- Christus, Krischto, Kṛṣṇa -    
Original Version - Erste Auflage 1975
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von Seiner Göttlichen Gnade A.C Bhaktivedanta Swami Prabhupāda

Gründer und ācārya der Internationalen Gesellschaft für Kṛṣṇa-Bewußtsein


Christus Krischto Krishna Krnsa

Vorwort .................................................................... 7

Zen, christliche Lehre und Kṛṣṇa-Bewußtsein ............... 9

Morgenspaziergang .................................................. 45

Von Christus zu Kṛṣṇa ............................................... 49

Das Chanten der heiligen Namen Gottes in der Bibel ... 58

Die Prinzipien des Gottesbewußtseins ........................ 74

Die Friedensevangelien .............................................. 81

Wie man meditiert .................................................. 113

Anhang .................................................................. 119


 

Die Friedensevangelien

Einführung

„Aber nach euch werden Menschen kommen, welche anderen Sinnes sind und durch Unwissenheit oder durch Gewalt viele Dinge unterdrücken werden, die ich euch gesagt habe, und werden mir Worte zuschreiben, welche ich niemals gesprochen habe und säen Unkraut so unter den guten Weizen, den ich euch gegeben habe in der Welt zu säen. Dann wird die Wahrheit Gottes den Widerspruch der Sünder erdulden; denn so ist es gewesen, und so wird es sein. Aber es wird die Zeit kommen, da die Dinge, welche sie verborgen haben, enthüllt und bekannt werden, und die Wahrheit wird frei machen, die gebunden waren."

Das Evangelium des vollkommenen Lebens"
44. Kapitel Vers 7-8

Beinahe 2000 Jahre sind vergangen, seit Christus diese Mahnung an seine Jünger sprach! Seine Worte wurden fast vergessen und erst Generationen, nachdem sie gesprochen waren, aufgezeichnet. Sie wurden mißverstanden, falsch kommentiert, Hunderte von Malen verändert - und dennoch haben sie fast 2000 Jahre überlebt. Und obwohl seine Worte, wie wir sie heute im Neuen Testament finden, verstümmelt und entstellt sind, haben sie doch die halbe Menscheit beeinflußt und die gesamte Zivilisation geformt. Aus diesem Grunde scheint es uns an der Zeit zu sein, die ursprünglichen Worte Jesu zu veröffentlichen, wie sie uns durch die während der letzten 100 Jahre aufgefundenen Originalmanuskripte und Textfragmente übermittelt werden.

Die beiden im folgenden auszugsweise abgedruckten Texte sind Übersetzungen aus der aramäischen Sprache. Bei dem ersten Text handelt es sich um das ursprüngliche Johannes-Evangelium, „Das Friedensevangelium des Jesus Christus." Der Urtext wird in der Geheimbibliothek des Vatikan aufbewahrt. Eine Abschrift dieses Originaltextes in altslavonischer Sprache befindet sich in der Königlichen Bibliothek von Habsburg (jetzt im Besitz der österreichischen Regierung).

Wir verdanken die Existenz dieser zwei textlichen Versionen den nestorianischen Priestern, die unter dem Druck der vordringenden Horden Dschingis Khans gezwungen wurden, aus dem Osten in den Westen zu fliehen, und alle alten Manuskripte und Ikonen mit sich brachten.

Der alte aramäische Text geht auf das erste Jahrhundert nach Jesus zurück, während die altslavonische Version eine wörtliche Übersetzung des ursprünglichen Textes ist.

Der zweite hier abgedruckte Text ist das sogenannte „Evangelium des vollkommenen Lebens" oder „Das Evangelium der Heiligen Zwölf".

Dieses  „Evangelium  des  vollkommenen  Lebens"  oder  „der  Heiligen  Zwölf"  wurde  von  dem  ehemaligen Referendar G. J. Ouseley um 1881 empfangen und niedergeschrieben. Er sagt darüber in seinem Vorwort:

Dieses Evangelium wird in einem der buddhistischen Klöster in Tibet aufbewahrt, wo es von einem aus der Gemeinschaft der Essener verborgen wurde, um es vor den Händen der Fälscher in Sicherheit zu bringen. Es ist nun zum ersten Male aus dem aramäischen Texte übersetzt. "

Sowohl das „Friedensevangelium des Jesus Christus" als auch das „Evangelium des vollkommenen Lebens" enthalten Begebenheiten und Gespräche, die in den bisher bekannten Evangelien nicht enthalten sind, während es im übrigen fast wörtlich mit den Texten der Bibel übereinstimmt.

