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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
36. Kapitel:
 
Krishna
 
Kṛṣṇa tötet die Dämonen Keśi und Vyomāsura


 

Nachdem der Keśī-Dämon von Kaṁsa unterwiesen worden war, nahm er die Gestalt eines gräßlichen Pferdes an. Mit wehender Mähne und mit seinen Hufen die Erde hinter sich aufwerfend, galoppierte er auf Vṛndāvana zu. Dabei gab er ein schreckliches Wiehern von sich, als wolle er damit die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzen. Kṛṣṇa sah, daß der Dämon mit seinem furchterregenden Wiehern und seinem Schwanz, der wie eine große Wolke am Himmel kreiste, die Einwohner von Vṛndāvana entsetzte, und Ihm war klar, daß der Keśī-Dämon gekommen war, um Ihn zum Kampf herauszufordern. Er nahm also die Herausforderung an und trat direkt vor das Ungeheuer. Sowie Er das Pferd aufforderte, sich mit Ihm zu messen, stürzte es sogleich auf Ihn zu und gab dabei ein schreckliches Brüllen von sich, das dem eines Löwen glich. Keśī stürmte in rasendem Lauf auf den Herrn zu, denn er beabsichtigte, Ihn mit seinen Beinen, die stark und hart wie Stein waren, zu zertreten. Kṛṣṇa jedoch bekam die Beine des Dämons ohne weiteres zu fassen, der sich plötzlich völlig übertölpelt sah. Und da Kṛṣṇa inzwischen etwas ärgerlich geworden war, wirbelte Er das Pferd mit einer eleganten Bewegung in der Luft herum und warf es nach ein paar Runden hundert Meter weit von Sich, ähnlich wie Garuḍa eine große Schlange von sich schleudert. Bei dem Aufprall verlor Keśī augenblicklich das Bewußtsein, aber schon nach wenigen Augenblicken kam er wieder zu sich und rannte erneut mit Wut und großem Ungestüm auf Kṛṣṇa zu - das Maul diesmal weit aufgerissen. Gerade als das Pferd Kṛṣṇa erreichte, stieß der Herr ihm Seine Faust in den geöffneten Rachen. Sogleich verspürte der Dämon einen unerträglichen Schmerz, denn Kṛṣṇas Faust schien ihm so heiß wie ein glühender Eisenklumpen, und seine ausgeschlagenen Zähne fielen ihm aus dem Maul, in dem sich Kṛṣṇas Hand ausdehnte und ihm die Kehle verschloß. Daraufhin fing der Dämon an zu röcheln, sein ganzer Körper war von Schweiß überströmt, und er schlug nach allen Seiten aus. Bei seinem letzten Atemzug schließlich quollen ihm seine Augen in den Höhlen über, und er gab gleichzeitig Kot und Urin von sich. So hauchte der Dämon Keśī seine Lebenskraft aus. Die Kiefer des Ungeheuers lockerten sich bei seinem Tod, so daß Kṛṣṇa Seine Hand ohne Schwierigkeiten herausziehen konnte. Der Herr war nicht im geringsten überrascht, wie spielerisch Er den Keśī-Dämon hatte töten können, doch die Halbgötter waren von Erstaunen überwältigt, und mit großer Bewunderung gratulierten sie Kṛṣṇa, indem sie einen wahren Blumenregen vom Himmel schütteten.

