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Bhagavad - Gita Wie Sie Ist
von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Original Ausgabe von 1974 Nur Vers Übersetzung

VIERTES KAPITEL
Transzendentales Wissen

4.1 – Der Höchste Herr sagte: Ich offenbarte dem Sonnengott Vivasvān diese unvergängliche Wissenschaft des yoga; Vivasvān unterwies Manu, den Vater der Menschheit, darin, und Manu wiederum gab dieses Wissen an Ikṣvāku weiter.

4.2 – Diese höchste Wissenschaft wurde durch die Nachfolge der geistigen Meister weitergegeben, und die heiligen Könige empfingen sie auf diese Weise. Im Laufe der Zeit aber wurde die Nachfolge unterbrochen, und daher scheint die Wissenschaft, wie sie ist, verloren zu sein.

4.3 – Diese uralte Wissenschaft von der Beziehung zum Höchsten wird dir heute von Mir offenbart, weil Du Mein Geweihter und Mein Freund bist – nur deshalb kannst du das transzendentale Mysterium dieser Wissenschaft verstehen.

4.4 – Arjuna sagte: Der Sonnengott Vivasvān ist von Geburt her älter als Du. Wie ist es daher zu verstehen, daß Du ihn am Anfang in dieser Wissenschaft unterwiesen hast.

4.5 – Der Höchste Herr sagte: Viele Geburten haben sowohl du als auch Ich hinter uns gelassen. Ich kann Mich an sie alle erinnern, doch du kannst es nicht, o Bezwinger der Feinde.

4.6 – Obgleich Ich ungeboren bin und Mein transzendentaler Körper niemals vergeht, und obwohl Ich der Herr aller fühlenden Wesen bin, erscheine Ich dennoch in jedem Zeitalter in Meiner ursprünglichen transzendentalen Gestalt.

4.7 – Wann immer und wo immer das religiöse Leben verfällt und Irreligiosität überhandnimmt, o Nachkomme Bharatas, zu der Zeit erscheine Ich.

4.8 – Um die Frommen zu befreien und die Schurken zu vernichten, und um die Prinzipien der Religion wieder einzuführen, erscheine Ich in jedem Zeitalter.

4.9 – Wer das transzendentale Wesen Meines Erscheinens und Meiner Aktivitäten kennt, wird, nachdem er seinen Körper verlassen hat, nicht wieder in der materiellen Welt geboren, sondern in Mein ewiges Reich gelangen.

4.10 – Befreit von Anhaftung, Angst und Zorn, und völlig in Mich vertieft, wurden in der Vergangenheit viele Menschen, die bei Mir Zuflucht suchten, durch Wissen über Mich gereinigt und erlangten so transzendentale Liebe zu Mir.

4.11 – Jeden belohne Ich in dem Maße, wie er sich Mir hingibt, o Sohn Pṛthās. Alle ohne Ausnahme folgen Meinem Pfad.

4.12 – Die Menschen dieser Welt streben in ihren fruchtbringenden Aktivitäten nach Erfolg und verehren deshalb die Halbgötter. Und selbstverständlich erhalten sie auf diese Weise sehr schnell die Ergebnisse ihrer fruchtbringenden Arbeit.

4.13 – In Entsprechung zu den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur und der Arbeit, die ihnen zugeordnet ist, wurden die vier Einteilungen der menschlichen Gesellschaft von Mir geschaffen. Und obwohl Ich der Schöpfer dieses Systems bin, solltest du wissen, daß Ich dennoch nicht daran gebunden bin, denn Ich bin unwandelbar.

4.14 – Es gibt keine Arbeit, die Ich ausführen muß, noch strebe Ich nach den Früchten des Handelns. Wer diese Wahrheit erkennt, wird ebenfalls nicht in die Reaktionen auf fruchtbringende Arbeit verstrickt.

4.15 – Alle befreiten Seelen der Vergangenheit handelten mit diesem Verständnis und erlangten somit Befreiung. Daher solltest du, wie die Alten, deine Pflicht in diesem göttlichen Bewußtsein erfüllen.

4.16 – Selbst die Intelligenten können nicht genau zwischen Handeln und Nicht-Handeln unterscheiden. Ich werde dir nun erklären, was Handeln ist, und wenn Du dies weißt, wirst du von allen Sünden befreit sein.

4.17 – Die Kompliziertheit des Handelns ist sehr schwer zu verstehen. Daher sollte man genau wissen, was Handeln, was verbotenes Handeln und was Nicht-Handeln ist.

4.18 – Wer Nicht-Handeln in Handeln und Handeln in Nicht-Handeln sieht, ist ein wahrhaft intelligenter Mensch und gründet in der Transzendenz, obgleich er alle Arten von Aktivitäten ausführt.

4.19 – Wer in allen Handlungen frei von Verlangen nach Sinnesbefriedigung ist gründet in vollkommenem Wissen. Die Weisen nennen ihn einen Handelnden, dessen fruchtbringende Arbeit vom Feuer des vollkommenen Wissens verzehrt ist.

4.20 – Er gibt jede Anhaftung an die Ergebnisse seines Handelns auf, ist immer zufriedengestellt und unabhängig und führt daher keine fruchtbringenden Handlungen aus, obwohl er mit den verschiedensten Unternehmungen beschäftigt ist.

4.21 – Solch ein wissender Mensch handelt mit vollkommen kontrolliertem Geist und vollkommen kontrollierter Intelligenz, gibt jeden Anspruch auf Besitz auf und handelt nur für die allernotwendigsten Lebensbedürfnisse. Daher wird er von sündhaften Reaktionen nicht berührt.