Sollten diese  neuen Stellen das enthalten, was im Laufe der Zeiten von der Lehre Jesu Christi verlorengegangen oder absichtlich unterdrückt wurde, so wären sie für uns von unschätzbarem Werte. Denn daß die Evangelien von dem Moment an, da das Christentum unter Konstantin dem Großen zur Staatsreligion erklärt wurde, viele Veränderungen und Bearbeitungen zu erleiden hatten, das unterliegt keinem Zweifel. Professor Nestle, eine Autorität auf dem Gebiet der Kirchengeschichte und der Evangelien-Urtexte, sagt in seiner „Einführung in die Textkritik des griechischen Testaments":

Gewisse Gelehrte, „Correctores" genannt, waren nach dem Konzil von Nicäa 325 n. Chr. durch die kirchlichen Behörden ernannt worden und tatsächlich bevollmächtigt, den Text der heiligen Schriften zu korrigieren im Sinne dessen, was als strenggläubig richtig betrachtet wurde!"

Abgesehen davon besteht bezüglich der Entstehung der neutestamentlichen  Evangelien  in  vieler  Hinsicht Unsicherheit in der Frage ihrer Authentizität.

Detlef Nielsen, der berühmte Kopenhagener Professor der Arabistik und Religionsgeschichte, schreibt:

Für die Kirche und die meisten Laienchristen bildet die Bibel eine kompakte Einheit, ein göttliches, gleichsam vom Himmel gefallenes Buch, das ohne Unstimmigkeiten in allen Teilen von der Religion zeugt, die Jesus uns gebracht hat. In Wirklichkeit haben wir es hier mit einer bunten Mannigfaltigkeit verschiedener teilweise einander widersprechender Schriften zu tun, die in einem Zeitraum von etwa 100 Jahren entstanden sind, etwa

50 bis 150 Jahre nach Christi Geburt.

In den Kanon von 27 Schriften, den damals die Kirche aufstellte und der später unser neues Testament bildete, wurden anstatt des einen, nicht weniger als vier Evangelien aufgenommen. Man suchte ihre Einheit zu behaupten, indem man sie alle als unfehlbare Jesus-Überlieferungen ausgab, die einander ergänzten und die - obschon augenscheinlich verschieden - doch das eine, richtige Evangelium ergeben müßten.

Um das zu erreichen, unterwarf man die Evangelien einem umfassenden Vereinheitlichungsprozeß. Zuerst korrigierte man die Handschriften der Evangelien durch Auslassungen und Einschübe, um sie aufeinander abzustimmen. Als man auf diese Weise einen brauchbaren Text zustande gebracht hatte, stellte man die ganze kirchliche Auslegekunst in den Dienst der Harmonisierung, um e i n Evangelium daraus zu gewinnen.

Diese Unsicherheit in der Entstehung der Evangelien und die vielfachen späteren Änderungen sind natürlich kein Beweis für die Echtheit der hier vorliegenden Fassung. Andererseits aber zeigt uns dies alles eindrücklich, wie eitel und unduldsam die heutige Buchstabengläubigkeit ist und wie weit von der Wahrheit entfernt! Bedeutend älter als die anerkannten Evangelientexte sind die Evangelienfragmente, die im letzten Jahrhundert durch Ausgrabungen und Funde an den Tag gekommen sind, die sog. „Logia" oder „Agrapha". Vor allem sind sie auch nicht „korrigiert" worden.

Eine Gegenüberstellung dieser Fragmente mit den vorliegenden Texten ergab die überraschende Tatsache, daß eine ganze Anzahl der im „Friedensevangelium des Jesus Christus" und dem „Evangelium des vollkommenen Lebens" vorhandenen Stellen fast wörtlich in den alten Dokumenten vorkommen, während sie in den anerkannten Evangelien fehlen. Und zwar handelt es sich um außerordentlich wichtige Stellen, wie die der Verurteilung der Tieropfer usw. Diese „indirekten Beweise" wurden in Form von Fußnoten an den betreffenden Stellen angeführt.

