1982 - George Harrison-Interview:
"Hare-Krishna-Mantra - Es gibt nichts Höheres"

 

George Harrison Chanting Hare Krishna

"Jeder sucht nach Krishna. Manche wissen es vielleicht nicht, dass sie es tun, doch sie tun es."

Englands populärstes Fernsehprogramm „Top of the Pops“ berichtete viermal über das Hare-Krishna-Mantra von George Harrison und Londoner Radha-Krishna-Tempel-Gottgeweihten,  nachdem es in England, Europa und Teilen Asiens bis in die Top 10 aufstieg.

Wenn ihr euer Herz öffnet
werdet ihr wissen, was ich meine
Wir sind so lange verschmutzt worden
Aber hier ist euer Weg, um rein zu werden
Chantet die Namen des Herrn, und ihr werdet frei sein
Der Herr erwartet von euch allen, dass ihr wach werdet und seht.

If you open up your heart
You will know what I mean
We’ve been polluted so long
But here’s a way for you to get clean
By chanting the names of the Lord and you’ll be free
The Lord is awaiting on you all to awaken and see.

–"Awaiting On You All"
vom Album All Things Must Pass

Noch vor der Auflösung der Beatles, der populärsten Musikgruppe aller Zeiten, produzierte George Harrison im Sommer 1969 die Hitsingle "Das Hare-Krishna-Mantra", gesungen von George und Gottgeweihten des Londoner Radha-Krishna-Tempels. Bald nach Erreichen der Top 10 oder Top 20 der Rangliste aller meistverkauften Platten in England, Europa und Teilen Asiens wurde der Hare-Krishna-Gesang besonders in England zu einem geflügelten Wort, wo die BBC die Hare-Krishna-Chanter, wie sie seinerzeit genannt wurden, viermal im populärsten Fernsehprogramm des Landes, Top of the Pops, vorstellte.

Etwa zur selben Zeit sangen kahlrasierte, in safranfarbene Gewänder gekleidete Männer und Frauen in ungefähr 5000 Meilen Entfernung zusammen mit John Lennon und Yoko Ono für die Aufnahme des Hits „Give Peace a Chance“ in ihren Zimmern des Montrealer Queen Elizabeth-Hotels:

"John and Yoko, Timmy Leary, Rosemary, Tommy Smothers, Bobby Dylan, Tommy Cooper, Derek Taylor, Norman Mailer, Allen Ginsberg, Hare Krishna, Hare Krishna.  Wir sagen nur, gib dem Frieden eine Chance  (All we are saying is give peace a chance)."

Die Hare-Krishna-Gottgeweihten waren für einige Tage bei den Lennons zu Besuch, sprachen über den Weltfrieden und Selbsterkenntnis. Daraufhin und auch wegen anderer verbreiteter Offenbarungen begannen Leute auf der ganzen Welt, die Hare-Krishna-Gottgeweihten als Überbringer eines einfacheren, freudvollen und friedlichen Lebenswegs zu sehen.George Harrison war der Anstoß für die spirituelle Suche der Beatles in den sechziger Jahren, und heute, beinahe fünfzehn Jahre später, nimmt das Chanten des Hare-Krishna-Mantras:

Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare
Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare

immer noch eine Schlüsselrolle im Leben des ehemaligen Beatles ein.

In dieser am 04.09.1982 in Georges Haus in England aufgezeichneten Unterhaltung enthüllt George einige seiner denkwürdigen Erfahrungen beim Chanten von Hare Krishna und beschreibt im Detail seine tiefen persönlichen Erkenntnisse über das Chanten. Er enthüllt, welche Beweggründe ihn zur Produktion der „Hare-Krishna-Mantra“-Platte und den LP's „All Things Must Pass“ und „Living in the Material World“ veranlaßten, die alle zu einem großen Teil durch das Chanten von Hare Krishna und dessen Philosophie beeinflußt wurden.

Er spricht liebevoll und offen über seine Beziehung zu Seiner Göttlichen Gnade A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada, Gründer und Acharya (spiritueller Meister) der Hare-Krishna-Bewegung.

Im folgenden Interview spricht George frei heraus über seine persönliche, die Hare-Krishna-Bewegung betreffende Philosophie, Musik, Yoga, Reinkarnation, Karma, die Seele, Gott und das Christentum. Die Unterhaltung beschließt mit seinen geschätzten Erinnerungen an einen Besuch am Geburtsort von Lord Krishna im indischen Vrindavana, der Heimat des Hare-Krishna-Mantras,  außerdem diskutiert Mukunda einige der Beiträge seines berühmten Freundes zu dem nun rund um die ganze Welt gehörten und gechanteten Mantra.

[George Harrison Interview: Hare Krishna Mantra -There's Nothing Higher (1982),
hhttp://krishna.org/george-harrison-interview-hare-krishna-mantra-theres-nothing-higher-1982/]

George Harrison im Interview mit Mukunda Swami

George Harrison (links) im Interview mit Mukunda Swami (rechts)

Mukunda Goswami: Du bezeichnest dich oft selber als ziviler Gottgeweihter, als Rückzugs-Yogi oder „Rückzugs-Krishna“, und Millionen Leute auf der ganzen Welt wurden durch deine Lieder mit dem Chanten bekannt. Aber was ist mir dir? Wie bist du zuerst mit Krishna in Kontakt gekommen?

George Harrison: Während meiner Indienbesuche. Ungefähr um die Zeit, als die Hare-Krishna-Bewegung 1969 das erste Mal nach England kam, hatten John und ich bereits Prabhupadas erstes Album, Krishna-Conciousness (Krishna-Bewusstsein) ergattert. Wir hatten es oft abgespielt und mochten es. Das war das erstemal, dass ich jemals das Chanten des Maha-Mantras gehört habe.

Mukunda: Selbst als du und John Lennon Srila Prabhupadas Aufnahme oft abspieltest und du schon etwas für dich allein gechantet hast, hattest du doch nie irgendeinen der Gottgeweihten wirklich getroffen. Jedoch als Gurudasa, Syamasundara und ich [als erste zur Eröffnung eines Tempels in London aus Amerika geschickte Gottgeweihte] das erste Mal nach England kamen, hast Du die Anmietung unseres ersten Tempels im zentralen London mitgezeichnet, hast den Manoryoga-Asram für uns gekauft, der bildhaft gesprochen hunderttausenden Leute einen Ort zum Lernen über Krishna-Bewusstsein bot, und du hast die erste Auflage des Buches Krishna finanziert. Du hattest uns überhaupt noch nicht lange gekannt. War das nicht ein sehr plötzlicher Wechsel für dich?

George: Nicht wirklich, weil ich bei Krishna immer zu Hause fühlte. Weisst du, es war bereits ein Teil von mir. Ich denke, es ist etwas, dass ich aus meiner vorherigen Geburt mitnahm. Eure Ankunft in England und all das war nur wie ein weiteres Puzzlestück, das hinzukam und ein komplettes Bild ergab. Es paßte langsam alles zusammen. Das ist der Grund, warum ich euch auf diese Art antwortete, als ihr das erste Mal nach London kamt. Ganz ehrlich. Wenn du aufstehen musst und mitgezählt wirst, malte ich mir aus, „dann möchte ich lieber bei diesen Jungs als bei den anderen Jungs da drüben sein“. So ählich ist das. Damit meine ich, dass ich lieber ein Geweihter Gottes sein möchte als einer der geradlinigen, sogenannten vernünftigen oder normalen Leute, die einfach nicht verstehen, dass der Mensch ein spirituelles Wesen ist, dass er eine Seele hat. Und ich fühlte mich auch bei euch allen wohl, so als ob wir uns schon vorher gekannt hätte. Es war eine ziemlich natürliche Sache, wirklich.

Mukunda: George, du warst ein Mitglied der Beatles, ohne Zweifel die größte Popgruppe in der Musikgeschichte, eine die nicht nur die Musik, sondern auch ganze Generationen junger Leute beeinflusst hat. Nach der Auflösung der Gruppe hast du als Solisten-Superstar mit Alben wie All Things Must Pass, dem landesweit mit am besten verkauften Album für sieben Wochen in Folge, und seiner Hitsingle „My Sweet Lord“, die in Amerika zwei Monate lang Nummer eins war, weitergemacht. Dem folgte Living in the Material World, für fünf Wochen Nummer eins bei Billboard und eine millionenfach verkaufte LP. Ein Lied auf diesem Album, „Give Me Love“ war glatte 6 Wochen ein durchschlagender Erfolg. Das Konzert für Bangladesh mit Ringo Starr, Eric Clapton, Bob Dylan, Leon Russel und Billy Perston war ein phänomenaler Erfolg, und wurde nach Veröffentlichung der LP und des Konzertfilmes zum erfolgreichsten einzelnen Rock-Benefiz-Konzert aller Zeiten. Du hattest also materiellen Erfolg. Du warst überall, hat alles gemacht, doch gleichzeitig warst du auf spiritueller Suche. Was war es, das dich wirklich auf deine spirituelle Reise geschickt hat?

George: Es war nicht, bevor die Erfahrungen der Sechziger wirklich einschlugen. Weisst du, erfolgreich gewesen zu sein und jeden zu treffen, von dem wir glaubten, dass er es wert wäre, und dann herauszufinden, dass sie nicht zu treffen wert waren, und alles größer als jeder andere gemacht zu haben. Es war so, als ob man die Oberseite einer Mauer erreicht, darüber hinausspäht und dann sieht, dass auf der anderen Seite so viel mehr ist. Daher fühlte ich es als Teil meiner Pflicht zu sagen „Oh, in Ordnung, vielleicht glaubt ihr, das ist alles was man braucht -reich und berühmt zu sein-, aber tatsächlich ist es das nicht.“

Mukunda: George, in Deiner kürzlich veröffentlichten Autobiographie „I, Me, Mine“ sagest Du, Dein Lied „Awaiting on You All“ handelt von Japa-Yoga, oder dem Chanten von Mantras auf Perlenketten. Du erklärtest, dass ein Mantra „mystische Energie eingekapselt in einer Klangstruktur“ ist, und dass „jedes Mantra innerhalb seiner Vibrationen eine bestimmte Kraft enthält“. Du gabst an, von allen Mantras wird das Maha-Mantra (das Hare-Krishna-Mantra) als der einfachste und sicherste Weg zum Erlangen von Gotteserkenntnis im derzeitigen Zeitalter empfohlen“. Welche Erkenntnisse hast Du als Praktiker von Japa-Yoga erfahren?

George: Prabhupada, Acarya (spiritueller Meister) der Hare-Krishna-Bewegung, hat mir einmal gesagt, wir sollten einfach die ganze Zeit chanten, oder so oft wie möglich. Die Antwort auf das Chanten kommt in der Form von Glück oder spiritueller Freude, was einen viel höheren Geschmack als alles hier in der materiellen Welt zu findende Glück hat. Aus diesem Grund sage ich, je mehr du es machst, desto weniger möchtest du damit aufhören, weil es sich so schön und friedvoll anfühlt.

Mukunda: Was ist am Mantra, das dieses Gefühl von Friede und Freude verursacht?

George: Das Wort Hare ist ein Wort, das die Energie rings um Gott anruft. Wenn du das Mantra oft genug sagst, errichtest du eine Identifikation mit Gott. Gott ist alle Freude, alles Glück, und durch das Chanten Seiner Namen können wir uns mit Ihm verbinden. Somit ist es wirklich der Vorgang, eine tatsächliche Verbindung mit Gott aufzubauen, was alles im erweiteren Status des Bewusstseins klar wird, der sich während des Chantens entwickelt. So wie ich im Vorwort zu Prabhupadas Krishna-Buch vor einigen Jahren schrieb“ Wenn es einen Gott gibt, möchte ich ihn sehen. Es ist witzlos, an etwas ohne Beweis zu glauben, und das Krishna-Bewusstsein und Meditation sind Methoden, mit denen du Gotteswahrnehmung erreichen kannst.

Mukunda: Handelt es sich um einen sofortigen oder allmählichen Vorgang?

George: Du schaffst es nicht in fünf Minuten. Es ist etwas, das Zeit braucht, aber es funktioniert, weil es ein direkter Vorgang des Erreichens von Gott ist und uns helfen wird, reines Bewusstsein und Wahrnehmung Gottes zu erreichen, das über den normalen, alltäglichen Status des Bewusstseins hinausgeht.

Mukunda: Wie fühlst du dich, wenn du lange Zeit gechantet hast?

George: Bei dem Leben, das ich führe, finde ich manchmal Gelegenheit, wirklich dabei zu bleiben, und je mehr ich das mache, umso schwerer wird es für mich damit aufzuhören, und ich möchte das Gefühl nicht verlieren, das es mir gibt.
Zum Beispiel habe ich einmal das Hare-Krishna-Mantra auf dem ganzen Weg von Frankreich nach Portugal gechantet, ohne Unterbrechung. Ich fuhr für ungefähr dreiundzwanzig Stunden und habe den ganzen Weg gechanted. Man fühlt sich dann ein bisschen unbesiegbar. Das Lustige an der Sache war, dass ich nichtmal wusste, wohin ich fuhr. Ich meine damit, eine Karte hatte ich gekauft, und grundsätzlich wusste ich wo ich war, aber ich konnte kein Französisch, Spanisch oder Portugiesisch sprechen. Aber nichts davon schien etwas auszumachen. Weisst du, sobald du chantest, dann beginnen die Dinge transzendentell zu geschehen.