Nach diesem Vorfall suchte Nārada Muni, der größte aller Gottgeweihten, Kṛṣṇa an einem einsamen Ort auf und richtete folgende Worte an Ihn: »Lieber Herr, Śrī Kṛṣṇa, Du bist die unbegrenzte alldurchdringende Überseele, der höchste Gebieter aller mystischen Kräfte, der Herr des ganzen Universums und der allgegenwärtige Höchste Persönliche Gott. In Dir ruht die gesamte kosmische Manifestation. Du bist der Meister aller Gottgeweihten und der Herr aller Lebewesen. Mein lieber Herr, als die Überseele in jedem bist Du in den Herzen aller Wesen verborgen wie das Feuer im Holz. Du bist der Zeuge aller Handlungen, die die Lebewesen begehen, und Du bist der Höchste Herrscher in ihren Herzen. Du bist in Dir Selbst zufrieden; Du existiertest schon vor der Schöpfung, und Du erschufst durch Deine unvorstellbare Energie das gesamte materielle Universum. Nach Deinem vollkommenen Plan wurde die materielle Welt durch die Wechselwirkungen der drei Erscheinungsweisen der Natur hervorgebracht, und von Dir wird sie erhalten und schließlich vernichtet. Obgleich Du nicht von diesen Vorgängen berührt wirst, bist Du immerwährend der Höchste Kontrollierende. Mein lieber Herr, Du bist auf der Welt erschienen, um alle Dämonen, die sich als Könige ausgeben, zu töten. Diese Schreckgespenster sind Betrüger in Fürstengewändern. Du bist erschienen, um Dein Versprechen einzuhalten, die religiösen Prinzipien zu schützen und die unerwünschten Schurken zu vernichten. Lieber Herr, ich bin mir daher sicher, daß Du übermorgen die Dämonen Cāṇūra und Muṣṭika wie auch alle anderen Ringkämpfer samt ihren Elefanten und sogar Kaṁsa töten wirst. Dies werde ich mit eigenen Augen sehen dürfen. Danach, so hoffe ich, werde ich dabei sein dürfen, wenn Du andere Dämonen, wie Śaṅkha, Yavana, Mura und Narakāsura, vernichtest. Außerdem werde ich sehen, wie Du die pārijāta-Blüte aus dem himmlischen Königreich raubst und den König des Himmels persönlich besiegst.«

Nārada Muni sagte weiter: »Lieber Herr, schon in naher Zukunft werde ich sehen können, wie Du viele Prinzessinnen - alle Töchter von edlen Königen - heiraten wirst, indem Du ihren Preis mit der Stärke des kṣatriya bezahlst.« Immer wenn ein kṣatriya eine sehr schöne und tugendhafte Tochter eines großen Königs heiraten möchte, muß er mit seinen Rivalen kämpfen und sie besiegen. Dann wird ihm die Hand seiner Auserwählten als Siegespreis übergeben. »Ich werde weiterhin sehen können, wie Du König Nṛga von einem höllischen Dasein erlösen wirst. Diese Tat wirst Du in Dvārakā vollbringen. Anschließend wirst Du das Syamantaka-Juwel geschenkt bekommen und den Sohn eines brāhmaṇa wieder ins Leben zurückrufen, nachdem dieser schon auf einen anderen Planeten gebracht worden war. Danach werde ich mitansehen können, wie Du den Dämon Pauṇḍraka tötest und das Königreich Kāśī in Schutt und Asche legst. Ich werde erleben können, wie Du in mehreren großen Schlachten, in denen Du für Mahārāja Yudiṣṭhira kämpfen wirst, den König von Cedi und Dantavakra tötest. Dazu werde ich viele andere Deiner ritterlichen Taten bewundern können, die Du während Deines Aufenthaltes in Dvārakā vollbringen wirst. All diese wundervollen Taten, die Du aus Deiner Gnade ausführst, werden zu allen Zeiten von den großen Dichtern gepriesen werden. An der Schlacht von Kurukṣetra wirst Du als Wagenlenker Deines Freundes Arjuna teilnehmen, und als die unüberwindliche Todesinkarnation, nämlich die ewige Zeit, alle anwesenden Krieger vernichten. Dabei werden riesige Streitheere fallen.

Mein lieber Herr, bitte erlaube mir, Deinen Lotosfüßen meine respektvollen Ehrerbietungen darzubringen. Du befindest Dich ewig in Deiner transzendentalen Stellung - in vollkommenem Wissen und vollkommener Glückseligkeit. Du bist in Dir Selbst vollkommen und über alle Wünsche erhaben. Durch die Anwendung Deiner inneren Energie hast Du den Bannkreis māyās errichtet. Deine unbegrenzten Kräfte kann niemand ermessen. Du bist der höchste Beherrschende. Du stehst unter dem Einfluß Deiner eigenen inneren Kraft, und es ist völlig unsinnig zu glauben, Du seiest von irgendeiner Deiner Schöpfungen abhängig.

