Śrī Īśopaniṣad - im HTML Format zum Online Lesen


Sri Isopanisad

von A.C Bhaktivedanta Swami Prabhupāda
 


Śrī Īśopaniṣad | Achtzehnter Mantra

अग्ने नय सुपथा राये अस्मान् विश्वानि देव वयुनानि विद्वान्।
युयोध्य् अस्मज् जुहुराणम् एनो भूयिष्ठां ते नम उक्तिं विधेम॥ १८॥

agne naya supathā rāye asmān
viśvāni deva vayunāni vidvān |
yuyodhy asmaj juhurāṇam eno
bhūyiṣṭhāṁ te nama uktiṁ vidhema || 18 ||

agne – O mein Herr, mächtig wie das Feuer; naya – bitte führe mich; supathā – auf den rechten Pfad; rāye – O Allmächtiger; asmān – jeder; viśvāni – alles einschließend; deva– O mein Herr; vayunāni – alles Tun; vidvān – der Kenner; yuyodhi – erlöse mich von; asmat – uns; juhurāṇam – alle Hindernisse auf dem Pfad; enaḥ – alle Sünden; bhūyiṣṭhām – zu Boden fallend; te – Dir; namaḥ – Ehrerbietungen; uktim – Worte; vidhema – handle ich.

ÜBERSETZUNG

O mein Herr, mächtig wie das Feuer, Allmächtiger, jetzt handle ich, um Dir höchste Ehrerbietung zu erweisen. Ich falle zu Boden, Dir zu Füßen. O mein Herr, bitte führe mich auf den rechten Pfad, um Dich zu erlangen. Da Du alles weißt, was ich in der Vergangenheit getan habe, bitte ich Dich, erlöse mich von den Nachwirkungen meiner einstigen Sünden, damit ich ungehindert vorankommen kann.

ERKLÄRUNG

Diese Hingabe und das Bitten um die grundlose Gnade des Herrn führt den Gottgeweihten allmählich auf den Pfad der vollkommenen Selbsterkenntnis. Gott wird hier mit dem Feuer verglichen, weil Er alles zu Asche verbrennen kann, auch die Sünden der sich hingegebenen Seele. Wie schon in den vorangegangenen Mantras gesagt wurde, ist der wirkliche, endgültige Aspekt des Absoluten Seine Eigenschaft als persönlicher Gott. Seine unpersönliche Eigenschaft des Brahma-jyoti ist eine strahlende Umhüllung, die das Gesicht Gottes verdeckt. Gewinnbringendes Werketun, d.h. der Karma-kāṇḍa-Pfad der Selbsterkenntnis, steht auf der untersten Stufe. Sobald dieses Werketun auch nur ein wenig von den regulierenden Prinzipien der Veden abweicht, wird es in Vikarma umgewandelt, d.h. es wirkt sich gegen die Interessen des Handelnden aus. Solches Vikarma wird von den törichten Menschen zur Befriedigung der Sinne ausgetragen, und so werden diese Handlungen zu Hindernissen auf dem Pfade der Selbsterkenntnis.

Selbsterkenntnis ist in der menschlichen Form des Lebens möglich und in keiner anderen Form. Es gibt 8.400.000 Arten des Lebens, von denen die menschliche Form, wenn sie mit den Qualifikationen der brahmanischen Kultur in Einklang gebracht wird, die einzige Möglichkeit bietet, Erkenntnis der Transzendenz zu erlangen. Die brahmanische Kultur bedeutet Wahrhaftigkeit, Meistern der Sinne, Nachsicht, Einfachheit, volle Erkenntnis und vollkommener Glaube an Gott und nicht nur stolz sein auf seine hohe Herkunft. Der Sohn eines Brahmanen zu sein, bietet die Möglichkeit, ein Brahmane zu werden, genauso wie der Sohn eines berühmten Mannes zu sein die Möglichkeit bietet, ein berühmter Mann zu werden. Aber dieses Geburtsrecht ist nicht alles, weil man immer noch selbst die brahmanischen Qualifikationen erlangen muß. Sobald man stolz auf seine Geburt als Sohn eines Brahmanen wird und sich nicht bemüht, die Qualifikationen eines wirklichen Brahmanen zu erlangen, entartet man augenblicklich und irrt vom Pfad der Selbsterkenntnis ab. Die Lebensaufgabe als Mensch hat man dann verfehlt.