Mukunda: Die Veden informieren uns, dass Gott absolut ist, es gibt keinen Unterschied zwischen Gottes Person und Seinem Heiligen Namen; der Name ist Gott. Als du das erste Mal zu chanten begannst, konntest du das erkennen?

George: Es erfordert eine gewisse Zeitspanne und Vertrauen, zu akzeptieren oder zu begreifen, dass es keinen Unterschied zwischen Ihm und Seinem Namen gibt, um zu dem Punkt zu kommen, an dem du nicht länger davon verwirrt bist, wo Er ist. Weisst du, so wie „Ist er in der Nähe?“ Du begreifst nach einiger Zeit, „Hier ist Er -genau hier!“ Es ist eine Frage der Übung. Wenn ich also sage, „ich sehe Gott“, meine ich nicht notwendigerweise, dass ich beim Chanten Gott in Seiner ursprünglichen Form sehe, wie er vor fünftausend Jahren kam, über das Wasser tanzend, auf seiner Flöte spielend. Natürlich wäre das auch schön, und es ist auch durchaus möglich. Wenn du durch das Chanten wirklich rein wirst, kannst du Gott tatsächlich so sehen, ich meine als Person. Ganz ohne Zweifel kannst du aber Seine Gegenwart fühlen und weisst, dass Er da ist, wenn du chantest.

Mukunda: Kannst du dich an einen Fall erinnern, an dem du Gottes Gegenwart durch das Chanten sehr stark fühltest?

George: Einmal saß ich in einem Flugzeug, das in einen Gewittersturm geriet. Es wurde dreimal vom Blitz getroffen, und eine Boeing 707 kam über uns und verfehlte uns nur um Zentimeter. Ich dachte, das Hinterteil des Flugzeugs wäre abgerissen. Ich war auf meinem Weg von Los Angeles nach New York, um das Bangladesh-Konzert zu organisieren. Als das Flugzeug anfing herumzuhüpfen, begann ich zu chanten „Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna Hare Hare, Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare. Das Ganze ging über eineinhalb oder zwei Stunden, während das Flugzeug Hunderte vom Metern sank und im Sturm überall herumhüpfte, alle Lichter waren aus und dann all diese Explosionen und jedermann in Panik. Schließlich presste ich die Füße an den Sitz vor mir, den Sitzgurt so fest wie nur möglich, hielt mich an dem Ding fest und schrie Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna Hare Hare mit lauter Stimme. Ich weiss für mich, der Unterschied es zu schaffen oder nicht zu schaffen bestand tatsächlich im Chanten des Mantras. Peter Sellers schwor ebenfalls, dass ihn das Chanten von Hare Krishna einmal vor einem Flugzeugabsturz bewahrte.

John Lennon und Hare Krishna

Mukunda: Hat jemand der anderen Beatles gechantet?

George: Bevor ich Prabhupada und euch alle traf, hatte ich das Album gekauft, das Prabhupada in New York gemacht hatte, und John und ich hörten es. Wie ich mich erinnere, sangen es John und ich tagelang mit Ukulele-Banjos, als wir die griechischen Inseln Hare Krishna chantend durchsegelten. Wir sangen es etwa sechs Stunden lang, weil wir nicht aufhören konnten, wenn wir angefangen hatten. Sobald wir aufhörten, war es so, als ob die Lichter ausgingen. Es ging solange weiter, bis unsere Kiefer schmerzten, weil wir das Mantra immer wieder und immer wieder und immer wieder und immer wieder und immer wieder sangen. Wir fühlten uns erhaben; es war für uns eine sehr glückliche Zeit.

Mukunda: Weisst du, neulich sah ich ein Video, dass uns von Kanada zugeschickt wurde, es zeigt John und Yoko Ono beim Aufnehmen ihres Hits „Give Peace a Chance“, fünf oder sechs Gottgeweihte singen in Johns Zimmer im Queen Elizabeth-Hotel in Montreal, sie singen mit und spielen Zimbeln und Trommeln. Weisst du, John und Yoko chanten Hare Krishna in diesem Lied. Das war im Mai 1969, und nur drei Monate später war Srila Prabhupada für einen Monat Johns und Yokos Hausgast in ihrem Anwesen außerhalb Londons. Als Prabhupada dort war, kamen du, John und Yoko eines Nachmittags für einige Stunden in sein Zimmer. Ich glaube, das war das erste Mal, das ihr ihn alle getroffen habt.

George: Das ist richtig.

Mukunda: Zu diesem Zeitpunkt war John ein spirituell Suchender, und Prabhupade erklärte den wirklichen Pfad zu Frieden und Befreiung. Er sprach über die Ewigkeit der Seele, Karma und Reinkarnation, die ausführlich in der  Vedischen Literatur behandelt werden. Die Veden, älter als die  Bibel, behandeln alle Aspekte des spirituellen Wissens, von der Natur des Selbst oder der individuellen Seele zur Überseele (Sri Krishna) und Seinem Königreich in der spirituellen Welt. Obwohl John Hare Krishna niemals zu einem großen Bestandteil seines Lebens machte, widerhallt die Philosophie des Krishna-Bewusstseins in einem Hit, den er nur ein Jahr nach dieser Unterhaltung schrieb, „Instant Karma“. Was ist nun der Unterschied zwischen dem Chanten von Hare Krishna und Meditation?

George: Es ist wirklich dasselbe Ding wie Meditation, aber ich denke, es hat einen schnelleren Effekt. Also, sogar wenn du die Perlenkette herunternimmst, kannst du das Mantra immer noch sprechen oder es singen, ohne richtig auf der Perlenkette mitzuzählen. Eine der großen Unterschiede zwischen stiller Meditation und dem Chanten besteht darin, dass stille Meditation ziemlich von der Konzentration abhängt, wenn du dagegen chantest, ist es eher eine direkte Verbindung mit Gott.

Praktische Meditation

George Harrison Chanting Hare KrishnaMukunda: Das Maha-Mantra wurde für moderne Zeiten wegen der schnelllebigen Natur der Dinge heutzutage empfohlen. Selbst wenn die Leute einen etwas ruhigeren Platz aufsuchen, ist es sehr schwer, den Geist für sehr lange zu beruhigen.

George: Das ist richtig. Hare Krishna zu chanten ist eine Form der Meditation, die selbst dann ausgeübt werden kann, wenn der Geist sich in Unruhe befindet. Du kannst es sogar mit anderen Dingen zur gleichen Zeit machen. Darum ist es so schön. In meinem Leben hat das Mantra die Dinge schon oft wieder in Ordnung gebracht. Es hält mich im Takt mit der Realität, und je mehr du an einer Stelle sitzen tust und chantest, je mehr Duftstäbchen du Krishna im selben Raum opferst, je mehr du die Vibration reinigst, desto mehr kannst du das erreichen, was du zu tun versuchst, nämlich dich einfach nur an Gott, Gott, Gott, Gott, Gott zu erinnern, so oft wie möglich. Und wenn du mit Ihm mittels des Mantras sprichst, wird es bestimmt helfen.

Mukunda: Was hilft dir noch , deinen Geist fest auf Gott zu richten?

George: Nun, ich habe einfach viele Dinge um mich herum, die mich an Ihn erinnern, beispielsweise Räucherstäbchen und Bilder. Neulich sah ich an der Wand meines Studios ein kleines Bild von dir, Gurudasa und Syamasundara, und nur der Anblick all der alten Gottgeweihten brachte mich dazu, an Krishna zu denken. Ich schätze, es ist die Aufgabe von Gottgeweihten, einen dazu zu bringen, an Gott zu denken.

Mukunda: Wie oft chantest du?

George: Sooft ich Gelegenheit dazu habe.

Mukunda: Einmal hast du Srila Prabhupada über einen bestimmten Vers befragt, den er aus den Veden zitierte, in dem gesagt, wird, wenn jemand den Heiligen Namen von Krishna chantet, dann tanzt Krishna auf der Zunge, und man wünscht, man hätte tausend Ohren und tausend Münder, mit denen man die Heiligen Namen Gottes besser würdigen könnte.

George:  Ja. Ich glaube, er sprach über die Erkenntnis, dass keinen Unterschied besteht, ob Er vor dir steht oder mit Seinem Namen gegenwärtig ist. Ich habe keinen Zweifel, dass Er kommen und auf der Zunge tanzen kann, wenn man immer wieder Krishna sagt. Die Hauptsache jedoch ist es, in Verbindung mit Gott zu bleiben.

Mukunda: Deine Gewohnheit ist es also, normalerweise die Perlenkette zu benutzen, wenn du chantest?

George: Oh ja. Meine Perlenkette nehme ich. Ich kann mich daran erinnern, dass sie nur große knorrige Klumpen aus Holz waren, als ich sie zuerst bekam, doch nun kann ich voll Freude sagen, dass sie vom vielen Chanten ganz geglättet worden sind.

Mukunda: Behältst du sie normalerweise im Beutel, wenn du chantest?

George: Ja. Ich finde es sehr angenehm, sie zu berühren. Es hält einen weiteren der Sinne auf Gott fixiert. Die Perlenkette hilft bei diesem Respekt. Weisst du, das Frustrierende am Anfang war, dass es eine Zeit gab, in der ich ziemlich oft chantete und meine Hand die ganze Zeit im Gebetsbeutel hatte. Und ich war die Leute so satt, die mich fragten, „Hast du deine Hand verletzt, gebrochen oder irgendwas?“ Am Ende sagte ich gewöhnlich, „Ja. Ja. Ich hatte einen Unfall“, weil es einfacher war, als alles zu erklären. Die Perlenkette zu benutzen hilft mir außerdem, eine Menge nervöser Energie abzubauen.

Mukunda: Manche Leute sagen, wenn jeder auf dem Planeten Hare Krishna chanten würde, dann wären sie nicht fähig, mit dem Kopf bei dem zu bleiben, das sie tun. In anderen Worten, wenn jeder zu chanten anfangen würde, fragen sich manche Leute, ob nicht die ganze Welt zu einem Stillstand kommen würde. Sie fragen sich beispielsweise, ob die Leute in den Fabriken aufhören würden zu arbeiten.

George: Nein. Chanten hält dich nicht davon ab, kreativ oder produktiv zu sein. Tatsächlich hilf es einem beim Konzentrieren. Ich denke, das wäre ein großartiger Sketch für das Fernsehen: stell dir all die Arbeiter am Fließband bei Ford in Detroit vor, alle Hare Krishna Hare Krishna chantend, während sie die Räder anschrauben. Nun, das wäre wundervoll. Es könnte der Autoindustrie helfen, und wahrscheinlich gäbe es auch anständigere Autos.

Gotteserfahrung durch die Sinne

Mukunda: Wir haben viel über Japa oder das persönliche Chanten gesprochen, womit sich die meisten Chanter beschäftigen. Aber es gibt eine andere Art genannt Kirtana, wenn jemand  mit anderen zusammen in einem Tempel oder auf den Straßen mit einer Gruppe von Gottgeweihten chantet. Kirtana gibt im allgemeinen einen eher aufgeladenen Effekt, so als ob man die spirituellen Batterien auflädt, und es gibt anderen die Gelegenheit, die Heiligen Namen zu hören und gereinigt zu werden.
Tatsächlich war ich bei Srila Prabhupada, als er zuerst 1966 im Tompkins Square Park in New Yorks Lower East Side mit dem Chanten in der Gruppe begann. Der Poet Allen Ginsberg pflegte zu kommen und mit uns viel zu chanten und auf seinem Harmonium zu spielen. Viele Leute pflegten zu kommen, um das Chanten zu hören, und dann pflegte Prabhupada zurück im Tempel Lesungen über die Bhagavad-Gita zu halten.

George: Ja, wenn man zu einem Tempel geht oder mit einer Gruppe anderer Leute chantet – die Schwingung ist so viel stärker. Natürlich ist es für einige Leute einfacher, inmitten einer Menge nur auf der Perlenkette zu chanten anzufangen, während sich andere Leute beim Chanten im Tempel wohler fühlen. Ein Teil des Krishna-Bewusstseins ist es aber, alle Sinne von allen Leuten einzustimmen: Gott mit allen Sinnen zu erfahren, Ihn nicht nur ausschließlich am Sonntag durch die Knie mittels Hinknien auf irgendeiner harten hölzernen Kniebank in der Kirche zu erfahren.
Wenn du aber einen Tempel besuchst, kannst du Bilder von Gott sehen, du kannst die Bildgestalt Gottes sehen und du kannst Ihn einfach hören, indem du dir selber und anderen beim Aufsagen des Mantras zuhörst. Es ist einfach ein Weg zu erkennen, dass alle Sinne zu Gott hingewendet werden können, und das macht es so viel anziehender, wenn man die Bilder ansieht, das Mantra hört, den Räucherduft riecht, die Blumen und so fort. Das ist das Schöne an deiner Bewegung. Es bezieht alles mit ein – chanten, tanzen, Philosophie und Prasadam. Die Musik und das Tanzen ist auch ein wichtiger Bestandteil des Vorgangs. Es ist nicht nur etwas, um überschüssige Energie zu verbrennen.

Mukunda: Wenn wir in den Straßen chanten, sehen wir immer, dass die Leute stehenbleiben und zuhören. Viele tappen mit den Füßen oder tanzen vor sich hin.