4.22 – Wer mit dem zufrieden ist, was er ohne eigenes Zutun erhält, wer frei von Dualität und Neid ist und von Erfolg und Mißerfolg nicht berührt wird, ist niemals verstrickt, obwohl er handelt.

4.23 – Die Arbeit eines Menschen, der von den Erscheinungsweisen der materiellen Natur nicht beeinflußt wird und völlig im transzendentalen Wissen verankert ist, geht vollständig in die Transzendenz ein.

4.24 – Ein Mensch, der völlig im Kṛṣṇa-Bewußtsein vertieft ist, erreicht mit Sicherheit das spirituelle Königreich, denn er widmet sich voll und ganz spirituellen Aktivitäten, in denen die Ausführung absolut, und das, was in ihnen geopfert wird, von gleicher spiritueller Natur ist.

4.25 – Einige yogīs verehren die Halbgötter mit vollendet ausgeführten Opfern, und andere opfern im Feuer des Höchsten Brahman.

4.26 – Einige opfern den Vorgang des Hörens und die Sinne im Feuer des kontrollierten Geistes, und andere bringen die Sinnesobjekte, wie zum Beispiel Klang, im Opferfeuer dar.

4.27 – Diejenigen, die an Selbstverwirklichung durch Kontrolle von Geist und Sinnen interessiert sind, opfern sowohl die Funktionen ihrer Sinne als auch die Lebenskraft (Atem) im Feuer des kontrollierten Geistes.

4.28 – Es gibt andere, die strikte Gelübde auf sich nehmen und den yoga der achtfachen Mystik praktizieren, weil sie durch das Opfer ihres materiellen Besitzes in strengen Bußen erleuchtet worden sind. Wieder andere studieren die Veden, um im transzendentalen Wissen Fortschritte zu machen.

4.29 – Und es gibt sogar noch andere, die dazu neigen, den Vorgang der Atembeherrschung zu praktizieren, um in Trance zu bleiben. Sie üben sich darin, den ausströmenden Atem im einströmenden und den einströmenden Atem im ausströmenden anzuhalten, und bleiben so letztlich in Trance, da sie das Atmen einstellen. Einige von ihnen bringen, indem sie das Essen einschränken, den ausströmenden Atem sich selbst als Opfer dar.

4.30 – All diese yogīs, die die wirkliche Bedeutung von Opfern kennen, werden von allen sündhaften Reaktionen gereinigt, und nachdem sie den Nektar der Überreste solcher Opfer gekostet haben, gehen sie in die höchste, ewige Atmosphäre ein.

4.31 – O Bester der Kuru-Dynastie, ohne Opfer kann man auf diesem Planeten bzw. in diesem Leben niemals glücklich werden – vom nächsten ganz zu schweigen.

4.32 – All diese verschiedenen Opfer werden in den Veden empfohlen, und sie alle werden aus den unterschiedlichen Handlungsweisen geboren. Wenn du dies weißt, wirst du befreit werden.

4.33 – O Bezwinger der Feinde, das Opfer von Wissen ist größer als das Opfer materiellen Besitzes. O Sohn Pṛthās, letzten Endes findet das Opfer von Arbeit im transzendentalen Wissen seinen Höhepunkt.

4.34 – Versuche die Wahrheit zu erfahren, indem du dich an einen geistigen Meister wendest. Stelle ihm in ergebener Haltung Fragen, und diene ihm. Die selbstverwirklichte Seele kann dir Wissen offenbaren, weil sie die Wahrheit gesehen hat.

4.35 – Und wenn du die Wahrheit erfahren hast, wirst du wissen, daß alle Lebewesen Meine Teile sind – und daß sie in Mir ruhen und Mein eigen sind.

4.36 – Selbst wenn du der sündigste aller Sünder bist, wirst du fähig sein, den Ozean der Leiden zu überqueren, wenn du im Boot des transzendentalen Wissens sitzt.

4.37 – Wie loderndes Feuer Holz in Asche verwandelt, o Arjuna, so verbrennt das Feuer des Wissens alle Reaktionen auf materielle Aktivitäten.

4.38 – In dieser Welt gibt es nichts, was so erhaben und rein ist wie transzendentales Wissen. Solches Wissen ist die reife Frucht aller Mystik, und wer es erreicht hat, wird sehr bald das Selbst in sich genießen können.

4.39 – Ein gläubiger Mensch, der im transzendentalen Wissen verankert ist und seine Sinne beherrscht, erlangt sehr schnell den höchsten spirituellen Frieden.

4.40 – Unwissende und ungläubige Menschen jedoch, die an den offenbarten Schriften zweifeln, werden niemals Gottes-bewußt. Die zweifelnde Seele kann weder in dieser noch in der nächsten Welt glücklich werden.

4.41 – Wer auf die Früchte seiner Handlungen verzichtet, wessen Zweifel durch transzendentales Wissen beseitigt sind, und wer fest im Selbst verankert ist, wird durch sein Handeln nicht gebunden, o Gewinner von Reichtum.

4.42 – Daher sollten die Zweifel, die aus Unwissenheit in deinem Herzen entstanden sind, mit der Waffe des Wissens vernichtet werden. Bewaffne dich mit yoga, o Bhārata, und stehe auf und kämpfe.

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Hare Krishna - Hare Krishna * Krishna Krishna Hare Hare * Hare Rama - Hare Rama * Rama Rama Hare Hare.