- Christus, Krischto, Kṛṣṇa -
Original Version - Erste Auflage 1975
HTML Version - zum Online Lesen
von Seiner Göttlichen Gnade
A.C Bhaktivedanta Swami Prabhupāda
Gründer und ācārya der Internationalen
Gesellschaft für Kṛṣṇa-Bewußtsein
Vorwort .................................................................... 7 Zen, christliche Lehre und Kṛṣṇa-Bewußtsein ............... 9 Morgenspaziergang .................................................. 45 Von Christus zu Kṛṣṇa ............................................... 49 Das Chanten der heiligen Namen Gottes in der Bibel ... 58 Die Prinzipien des Gottesbewußtseins ........................ 74 Die Friedensevangelien .............................................. 81 Wie man meditiert .................................................. 113 Anhang .................................................................. 119 |
Obwohl Meditation in der heutigen Zeit ein fast unmögliches Unterfangen ist, ist es dennoch populär geworden zu meditieren. Niemand weiß jedoch so recht, was Meditation eigentlich bedeutet.
Meditation bedeutet, den Geist ins Kṛṣṇa-Bewußtsein zu versenken, um die vierhändige Form Viṇus im Herzen zu erkennen. Dieses Meditationssystem wird in allen Einzelheiten im Sechsten Kapitel der Bhagavad-gītā beschrieben. Es wird dort erklärt, daß man als erstes einen einsamen, heiligen Ort aufsuchen und sich dort in einer besonderen Haltung niedersetzen muß. Daraufhin muß man von allen Wünschen nach Sinnengenuß vor allem dem Verlangen nach Sexualität, frei werden und in Meditation versinken. Die sogenannte Meditation, die in den großen Städten unserer technisierten Zivilisation praktiziert wird, mag ein einträgliches Geschäft für einige wenige sein, doch sie ist wertlos, wenn man das höchste Ziel des yoga erreichen will. Wirkliche Meditation ist für die Menschen dieses Zeitalters des Kali eine sehr schwierige Aufgabe. Die śāstras (die vedischen Schriften) sagen, daß diese Art der Meditation nur im Satya-yuga möglich war, als der Mensch gewöhnlich 100 000 Jahre lebte. Der berühmte Vālmīki Muni, der Verfasser des epischen Werkes Rāmāyaṇa, meditierte für 60 000 Jahre, bevor er die Vollkommenheit erlangte. In diesem Zeitalter des Kali jedoch hat man nicht einmal die Gewißheit, 60 Jahre alt zu werden. Obwohl dieses Zeitalter ein Ozean von Fehlern ist, hat es dennoch einen großen Vorteil; die Schriften sagen:
kaler doa-nidhe rajann asti hy eko mahan guṇaḥ
kīrtanad eva kṛṣṇasya mukta-saganhparam vrajet
„Das Zeitalter des Kali (das gegenwärtige Zeitalter, das vor etwa 5000 Jahren begann) ist ein Ozean von Fehlern, doch es hat einen großen Vorteil - einfach durch das Chanten der heiligen Namen Gottes kann man Befreiung erlangen." (Śrīmad-Bhāgavatam 12. 3. 51)
Deshalb rät die Schrift den Meditierenden, nicht länger ihre wertvolle Zeit zu verschwenden, sondern vielmehr den mahāmantra zu chanten: Hare Kṛṣṇa, Hare Kṛṣṇa, Kṛṣṇa Kṛṣṇa, Hare Hare / Rare Rāma, Hare Rāma, Rāma Rāma, Hare Hare. Darüber hinaus ist es notwendig, die vier Gewohnheiten des materialistischen Lebens aufzugeben, nämlich:
1) das Essen von Fleisch, Fisch und Eiern, 2) das Einnehmen von Rauschmitteln aller Art, einschließlich Tee, Kaffee, Zigaretten usw., 3) unerlaubte Sexualität und 4) Glücksspiel.