George: Der Klang der Karatalas (Zimbeln) ist großartig. Wenn ich sie einige Häuserblöcke entfernt höre, ist es wie ein magisches Ding, das etwas in mir erweckt. Ohne dass ihr wirkliches Selbst mitbekommt was passiert, werden Leute spirituell erweckt. In einem anderen Sinn oder in einem höheren Sinn geht Kirtana natürlich immer weiter, ob wir es nun hören oder nicht.
An jeder Ecke westlicher Städte ist die Sankirtana-Party zu einem gewohnten Anblick geworden. Ich sehe diese Sankirtana-Parties so gerne, weil ich den ganzen Gedanken der Gottgeweihten liebe, die sich unter alle mischen und so jedem die Gelegenheit zur Rückbesinnung geben. Im Vorwort zum Krishna-Buch schrieb ich, „Jeder sucht nach Krishna. Manche erkennen nicht, dass sie es tun, aber sie tun es. Krishna ist Gott.. und mit dem Chanten Seiner Heiligen Namen entwickelt der Gottgeweihte sehr rasch Gottesbewusstsein.“

Mukunda: Weisst du, Srila Prabhupada hat oft gesagt, nachdem eine große Anzahl von Tempeln gegründet worden sind, werden viele Leute das Chanten von Hare Krishna im eigenen Zuhause beginnen, und wir sehen immer mehr, dass genau das passiert. Unsere weltweite Gemeinde ist sehr groß, im Millionenbereich. Das Chanten auf den Straßen, die Bücher und die Tempel sind dazu da, den Leuten einen Anfang zu bieten, um sie in das Verfahren einzuführen.

George: Meiner Ansicht nach ist es besser, dass es sich nun in die Eigenheime verbreitet. Weisst du, es gibt eine Menge von „Rückzugs-Krishnas“. Eine Menge Leute da draußen warten einfach nur, und wenn es nicht heute ist, wird es morgen oder nächste Woche oder nächstes Jahr sein.
Damals in den Sechzigern tendierten wir dazu, es so laut wie wir konnten zu verkünden, egal wohin wir damit hineingerieten. Ich hatte bestimmte Erkenntnisse und durchlebte eine Periode, in der ich über meine Entdeckungen und Erkenntnisse so begeistert war, dass ich laut schreien und es jedem erzählen wollte. Jedoch gibt es eine Zeit, wann man es herausschreit, und eine Zeit, wann man es nicht herausschreit. Eine Menge Leute gingen in den Siebzigern mit ihrem spirituellen Leben in den Untergrund, aber sie sind immer noch da draußen in kleinen Winkeln und Ecken und auf dem Land, Leute die normal aussehen und sich normal kleiden, Versicherungsvertretertypen, aber tatsächlich sind sie Meditierende und Chanter, zurückgezogene Gottgeweihte.
Prabhupadas Bewegung macht es ziemlich gut. Sie wächst wirklich wie ein loderndes Feuer. Wie lange es brauchen wird, bis wir ein Goldenes Zeitalter erreichen, in dem jeder perfekt mit Gottes Willen in Einklang ist, weiss ich nicht; aber wegen Prabhupada hat sich das Krishna-Bewusstsein in den letzten sechzehn Jahren bestimmt mehr verbreitet, als es das seit dem sechzehnten Jahrhundert getan hat. Das Mantra hat sich schneller verbreitet, und die Bewegung ist größer und größer geworden. Es wäre großartig, wenn jedermann chanten würde. Jeder der es macht,  würde seinen Nutzen daraus ziehen. Egal wieviel Geld du hast, es macht dich nicht notwendigerweise glücklich. Du musst dein Glück mit deinen Problemen finden, dir nicht zuviel Sorgen über sie machen, und Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare chanten.

Die Hare-Krishna-Platte

Hare Krisna Mantra Single   Hare Krisna Mantra George Harrison

Hare Krishna Mantra / Prayer to the Spiritual Masters (August 29, 1969)
Vinyl, 7" [Single, 45 RPM] - Label Number: Apple 15 (5C 006-90587)  
1.) Hare Krishna Mantra
[03:34] Traditional
Arranged by Mukunda Das Adhikary
Produced by George Harrison
 
2.) Prayer to the Spiritual Masters
[03:59] Traditional
Arranged by Mukunda Das Adhikary
Produced by George Harrison
     

Mukunda: 1969 veröffentlichtest du eine Single genannt „Das Hare-Krishna-Mantra“, die schließlich in vielen Ländern zu enem Hit wurde. Dieser Titel wurde später zum Radha-Krishna-Tempel-Album dazugeschnitten, das du auch auf dem Apple-Label produziert hast und was später von Capitol Records in Amerika verbreitet wurde. Viele Leute im Musikgeschäft waren davon überrascht, dass du für die Hare Krishnas Lieder produziert und mit ihnen gesungen hast. Warum hast du das gemacht?

Front-Cover
 
Back-Cover
 
Side A: Hare Krishna Mantra 3:33
Arranged By – Mukunda Das Adhikary
Producer – George Harrison
 
Side B: Prayer To The Spiritual Masters 3:58
Arranged By – Mukunda Das Adhikary
Producer – George Harrison

Apple Record: Radha Krishna Temple (London) Format: Vinyl, 7", Single, 45 RPM
Label: APPLE 15, Electrola Gesellschaft m.b.H. – 1C 006-90 587, Released: 1969

The first of two Apple single releases from the Oxford Street vocal/ instrumental group. The Radha Krishna Temple made 4 appearances on Top of the Pops to promote the "Hare Krishna Mantra". The cover photograph was taken by Ethan A. Russell.

George: Nun, das ist alles nur ein Teil des Dienstes, oder? Es als spirituellen Dienst zu versuchen, das Mantra über die ganze Welt zu verbreiten. Außerdem als Versuch, den Gottgeweihten in England und überall sonst ein breiteres Fundament und einen festen Stand zu verschaffen.

Mukunda: Wie kann man den Erfolg dieser Aufnahme von Hare-Krishna-Gottgeweihten mit einigen der Rockmusiker vergleichen, die du zu selben Zeit produziertest, wie Jackie Lomax, Splinter und Billy Preston?

George: Das war etwas ganz anderes. Damit hatte es wirklich nichts zu tun. Es gab viel mehr Gründe, es zu machen. Es war weniger kommerzielles Potential enthalten, aber es war viel befriedigender, es zu tun, wenn man all die Möglichkeiten kannte, die es erschaffen würde, und die Bedeutung, die es erhalten würde,  einfach nur durch ein dreieinhalbminütiges Mantra.

Mukunda: Was denkst du, welchen Effekt hatte diese Melodie „The Hare Krishna Mantra“, die Millionen und Abermillionen von Menschen erreichte, auf das kosmische Bewusstsein der Welt?

George: Ich möchte meinen, es hatte schon eine Auswirkung. Immerhin ist dieser Klang Gott.

Mukunda: Als die Plattenfirma Apple eine Pressekonferenz zur Vorstellung der Platte einberief, schienen die Medien bestürzt zu sein, dich über die Seele sprechen zu hören, und darüber, dass Gott so wichtig ist.

George: Ich meinte, es war wichtig zu versuchen, ganz genau zu sein, es ihnen zu sagen und es sie wissen zu lassen. Weisst du, aus dem Rückzugsversteck herauszukommen und es ihnen wirklich zu sagen. Denn wenn du etwas begriffen hast, kannst du nicht sagen, du wüsstest es nicht mehr.
Ich zählte diese Zeit zum Raumzeitalter, mit Flugzeugen und all dem. Wenn jedermann auf der ganzen Welt Urlaub machen kann, gibt es keinen Grund, warum nicht auch ein Mantra genauso einige Meilen zurücklegen kann. Die Idee war also zu versuchen, gewissermaßen  spirituell in die Gesellschaft einzudringen. Nachdem ich Apple Records von euch überzeugt hatte, die Aufnahme veröffentlicht war und nach eurer großen Werbeaktion, sahen wir, dass es ein Erfolg werden würde. Und es war tatsächlich eines der größten und begeisterndsten Dinge in meinem Leben, euch alle bei BBC in Top of the Pops zu sehen. Ich konnte es nicht glauben. Es ist ziemlich schwer, in dieses Programm zu kommen, weil sie einen nur hereinnehmen, wenn man es die Top 20 schafft. Es war einfach wie eine Brise frischer Luft. Mein Plan war, es bei einer dreieinhalbminütigen Version des Mantras zu belassen, damit sie es im Radio spielen würden, und das hat funktioniert. Ich machte die Spuren für Harmonium und Gitarre in den Abbey Road-Studios vor einer der Beatles-Sitzungen und spielte einen Bassteil dazu. Ich weiss noch, wie Paul McCartney und seine Frau Linda im Studio ankamen und das Mantra genossen.

Mukunda: Paul ist jetzt recht positiv eingestellt, weisst du.

George: Das ist gut. Es hört sich immer noch wie eine ziemlich gute Aufnahme an, selbst nach all den Jahren. Es war wirklich der allergrößte Spaß, Krishna bei Top of the Pops zu sehen.

Mukunda: Kurz nach seiner Veröffentlichung sagte mir John Lennon, dass sie es als Übergang gespielt hatten, genau bevor Bob Dylan das Isle of Wight-Konzert mit Jimi Hendrix, den Moody Blues und Joe Cocker im Sommer 1969 gab.

George: Sie spielten es, während sie die Bühne für Bob herrichteten. Es war großartig. Außerdem war es eine eingängige Melodie, und die Leute mussten nicht die Bedeutung wissen, um es genießen zu können. Ich habe mich sehr gut gefühlt, als ich zuerst hörte, dass es gut gelaufen ist.

Mukunda: Was hieltst du von der Aufnahme und den Stimmen in technischer Hinsicht?

George: Yamuna, die erste Sängerin, hat eine natürliche gute Stimme. Ich mochte es, wie sie mit Überzeugung sang, und sie sang so, als ob sie es schon oft zuvor gesungen hätte. Es hörte sich nicht wie die erste Melodie an, die sie jemals gesungen hatte.
Weisst du, ich pflegte schon lange das Mantra zu singen, bevor ich irgendeinen Gottgeweihten oder Prabhupada traf, weil ich seine erste Aufnahme dann schon seit mindestens zwei Jahren besaß. Wenn du für etwas offen ist, wirkt das wie ein Signalfeuer, und du ziehst es an. Bereits seit ich zum ersten Mal das Chanten hörte, wurde irgendwo in meinem Unterbewußtsein eine Tür geöffnet, vielleicht aus irgendeinem früheren Leben.

Mukunda: Im Text zum Lied „Awaiting on You All“ auf dem „All Things Must Pass“-Album sagst du den Leuten geradeheraus, dass sie durch das Chanten der Namen Gottes vom Leben in der materiellen Welt befreit werden können. Was hat dich dazu veranlaßt? Welche Art von Rückkopplung bekamst du?

George: Zu dieser Zeit fühlte sich niemand in der Popwelt dieser Art von Musik verpflichtet. Ich fühlte, dass ein echter Bedarf dafür vorlag, und anstelle dazusitzen und auf jemand anderen zu warten, entschied ich mich dafür, es selber zu tun. Oftmals denken wir „Nun ja, ich stimme dir zu, aber ich werde nicht wirklich dafür aufstehen und mich mitzählen lassen. Zu riskant.“ Jeder versucht immer, sich selbst bedeckt zu halten, kommerziell zu bleiben, alsso dachte ich, mach es einfach. Niemand anders macht es sonst, und ich kann es nicht mehr ertragen mitanzusehen, wie die jungen Leute herumhängen und ihr Leben verschwenden, weisst du. Außerdem fühlte ich, dass so eine Menge Leute da drauen erreicht werden könnten. Ich bekomme immer noch Briefe von Leuten, die schreiben „Ich bin nun seit drei Jahren im Krishna-Tempel, und ich hätte niemals über Krishna erfahren, wenn du nicht das All Things Must Pass-Album aufgenommen hättest.“ So weiss ich nun dank Gottes Barmherzigkeit, dass ich ein kleiner Teil im kosmischen Spiel bin.

Mukunda: Wie steht es mit den anderen Beatles? Was dachten sie darüber, dass du mit Krishna-Bewusstsein begannst? Wie war ihre Reaktion? Ihr wart damals alle in Indien stark auf der Suche nach etwas Spirituellem. Syamasundara sagte einmal, als er mit dir und den anderen Beatles zu Mittag ass, waren alle sehr respektvoll.

George: Oh ja, nun, wenn die Fab Four es nicht verstanden hätten, das heißt wenn sie nicht mit kahlköpfig rasierten Hare Krishnas hätten umgehen können, dann hätte es keine Hoffnung gegeben! [Gelächter] Und die Gottgeweihten kamen nur, um Verbindung mit mir zu haben, daher hörten die Leute auf zu denken, „He, was ist das denn?“, weisst du, wenn jemand Orangefarbenes mit rasiertem Kopf erschien. Sie sagten, „Oh ja, die sind bei George“.

Mukunda: Bereits ganz zu Beginn fühltest du dich zwischen den Gottgeweihten wohl?

George: Als ich Syamasundara das erste Mal traf, mochte ich ihn. Er war mein Freund. Ich hatte über Prabhupada gelesen, der von Indien nach Boston auf dem Rücken seiner Aufnahme reiste, und ich wußte, dass Syamasundara und ihr alle anderen in meiner Altersgruppe waren, und dass der einzigste Unterschied wirklich nur war, dass ihr bereits beigetreten wart und ich nicht. Ich war in einer Rockgruppe, aber ich hatte keine Angst, weil ich Dhotis, eure Roben, und die Safranfarbe und kahle Köpfe in Indien gesehen hatte. Krishna-Bewusstsein war für mich ganz besonders gut, weil ich nicht das Gefühl bekam, dass ich meinen Kopf rasieren müßte, in einen Tempel ziehen müßte und es in Vollzeit ausüben müßte. Ich konnte immer noch Musiker sein, aber ich habe mein Bewusstsein geändert, das ist alles.

