten daher Deine Inkarnationen und transzendentalen Spiele zu würdigen wissen und in Ewigkeit Deine Taten preisen. Niemand kann die Vielzahl Deiner Formen und Inkarnationen ermessen, noch kennt jemand die Anzahl der Universen, die in Dir existieren.

Deshalb will ich als erstes meine achtungsvollen Ehrerbietungen Deiner Inkarnation als Fisch erweisen, in der Du zur Zeit der Vernichtung erschienst, obwohl Du, o Herr, die Ursache aller Ursachen bist. Ich bringe Deiner Hayagrīva-Inkarnation meine respektvollen Ehrerbietungen dar, die die beiden Dämonen Madhu und Kaiṭabha tötete. Ich erweise Dir meine respektvollen Ehrerbietungen, der Du die gigantische Schildkröteninkarnation annahmst und den großen Mandara-Berg auf dem Rücken trugst, und der Du als Eberinkarnation erschienst, um den Erdplaneten aus dem Wasser des Garbhodaka-Ozeans zu retten. Ich bringe Deiner Herrlichkeit meine respektvollen Ehrerbietungen dar, der Du als Nṛsiṁhadeva erschienst und viele Gottgeweihte vor den Greueltaten der Atheisten rettetest. Ich bringe Dir meine achtungsvollen Ehrerbietungen dar, der Du als Vāmanadeva erschienst und die drei Welten mit Deinen Lotosfüßen berührtest. Ich erweise Dir meine respektvollen Ehrerbietungen, der Du als der Herr der Bhṛgus erschienst, um die gottlosen Herrscher der Welt zu töten. Und ich bringe Dir meine demütigen Ehrerbietungen dar, der Du als Rāma kamst, um Dämonen wie Rāvaṇa zu vernichten. Von allen Gottgeweihten wirst Du als Śrī Rāmacandra, der Führer der Raghu-Dynastie, verehrt. Ich will Dir meine respektvollen Ehrerbietungen darbringen, der Du Dich als Śrī Vāsudeva, Śrī Saṅkarṣaṇa, Śrī Pradyumna und Śrī Aniruddha manifestiertest. Laß mich auch Deiner Inkarnation als Buddha meine respektvollen Ehrerbietungen erweisen, die erschien, um die Atheisten und Dämonen zu verwirren und laß mich Deiner Inkarnation als Kalki meine respektvollen Ehrerbietungen darbringen, die erschien, um den sogenannten königlichen Stand zu bestrafen, dessen Angehörige zu verabscheuungswürdigen mlecchas degeneriert waren, die zu niedrig sind, als daß es für sie regulierende vedische Prinzipien gäbe.

Lieber Herr, jeder in der materiellen Welt wird durch Deine illusionierende Energie bedingt. Mit Lebensauffassungen unter dem Einfluß der falschen Identifizierung mit dem Körper und falscher Besitzansprüche wandern die Lebewesen auf dem Pfad des gewinnbringenden Handelns und seiner Rückwirkungen von einem Körper zum anderen. Mein lieber Herr, auch ich bilde als bedingte Seele keine Ausnahme. Ich māche mir fälschlich vor, mit Frau und Kindern, mit meinem Zuhause, dem Staat, meinem Besitz und was sonst noch dazugehört glücklich zu sein. Daher handle ich wie ein Träumer, denn keines dieser Dinge ist von Dauer. Ich bin ein Narr, stets in Gedanken an diese Dinge zu leben und sie für dauerhaft und wahr zu halten. Lieber Herr, durch meine falsche Identifizierung halte ich alles Unbeständige für wirklich, wie z. B. meinen materiellen Körper, der nicht-spirituell ist und die Ursache aller Arten von Leiden darstellt. Verwirrt durch solche falschen Lebensauffassungen hänge ich ständig Gedanken der Dualität nach, und so habe ich Dich völlig vergessen, der Du die Quelle aller transzendentalen Freude bist. Ich bin ohne Deine transzendentale Gegenwart gewesen und gleiche einer verblendeten Kreatur, die die mit wassergenährtem Gemüse bewachsene Wasserstelle verläßt und in der Wüste nach Wasser sucht. Die bedingten Seelen wollen zwar ihren Durst stillen, doch wissen sie nicht, wo Wasser zu finden ist. Sie verlassen den Ort, an dem sich die Wasserstelle befindet, und laufen in die Wüste hinaus, wo es kein Wasser gibt. Lieber Herr, ich bin völlig außerstande, meinen Geist zu beherrschen, der von den zügellosen Sinnen getrieben wird und an gewinnbringenden Tätigkeiten und ihren Ergebnissen haftet. Deine Lotosfüße können von niemandem im bedingten materiellen Dasein richtig gewürdigt werden, doch trotzdem bin ich irgendwie Deinen Lotosfüßen nahe gekommen, und sehe darin Deine große Barmherzigkeit, die Du mir erwiesen hast. Du kannst Dich verhalten, wie es Dir beliebt, denn Du bist der höchste Kontrollierende. Daher ist mir klar, daß jemand, der die Voraussetzung besitzt, von den sich wiederholenden Geburten und Toden befreit zu werden, nur durch Deine grundlose Gnade weitere Fortschritte machen kann, so daß er eine Neigung zum grundlos hingebungsvollen Dienen für Dich gewinnt.«

Akrūra fiel vor dem Herrn nieder und betete: »Mein lieber Herr, Deine transzendentale ewige Gestalt ist voller Wissen. Wenn man seinen Geist nur einfach auf Deine transzendentale Gestalt richtet, kann man in vollkommenem Wissen alle Dinge verstehen, denn Du bist der Ursprung allen Wissens. Du bist der höchste Mächtige und Du besitzt alle verschiedenen Energien. Du bist das Höchste Brahman und die Höchste Person, der höchste Kontrollierende und Meister der materiellen Energien. Ich erweise Dir meine respektvollen Ehrerbietungen, denn Du bist Vāsudeva, der Ruheort der gesamten Schöpfung. Du bist der allesdurchdringende Höchste Persönliche Gott, und Du bist auch die Höchste Seele, die im Herzen eines jeden weilt und jedem Lebewesen Anweisungen zum Handeln gibt. Nun, o Herr, bin ich Dir völlig hingegeben. Bitte gewähre mir Deinen Schutz.«

Hiermit endet die Erläuterung Bhaktivedāntas zum 39. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Die Gebete Akrūras«.