Wenn die Möglichkeit besteht, sollte man täglich sechzehn Runden auf einer Gebetskette den Hare Kṛṣṇa-mantra chanten und streng den vier obengenannten regulierenden Prinzipien folgen. Außerdem sollte man regelmäßig die Bhagavad-gītā Wie Sie Ist lesen. Bitte machen Sie einen Versuch und erfahren Sie das Ergebnis selbst.
Wie man die Gebetskette herstellt
Holzperlen, die man in jedem Bastlergeschäft kaufen kann, werden auf eine Schnur gezogen, indem man, wie links abgebildet, hinter jede Perle einen Knoten knüpft. Die Kette sollte aus 108 Perlen zum Chanten und einer großen Perle, der Hauptperle, bestehen.
Wie man auf der Gebetskette chantet
Nehmen Sie die Kette in die rechte Hand, halten Sie die erste Perle hinter der Hauptperle zwischen Daumen und Mittelfinger und chanten (sprechen) Sie den vollständigen mahāmantra: Hare Kṛṣṇa, Hare Kṛṣṇa, Kṛṣṇa Kṛṣṇa, Hare Hare/Hare Rāma, Hare Rāma, Rāma Rāma, Hare Hare. Wechseln Sie, unter Benutzung derselben Finger, zur zweiten Perle und chanten Sie erneut den Hare Kṛṣṇa-mantra, nun zur nächsten Perle, zur übernächsten usw.
Wenn Sie auf diese Weise auf allen 108 Perlen gechantet haben, kommen Sie zur Hauptperle zurück. Chanten Sie aber nicht auf der Hauptperle, sondern drehen Sie die Kette um und chanten Sie in entgegengesetzter Richtung die zweite Runde. Es wird empfohlen, daß man auf diese Weise täglich mindestens sechzehn Runden chantet, außerdem einen Teil aus der Bhagavad-gītā Wie Sie Ist liest und gleichzeitig die vier regulierenden Prinzipien befolgt - kein Fleischessen, keine Rauschmittel, keine außerehelichen sexuellen Beziehungen und kein Spiel.
Was ist der mahāmantra?
Das Wort mahāmantra kommt aus dem Sanskrit. Mahā bedeutet ,,groß", man bedeutet „Geist" und tra bedeutet „befreien". Deshalb bedeutet mahāmantra „der große Gesang der Befreiung".
Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare
Der Geist wird ständig von unerwünschten Gedanken und Sorgen aufgewühlt, doch wenn man die heiligen Namen Gottes bzw. den mahāmantra chantet, wird der Geist von allen unerwünschten Gedanken befreit. Gleichzeitig richtet er sich auf Kṛṣṇa, Gott, und damit ist das grundlegende Prinzip jeder Meditation erfüllt. Das Chanten des Hare Kṛṣṇa-mahāmantras ist daher eine einfache, autorisierte und wirksame Methode der Meditation. Obwohl es viele verschiedene Arten der Meditation gibt, die in den vedischen Schriften empfohlen werden, wie z. B. haṭha-yoga, rāja-yoga, jñāna-yoga usw., sagen die Schriften dennoch eindeutig, daß im Zeitalter des Kali kein anderer Weg als der Vorgang des kīrtana bzw. des Chantens der heiligen Namen Gottes zum Erfolg führt;
harer nāma harer nāma harer nāmaiva kevalam
kalau nāsty eva nāsty eva nāsty eva gatir anyathā
„Chantet die heiligen Namen Gottes, chantet die heiligen Namen Gottes, chantet die heiligen Namen Gottes, denn es gibt keinen anderen Weg, keinen anderen Weg, keinen anderen Weg, um im Zeitalter des Kali die Vollkommenheit zu erreichen." Wie wichtig diese Aussage ist, kann man an den dreifachen Wiederholungen erkennen.
Wie wirkt sich das Chanten des mahāmantras aus?
Es gibt drei Stufen beim Chanten des mahāmantras.