Mukunda: Wie du weisst, hat sich der Tudor-Landsitz außerhalb von London, den du uns gabst, zu einem unserer größten internationalen Zentren entwickelt. Wie fühlst du über den Erfolg von Bhaktivedanta Manor bei der Verbreitung von Krishna-Bewusstsein?

George: Oh, er ist großartig. Und es steht auch in Verbindung mit der Produktion der Hare-Krishna-Aufnahme oder was auch immer meine Beteiligungen waren. Tatsächlich bereitet mir die Vorstellung Vergnügen, dass ich glücklich genug war, zu dieser Zeit helfen zu können. All diese Lieder mit spirituellen Themen waren wie kleine Funken - „My Sweet Lord“ und die anderen. Und nun weiss, ich, dass die Leute viel respektvoller sind und es akzeptieren, wenn sie durch Zufall die Gottgeweihten in den Straßen sehen, und das Drumherum. Es ist nicht länger wie etwas, das aus dem linken Spektrum kommt.
Außerdem habe ich viele von Prabhupadas Büchern an viele Leute verteilt, und egal ob ich nochmals von ihnen höre oder nicht, es ist gut zu wissen, dass sie sie haben, und wenn sie sie lesen, könnte sich ihr Leben verändern.

Mukunda: Wenn du auf Leute triffst, die spirituelle Neigungen haben, aber nicht sehr viel Wissen, welchen Ratschlag gibst du ihnen?

George: Ich versuche ihnen ein klein wenig zu erzählen, was meine Erfahrung ist, und lasse ihnen die Wahl, darüber zu lesen und die Wahl, zu welchem Ort sie gehen, so ähnlich wie etwa „Geh zum Tempel und versuche zu chanten“, weisst du.

Mukunda: In der „Ballade von John und Yoko“ rappten John und Yoko die Medien auf eine Art, mit der ein falsches Bild von dir entstehen kann, und verewigten es. Es wird oft verwendet, und es  ist anstrengend, ihnen zu verstehen zu geben, das wir eine ursprünglichen Religion sind mit Schriften, die dreitausend Jahre älter sind als das Neue Testament. Allmählich beschäftigten sich jedoch mehr Leute, Wissenschaftler, Philosophen und Theologen damit, und heute haben sie eine Menge Respekt vor der überlieferten Vaisnava-Tradition, in der die moderne Bewegung für Krishna-Bewusstsein ihre Wurzeln.

George: Die Medien sind für alles verantwortlich zu machen, für all die falsche Vorstellungen über die Bewegung, aber in gewisser Hinsicht macht es nichts aus, ob sie darüber als gut oder schlecht berichteten, weil das Krishna-Bewusstsein anscheinend immer diese Barriere transzendierte. Die Tatsache, dass die Medien den Leuten über Krishna berichteten, war in sich gut.

Mukunda: Srila Prabhupada hat uns immer eingeschärft, bei unseren Prinzipien zu bleiben. Er sagte, das Schlimmste, was wir überhaupt machen könnten, wäre eine Art von Kompromiss zu machen oder die Philosophie als Preis für billige Popularität zu verdünnen. Obwohl viele Swamis und Yogis aus Indien in den Westen gekommen sind, war Prabhupada der einzige mit der Reinheit und Hingabe, um Indiens uralte Krishna-Philosophie über die ganze Welt in ihrer ureigenen Form verbreiten zu können – nicht verwässert, sondern so wie sie ist.

George: Das ist richtig. Er war das perfekte lebendige Beispiel für das, was er predigte.

Mukunda: Wie denkst du über das Finanzieren der Erstauflage des Krishna-Buchs und das Schreiben des Vorworts?

George: Ich fühlte einfach, das sei Teil meiner Aufgabe, weisst du. Wo auch immer ich in der Welt hinkomme, wenn ich Gottgeweihte sehe, sage ich immer „Hare Krishna!“ zu ihnen, und sie freuen sich immer, mich zu sehen. Es ist eine schöne Beziehung. Ob sie mich nun wirklich persönlich kennen oder nicht, sie fühlen, dass sie mich kennen. Und das tun sie tatsächlich.

Mukunda: Als du das "Material World"-Album aufnahmst, verwendetest du innenliegend ein Foto von der Frontseite von Prabhupadas Bhagavad-gita, das Krishna und Seinen Freund und Schüler Arjuna zeigt. Weshalb?


Krishna Arjuna Bhagavad Gita

LIVING IN THE MATERIAL WORLD GEORGE HARRISON - BEATLES 1973   LIVING IN THE MATERIAL WORLD GEORGE HARRISON - BEATLES 1973

LIVING IN THE MATERIAL WORLD [GEORGE HARRISON - BEATLES] 1973
An EMI LP Recording, MADE IN ENGLAND, ORIG. UK APPLE LP – June 1973 (2006)

  ELEVEN TRACK LP
1. Give Me Love (Give Me Peace On Earth)
2. Sue Me, Sue You Blues
3. The Light That Has Lighted The World
4. Don't Let Me Wait Too Long
5. Who Can See It
6. Living In The Material World
ELEVEN TRACK LP
7. The Lord Loves The One
    (That Loves The Lord)
8. Be Here Now
9. Try Some Buy Some
10. The Day The World Gets 'Round
11. That Is All
 


Living In The Material World   Living In The Material World


GEORGE HARRISON Living In The Material World (Scarce original 1973 UK Apple picture label 11-track LP, with 'Hare Krsna' and 'Hare Rama' etchings in the run-outs, fully laminated gatefold picture sleeve complete with the die-cut brown inner & fold-out picture/lyric insert.

George said: "Living in the Material World, as I wrote in I Me Mine, was influenced by Srila Prabhupada. He's the one who explained to me how we're not these physical bodies. We just happen to be in them. Like I said in the song, this place is not really what's happening. We don't belong here, but in the spiritual sky: As l'm fated for the material world, Get frustrated in the material world, Senses never gratified, Only swelling like a tide, That could drown me in the material world.”


George
: Oh ja. Auf dem Album stand „Von der Vorderseite der Bhagavad-gita Wie Sie Ist von A.C. Bhaktivedanta Swami. Es war natürlich eine Werbung für euch. Ich wollte allen die Chance geben, Krishna zu sehen, über ihn zu erfahren. Ich meine, dass ist der ganze Plan, oder nicht?

Spirituelles Essen

Mukunda: Beim heutigen Mittagessen sprachen wir ein wenig über Prasadam, vegetarisches Essen, das durch das Opfern für Krishna spiritualisiert wird. Viele Leute sind durch Prasadam zum Krishna-Bewusstsen gekommen. Ich meine, dass dieser Vorgang die einzigste Art von Yoga ist, die man tatsächlich durch Essen ausüben kann.

George: Nun, tatsächlich sollen wir versuche, Gott in allem zu sehen. Ganz ehrlich, wenn Gott in allem ist, warum solltest du Ihn  nicht schmecken, wenn du isst? Ich glaube, Prasadam ist eine sehr wichtige Sache. Krishna ist Gott, also ist Er absolut: Sein Name, Seine Form, Prasadam, all das ist Er. Man sagt, der Weg zum Herzen eines Menschen führt über seinen Magen, wenn man also über seinen Magen zur Seele eines Menschen gelangen kann, warum sollte man das nicht machen? Es gibt nichts besseres, als zu chanten und zu tanzen, oder nur zu sitzen und über Philosophie zu reden, und dann bringen plötzlich die Gottgeweihten das Prasadam. Es ist eine Gnade Krishnas und spirituell wichtig. Der Gedanke ist, dass Prasadam das Sakrament ist, über das die Christen reden, aber anstelle nur eine Oblate zu sein, ist es in Wirklichkeit ein ganzes Festmahl, und der Geschmack ist so gut – nicht von dieser Welt. Prasadam ist auch ein kleiner Rettungsanker in diesem Zeitalter der Kommerzialität. Wenn die Leute etwas anderes wollen oder sie etwas Besonderes haben müssen, wird Prasadam ihnen das bieten. Es hat ohne Zweifel großen Anteil daran, viel mehr Leute in das spirituelle Leben miteinzubeziehen. Es hebt außerdem Vorurteile auf. Weil sie denken: „Nun ja, ich hätte gerne gerne irgendein Getränk oder ein Häppchen davon“, dann fragen sie, „Was ist das?“ und dann „Nun ja, es ist Prasadam“. Somit lernen sie einen weiteren Aspekt des Krishnabewussteins. Und sie sagen „Es schmeckt tatsächlich ziemlich gut. Habt ihr noch einen anderen Teller?“ Ich habe das schon bei vielen Leuten gesehen. Vielleicht waren sie ein wenig voreingenommen, aber das nächste was man sieht ist, dass sie sich in Prasadam verlieben, und wenn sie schließlich aus dem Tempel, denken „So schlecht sind sie eigentlich gar nicht“.

Mukunda: Die Vedische Literatur enthüllt, dass Prasadam spirituelle Erkenntnis weitergibt, so wie es das Chanten macht, aber in einer weniger offensichtlichen oder auffallenden Weise. Man macht spirituellen Fortschritt, indem man es isst.

George: Aus meiner Erfahrung würde ich sagen, dass es mit Bestimmtheit funktioniert. Ich habe das Prasadam viel mehr genossen, wenn ich im Tempel war oder wenn ich tatsächlich mit Prabhupada zusammensaß, als wenn es mir irgendjemand brachte. Manchmal kannst du mit Prasadam sitzen und feststellen, dass drei oder vier Stunden vergangen sind, ohne dass du es gemerkt hast. Prasadam hat mir wirklich viel geholfen, weil du zu erkennen beginnst „Jetzt schmecke ich Krishna.“ Dir wird plötzlich ein anderer Aspekt von Gott bewusst, nämlich zu verstehen, dass Er diese kleinen Samosas ist. Es ist alles eine Frage der Einstimmung zum Spirituellen, und Prasadam ist ein sehr reeller Teil all dessen.

Mukunda: Weisst du, eine Menge Gruppen wir Grateful Dead oder Police bekommen Prasadam hinter der Bühne, bevor ihre Konzerte beginnen. Sie lieben es. Es ist bei uns eine alte Tradition. Ich kann mich erinnern, einmal Prasadam zu einer Beatles-Aufnahmesitzung geschickt zu haben. Deine Schwester sagte mir heute, als ihr das Bangladesh-Konzert gabt, hat euch Syamasundara gewöhnlich während der Proben Prasadam gebracht.

George: Ja, dafür hat er sogar eine Erwähnung auf der Albenhülle bekommen.

Mukunda: Welche Arten Prasadam magst du am liebsten, George?

George: Ich mag ganz arg diese fritierten Blumenkohlsachen – Pakoras?

Mukunda: Ja.

George: Und was ich auch immer mochte, war Rasamalai [eine Süßigkeit aus Milch]. Und da gibt es genauso noch eine Menge guter Getränke, Fruchtsäfte und Lassi, die Joghurtgetränke mit Früchten gemixt, und etwas mit Rosenwasser.

Mukunda: Du bist seit Jahren Vetegarier, George. Hattest du irgendwelche Schwierigkeiten, das beizubehalten?

George: Nein. Tatsächlich wurde ich schlauer und stellte sicher, dass ich jeden Tag Dal, Bohnensuppe oder ähnliches bekam. Tatsächlich sind Linsen eines der billigsten Dinge, aber sie geben  dir Proteine. Die Leute übertreiben es einfach, wenn sie hergehen und Rindersteak kaufen, das sie mit Krebs und Herzproblemen umbringt. Das Zeug kostet außerdem ein Vermögen. Für die Kosten eines halben Dutzend Filets könntest du mit Linsensuppe tausend Leute verköstigen. Macht das Sinn?

Mukunda: Eine der Dinge, die wirklich einen tiefgreifenden Einfluß auf die Leute haben, wenn sie die Tempel besuchen oder unsere Bücher lesen, sind die Gemälde und Skulpturen unserer Gottgeweihten-Künstler, die Szenen aus Krishnas Spielen darstellen, als Er vor fünftausend Jahren auf der Erde erschien. Prabhupada sagte einmal, dass diese Gemälde „Fenster zur spirituellen Welt“ sind, und er organisierte eine Künstlerakademie, um seine Schüler in den Techniken des Erschaffens transzendentaler Kunst auszubilden. Mitterweile haben zehntausende Leute diese Gemälde hängen, entweder die Originale, Lithographien, Leinwanddrucke oder Poster. Du warst in unserem multimedialen Bhagavad-gita-Museum in Los Angeles. Welchen Eindruck machte es auf Dich?

