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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
38. Kapitel:
 
Krishna
 
Akrūras Rückreise und sein Besuch auf Viṣṇuloka in der Yamunā


 

Nachdem Kṛṣṇa und Nanda Mahārāja Akrūra einen herzlichen Empfang bereitet und ihn dann in sein Nachtquartier begleitet hatten, gingen Kṛṣṇa und Balarāma zum abendlichen Mahl. Akrūra setzte sich auf sein Bett nieder und dachte darüber nach, wie all seine Hoffnungen, die er sich auf dem Weg von Mathurā nach Vṛndāvana gemacht hatte, in Erfüllung gegangen waren. Śrī Kṛṣṇa, der Gemahl der Glücksgöttin, erfüllt Seinem reinen Gottgeweihten, mit dem Er sehr zufrieden ist, jeden Wunsch. Doch ein reiner Gottgeweihter bittet Kṛṣṇa niemals um etwas für sich selbst.

Nach dem Nachtmahl gingen Kṛṣṇa und Balarāma noch einmal zu Akrūra, um ihm eine gute Nacht zu wünschen. Kṛṣṇa erkundigte Sich bei dieser Gelegenheit nach Seinem Onkel Kaṁsa. Er fragte Akrūra, wie Kaṁsas gegenwärtiges Verhältnis zu seinen Freunden sei und wie die Zukunftspläne des Königs aussähen. Auch erkundigte Er Sich danach, ob Seine Verwandten und Freunde alle wohlauf seien, oder ob Kaṁsa ihnen Schwierigkeiten bereite. Nachdem der Höchste Persönliche Gott Akrūra nochmals versichert hatte, wie sehr Ihm sein Besuch willkommen sei, erklärte Er, daß es Ihn besorgt stimme, Seinen Onkel Kaṁsa auf dem Herrscherthron des Königreiches zu wissen. Kṛṣṇa sagte, Kaṁsa stelle den größten Anachronismus im ganzen Regierungssystem dar. Solange er herrsche, sei nicht zu erwarten, daß es den Bürgern gut gehe. Kṛṣṇa schloß mit den Worten: »Mein Vater muß viel Leid ertragen, weil Ich sein Sohn bin. Er verlor um Meinetwillen sogar seine vielen anderen Söhne. Nun aber macht es Mich glücklich, daß Du, Mein Freund und Verwandter, hierhergekommen bist. Akrūra, Mein lieber Freund, bitte sage Mir den Grund deines Kommens!«

Daraufhin berichtete Akrūra, der wie Kṛṣṇa der Yadu-Dynastie angehörte, von den Geschehnissen in Mathurā, einschließlich Kaṁsas Versuch, Vasudeva, den Vater Kṛṣṇas, zu töten. Er erzählte dem Herrn alles, was geschehen war, nachdem Nārada Kaṁsa enthüllt hatte, daß Kṛṣṇa der Sohn Vasudevas sei. Da Akrūra nun im Hause Nanda Maharajas saß, sagte er Kṛṣṇa offen alles, was sonst noch mit Kaṁsa zusammenhing. Er erzählte, wie Nārada sich mit Kaṁsa getroffen hatte, und wie er selbst nach Vṛndāvana geschickt worden war. Auch berichtete er, daß Kaṁsa von Nārada darüber aufgeklärt worden war, daß der Herr gleich nach Seiner Geburt nach Vṛndāvana gebracht wurde, und daß Er alle von Kaṁsa ausgesandten Dämonen tötete. Schließlich teilte Akrūra Kṛṣṇa den eigentlichen Zweck seines Kommens mit: Er sollte Ihn nach Mathurā bringen. Als Kṛṣṇa und Balarāma, die beide sehr erfahren darin sind, Ihre Feinde zu töten, von dieser und den anderen Maßnahmen Kaṁsas erfuhren, lachten Sie nur leicht über dessen Pläne.

Sie baten Nanda Mahārāja, alle Kuhhirtenjungen einzuladen, mit nach Mathurā zu ziehen und dort der Dhanur-yajña-Zeremonie beizuwohnen, da Kaṁsa wünsche, daß alle zu der Feier kämen. Auf Kṛṣṇas Bitte hin rief Nanda Mahārāja sofort alle Hirten zusammen und trug ihnen auf, allerlei Arten Milchgerichte und frische Milch als Opfergabe für die Zeremonie herbeizuschaffen. Den Polizeikommandanten von Vṛndāvana wies er an, allen Bewohnern von Kaṁsas großem Dhanur-yajña zu berichten und sie einzuladen, daran teilzunehmen. Außerdem teilte er den Kuhhirtenjungen mit, daß sie alle am nächsten Morgen aufbrechen würden, woraufhin diese die Kühe und Stiere herrichteten, die sie nach Mathurā bringen sollten.