Du bist in der Yadu- oder Vṛṣṇi-Dynastie erschienen, und Dein Aufenthalt auf der Erde, in Deiner ursprünglichen Gestalt, die von ewigem glückseligen Wissen erfüllt ist, ist eines Deiner transzendentalen Spiele. Du bist von nichts und niemandem als Dir Selbst abhängig, und so bringe ich Deinen Lotosfüßen meine achtungsvollen Ehrerbietungen dar.«

Mit diesem Gebet wollte Nārada Muni die Menschheit lehren, daß Kṛṣṇa völlig unabhängig ist. Seine Aktivitäten, wie z. B. Sein Erscheinen in der Yadu-Dynastie und Seine Freundschaft mit Arjuna, verpflichten Ihn nicht, zu handeln, um Sich der Ergebnisse zu erfreuen. Für Ihn sind sie alle nur Spiele, an denen Er sich unbeschwert vergnügt. Für uns jedoch sind sie handfeste, greifbare Tatsachen. Nachdem Nārada Muni Śrī Kṛṣṇa seine demütigen Ehrerbietungen dargebracht hatte, bat er Kṛṣṇa, sich verabschieden zu dürfen, und entfernte sich.

Nachdem Er Keśī getötet hatte, kehrte Kṛṣṇa zu Seinen Freunden zurück, um weiter im Wald die Kühe zu hüten, als sei nichts geschehen. So ist Kṛṣṇa ewig in Vṛndāvana mit Seinen Freunden, den Kuhhirtenjungen und den gopīs, in Seine transzendentalen Spiele vertieft; doch manchmal zeigt Er auch die außerordentliche Stärke des Höchsten Persönlichen Gottes, indem Er verschiedene Dämonen vernichtet.

An diesem Morgen ging Kṛṣṇa mit Seinen Hirtenfreunden etwas später auf den Govardhana-Hügel, um dort »Räuber und Gendarm« zu spielen. Einige der Jungen spielten die Rechtshüter, andere Diebe und wieder andere übernahmen die Rolle von Lämmern. Während die Jungen sich so an ihren kindlichen Spielen erfreuten, mischte sich der Dämon Vyomāsura, genannt »der Dämon, der in der Luft fliegt«, unter sie. Er war der Sohn eines anderen großen Dämons mit Namen Maya und beherrschte, genau wie sein Vater, wundervolle magische Kräfte. Vyomāsura verhielt sich also wie ein Kuhhirtenjunge, der einen Dieb nachahmt, und stahl viele der Jungen, die die Rollen von Lämmern spielten. Fast alle Jungen raubte er, einen nach dem anderen, und brachte sie in Berghöhlen, die er sorgfältig mit Felsbrocken verschloß. Doch Kṛṣṇa durchschaute seine List; deshalb packte Er ihn mit einem Mal ganz unerwartet - so wie ein Löwe, der sich ein Lamm fängt. Sogleich versuchte Vyomāsura, sich so groß wie ein Hügel zu machen, um der Umklammerung zu entkommen. Doch Kṛṣṇa ließ ihn nicht aus Seinem Griff. Er warf den Dämon mit ungeheurer Gewalt zu Boden und tötete ihn wie ein Tier auf der Schlachtbank. Dann befreite Kṛṣṇa Seine Freunde aus den Berghöhlen, worauf sie und die Halbgötter erneut Seine wundervollen Taten priesen. Am Abend schließlich kehrte der Höchste Persönliche Gott mit all Seinen Freunden und Kühen wieder nach Vṛndāvana zurück.

Hiermit endet die Erläuterung Bhaktivedantas zum 36. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Kṛṣṇa tötet die Dämonen Keśī und Vyomāsura«.