George: Ich dachte, das ist großartig – besser als Disneyland, wirklich. Damit meine ich, es ist genauso wertvoll wie das, und auch wie das Smithsonian-Institut in Washington. Die Diorama-Skulpturen sehen großartig aus, und die Musik ist schön. Es gibt den Leuten ein echtes Gefühl, wie das Königreich Gottes sein dürfte, und viel grundlegender als das zeigt es in einer Art und Weise, die selbst ein Kind genau verstehen kann, wie sich der Körper von der Seele unterscheidet, und dass die Seele die entscheidende Sache ist. Ich habe immer Bilder wie das von Krishna auf dem Streitwagen bei mir, das ich in das Material World-Album aufgenommen habe, und ich habe die Siva-Brunnen-Skulptur des Bhagavad-gita-Museums, da George fragte, ob die Künstler und Bildhauer, die das Museum gemacht haben, einen lebensgroßen Brunnen von Lord Siva, einem der wichtigesten Hindu-Halbgötter und großen Gottgeweihten von Lord Krishna, formen könnten. Lord Siva in einer meditativen Haltung, zusammen mit einem Wasserstrahl, der aus seinem Mund spritzt, hält sich nun im Garten von George's Anwesen auf, geehrt als einer der schönsten in ganz England. Die Gottgeweihten haben ihn für mich in meinem Garten geschaffen. Bilder sind hilfreich, wenn ich chante. Du kennst dieses Gemälde  in der Bhagavad-gita mit der Überseele im Herzen des Hundes, der Kuh, des Elefanten, des armen Mannes und des Priesters? Das hilft einem sehr gut zu erkennen, dass Krishna im Herzen eines jeden wohnt. Es spielt keine Rolle, welche Art von Körper du hast, der Herr ist dort bei dir. Wir sind wirklich alle dasselbe.

Treffen mit Srila Prabhupada

Mukunda: George, du und John Lennon habt euch mit Srila Prabhupada getroffen, als er in Johns Haus wohnte, im September 1969.

George: Ja, aber als ich ihn das erste Mal traf, habe ich ihn unterschätzt. Ich erkannte es damals nicht, aber ich sehe nun, dass durch ihn das Mantra in den letzten 16 Jahren so weit verbreitet wurde, mehr als in den letzten fünfhundert Jahren. Das ist ziemlich beeindruckend, weil er älter und älter wurde und doch die ganze Zeit seine Bücher schrieb. Später wurde mir klar, dass er viel unglaublicher war, als man oberflächlich sehen konnte.

Srila Prabhupada mit Georges Frau Patty und George Harrison

Srila Prabhupada mit George's Frau Patty und George Harrison

Mukunda: Was ist das Herausragendste, das dir über ihn einfällt?

George: Was immer bleibt, ist sein Spruch „Ich bin der Diener des Dieners des Dieners.“ Das gefällt mir. Viele Leute sagen, „Ich bin es. Ich bin die göttliche Inkarnation. Ich bin hier, lass mich dich beherrschen.“ Weisst du was ich meine? Aber Prabhupada war niemals so. Ich mochte Prabhupadas Bescheidenheit. Ich mochte immer seine Freundlichkeit und Einfachheit. Der Diener des Dieners des Dieners ist es tatsächlich, weisst du. Niemand von uns ist Gott – wir sind nur Seine Diener. Er gab mir einfach ein so gutes Gefühl. Ich fühlte mich in seiner Gegenwart immer sehr entspannt, und mehr wie ein Freund. Ich fühlte, dass er ein guter Freund war. Obwohl er zu dieser Zeit neunundsiebzig Jahre alt war, arbeitete er praktisch die ganze Nacht durch, Tag für Tag, mit sehr wenig Schlaf, und obwohl er ein sehr gut ausgebildeter Intellektueller war, gab er sich nicht als solcher aus, weil er eine Art von kindgleicher Einfachheit besaß. Was ich großartig finde, fantastisch. Obwohl er der größte Sanskritgelehrte und ein Heiliger war, schätzte ich die Tatsache, daß er mir nie ein unbequemes Gefühl gab. Tatsächlich kam er immer aus sich heraus, damit ich mich wohlfühlte. Ich dachte an ihn immer als an einen liebenswerten Freund, und heute ist er immer noch ein liebenswerter Freund.

Mukunda: In einem seiner Bücher sagte Prabhupada, dass dein aufrichtiger Dienst besser wäre als der mancher Leute, die das Krishna-Bewusstsein tiefer erforscht haben, aber diesen Grad der Hingabe nicht beibehalten konnten. Wie war dein Gefühl darüber?

George: Ganz wundervoll, wirklich. Ich meine, es gab mir wirklich Hoffnung, weil, wie gesagt wird, selbst ein Moment in der Gemeinschaft einer göttlichen Person, Krishnas purem Geweihten, kann ungeheuer hilfreich sein.
Und ich glaube, Prabhupada war wirklich von der Idee angetan, dass jemand von außerhalb des Tempels half, das Album zu machen. Allein die Tatsache, dass er davon angetan war, ermutigte mich. Ich wußte, dass er die „The Hare Krishna Mantra“-Aufnahme mochte, und er bat die Gottgeweihten, das Lied „Govinda“ abzuspielen. Sie spielen es immer noch ab, nicht war?

Mukunda: Jeder Tempel hat eine Aufnahme davon, und wir spielen es jeden Morgen vor dem Kirtana, wenn sich die Gottgeweihten vor dem Altar versammeln. Man könnte sagen, es ist zu einer ISKCON-Institution geworden.

George: Und falls ich keine Rückmeldung von Prabhupada zu meinen Liedern über Krishna oder die Philosophie bekam, dann bekam ich sie von den Gottgeweihten. Das war alles an Ermutigung, was ich wirklcih brauchte. Es schien einfach, dass ihm alles Spirituelle, was ich entweder durch Lieder oder durch Mithilfe bei der Bücherveröffentlichung machte, wirklich Freude bereitete. Das Lied in „Living in the Material World“, wie ich in I, Me Mine [meiner Biographie] geschrieben habe, war durch Srila Prabhupada beeinflusst. Er ist derjenige, der mir erklärte, in welcher Weise wir nicht diese physischen Körper sind. Wir sind nur zufällig in ihnen.
Wie ich in diesem Lied sagte, ist das hier nicht das wirkliche Geschehen. Wir gehören nicht hierher, sondern in den spirituellen Himmel:

As l’m fated for the material world
Get frustrated in the material world
Senses never gratified
Only swelling like a tide
That could drown me in the material world
[Weil ich vom Schicksal für die materielle Welt bestimmt bin
Frustriert werde in der materiellen Welt
Die Sinne niemals zufriedengestellt
Schwellen nur an wie eine Flut
Die mich in der materiellen Welt untergehen lassen können]

Der ganze Grund des Hierseins besteht tatsächlich darin, einen Weg zum Herauskommen zu finden.
Siehst du, das war das Wissen über Prabhupada. Er sprach nicht einfach nur über die Liebe zu Krishna und über das Entkommen von diesem Ort, sondern er war das perfekte Beispiel. Er sprach darüber, immer zu chanten, und er chantete immer. Ich glaube, das war in sich gesehen vielleicht das Ermutigendste für mich. Es war genug, es mich stärker versuchen zu lassen, nur ein klein wenig besser zu werden. Er war das perfekte Beispiel von allem, das er predigte.

Mukunda: Wie würdest du Srila Prabhupadas Leistungen beschreiben?

George: Ich denke, Prabhupadas Beiträge sind sehr bedeutend; sie sind riesig. Selbst wenn man es mit jemandem wie William Shakespeare vergleicht, ist die Menge an Literatur, die Prabhupada produzierte, wirklich erstaunlich. Das hältst du im Kopf nicht aus. Manchmal verbrachte er Tage mit nur wenigen Stunden Schlaf. Ich meine, selbst eine jugendliche, athletische junge Person könnte dieses Tempo nicht durchhalten, das er im Alter von neunundsiebzig Jahren vorlegte.
Srila Prabhupada hat die Welt bereits erstaunlich beeinflusst. Es gibt keine Möglichkeit, das zu ermessen. An einem Tag erkannte ich einfach, „Gott, dieser Mann ist erstaunlich!“ Er pflegte die ganze Nacht wach zu sitzen und Sanskrit in das Englische zu übersetzen und Anmerkungen zu schreiben, um sicherzustellen, dass es jeder versteht, und doch tat er nie so, als sei er jemand über dir. Er hatte stets diese kindgleiche Einfachheit, und am erstaunlichsten ist die Tatsache, dass er all diese Übersetzungen in solch einer relativ kurzen Zeit machte -nur in wenigen Jahren. Und ohne mehr als sein eigenes Krishna-Bewusstsein zu haben, versammelte er all diese Tausende von Gottgeweihten, brachte die ganze Bewegung zum Laufen, die so stark wurde, dass sie selbst nach seinem Tod weiterging. Und sie wächst auch heute noch in unglaublicher Geschwindigkeit. Mit dem Wissen, das er verbreitete, wird es immer weiter und weiter gehen. Es kann nur immer weiter wachsen. Je mehr Leute spirituell erwachen, desto mehr werden sie die Tiefe dessen begreifen, was Prabhupada sagte – wie viel er gab.

Mukunda: Wusstest du, das komplette Ausgaben von Prabhupadas Büchern in allen großen Akademien und Universitäten der Welt stehen, eingeschlossen Harvard, Yale, Princeton, Oxford, Cambridge und an der Sorbonne?

George: Das sollten sie! Eines der größten Dinge, die ich an Prabhupada bemerkte, war die Art, mit der er zu dir in Englisch sprach, und dann pflegte er ganz plötzlich etwas zu dir in Sanskrit zu sagen und übersetzte es dann in das Englische zurück. Es war klar, dass er es wirklich gut konnte. Sein Beitrag aus literarischer Hinsicht ist ganz offensichtlich enorm, weil er die Höchste Persönlichkeit, Krishna, mehr in den Mittelpunkt gebracht hat. Viele Gelehrte und Schriftsteller kennen die Gita, aber nur auf einer intellektuellen Ebene. Selbst wenn sie schreiben, „Krishna sagt...“, tun sie es nicht mit der Bhakti oder Liebe, die dazu notwendig ist. Das ist das Geheimnis, weisst du – Krishna ist tatsächlich eine Person, die der Herr ist und auch dort in diesem Buch erscheinen wird, wenn es dort diese Liebe, diese Bhakti gibt. Du kannst das Erste an Gott nicht verstehen, solange du ihn nicht liebst. Diese großen sogenannten Vedischen Gelehrten – sie lieben Krishna nicht notwendigerweise, daher können sie Ihn nicht verstehen und Ihn uns nicht geben. Aber Prabhupada war anders.
Mukunda: Die Vedischen Schriften  sagten voraus, dass nach der Ankunft von Lord Caitanya vor fünfhundert Jahren ein Goldenes Zeitalter von zehntausend Jahren kommen würde, wenn das Chanten der Heiligen Namen Gottes alle Entartungen der modernen Zeit vollständig beseitigt, und wirklicher spiritueller Friede zu diesem Planeten kommen würde.

George: Nun, Prabhupada hat diese Welt definitiv in einer absoluten Weise beeinflusst. Was er uns gegeben hat, war die höchste Literatur, das höchse Wissen. Damit meine ich, es gibt einfach nichts höheres.

Mukunda: In deiner Autobiographie schreibst du, "No matter how good you are, you still need grace to get out of the material world. You can be a yogi or a monk or a nun, but without God’s grace you still can’t make it." [„Egal wie gut du bist, du brauchst immer noch Gnade, um aus der materiellen Welt zu entkommen. Du magst ein Yogi sein oder ein Mönch oder eine Nonne, aber ohne Gottes Gnade kannst du es immer noch nicht schaffen.“]
Und am Ende des Lieds „Living in the Material World“ lautet der Text "Living in the Material World," the Iyrics say, "Got to get out of this place by the Lord Sri Krishna’s grace, my salvation from the material world."[„Ich muß von diesem Ort weg durch Lord Krishnas Gnade, meiner Rettung aus der materiellen Welt.“] Wenn wir uns auf die Gnade Gottes verlassen, was meint dann der Ausdruck "God helps those who help themselves"[„Gott hilft denen, die sich selbst helfen?“].

George: Ich denke, das ist flexibel. Einerseits werde ich nie von hier herauskommen, wenn es nicht durch Seine Gnade geschieht, aber dann ist wieder andererseits Seine Gnade relativ zur Menge an Sehnsucht, die ich in mir selbst offenbart. Die Menge an Gnade, die ich von Gott erwarten würde, sollte gleich der Menge an Gnade sein, die ich sammeln oder vedienen kann. Ich bekomme heraus, was ich hereinstecke. So wie in dem Lied, das ich über Prabhupada schrieb:

The Lord loves the one that loves the Lord
And the law says if you don’t give,
then you don’t get loving
Now the Lord helps those that help themselves
And the law says whatever you do
It comes right back on you
[Der Herr liebt den, der den Herrn liebt
Das Gesetz sagt, wenn Du sie nicht gibst,
dann erhältst Du auch keine Liebe
Der Herr hilft jetzt denen, die sich selbst helfen
Und das Gesetz sagt, was auch immer du tust
Es kommt genauso zu Dir zurück]

–"The Lord Loves the One that Loves the Lord"-
from Living in the Material World -Apple LP

Hast du das Lied "That Which I Have Lost" auf meinem neuen Album, „Somewhere in England“ gehört? Es kommt direkt aus Bhagavad-gita. Darin spreche ich über den Kampf der Kräfte der Dunkelheit, Begrenzungen, Falschheit und Sterblichkeit.

Gott ist eine Person

Mukunda: Ja, es gefällt mir. Wenn Leute die Botschaft des Herrn in der Bhagavad-gita verstehen können, können sie wirklich glücklich werden.
Viele Leute, die gerade ihr spirituelles Leben begonnen haben, verehren Gott als unpersönlich. Was ist der Unterschied zwischen der Verehrung Krishnas oder Gotte in Seiner Persönlichen Form und der Verehrung Seiner unpersönlichen Natur als Energie oder Licht?