Als die gopīs erfuhren, daß Akrūra gekommen war, um Kṛṣṇa und Balarāma nach Mathurā zu holen, wurden sie von Betrübnis überwältigt. Einige von ihnen wurden so bekümmert, daß ihre Gesichter sich schwarz färbten; ihr Atem ging schwer, und ihre Herzen begannen wie rasend zu klopfen. Sie bemerkten, wie sich ihr Haar öffnete und ihre Kleidung in Unordnung geriet. Einige der gopīs, die gerade im Haushalt tätig waren, ließen, als sie hörten, daß Kṛṣṇa und Balarāma nach Mathurā fahren sollten, ihre Arbeit stehen und liegen, als hätten sie alles um sich herum vergessen; sie glichen dabei einem Menschen, der merkt, daß es ans Sterben geht und daß er in wenigen Augenblicken die Welt verlassen muß. Andere wurden in ihrem Trennungsschmerz sofort ohnmächtig. Tiefster Schmerz ergriff die gopīs, wenn sie sich an Kṛṣṇas bezauberndes Lächeln und an ihre Gespräche mit Ihm erinnerten. Sie dachten an die charakteristischen Merkmale des Höchsten Persönlichen Gottes, wie Er durch das Land von Vṛndāvana gezogen war und wie Er mit Seinen scherzenden Worten ihre Herzen an Sich gezogen hatte. In Gedanken an Kṛṣṇa und ihre bevorstehende Trennung versammelten sich die gopīs mit klopfenden Herzen, und die Tränen strömten aus den Augen der Mädchen, die tief in Gedanken bei Kṛṣṇa waren. So begannen sie zu sprechen: »O Vorsehung, du bist so grausam! Barmherzigkeit scheinst du gar nicht zu kennen. Durch deinen Willen lernen sich Freunde kennen, doch du trennst sie, ohne ihre Wünsche zu erfüllen. Dein Verhalten gleicht dem Spiel von Kindern, das ohne Sinn ist. Es ist sehr abscheulich von dir, uns erst den schönen Kṛṣṇa zu zeigen, dessen bläulich-lockiges Haar eine breite Stirn und eine edle Nase verschönern, und der stets lächelt, um allen Streit in der materiellen Welt zu schlichten, und Ihn dann wieder von uns zu nehmen. O Vorsehung, du bist so grausam! Doch erstaunlich ist es, daß du uns nun als »Akrūra« erscheinst, ein Name, der »nicht grausam« bedeutet. Anfangs schätzten wir deine Kunstfertigkeit, uns diese Augen zu verleihen, mit denen wir das liebliche Antlitz Kṛṣṇas betrachten können, doch nun versuchst du, wie ein närrisches Geschöpf, uns unsere Augen zu nehmen und uns Ihn nie wieder sehen zu lassen. Kṛṣṇa, der Sohn Nanda Mahārājas ist ebenfalls sehr grausam! Ständig muß Er neue Freunde haben; Er liebt es überhaupt nicht, mit jemandem längere Freundschaft zu halten. Wir gopīs von Vṛndāvana haben unser Zuhause, unsere Freunde und Verwandten zurückgelassen und sind Kṛṣṇas Dienerinnen geworden, doch Er kümmert Sich nicht darum, sondern verschmäht uns und geht einfach fort. Er sieht uns nicht einmal an, obgleich wir Ihm völlig hingegeben sind. Nun werden all die jungen Mädchen von Mathurā die Gelegenheit haben, mit Kṛṣṇa zusammenzusein. Sie erwarten bestimmt schon Seine Ankunft und werden mit Freuden den süßen Honig Seines lächelnden Antlitzes trinken. Wir wissen zwar, daß Kṛṣṇa sehr standhaft und entschlossen ist, doch befürchten wir, daß Er Sich völlig vergessen wird, sobald Er die hübschen Gesichter der jungen Mädchen von Mathurā erblickt. Wir befürchten, daß Er von ihnen abhängig werden und uns, die wir nur einfache Dorfmädchen sind, völlig vergessen wird. Nicht länger mehr wird Er uns Seine Gunst erweisen. Und so glauben wir nicht, daß Kṛṣṇa jemals wieder nach Vṛndāvana zurückkehren wird. Er wird die Gesellschaft der Mädchen von Mathurā nicht mehr verlassen.«