Weiteres Material in diesem Sinne aus den Schriften der alten Kirchenväter, die immer noch als beste Quellen gelten, findet sich im Nachwort zusammengestellt.

Die Herausgeber


Das Friedensevangelium des Jesus Christus (ein Auszug)

Als die Kranken und Leidenden zu Jesus kamen und ihn anflehten „Bitte heile uns, o Herr!", erklärte Jesus ihnen, daß alle Krankheiten durch ein sündhaftes, die Gesetze Gottes und der Natur mißachtendes Leben entstünden, vor allem durch Streben nach Ruhm und Achtung, durch Unzucht, Lüsternheit, Völlerei, Saufen, Liederlichkeit und Trägheit. Der Leib werde von der Irdischen Mutter gegeben, erklärte der Meister weiter, und diejenigen, die ihre Gesetze hielten, würden niemals krank werden. Um die Leidenden nun von ihren Schmerzen zu erlösen, wies er sie an, zu fasten und zu beten und sich der Irdischen Mutter mit ihren helfenden Kräften, den Engeln der Luft, des Wassers und des Sonnenlichts, und dem Himmlischen Vater zuzuwenden und sie um Hilfe zu bitten.

Und es war nahe bei einem Fluß, an dem viele Kranke sieben Tage und Nächte fasteten und zu den Engeln Gottes beteten. Und groß war ihr Lohn, denn sie folgten den Worten Jesu. Und als der siebente Tag vorüber war, verließen all ihre Schmerzen sie. Und als die Sonne über den Rand der Erde stieg, sahen sie Jesus vom Berg herabkommen, und die aufgehende Sonne umstrahlte sein Haupt.

„Friede sei mit euch", sagte er.

Sie aber sagten kein Wort, sondern warfen sich ihm nur zu Füßen und berührten den Saum seines Gewandes zum Dank für ihre Heilung.

„Danket nicht mir, sondern eurer Irdischen Mutter, die euch ihre heilenden Engel sandte. Gehet hin und sündiget nie mehr, auf daß ihr nie wieder Krankheit sehen möget. Und laßt die heilenden Engel eure Beschützer werden."

Sie aber antworteten ihm: „Wohin sollen wir gehen, Meister, denn mit dir sind die Worte ewigen Lebens? Sag uns, welches sind die Sünden, die wir meiden müssen, auf daß wir nie wieder Krankheit sehen mögen? "

Jesus entgegnete: „Sei es so nach eurem Glauben," und er setzte sich zu ihnen und sprach also: „In vergangenen Zeiten wurde euren Vätern verkündet: ‘Ehre deinen Himmlischen Vater und deine Irdische Mutter und halte ihre Gebote, auf daß du lange leben mögest auf Erden.’

Das nächste Gebot lautete ‘Du sollst nicht töten’, denn alles Leben ist von Gott gegeben, und was Gott gegeben, darf der Mensch nicht nehmen. Denn wahrlich, ich sage euch, von einer Mutter kommt alles Lebendige auf Erden. Wer tötet, tötet deshalb seinen Bruder. Und von ihm wird sich die Irdische Mutter abwenden, und sie wird ihm ihre erquickenden Brüste entziehen. Und er wird von ihren Engeln gemieden werden, und Satan wird seine Wohnstatt in ihm nehmen. Und das Fleisch getöteter Tiere in seinem Leib wird sein Grab werden. Denn wahrlich, ich sage euch, wer tötet, tötet sich selbst, und wer das Fleisch gemordeter Tiere ißt, ißt vom Leib des Todes. Denn in seinem Körper wird sich jeder Tropfen ihres Blutes in Gift wandeln; in seinem Atem wird ihr Atem zu Gestank werden; in seinem Fleisch ihr Fleisch zu Eiterbeulen; in seinen Knochen ihre Knochen zu Kreide; in seinen Gedärmen ihre Gedärme zu Fäulnis; in seinen Augen ihre Augen zu Schuppen; in seinen Ohren ihre Ohren zu wächsernem Ausfluß. Und ihr Tod wird sein Tod werden. Denn nur im Dienst eures Himmlischen Vaters werden euch eure siebenjährigen Schulden in sieben Tagen vergeben. Satan dagegen vergibt euch nichts; vielmehr müßt ihr ihm alles bezahlen. Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Leben um Leben, Tod um Tod. Denn der Tod ist der Sünde Sold. Tötet nicht, noch eßt das Fleisch eurer unschuldigen Beute, damit ihr nicht Sklaven Satans werdet. Denn es ist dies der Pfad des Elends, und er führt zum Tode. Tut vielmehr den Willen Gottes, auf daß seine Engel euch auf eurem Lebensweg dienen mögen.