George: Das ist wie der Unterschied zwischen dem Umgang mit einen Computer oder dem Umgang mit einer Person. Wie ich früher gesagt habe, „Wenn es einen Gott gibt, möchte ich Ihn sehen“, nicht nur Seine Energie oder Sein Licht, sondern Ihn.

Mukunda: Worin besteht deiner Ansicht nach das Ziel des menschlichen Lebens?

George: Jedes Individuum muß sein eigenes Karma kaputtmachen und den Ketten von maya (Illusion), der Wiedergeburt und all dem entkommen. Das Beste, was irgendjemand den Menschen geben kann, ist Gottes-Bewusstsein. Dann kannst du ihnen wirklich etwas geben. Zuerst aber musst du dich auf deinen eigenen spirituellen Fortschritt konzentrieren; in gewisser Weise müssen wir selbstsüchtig werden, um selbstlos werden zu können.

Mukunda: Warum sollte man nicht versuchen, die Probleme des Lebens ohne Verwendung des spirituellen Prozesses zu lösen?

George: Das Leben ist wie ein Stück Band mit vielen hereingeknüpften Knoten. Die Knoten sind das Karma, mit dem du von all deinen vergangenen Leben geboren wirst, und der Gegenstand des menschlichen Lebens ist es, diese Knoten anzugehen und versuchen, sie zu lösen. Das ist es, was Chanten und Meditation im Krishna-Bewusstsein vollbringen können. Andernfalls knotest du schlichtweg jedesmal zehn weitere Knoten, wenn du versuchst, einen Knoten zu lösen. So funktioniert Karma.  Das bedeutet, wir sind jetzt die Ergebnisse unserer vergangenen Handlungen, und in der Zukunft werden wir die Ergebnise der Handlungen sein, die wir jetzt ausführen. Ein wenig Verständnis von „Was du säst, wirst du ernten“ ist wichtig, weil du dich dann nicht bei irgendjemand anderen über den Zustand beklagen kannst, in dem du dich befindest. Du weisst, das du durch deine eigenen Handlungen mehr in Schwierigkeiten geraden oder aus solchen herauskommen kannst. Es sind deine eigenen Handlungen, die dich befreien oder binden.

Mukunda: Im Srimad-Bhagavatam, dem Kronjuweil aller Vedischen Literatur, wird beschrieben, wie diese reinen Seelen, die mit Gott in der spirituellen Welt leben, verschiedenen Arten von Rasas oder Beziehungen mit Ihm haben. Gibt es eine besondere Art, in der du gerne über Krishna denkst?

George: Ich mag die Vorstellung, Krishna als Baby zu sehen, so wie Er oft in Indien geschildert wird. Und außerdem Govinda, den Kuhhirtenjungen. Mir gefällt die Vorstellung, dass du Krishna als Baby haben kannst und dich als Ihn beschützend fühlen kannst, oder als Deinen Freund, oder als Guru oder Herr-ähnliche Figur.

"My Sweet Lord"

Mukunda: Es läßt sich wohl nicht ermessen, wieviel Leute sich durch dein Lied „My Sweet Lord“ zum Krishna-Bewusstsein gewendet haben.  Du durchlebtest eine ziemlich persönliche Sache, bevor du dich zum Schreiben dieses Lieds entschlossen hast. In deinem Buch sagtest du, „Ich dachte viel darüber nach, ob ich „My Sweet Lord“ machen sollte oder nicht, weil ich mich damit mich selber öffentlich machen würde... Viele Leute fürchten die Worte Herr und Gott... ich legte meinen Hals auf den Hackklotz … zur selben Zeit dachte ich aber „Niemand sagt es... weshalb sollte ich zu mir selber die Unwahrheit sprechen? „ Ich begann, an die Wichtigkeit zu glauben, dass wenn du etwas stark genug fühlst, du es sagen solltest.
„Ich wollte zeigen, dass Hallelujah und Hare Krishna ziemlich dasselbe sind. Ich ließ die Stimmen 'Hallelujah' singen und dann zu 'Hare Krishna' wechseln, damit die Leute das Maha-mantra chanten würden, bevor sie wissen, was eigentlich vorgeht! Ich hatte seit langer Zeit Hare Krishna gechantet, und dieses Lied war eine einfache Idee, die westliche Pop-Entsprechung eines Mantras zu machen, die wieder und wieder die Heiligen Namen wiederholt. Darüber fühle ich mich nicht schuldig oder schlecht; tatsächlich hat es viele vor einem Leben in Heroinabhängigkeit bewahrt.“
Warum wolltest du Hare Krishna überhaupt auf dem Album haben? Wäre „Hallelujah“ alleine nicht gut genug gewesen?

George: Nun, zunächst ist "Hallelujah“ ein freudiger Ausdruck, den die Christen verwenden, aber „Hare Krishna“ hat eine mystische Seite. Es bedeutet mehr als nur Gott zu verherrlichen; es bittet darum, sein Diener werden zu dürfen. Und aufgrund der Weise, in der das Mantra zusammengesetzt ist, mit der mystischen spirituellen Energie, die in diesen Silben steckt, ist es viel näher an Gott als die Art, in der das Christentum ihn derzeit zu repräsentieren scheint. Obwohl Christus meiner Ansicht nach ein absoluter Yogi ist, denke ich, dass heutzutage viele christliche Lehrer Christus verdrehen. Es wird von ihnen erwartet, dass sie Jesus repräsentieren, aber sie machen es nicht sehr gut. Sie lassen ihn ziemlich übel im Stich, und das ist ein großes Abschalten.  
Meine Idee in "My Sweet Lord" war es, sich ein wenig an sie heranzuschleichen, weil es sich wie ein „Pop-Song“ anhört. Der Punkt bestand darin, dass sich die Leute durch „Hallelujah“ nicht beleidigt fühlen, und wenn es dann mit „Hare Krishna“ weitergeht, hängen sie bereits an der Angel, ihre Füße tappen mit, und sie singen bereits „Hallelujah“ mit, um sie sozusagen in falsche Sicherheit zu wiegen. Und dann wechselt es plötzlich zu „Hare Krishna“, und sie werden es alle singen, bevor sie merken, was passiert ist, und sie werden denken, „He, ich dachte, dass ich Hare Krishna nicht mögen soll!“
Die Leute schreiben mir noch heute und fragen, welche Ausdrucksweise das wäre. Zehn Jahre später versuchen sie immer noch herauszufinden, was die Worte bedeuten. Es war wirklich nur ein kleiner Trick. Und es war nicht beleidigend. Aus irgendeinem Grund habe ich niemals irgendwelche beleidigten Rückmeldungen von Christen bekommen, die sagten „Uns gefiel es bis zu einem gewissen Punkt, aber was soll all das mit Hare Krishna?“
Hallelujah mag ursprünglich irgendetwas Mantra-artiges gewesen sein, das verwässert wurde, ich bin mir aber nicht sicher, was es wirklich bedeutet. Das griechische Wort für Christus ist Kristos, das, wie wir uns vor Augen führen sollten, Krishna ist, und Kristos ist tatsächlich der selbe Name.

Mukunda: Worin besteht deiner Meinung nach der Unterschied zwischen der christlichen Sichtweise von Gott und Krishna, wie er in der Bhagavad-gita dargestellt wird?

George: Als ich das erste Mal zu diesem Haus kam, war es von Nonnen besetzt. Ich brachte dieses Poster von Vishnu [einer vierarmigen Form von Krishna] herein. Du siehst nur Seinen Kopf und die Schultern und Seine vier Arme, die ein Muschelhorn und andere Symbole trägt, und darüber steht ein großes Om geschrieben. Diese transzendentale Silbe, die Krishna repräsentiert, wurde in der Geschichte von vielen Personen zur spirituellen Vervollkommnung gechantet. Er hat um sich eine schöne Aura. Ich ließ es an der Feuerstelle und ging in den Garten. Als wir in das Haus zurückkamen, stürzten sich alle auf mich und sagten „Wer ist das? Was ist das?“, als ob es irgendeine heidnische Gottheit wäre. So sagte ich, „Nun, wenn Gott unbeschränkt ist, kann Er in jeder Form erscheinen, wie auch immer Er zu erscheinen wünscht. Das ist eine Art davon. Er wird Vishnu genannt“. Das hat sie in gewisser Weise ein wenig ausrasten lassen, der Punkt ist aber, warum sollte Gott beschränkt sein? Selbst wenn du Ihn als Krishna anerkennst, ist Er nicht auf dieses Bild von Krishna beschränkt. Er kann die Baby-Form sein, Er kann Govinda sein und sich in so vielen gutbekannten Formen manifestieren. Du kannst Krishna als kleinen Jungen sehen, so wie ich Krishna gerne sehe. Es ist eine freudige Beziehung. Abe dann ist da noch diese morbide Seite der Art, wie viele heute das Christentum repräsentieren, über die du nicht lachst, weil sie zu ernst ist, und du kannst nicht erwarten, Gott zu sehen – diese Art Zeug. Wenn es einen Gott gibt, müssen wir ihn sehen, und ich glaube nicht an die Idee, die man in den meisten Kirchen findet, wo sie sagen, „Nein, du wirst Ihn nicht sehen. Er ist ganz hoch über dir. Glaube nur, was wir dir sagen, und sei still.“
Damit meine ich, das Wissen, das in Prabhupadas Büchern vermittelt wird – der Vedische Stoff – das sind die ältesten Schriften der Welt. Sie sagen, das der Mensch gereinigt werden kann, und mit göttlicher Vorstellung kann er Gott sehen. Du kannst durch Chanten rein werden, dann wirst du ihn sehen. Und Sanskrit, die Sprache in der sie geschrieben sind, ist die weltweit erst aufgezeichnete Sprache. Devanagari [das Alphabet der Sanskrit-Sprache] bedeutet tatsächlich „Sprache der Götter“.

Mukunda: Welcher Religion man auch immer angehört, wer aufrichtig spirituellen Fortschritt anstrebt, kann den Wert des Chantens gewöhnlich erkennen. Damit meine ich, wenn solche eine Person wirklich versuchen würde, Gott-bewusst zu werden, und aufrichtig zu chanten versucht.

George: Das ist richtig. Die Frage ist, ob man offen ist. Jeder, der offen ist, kann es tun. Du musst nur offen sein und nicht voreingenommen. Du musst es einfach versuchen. Es gibt keinen Verlust, wie du weisst. Aber die „Intellektuellen" werden immer Probleme haben, weil sie immer „wissen“ müssen. Oft sind sie die spirituell bankrottesten Leute, weil sie niemals loslassen; sie verstehen nicht die Bedeutung davon, das Denkvermögen „zu transzendieren“. Eine gewöhnliche Person jedoch ist eher dazu bereit zu sagen, „Okay. Lass es mich versuchen und sehen, ob es funktioniert. Das Chanten von Hare Krishna kann eine Person auch zu einem besseren Christen machen.

Karma und Reinkarnation

Mukunda: In I, Me, Mine sprichst Du über Karma und Reinkarnation, und darüber, dass der einzigste Weg, aus dem Kreis auszubrechen, das Beginnen eines vertrauenswürdigen spirituellen Prozesses ist. An einer Stelle sagtest Du, „Jeder hat Angst vor dem Sterben, doch die Ursache des Todes ist die Geburt, wenn du also nicht sterben willst, dann werde nicht geboren!“ Glaubte irgendjemand der restlichen Beatles an Reinkarnation?

George: John, da bin ich mir sicher. Und ich würde Paul und Ringo nicht unterschätzen. Ich wäre nicht überrascht, wenn sie hoffen, dass es wahr ist, wenn du weisst, was ich meine? Soweit ich weiss, könnte Ringo ein Yogi in der Verkleidung eines Trommlers sein!

Mukunda: Paul besitzt unser letztes Buch, Zurückkommen: Die Wissenschaft von der Reinkarnation. Was denkst du, wo Johns Seele jetzt ist?

George: Ich würde hoffen, dass er an einem guten Ort ist. Obgleich er das Verständnis besaß, dass jede Seele reinkarniert, bis sie vollständig rein ist, und dass jede Seele ihre eigene Ebene findet, bestimmt von den Reaktionen auf ihre Handlungen in diesem und vorherigen Leben.

Mukunda: Bob Dylan chantete einst sehr viel. Er pflegte in den Los Angeles-Tempel zu kommen, und er kam auch zu den Tempeln in Denver und Chicago. Tatsächlich fuhr er einmal mit zwei Gottgeweihten quer durch die ganzen Vereinigten Staaten und schrieb mehrere Lieder über Krishna. Sie verbrachten viel Zeit mit Chanten.

George: Das stimmt. Er sagte, er geniesse das Chanten und das Zusammensein mit ihnen. Auch Stevie Wonder hatte euch auf einer seiner Platten, weisst du. Und das Lied, in den er das Chanten einbaute, war großartig - „Pastimes Paradise.“

Mukunda: Als du in Vrindavana warst, wo Lord Krishna in Indien erschien, und du tausende von Leuten Hare Krishna chanten sahst, hat es dein Vertrauen in die Idee des Chantens gestärkt, eine ganze Stadt zu sehen, die Hare Krishna lebt?