Die gopīs malten sich dann die großartigen Festlichkeiten aus, die in Mathurā stattfinden würden. Kṛṣṇa würde durch die Straßen spazieren, und die Damen und jungen Mädchen von Mathurā würden Ihn von den Balkonen ihrer Häuser aus erblicken. Mathurā wurde damals von verschiedenen Geschlechtern bewohnt, die als Daśārha, Bhoja, Andhaka und Sātvata bekannt waren. Diese Geschlechter waren alle verschiedene Zweige derselben Familie, in der auch Śrī Kṛṣṇa erschienen war, nämlich der Yadu-Dynastie. Alle ihre Angehörigen erwarteten bereits die Ankunft Kṛṣṇas. Es stand nämlich fest, daß Kṛṣṇa, der die Zuflucht der Glücksgöttin und die Quelle aller Freude und transzendentalen Eigenschaften ist, die Stadt Mathurā besuchen würde.

Daraufhin begannen die gopīs, Akrūra wegen seines Verhaltens anzuklagen. Sie riefen: »Akrūra nimmt uns Kṛṣṇa, den wir mehr lieben als alles, und der die Freude unserer Augen ist, einfach von uns, ohne ein Wort des Trostes. Akrūra sollte nicht so gnadenlos sein; er sollte doch wenigstens eine Spur von Mitleid zeigen. Was uns am meisten verwundert ist aber, daß Sich Kṛṣṇa, der Sohn Nandas, bereits auf die Kutsche gesetzt hat, ohne an unseren Kummer zu denken. Daran kann man sehen, daß Kṛṣṇa nicht sehr intelligent ist. Doch selbst wenn Er sehr intelligent sein sollte, so weiß Er Sich zumindest nicht zu benehmen. Aber nicht nur Kṛṣṇa, auch die anderen Hirten sind so hartherzig, denn sie sind schon dabei, die Stiere und Kälber zur Reise nach Mathurā einzujochen. Selbst die älteren Leute von Vṛndāvana haben alles Mitgefühl verloren. Sie beachten nicht im mindesten, wie sehr wir leiden, und halten Kṛṣṇa nicht davon ab, nach Mathurā zu reisen. Sogar die Halbgötter sind gegen uns, da sie Kṛṣṇa nicht daran hindern, nach Mathurā zu ziehen.«

Die gopīs flehten die Halbgötter an, ein Unwetter, eine Windhose, einen heftigen Sturm oder starke Regengüsse herbeizuschicken, so daß Kṛṣṇa am Fahren verhindert würde. Als auch dies nichts half, sagten sie: »Wir werden trotz der Gegenwart unserer Eltern und Behüter Kṛṣṇa persönlich davon abhalten, nach Mathurā zu fahren. Uns bleibt keine andere Möglichkeit als dieser direkte Schritt, denn alle haben sich gegen uns gewandt, um uns Kṛṣṇa zu nehmen. Ohne Ihn können wir nicht einen Augenblick lang leben. Die gopīs beschlossen darauf, Kṛṣṇa an einer Stelle, die Sein Wagen passieren mußte, den Weg zu verstellen. Sie sprachen zueinander: »Wir haben mit Kṛṣṇa eine sehr lange Nacht im rāsa-Tanz verbracht, die uns jedoch so kurz wie ein Augenblick erschien. Wir sahen Sein zauberhaftes Lächeln, umarmten Ihn und sprachen mit Ihm. Wie könnten wir also auch nur eine Stunde länger leben, wenn Er uns verließe? Am Ende des Tages, wenn der Abend dämmerte, kehrte Kṛṣṇa gewöhnlich mit Seinem älteren Bruder Balarāma und Seinen Freunden nach Hause zurück. Sein Gesicht war mit dem Staub bedeckt, der von den Hufen der Kühe aufgewirbelt wurde, und lächelnd und auf Seiner Flöte spielend, sah Er uns so freundlich an. Wie könnten wir Ihn also jemals wieder vergessen? Wie könnten wir Kṛṣṇa, der unser Leben und unsere Seele ist, aus unseren Gedanken verbannen? Er stahl während unserer gemeinsamen Tage und Nächte auf so vielfache Weise unsere Herzen. Wenn Er nun einfach von uns geht, können wir unmöglich weiterleben.«