Gehorchet daher den Worten Gottes: ‘Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Auch die Milch aller Geschöpfe, die sich auf der Erde bewegen und dort leben, diene auch als Speise. Wie ich ihnen das grüne Kraut zu Speise gab, gebe ich euch ihre Milch zur Speise. Ihr Fleisch jedoch und das Blut, daß sie belebt, sollt ihr nicht essen. Denn wahrlich, ich werde euer spritzendes Blut von euch fordern, euer Blut, in welchem eure Seele ist; ich werde alle getöteten Tiere zurückfordern und die Seelen aller gemordeten Männer. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.

Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.’ Das ist das erste und größte Gebot. Und das zweite Gebot lautet: ‘Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.’ Es gibt kein Gebot über diesen beiden."

Als Jesus diese Worte sprach, schwiegen sie alle, bis auf einen, der ausrief: „Was soll ich tun, Meister, wenn ich sehe, daß ein wildes Tier im Wald meinen Bruder in Stücke reißt? Soll ich mitansehen, wie mein Bruder zerrissen wird, oder soll ich das Tier töten? Soll ich da nicht das Gesetz brechen?"

Und Jesus antwortete: „Es wurde zu ihnen in vergangener Zeit gesagt: ‘Alles Vieh und Getier auf Erden, alle Fische im Wasser und alle Vögel unter dem Himmel seien euch untertan.’ Wahrlich, ich sage euch, von allen Geschöpfen, welche die Erde bewohnen, schuf Gott nur den Menschen nach Seinem Bilde, weshalb die Tiere für den Menschen da sind, und nicht der Mensch für die Tiere. Du brichst daher nicht das Gesetz, wenn du das Tier tötest, um deines Bruders Leben zu retten. Denn wahrlich, ich sage euch, der Mensch ist mehr als das Tier. Doch wer ein Tier tötet ohne Grund - obwohl das Tier ihn nicht angreift -, aus Lust am Schlachten, um seines Fleisches willen oder um seines Felles willen oder auch um seiner Stoßzähne willen, tut Übles, denn er wird selbst zu einem wilden Tier. Sein Ende wird das gleiche sein wie das der wilden Tiere." Darauf sprach ein anderer: „Mose, der Größte in Israel, erlaubte unseren Vorvätern, das Fleisch reiner Tiere zu essen; er verbat nur das Fleisch unreiner Tiere? Welches Gesetz kommt von Gott? Das Gesetz Mose oder dein Gesetz?"