1. Stufe:
Auf der ersten Stufe wird der Spiegel des Geistes gereinigt. Die Aktivität des Geistes besteht darin, Eindrücke widerzuspiegeln und durch genaues Überlegen bzw. Reflektieren Dinge anzunehmen oder abzulehnen. Der Geist, der seit unvordenklichen Zeiten mit der Materie in Berührung ist, ist sehr verunreinigt bzw. bedeckt - er gleicht einem Spiegel, der im Laufe der Zeit mit Staub bedeckt worden ist und seine reflektierende Kraft verloren hat. Wenn man jedoch den angesammelten Staub wegwischt, gewinnt der Spiegel seine ursprüngliche reflektierende Kraft zurück. Der Staub, der sich auf dem Spiegel des Geistes angesammelt hat, wird durch den transzendentalen Klang der heiligen Namen Gottes weggewischt.
2. Stufe:
Auf der zweiten Stufe wird man frei von den Symptomen des materiellen Daseins. Das materielle Dasein ist von zwei Symptomen gekennzeichnet: Verlangen und Klagen. In jedem Augenblick werden wir von dem Verlangen geplagt, etwas zu besitzen: „Ich will ein Auto, ich will eine Frau, ich will Geld, ich will dies, ich will das usw." Auf der anderen Seite klagen wir ständig über etwas Verlorengegangenes: „Ich habe mein Geld verloren, ich habe meine Frau verloren, ich habe mein Auto verloren usw." Wenn man jedoch regelmäßig den Hare Kṛṣṇa-mantra chantet, wird man von diesen beiden Sorgen befreit. Diese Stufe wird in der Bhagavad-gītā wie folgt beschrieben:
brahma-bhūtaḥ prasannātmā
na śocati na kāṅkṣati
samaḥ sarveṣu bhūteṣu
mad-bhaktim labhate parām
„Wer in der Transzendenz verankert ist, erkennt augenblicklich das Höchste Brahman. Er klagt niemals, noch verlangt er danach, irgendetwas zu besitzen. Er ist jedem Lebewesen gleichgesinnt. In diesem Zustand erreicht der yogī reines hingebungsvolles Dienen." (Bg. 18.54)
3. Stufe:
Die dritte Stufe des Chantens ist ānandamayo ‘bhyāsat, das allglückselige Leben. Wenn man sich auf dieser Ebene des spirituellen Verständnisses befindet, wird man durch nichts mehr gestört. Die Bhagavad-gītā beschreibt dies wie folgt:
yatroparamate cittaṁ
niruddhaṁt yoga-sevayā
yatra caivātmanatmānaṁ
paśyann ātmani tuṣyati
sukham ātyantikaṁ yat tad
buddhi-grāhyam atīndriyam
vetti yatra na caivāyam
sthitaś calati tattvataḥ
„Die Stufe der Vollkommenheit wird samādhi oder Trance genannt, wenn der Geist durch das Praktizieren von yoga völlig von Aktivitäten in der Materie zurückgezogen ist. Dies wird durch die Fähigkeit gekennzeichnet, das Selbst mit dem reinen Geist wahrzunehmen, das Selbst auszukosten und Freude im Selbst zu finden. Auf dieser freudvollen Stufe befindet man sich auf der Ebene grenzenlosen transzendentalen Glücks und genießt das Selbst mit transzendentalen Sinnen. In diesem Zustand weicht man niemals von der Wahrheit ab, und wenn man diese Vollkommenheit erlangt hat, glaubt man, es gebe keinen höheren Gewinn. Auf dieser Stufe gerät man niemals ins Wanken, nicht einmal inmitten der größten Schwierigkeiten. Dies ist in der Tat wirkliche Freiheit von allen Leiden, die aus der Berührung mit der Materie entstehen." (Bg. 6.20-23)
Die absolute Natur des heiligen Namens