Je länger die gopīs miteinander solche Gedanken austauschten, desto bekümmerter wurden sie darüber, daß Kṛṣṇa Vṛndāvana verlassen wollte. Sie waren nicht länger Herr über ihre Gefühle und fingen an, laut zu weinen, wobei sie die verschiedenen Namen Kṛṣṇas ausriefen: »O liebster Dāmodara! Liebster Mādhava!«

Die gopīs weinten die ganze Nacht vor Kṛṣṇas Abreise. Als dann die Sonne aufging, bestieg Akrūra, nachdem er sein morgendliches Bad genommen hatte, den Wagen, und machte sich gemeinsam mit Kṛṣṇa und Balarāma auf den Weg nach Mathurā. Nanda Mahārāja und die Kuhhirten bestiegen ihre Ochsenkarren, die sie mit großen irdenen Töpfen beladen hatten, die voller Milch und Milchspeisen wie Yoghurt und Butterfett waren, und nahmen den gleichen Weg wie Kṛṣṇa und Balarāmas Wagen. Die gopīs versammelten sich alle trotz der Bitte Kṛṣṇas, Ihm den Weg nicht zu versperren, um die Kutsche und sahen Ihn mit flehenden Augen an. Kṛṣṇa war sehr gerührt über den traurigen Anblick der gopīs, doch war es Seine Pflicht, nach Mathurā zu fahren, da dies von Nārada vorausgesagt worden war. Er tröstete die gopīs also, indem Er zu ihnen sagte: »Bitte seid nicht traurig. Sowie Ich Meine Angelegenheiten in Mathurā erledigt habe, werde Ich zurückkehren.« Doch die gopīs ließen sich nicht dazu bewegen, den Weg freizugeben. Der Wagen machte schließlich kehrt und fuhr in westlicher Richtung davon, und die gopīs konnten dem sich weiter und weiter entfernenden Wagen nur noch mit ihren Gedanken folgen. Sie sahen der Flagge von Kṛṣṇas Kutsche nach, solange sie sie mit den Augen wahrnehmen konnten; schließlich war in der Ferne nur noch eine Staubwolke zu erkennen. Die gopīs rührten sich nicht von der Stelle, sondern blieben solange stehen, bis von Kṛṣṇas Wagen nichts mehr zu sehen war. Lange Zeit verharrten sie so in unbeweglicher Haltung und glichen Figuren auf einem Gemälde. Alle waren sich darin einig, daß Kṛṣṇa nicht so bald zurückkommen würde, und mit tiefer Enttäuschung im Herzen gingen sie nach Hause. Zutiefst betrübt über die Abwesenheit Kṛṣṇas konnten sie Tag und Nacht an nichts anderes denken als an Seine transzendentalen Spiele, was ihnen ein wenig Trost gab. Der Herr fuhr die Kutsche, begleitet von Akrūra und Balarāma, mit großer Geschwindigkeit dem Ufer der Yamunā entgegen. Jeder, der ein Bad in der Yamunā nimmt, kann die Reaktionen auf seine Sünden verringern. Sowohl Kṛṣṇa als auch Balarāma badeten in dem heiligen Fluß und wuschen Ihre Gesichter, um so allen Menschen ein Beispiel zu geben. Nachdem Sie noch etwas von dem kristallklaren Wasser getrunken hatten, kehrten Sie zur Kutsche zurück, die im Schatten eines hohen Baumes stand, und setzten Sich wieder auf Ihre Plätze. Darauf ging Akrūra, mit der Erlaubnis der beiden Brüder, gleichfalls zur Yamunā hinunter, um ein Bad zu nehmen. Es gibt ein vedisches Ritual, das vorschreibt, nach dem Bad in einem Fluß wenigstens bis zum Bauch im Wasser stehend den Gāyatrī-mantra zu murmeln. Während Akrūra also im Fluß stand, sah er ganz unvermittelt Kṛṣṇa und Balarāma vor sich im Wasser. Natürlich wunderte er sich sehr, Sie im Fluß zu erblicken, denn er war sich ganz sicher, Sie auf dem Wagen sitzen gesehen zu haben. Deshalb verließ er augenblicklich das Wasser, um sich Gewißheit zu verschaffen, wo Sich die beiden Jungen tatsächlich befanden. Zu seiner Überraschung sah er Sie noch immer auf der Kutsche sitzen, und daher fragte er sich, ob er Sie auch wirklich im Wasser gesehen habe. Um sich davon zu überzeugen, ging er also noch einmal in den Fluß zurück. Dieses Mal sah er dort nicht nur Balarāma und Kṛṣṇa, sondern auch viele Halbgötter, einschließlich aller Siddhas, Cāraṇas und Gandharvas, die vor dem Herrn standen, der in liegender Haltung vor ihnen anwesend war. Akrūra erkannte auch Śeṣa Nāga mit Seinen Tausenden von Köpfen. Śeṣa Nāga trug bläuliche Gewänder, und Seine vielen Hälse waren alle weiß, so daß sie schneebedeckten Bergen glichen. Auf Śeṣa Nāgas geschwungenem Körper sah Akrūra Kṛṣṇa sehr erhaben in Seiner vierarmigen Gestalt ruhen, und Seine Augen waren wie die rötlichen Blütenblätter der Lotosblume.