George: Ja, das stärkt dich. Es hilft definitiv. Es ist fantastisch, an einem Ort zu sein, wo es die ganze Stadt tut. Und ich hatte auch den Gedanken, sie alle waren ganz von der Vorstellung erledigt, irgendeine weisse Person beim Chanten auf Perlen zu sehen. Vrindavana ist eine der heiligsten Städte in Indien. Jedermann chantet überall Hare Krishna. Es ist mein fantastischstes Erlebnis.

Mukunda: In deinem Buch schriebst du: „Fast die ganze Welt albert herum, besonders die Leute, die glauben, dass sie die Welt und die Gemeinschaft beherrschen. Die Präsidenten, die Politiker, das Militär, etc., alle zerren daran herum und benehmen sich so, als wären sie der Herr ihrer eigenen Besitztümer. Das ist das grundsätzliche Problem Nummer eins auf diesem Planeten.“

George: Das ist richtig. Solange du nicht eine Art gottes-bewusster Handlungen durchführst und weisst, dass Er derjenige ist, der wirklich verantwortlich ist, solange baust du nur jede Menge Karma auf und hilfst weder dir selber noch jemand anderen wirklich. Bei mir gibt es einen Punkt, der jenseits der Traurigkeit ist, wenn ich den heutigen Zustand der Welt sehe. Alles ist so durcheinander. Es ist schrecklich, und es wird schlimmer und schlimmer werden. Überall mehr Beton, mehr Verschmutzung, mehr Radioaktivität. Es ist keine Wildnis übrig, keine reine Luft. Sie holzen die Wälder nieder. Sie verdrecken alle Ozeane. Auf eine Weise bin ich über die Zukunft des Planeten pessimistisch. Die großen Leute erkennen nicht, dass es für alles, was sie tun, eine Reaktion gibt. Du musst dafür bezahlen. Das ist Karma.

Mukunda: Glaubst Du, es besteht noch irgendeine Hoffnung?

George: Ja. Einer nach dem anderen muß Maya entkommen. Jeder muß sein Karma kaputtmachen und der Reinkarnation und all dem entfliehen. Hören wir auf zu glauben, dass wenn sich Britannien oder Amerika oder Rußland oder der Westen oder wer auch immer stärker entwickelt, dass wir sie dann schlagen könnten und danach Ruhe hätten und für immer glücklich weiterleben könnten. Das funktioniert nicht. Das beste, was du geben kannst, ist Gottes-Bewusstsein. Es ist genau inmitten von uns allen vorhanden. Verstehe, wer du bist. Wenn die Leute nur  aufwachen und erkennen würden, wie die Wirklichkeit ist, gäbe es kein Elend in der Welt. Ich schätze, das Chanten ist eine ziemlich guter Beginn, um damit anzufangen.

Mukunda: George, ich danke dir vielmals.

George: Gerne geschehen. Hare Krishna!

Ende des Interviews

George Harrison with devotees Chanting

 

1990 - George Harrison-Interview:
"Das Beste, das man den Menschen geben kann,
ist Gottes-Bewusstsein"

Lese Dunton: Ich habe gelesen, dass du sagtest, "Das Beste, das man den Menschen geben kann, ist Krishna-Bewusstsein." Nun fragte ich mich, wie du das deiner Ansicht nach über die Jahre hinweg getan hast?

George Harrison: Ich möchte nicht sagen, dass ich absolut Gottes-bewusst bin. Es ist wie bei jedem anderen. Wir kämpfen mit den Kräften, die uns zur gleichen Zeit nach oben und nach unten ziehen. Grundsätzlich aber wollen wir alle Liebe, das fühle ich. Und alle Liebe ist in Wirklichkeit Gottes Liebe. Es ist die Manifestation von Gottes Liebe in dieser Welt durch alles, was sich in dieser Welt befindet, und durch alle Leute auf dieser Welt. Ich glaube, was die Krishna-Sache für mich gebracht hat, war die Bhakti [Hingabe] - die Bhakti-Yoga genannt wird. Es ist die Methode, mit der du erkennen kannst, dass sich Gott in allem befindet, was erschaffen wird. Wenn du also einen Baum ansiehst, ist es tatsächlich eine Reflektion von Gott. Du kannst ihn in anderen Leuten sehen - das ist er auch, wusstest du das?

Sie nehmen es bis aufs Äußerste ernst: durch verzehrte Speisen schmeckst du ihn auf deiner Zunge, und du hörst ihn in der Musik. Dies ist die ganze Bedeutung von Krishna als dem Flötenspieler, der dein Bewusstsein erweckt. Es muss nicht notwendigerweise eine Flöte sein, für mich war es eine Sitar oder Gitarre oder sogar Elvis Presley, der "Heartbreak Hotel" sang. Es war wie Krishnas Flöte, die mich irgendwo rief. Wenn wir uns daran erinnern, ist es wirklich ganz einfach.

Meiner Ansicht nach ist es unsere wichtigste Pflicht, uns in jedem Moment zu vergegenwärtigen, dass Gott in uns und jedem anderen lebt, und einfach zu versuchen, uns an diese Erkenntnis zu erinnern.

LD: Glaubst du, dass eine wachsende Anzahl von Leuten beginnt, sich im Erinnern zu üben?

GH: Oh ja, ich denke, es werden stetig immer mehr. Auf jeden Fall glaube ich, dass die Idee von Yoga oder Meditation viel besser akzeptiert wird. Und auch die Vorstellung, dass Gott versucht, die Seele in uns anzusprechen. Damals in den Sechzigern war es ein wenig so, als ob es nur die Hippies oder die Philosophen gäbe. Ich wurde etwa bis zum elften Lebensjahr in katholischen Verhältnissen erzogen, was bedeutete, dass Gott so etwas ist, das wir nie zu sehen bekommen und das wir nie treffen werden, aber du musst immer noch daran glauben, was wir sagen. Es ist wie dieses blinde Vertrauen in etwas, das sie dir nicht zeigen können.

Das erste, wodurch ich dieses Vorhandensein wirklich erkannte, war ein Buch über Yoga, das ich auf einer meinen frühen Reisen nach Indien bekam. Genannt wurde es Raja Yoga von Swami Vivekananda. Gleich auf der Innenseite der Buchhülle schrieb er, "Wenn es einen Gott gibt, müssen wir ihn sehen, und wenn es eine Seele gibt, müssen wir sie wahrnehmen. Andernfalls ist es besser, nicht zu glauben. Es ist besser, ein unverblümter Atheist als ein Heuchler zu sein." Danach erkannte ich durch Überlegung, dass das Christentum, das in mein Leben als Kind gekommen war, ganz und gar in der Vorstellung bestand, dass du ihn niemals zu sehen bekommst. In einer Hinsicht ist es wie Heuchelei.

Darum schrieb ich in "My Sweet Lord", "I really want to see you" ["Ich möchte dich wirklich sehen"], denn wenn es einen Gott gibt, möchte ich ihn sehen. Ich möchte nicht nur das Rufen nach ihm in irgendwelchen heiligen Gesängen hören. Und dasselbe gilt für den Papst. Ich möchte, dass der Papst sagt, in Ordnung, ich möchte gerne Christus-Bewusstsein. Ich will nicht nur über ihn sprechen.


LD: Diese Zeile überwältigte mich, als sie das erste Mal veröffentlicht wurde.


GH: Oh ja, wir möchten ihn alle sehen. Und wenn du fragst, "Wo ist er?", dann sagen sie, "Nun, du kannst ihn nicht sehen. Er ist irgendwo da draussen, aber wir wissen nicht so ganz genau, wo er ist." Durch die indische Philosophie und all das, womit ich in Berührung kam, wurde mir dann ganz einfach gezeigt, dass er tatsächlich innendrin ist. Er lebt in unseren Herzen.

Es hängt davon ab, dein Bewusstsein nach innen zu wenden, um dann zu erkennen, es ist dort innen drin, und dann kannst du Ihn auch aussen sehen. Es ist einfach nur ein Wechsel der Einstellung, wirklich.


LD: Was kann jemand deiner Ansicht nach tun, um zu verstehen und sich selbst zu ändern?

GH: Ich denke, dass sich die Leute dem grundsätzlich einfach in beliebiger Weise annähern, so wie sie es eben können.
Manchmal kannst du dich einfach nicht selber zwingen, aber man sagt "klopfe an, und die Tür wird dir aufgetan". Ich denke, die Leute müssen zuerst innerlich herauszufinden wünschen, wer sie sind. Wer bin ich und was mache ich hier und wohin gehe ich? Diese Art von grundlegenden Fragen. Sogar ohne ein Buch oder dergleichen heranzuziehen. Wenn sie sich das nur in der Stille der Nacht aufrichtig selber fragen, wird sich die Tür öffnen. Und ob es nun jemand ist, der vorbeikommt und sagt, "He, hast du das gelesen?", oder "Warum kommst du nicht und schaust dir das mal an?" - es geschieht auf viele verschiedene Arten.

So wie dir der Herr im Garten diese verschiedenen Arten von Blumen und Bäumen gibt, denn wenn es nur eine Art Blume gäbe und du würdest sie nicht mögen, dann wäre es schlecht. Daher gibt einen Überfluß an Wegen, das zu erreichen, was in uns selbst ist. Ich glaube, die grundsätzliche Antwort auf deine Fragen lautet, es muss innerhalb jedes Einzelnen beginnen.

Sie müssen den Wunsch in sich spüren zu wissen, wer sie sind und den Grund dafür zu kennen, warum sie in diesem Körper sind.


LD: Wie sieht es mit deiner Zukunft aus? Gibt es noch mehr, das du spirituell oder musikalisch wissen möchtest?


GH: O ja. Immer noch habe ich wie jeder andere das Gefühl, einfach zu wachsen und zu lernen. Grundsätzlich gefällt es mir, dieses Etwas in meinem Inneren entdeckt zu haben, das mit dem jedem Körper und jedem Ding innewohnenden Etwas verbunden ist. Ich denke, es hängt jetzt nur noch davon ab, dabeizubleiben und sich mehr und mehr darüber bewusst zu werden. Wenn ich Liebe spüre, möchte ich einfach nur noch mehr Liebe spüren. Und wenn ich ein wenig Frieden spüre, möchte ich noch mehr Frieden spüren. Doch ich habe wirklich keinerlei große Ambitionen. Ich fühle mich sehr glücklich. Ich habe eine Menge guter Freunde. Ich möchte nur, dass es besser wird und dass ich noch mehr davon bekomme, ehrlich. (Lacht.)


LD: Was glaubst du, wie verändert sich die Welt?


GH: Nun, aus der Bhagavad-Gita habe ich gelernt, das es sich nicht um so etwas wie diesen mystischen Quatsch handelt, der nichts mit unserem jetzigen Leben zu tun hat. Was es ist, erklärt diese duale Energie, die uns in eine Richtung zieht - nach oben in höheres Bewusstsein - und die gegenläufige Energie dazu, die einfach die Natur dieser physikalischen Welt ist und versucht, uns herunterzuziehen.

Die Bhagavad-Gita sagt, dass es die moralische Beurteilung des Menschen ist, die von Augenblick zu Augenblick entscheidet, in welche Richtung wir gezogen werden. Wir können nach oben kommen, oder wir können nach unten kommen. Ich denke, die Welt befindet sich im Allgemeinen in einer Aufwärtsbewegung. Wir sind Teil eines Kreislaufs, in dem die Leute mehr entdecken. Die Kommunikation ist verbessert. Wir nähern uns den feineren Strömen, die das Universum kontrollieren. Weder kommt für uns alle als kollektives Leben auf diesem Planeten alles gleichzeitig in Ordnung, noch versinken wir zusammen in Unwissenheit. Einer nach dem anderen befreien wir unsere Seelen durch unsere eigene Erkenntnis aus dem Kreislauf. So wird eine Seele nach der anderen "von diesem Memphis-Blues befreit", weisst Du das?


LD: Somit steht es jeder Person frei.


GH: So ist es. Es hängt ganz tief von jeder Person ab. So befinden wir uns in einer Hinsicht inmitten einer Aufwärtsbewegung, doch zur gleichen Zeit geschieht eine Menge Böses auf der Welt. Ich denke, dass es mit Sicherheit in eine bessere Richtung geht, und doch scheint es für all die Leute wegen der Kraft, welche die negativen Seiten des Lebens kontrolliert, und dem Besitz all der schlechten Erfindungen wie Schußwaffen, Bomben und Haß so lange dauern zu müssen. Aber es muß ein Gleichgewicht geben. Wir alle müssen es stärker versuchen, mehr Liebe zu zeigen, um all dem entgegenzusteuern.


Abdruck und Übersetzung von
http://www.newsun.com/georgereprint.html
Mit freundlicher Genehmigung der New Sun, alle Rechte vorbehalten.
Translated and reprinted with the permission of The New Sun (newsun.com)
Copyright
© 2001 The New Sun. All rights reserved.


--------------------------



Was hatte George Harrison mit Krishna-Bewusstsein zu tun?

Der berühmte Musiker George Harrison war bekennender Krishna-Anhänger. Seine besondere Fähigkeit bestand darin, das Krishna-Bewusstein als weltweit bekannter und populärer Künstler in der Welt über seine Musik zu verbreiten und so als moderner globaler Prediger unzählige Menschen über das Ohr zu erreichen.

George Harrison Chanting, Vrindavan Temple, IndiaGenauso wie sein Freund John Lennon war der Beatles-Musiker George Harrison sehr an spiritueller Weiterentwicklung interessiert. Bereits gegen Ende der 60er Jahre hatte er während einer Indien-Reise ersten Kontakt mit dem vedischen Wissen, das ihn danach nie mehr losließ.