In der Bhagavad-gītā versichert uns Gott, daß den Yoga-bhraṣṭas, den Seelen, die vom Pfad der Selbsterkenntnis abgekommen sind, die Möglichkeit gegeben wird, sich zu fangen, indem sie in Familien echter Brahmanen und in Familien reicher Kaufleute geboren werden. Das bietet bessere Möglichkeiten zur Selbsterkenntnis: Sohn eines Reichen zu werden oder Sohn eines wirklichen Brahmanen. Und wenn diese Gelegenheit von den törichten Menschen mißbraucht wird, dann geschieht es notwendigerweise, daß einem die mit dem menschlichen Leben verbundenen Möglichkeiten, die einem vom Allmächtigen gegeben wurden, nicht mehr geboten werden.

Die regulierenden Prinzipien sind so ausgerichtet, daß derjenige, der ihnen folgt, von der Ebene des gewinnbringenden Werketuns auf die Ebene der transzendentalen Erkenntnis erhoben wird. Und von der Stufe der transzendentalen Erkenntnis erreicht man nach vielen vielen Geburten, wenn man sich ganz Gott hingibt, die Vollkommenheit. Aber wenn man sich gleich zu Anfang hingibt, wie in diesem Mantra geraten wird, dann übertrifft man sofort alle Stufen der Weiterentwicklung. Und das geschieht ganz einfach dadurch, daß man sich eine dienende Haltung zu eigen macht. Wie in der Bhagavad-gītā gesagt wird, nimmt Gott sich augenblicklich solch hingegebener Seele an und erlöst sie von allen Nachwirkungen ihres sündhaften Tuns. Die Aktivitäten des Karma-kāṇḍa sind von sündhaftem Tun durchsetzt und im Jñāna-kāṇḍa, dem Pfad der philosophischen Erkenntnis, verringert sich die Ansammlung dieses sündhaften Tuns. Aber im liebenden Gottdienen, auf dem Pfade des Bhakti, gibt es kaum eine Möglichkeit sündhafter Nachwirkungen. Wenn man sein Leben Gott weiht, dann erlangt man alle guten Eigenschaften Gottes, und gleichzeitig natürlich auch die Eigenschaften eines Brahmanen. Ein Gottgeweihter erlangt automatisch die Qualifikationen eines erfahrenen Brahmanen, der ermächtigt ist, Opferdarbringungen zu vollziehen, auch wenn solch ein Gottgeweihter nicht in einer Familie der Brahmanen geboren wurde. Darin zeigt sich die Allmacht Gottes, daß Er einen Menschen, der in einer Familie der Brahmanen geboren wurde, so herabsinken lassen kann wie einen Hundeesser. Er kann aber auch einen zutiefst gesunkenen Hundeesser zu mehr als zu einem qualifizierten Brahmanen machen. Das alles geschieht durch die Kraft des liebenden Gottdienens.

Der Allmächtige Herr, der im Herzen jedes Wesens weilt, gibt dem Ihm aufrichtig sich Hingebenden Unterweisungen, die ihn auf den richtigen Pfad führen. Solche Unterweisungen werden ganz besonders dem Gottgeweihten gegeben, auch wenn er nach etwas anderem begehrt. Für andere gibt Gott Seine Billigung nur auf das Risiko des Handelnden hin, aber im Falle eines Gottgeweihten lenkt ihn der Herr, damit er niemals etwas Falsches tun kann. Im Śrīmad-Bhāgavatam wird gesagt, daß der Herr dem Gottgeweihten so gütig gesinnt ist, daß Er, obgleich der Gottgeweihte sich manchmal in das Vikarma verstrickt – gegen die Unterweisungen der Veden handelt – die Auswirkungen der Vergehen des sich Hingebenden durch Läuterung seines Herzens augenblicklich auflöst, weil solch eine hingegebene Seele dem Herrn sehr lieb ist.