Mit anderen Worten: Als Akrūra in die Yamunā zurückkehrte, gewahrte er Balarāma in Gestalt der Śeṣa Nāga und Kṛṣṇa als Mahā-Viṣṇu. Er sah den vierarmigen Höchsten Persönlichen Gott mit einem strahlenden Lächeln auf dem Antlitz. Mahā-Viṣṇu war anziehend für alle, und Er blickte jeden an. Mit Seiner freien Nase, der hohen Stirn, den markanten Ohren und den purpurnen Lippen sah Er unvergleichlich schön aus. Seine Arme, die bis an die Knie reichten, waren sehr stark; Seine Schultern waren hoch, Seine Brust gewölbt wie ein Muschelhorn; Sein Nabel war sehr tief, und Seinen Bauch zeichneten drei Linien. Seine Taille war breit und groß, und ähnelte den Hüften einer Frau; Seine Schenkel waren stark wie Elefantenrüssel. Die Unterschenkel Seiner Beine, die Gelenke und die Füße waren formvollendet; die Nägel Seiner Füße funkelten, und Seine Zehen waren schön wie die Blütenblätter der Lotosblume. Der Helm, den Er trug, war mit kostbaren Edelsteinen besetzt; die Taille umschlang ein hübscher Gürtel, und um die mächtige Brust trug Er die heilige Schnur. An Seinen Handgelenken und Oberarmen waren Armreifen, und an Seinen Fußgelenken trug Er Glöckchen. Mahā-Viṣṇu war von strahlender Schönheit, und Seine Handflächen waren wie Lotosblüten. Seine Schönheit erhöhte sich noch durch die Zeichen des Viṣṇu-mūrti, das Muschelhorn, die Keule, das Feuerrad und die Lotosblüte, die Er in Seinen vier Händen trug. Seine Brust zeichneten die besonderen Merkmale Viṣṇus, und frische Blumengirlanden umkränzten Seinen Hals. Der ganze Anblick war prachtvoll. Akrūra sah auch, daß Seine Herrlichkeit von Seinen Vertrauten, wie den vier Kumāras - Sanaka, Sanātana, Sananda und Sanatkumāra -, anderen Beigesellten, wie Sunanda und Nanda, und Halbgöttern, wie Brahmā und Śiva, umringt war. Dazu waren die neun großen Weisen anwesend, und Gottgeweihte, wie Prahlāda Mahārāja und Nārada, waren darin vertieft, dem Herrn mit lauterem Herzen und reinen Worten Gebete darzubringen. Bei dem Anblick der transzendentalen Persönlichkeit Gottes ergriff Akrūra das Gefühl großer Hingabe, und seinen ganzen Körper durchlief ein transzendentales Zittern. Obwohl er zuerst ganz verwirrt war, erlangte er doch schnell sein klares Bewußtsein wieder. Er neigte sein Haupt vor dem Höchsten Herrn und brachte dem Herrn mit gefalteten Händen und bebender Stimme seine Gebete dar.

Hiermit endet die Erläuterung Bhaktivedantas zum 38. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Akrūras Rückreise und sein Besuch auf Viṣṇuloka in der Yamunā«.