Gott ist absolut, und deshalb ist alles, was in direkter Verbindung mit Ihm steht, mit Ihm identisch - Sein heiliger Name, Seine Gestalt, Seine transzendentalen Spiele, Seine Umgebung usw. In der materiellen Welt herrscht Dualität, das heißt, es besteht ein Unterschied zwischen dem Namen eines Gegenstandes und dem Gegenstand selbst. Wenn jemand z. B. durstig ist und „Wasser, Wasser, Wasser," ruft, so wird er auf diese Weise seinen Durst nicht löschen können, denn der Name „Wasser" und die Substanz „Wasser" sind zwei völlig verschiedene Dinge. In der absoluten Welt jedoch gibt es keine solche Verschiedenheit. Dort ist ein Gegenstand und der Name des Gegenstandes ein und dasselbe - es gibt keinen Unterschied. Wenn man daher einfach den transzendentalen Klang des heiligen Namen Gottes vibriert, ist man direkt, durch spirituellen Klang, mit Gott zusammen. Etwas Ähnliches können wir auch in der materiellen Welt finden. Mit Hilfe von Radiowellen können wir über eine Entfernung von Tausenden von Kilometern mit einer anderen Person Verbindung aufnehmen. Das gleiche Prinzip gibt es auch in der transzendentalen Welt, jedoch in Vollkommenheit - und ohne irgendeine Begrenzung durch Raum und Zeit, wie wir sie hier in dieser Welt erfahren. Śrī Caitanya Mahāprabhu, die Inkarnation Gottes in diesem Zeitalter, empfahl daher, vierundzwanzig Stunden am Tag Hare Kṛṣṇa zu chanten und so das Leben zur Vollkommenheit zu führen. Er sagte: „Man kann den heiligen Namen Gottes in Demut chanten, indem man sich niedriger sieht als das Stroh in der Gasse, duldsamer als ein Baum, frei von allem falschen Geltungsbewußtsein, und immer bereit, anderen Ehre zu erweisen. In solch einer demütigen Geisteshaltung kann man den heiligen Namen unaufhörlich chanten."
Durch das Chanten von Hare Kṛṣṇa wird man allmählich von allen materiellen Auffassungen frei. Das ist die erste Stufe des yoga. Daraufhin erreicht man die Ebene der transzendentalen Trance, des samādhi. Das bedeutet, daß der yogī die Überseele durch den transzendentalen Geist und die transzendentale Intelligenz verwirklicht, ohne der Illusion zu unterliegen, sich selbst mit dem Höchsten Selbst zu identifizieren. Das Lebewesen wird jīvātma und das Höchste Lebewesen, Kṛṣṇa, Paramātmā genannt. Jīva bedeutet winziges Teilchen, param bedeutet „der Höchste", und ātma bedeutet Selbst. Vollkommenes Kṛṣṇa-Bewußtsein bedeutet also, die ewige Beziehung der winzigen Seele zur Höchsten Seele, Kṛṣṇa, Gott, zu verwirklichen. Solange der yogī nicht in der Lage ist, diese Position zu erreichen, ist er erfolglos. Der heutzutage praktizierte sogenannte yoga, der Sinnenfreuden aller Art erlaubt, ist barer Unsinn. Ein yogī, der dem Sex und der Berauschung frönt, ist eine Spottfigur. Der beste yoga ist in diesem Zeit alter bhakti-yoga oder Kṛṣṇa-Bewußtsein, das mit dem Chanten und Hören der heiligen Namen Gottes beginnt: Hare Kṛṣṇa, Hare Kṛṣṇa,Kṛṣṇa Kṛṣṇa, Hare Hare/Hare Rāma, Hare Rāma, Rāma Rāma, Hare Hare. Es gibt keine festen oder starren Regeln für das Chanten, und daher kann man zu jeder Zeit an jedem Ort chanten und zur gleichen Zeit seine Arbeit verrichten. Es ist nicht notwendig, seine Arbeit oder seine Verpflichtungen gegenüber der Familie aufzugeben. In jeder Gemeinschaft, in jeder zivilisierten Nation der Welt, kennen die Menschen aus den heiligen Schriften einen Namen Gottes. Man muß nicht unbedingt Hare Kṛṣṇa chanten, doch wenn man spürbaren Fortschritt auf dem Pfad der Selbstverwirklichung machen will, muß man in jedem Fall einen heiligen Namen Gottes chanten.
Das ist die Aussage aller heiligen Schriften.
Wenn Sie daher keinen geeigneten Namen Gottes kennen, bitten wir Sie demütig, einfach einmal diesen Hare Kṛṣṇa-mantra auszuprobieren und glücklich zu werden. » weiter