1968 schloß er in London Freundschaft mit Gottgeweihten, die von Srila Prabhupada dorthin zur Eröffnung eines Tempels ausgesandt wurden. Diese Freundschaft vertiefte sich und führte schließlich dazu, dass er zusammen mit den Gottgeweihten verschiedene Lieder aufnahm, die weltweit große Beachtung fanden und bis in die Top10 der Hitparaden gelangten.

Obwohl die Mitglieder der Beatles zu den reichsten Männern der Welt zählten, trat George Harrison in keiner Weise überheblich oder arrogant auf. Stattdessen zeigte er aufrichtiges Interesse und unterstützte die Krishna-Bewegung wo er nur konnte: mit seiner Popularität, seinen Liedern, praktischer Umsetzung auch im Privatleben sowie nicht zuletzt auch wohltätigen finanziellen Beiträgen. Mit einer Spende von 19.000 Dollar finanzierte er die Erstauflage von Srila Prabhupadas Krishna-Buch und schrieb das Vorwort dazu. Neben weiteren Spenden wie einem tonnenschweren Thron aus italienischem Marmor für den Londoner Tempel schenkte er Srila Prabhupadas Gottgeweihten den Landsitz Bhaktivedanta Manor im Wert von über einer halben Million Dollar, um die Einrichtung eines würdigen Tempels für Krishna zu ermöglichen.

Obwohl George Harrison nicht wie so manche andere Schüler Srila Prabhupadas in einem Tempel (Ashram) lebte, schaffte er es in einzigartiger Weise, sein alltägliches Denken rund um Krishna kreisen zu lassen und sein musikalisches Schaffen davon inspirieren zu lassen, ganz im Sinne Srila Prabhupadas, der ihm dies so empfohlen hatte.

Seine fortlaufende Beschäftigung mit Krishna drückt sich in vielen seiner selbst geschriebenen Lieder aus, mit denen er unzähligen Menschen das Herz öffnete. Dies setzt sich bis heute fort, wie sich beispielsweise an den zahlreichen Kommentaren zu Videofilmen mit seiner Musik in Videoportalen wie YouTube ablesen läßt. Durch seine Popularität als Popstar schaffte er es, das Interesse an spirituellen Themen mittels seiner Musik über Schallplatten, Radio- und Fernsehsendungen und Zeitungsinterviews in fast jeden modernen Haushalt der damaligen Zeit zu erwecken.

Es kam einer besonderen Adligung gleich, dass sich Pop-Mega-Star George Harrison von den Beatles mit den Hare Krishnas und dem heiligen Guru Srila Prabhupada umgab. Eine Millarde Menschen mindestens, so schätzt man, lauschten auf alles, was die Beatles taten, ließen oder für richtig und wichtig erachteten. 1970 waren die Beatles so berühmt wie Jesus Christus, nur noch viel beliebter und wurden weit mehr gekauft, gesungen und geliebt.

George Harrison war das lebendige Beispiel dafür, dass Geld allein nicht glücklich macht. Trotz allen materiellen Erfolgs war er stets auf der Suche nach spiritueller Wahrheit und blieb sich selbst treu. Seine Beschäftigung mit Krishna-Bewusstsein und das tägliche Chanten behielt er bis zu seinem Abschied von dieser Welt bei.

Nachfolgend finden sich einige Zitate vor allem aus Srila Prabhupadas gesammelten Briefen, Vorlesungen und Büchern (Vedabase), die etwas mehr Licht auf die Beziehung zwischen Srila Prabhupada und George Harrison werfen können.

Prabhupada: Ich freue mich so sehr, dass Herr Harrison Lieder wie „Lord which we so long ignored“ komponiert. Er ist sehr gedankenvoll. Wenn wir uns einmal treffen, kann ich ihm vielleicht Gedanken über die Trennung von Krishna mitgeben, und sie [die Beatles] werden sehr anziehende Lieder für die Öffentlichkeit komponieren können. Die Öffentlichkeit braucht solche Lieder, und wenn sich solch schöne Agenten wir die Beatles darum kümmern, wird es ganz bestimmt zu einem großen Erfolg werden.. In deinem vorherigen Brief hast du darauf hingewiesen, dass Herr Harrison mich in dem für uns ins Auge gefassten Haus zu sehen wünscht, weil er mich vieles fragen möchte. Es ist mir eine große Freude, Personen zu treffen, die aufrichtige Fragen über das Krishna-Bewusstsein stellen. Und so wird es ein großes Ereignis sein, wenn die Beatles versuchen, diese Wissenschaft des Krishna-Bewusstseins mit intelligenten Fragen zu verstehen, und zwar mit Ernsthaftigkeit.“ [Brief an Syamasundara, Los Angeles 11.01.1968 http://prabhupadabooks.com/?g=165583]


Prabhupada: Was deine Aufnahme von Nama Om und Hare Krishna angeht, sie ist sehr, sehr gut, und jeder sagt, sie ist technisch perfekt. Somit ist deine Anstrengung, die Beatles zur Zusammenarbeit mit uns zu bewegen, in größerer Hinsicht erfolgreich gewesen. Wenn ich nun nach London komme, werde ich verschiedene andere von mir gesungene Aufnahmen mitbringen, und falls es möglich ist, diese Aufnahmen mit derselben technischen Vollendung zu versehen, können wir zumindest ein Dutzend Hare Krishna-Aufnahmen unter meiner Anleitung produzieren. Ich bin sicher, dass sie den Leuten sehr gefallen, wenn sie von Herrn George Harrison veröffentlicht werden. Ich freue mich zu hören, dass Herr George Harrison das Harmonium und die Gitarra spielt […]. Ich freue mich auch zu hören, dass diese Aufnahme den ganzen Tag bei einigen großen Radiosendern läuft und uns überall, wo wir hinkommen, Leute mit dem Chanten von Hare Krishna gratulieren. Das ist sehr ermutigend.
[Brief an Syamasundara 13.08.1969, http://prabhupadabooks.com/?g=166596]

Prabhupada: Ich bin sehr froh zu hören, dass Sriman George Harrison deine Anstrengungen so schön unterstützt, seine Aktion wird nicht vergebens sein. Jedes kleine bisschen Dienst in Hingabe an Krishna wird nicht vergebens sein, daher bin ich ganz sicher, dass George ohne jeden Zweifel in der Angelegenheit des Krishna-Bewusstseins profitieren wird. Bitte übermittle ihm meinen Dank für seine Bereitschaft, mit unseren Leuten zusammenzuarbeiten. ... In deinem letzten Brief hast du mich informiert, dass George Harrison an der Veröffentlichung meines Buches Krishna interessiert sein könnte, daher bringe ich das Manuskript mit. Ich möchte dieses Buch mit vielen Bildern drucken, diese Bilder sind in Los Angeles und Boston ebenfalls bereit. Rede daher nach Möglichkeit weiter mit ihm darüber, und wenn er das macht, wird es für ihn und für uns sehr schön werden. ... Vor einiger Zeit schickte ich einen Brief an den Erzbischof von Canterbury, der durch George Harrison übergeben werden sollte, und ich freue mich zu hören, was aus dem Brief geworden ist. Falls er noch nicht übergeben werden konnte, kann dies erfolgen, wenn George Harrison den Erzbischof wegen der Kirche trifft. Unsere Bewegung für Krishna-Bewusstsein ist eine echte christliche Bewegung. Christus bedeutet Krishna, die Liebe zu Gott, der Sein Gesicht mit Tilak schmückt. Im Griechischen gibt es das Wort Kristos, von dem angenommen wird, dass es vom Sanskritwort „Krishna“ stammt, und Christus stammt von Kristos. Wie auch immer, jeder echte Christ wird unsere Bewegung als schön und perfekt empfinden. Wir wollen nur ihre Zusammenarbeit darin, dass sie uns erlauben, ihre vielen zum Verkauf angebotenen Kirchen in den westlichen Ländern zur Verjüngung des spirituellen Lebens in diesem Teil der Welt zu verwenden. Wenn uns der Erzbischof freundlicherweise aufgrund des Einschreitens von George Harrison eine Kirche überläßt, wäre das für unsere Bewegung ein großer Erfolg. [Brief an Syamasundara, 31.08.1969, http://prabhupadabooks.com/?g=166640]

Prabhupada: Sriman George Harrison hat mit Sicherheit einen einzigartigen Dienst geleistet, indem er 19.000 Dollar für die Veröffentlichung meines Krishna-Buches beitrug. Als ich in London war, besuchte er mich viermal und war sehr entgegenkommend, hingebungsvoll und kein bisschen stolz auf seine sehr hochstehende materielle Position. Er hat den Ruf, ein erstklassiger Musiker zu sein und gilt als einer der reichsten Menschen auf der Welt. Trotz allem war er in keiner Weise abgehoben, sondern bescheiden, freundlich, höflich und hingebungsvoll. All diese Qualitäten und sein Dienst für Krishna werden ihm sicherlich bei seinem Fortschritt im Krishna-Bewusstsein halfen. Obwohl er kein eingeweihter Schüler ist, sehe ich folglich, dass er uns in so vielfältiger Hinsicht zu helfen versuchte. [Brief an Bhagavan, 08.02.1970, http://prabhupadabooks.com/?g=167207]

Prabhupada: Die Aufnahme „Hare Krishna Mantra“ wird von London aus in die ganze Welt verkauft. Dies wird vom bekannten englischen Musiker Herrn George Harrison verwaltet, der mein nicht eingeweihter Gottgeweihter ist. Der Gute hat mir neulich 19.000 Dollar für den Druck meines Krishna-Buches gezahlt. Der gesamte Betrag wird für die Veröffentlichung des Buches in Japan benötigt.
[Brief an Hanuman Prasad Poddar, Los Angeles 05.02.1970
http://prabhupadabooks.com/?g=167203]

Prabhupada: Unser George Harrison, der bekannte Beatle, versorgt seine Freunde mit Gebetsketten und -taschen und sagt „Chante Hare Krishna“. In seiner Musikaufnahme sagt er „Jeder Freund von Krishna ist auch mein Freund“. [Vorlesung zu „Der Nektar der Hingabe“ in Bombay, 11.01.1973, http://prabhupadabooks.com/?g=159663]

Prabhupada:... für die Möglichkeit, uns in diesem schönen Haus einzurichten, müssen wir diesem guten Menschen George Harrison alle Ehrerbietungen erweisen. Wir müssen ihm dankbar dafür sein, dass er uns diese Möglichkeit gegeben hat, Krishna wird ihn mehr und mehr segnen.
[London, 07. Juli 1973, http://prabhupadabooks.com/?g=160171]

David Lawrence: Es war aufrüttelnd. Wir beobachteten einen Jungen, der sich diese Aufnahme von George Harrison anhörte. Sie können das George erzählen, wenn sie wollen. Im Aufnahmeraum unserer Schule hörte er sich die Aufnahme ruhig über die großen Lautsprecher an, wissen sie. Viel Krach. Und er las diese Worte und schrieb sie nieder. Ich beobachtete ihn dabei.
Prabhupada: „I am in material world [Ich bin in der materiellen Welt]“.
David Lawrence: Ja. „Living in the material world.“
Prabhupada: Das ist ein sehr schönes Lied.
David Lawrence: Und da saß er und betete. Ich griff nicht ein. Als er aus dem Raum kam, nachdem er den Plattenspieler ausgeschaltet hatte, sagte ich: „Nun, weißt du, was du da gerade gemacht hast?“ Und er sagte: „Diese Aufnahme ist eine richtige Erfahrung für mich gewesen“. Und, wenn George das wissen könnte,  dass es aufrüttelnd, wirklich aufrüttelnd war, dies miterleben zu können. Georges Aufnahme ist so hingebungsvoll, wissen sie. Sie ist wirklich schön.
[Unterhaltung mit David Lawrence, 12.07.1973, http://prabhupadabooks.com/?g=161377]

Gast: Ist George Harrison eines eurer Mitglieder?
Prabhupada: Ja. Oh ja.
[Ankunftsrede in Stockholm, 05.09.1973, http://prabhupadabooks.com/?g=160173]

Srila Prabhupada: (... zu George Harrison) Du hast nun dieses Plattenalbum, Living in the Material World, und es wird von so vielen Leuten geschätzt wird, wie ich höre.
Syamasundara dasa: Unser Lehrer kam zu Besuch zu Prabhupada. Er sagte, als sie deine deine Aufnahme in ihrem Klassenzimmer, wo er Religionserziehung unterrichtet, spielten, standen die Schüler, und einer von ihnen begann zu beten.
George Harrison: Es gibt da ein besonderes Lied, das das direkte Ergebnis unserer Unterhaltung ist, als du kamst...
Srila Prabhupada: Ja, in deinem Haus
George Harrison: Über Ruhm und Glück und...
Srila Prabhupada: Die Schallplatte wird nun also gut aufgenommen... die Leute suchen nach etwas, nach spiritueller Erleuchtung. Das ist eine Tatsache. Besonders im Westen. Das ist eine Tatsache. Wir müssen sehr behutsam und vorsichtig vorgehen, dann wird es akzeptiert. Besonders wenn wir von Beschränkungen wie den vier regulierenden Prinzipien reden, werden viele ärgerlich, weil jedermann diesen Dingen verfallen ist.
[Juli 1974, http://www.geocities.com/priitaa/gh_and_sp.htm]


Download PDF Datei hier:George-Harrison-Interview.pdf