Hier in diesem Mantra bittet der Gottgeweihte den Herrn, sein Herz zu reinigen. Irren ist menschlich. Eine bedingte Seele begeht sehr viele Fehler, und das einzige Heilmittel gegen solche in Unwissenheit begangenen Sünden besteht darin, sich den Lotosfüßen Śrī Kṛṣṇas hinzugeben, damit Er den Gottgeweihten führen kann. Gott nimmt sich der vollkommen hingegebenen Seelen an. Alle Probleme werden gelöst, wenn man sich ganz Gott hingibt und im Sinne Seiner Unterweisungen handelt. Solche Unterweisungen werden dem aufrichtigen Gottgeweihten in zweifacher Weise zuteil: Einmal durch die Heiligen, die Schriften und den geistigen Meister und dann durch Gott Selbst, der im Herzen jedes Wesens weilt. Auf diese Weise ist der Gottgeweihte in jeder Beziehung geschützt.

Das vedische Wissen ist transzendental und es kann nicht durch weltliche Erziehungssysteme verstanden werden. Man kann die vedischen Mantras nur durch die Gnade Gottes und des geistigen Meisters verstehen. Wenn man bei einem echten geistigen Meister Zuflucht sucht, dann bedeutet das, daß man die Gnade Gottes erlangt hat. Der Herr erscheint als geistiger Meister für den Gottgeweihten. Der geistige Meister, die Unterweisungen der Veden und Gott Selbst übernehmen ganz die Führung des Gottgeweihten. Für solch einen Gottgeweihten gibt es keine Möglichkeit mehr, wieder in den Pfuhl der stofflichen Illusion zurückzufallen. Für den Gottgeweihten, der auf diese Weise von allen Seiten beschützt wird, besteht die Gewißheit, daß er das endgültige Ziel der Vollkommenheit erreichen wird. Auf all das wird in diesem Mantra der Śrī Īśopaniṣad kurz hingewiesen, und im Śrīmad-Bhāgavatam wird das alles noch eingehender erklärt.

Über die Herrlichkeit Gottes zu hören und zu chanten (zu singen und zu sprechen) ist an sich schon gutes und reines Tun. Gott ist darauf bedacht, daß wir alle Ihn auf diese Weise verehren, weil Er der wohlmeinende Freund aller Lebewesen ist. Und wenn man über die Herrlichkeit Gottes zu hören beginnt und wenn man beginnt, die Herrlichkeit Gottes zu preisen, dann werden alle unreinen Dinge im Inneren fortgespült. Die Hingabe wendet sich ganz und gar Gott zu. Auf dieser Stufe erlangt der Gottgeweihte die brahmanischen Eigenschaften, und die Nachwirkungen der niederen Eigenschaften werden vollkommen ausgelöscht. Durch dieses liebende Gottdienen wird er vollkommen erleuchtet. Auf diese Weise erkennt er die Wege Gottes und er erkennt, wie man zu Gott gelangen kann. Alle Zweifel vergehen und der Gottgeweihte wird vollkommen geläutert.

Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erklärungen zur Śrī Īśopaniṣad, der Erkenntnis, die uns Kṛṣṇa, der höchsten göttlichen Person näherbringt. » weiter zum Anhang

॥ इति ईशोपनिषत् ॥
| iti īśopaniṣat |

॥ ॐ शान्ति शान्ति शान्तिः ॥
| oṁ śānti śānti śāntiḥ |

 

 

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