Und Jesus entgegnete ihnen: „Gott gab, durch Moses, euren Vorvätern zehn Gebote. ‘Diese Gebote sind hart’, sagten eure Vorväter und vermochten sie nicht zu halten. Als Mose dies sah, hatte er Mitleid mit seinem Volk und er wollte nicht, daß es verderbe. Und so gab er ihnen zehn mal zehn Gebote - weniger harte -, auf daß sie diese befolgten. Wahrlich ich sage euch, hätten eure Vorväter die zehn Gebote Gottes einhalten können, wären Moses zehn mal zehn Gebote niemals nötig gewesen. Denn der, dessen Füße stark sind wie der Berg Zion, bedarf keiner Krücken; doch der, dessen Glieder zittern, braucht Stützen, damit er nicht stürze. Also sprach Mose zum Herrn: ‘Pein erfüllt mein Herz, denn mein Volk wird verloren sein. Sie sind in Unkenntnis und nicht fähig, Deine Gebote zu begreifen. Sie gleichen kleinen Kindern, die die Worte des Vaters nicht verstehen können. Gestatte, Herr, daß ich ihnen andere Gesetze gebe, auf daß sie nicht verderben mögen. Wenn sie nicht mit Dir sein können, o Herr, so laß sie wenigstens nicht gegen Dich sein. So mögen sie fortbestehen, und wenn die Zeit gekommen ist und sie reif für Deine Worte sind, enthülle ihnen Deine Gesetze.’ Aus diesem Grunde zerbrach Mose die beiden Steintafeln, auf denen die zehn Gebote niedergeschrieben waren, und gab ihnen statt dessen zehnmal zehn Gebote. Und aus diesen zehnmal zehn Geboten haben die Pharisäer und Schriftgelehrten hundertmal zehn Gebote gemacht. Und sie haben auf eure Schultern eine unerträgliche Last gelegt, die sie selbst nicht tragen. Denn je näher die Gebote bei Gott sind, desto weniger ihrer bedürfen wir, und je weiter sie von Gott entfernt sind, desto mehr ihrer bedürfen wir."

Und Jesus fuhr fort: „Gott gebot euren Vorvätern ‘Du sollst nicht töten’, doch ihre Herzen waren verhärtet, und sie töteten. Darauf wünschte Mose, daß sie wenigstens nicht Menschen töten sollten, und er gestattete ihnen, Tiere zu töten. Und da waren die Herzen eurer Vorväter verhärteter denn je, und sie töteten sowohl Menschen als auch Tiere. Ich aber sage euch: Tötet weder Menschen noch Tiere, noch die Speise, die ihr zu euch nehmt. Denn wenn ihr lebendige Speise eßt, wird dieselbe euch beleben, doch wenn ihr eure Speise tötet, wird die tote Speise euch gleichfalls töten. Denn Leben kommt von Leben allein, und von Tod kommt immer Tod. Denn alles, was eure Speisen tötet, tötet auch eure Körper. Und alles, was eure Körper tötet, tötet auch eure Seelen. Und eure Körper werden zu dem, was eure Speisen sind, ebenso wie eure Gemüter zu dem werden, was eure Gedanken sind."

„Eßt daher stets vom Tisch Gottes: die Früchte an den Bäumen, die Körner und Gräser von den Feldern, die Milch der Tiere und den Honig der Bienen. Denn alles andere ist des Satans und führt auf dem Weg der Sünden und Krankheiten zum Tode. Die Speisen aber, die ihr vom reich gedeckten Tisch Gottes eßt, geben eurem Leib Kraft und Jugendlichkeit, und ihr werdet niemals Krankheit sehen."


Das Evangelium des vollkommenen Lebens (ein Auszug)

6. Kapitel

Kindheit und Jugend Jesu

11. Und Jesus, da er das Studium des Gesetzes vollendet hatte, ging wieder nach Ägypten, auf daß er die Weisheit der Ägypter erlerne, ebenso wie es Moses getan hatte. Und er ging in die Wüste, allwo er betete und fastete, und er erhielt die Kraft des göttlichen Namens, durch welche er viele Wunder wirkte.

12. Und durch sieben Jahre hindurch redete er mit Gott von Angesicht zu Angesicht, und er erlernte die Sprache der Tiere und der Vögel und die Heilkräfte der Bäume, Kräuter und Blumen und die verborgenen Kräfte der Edelsteine und lernte auch die Bewegungen der Sonne und des Mondes und der Sterne und die Macht der Schriftzeichen, die Mysterien des Kreises und des Winkelmaßes und die Verwandlung der Dinge und Formen, der Zahlen und Zeichen. Von dort kehrte er zurück nach Nazareth, allwo er seine Eltern besuchte, und er lehrte dortselbst und in Jerusalem als ein anerkannter Rabbi, sogar im Tempel, und es hinderte ihn niemand daran.

13. Und nach einiger Zeit ging er nach Assyrien und Indien1  und nach Persien und in das Land der Chaldäer.

Und er besuchte ihre Tempel und sprach mit den Priestern und den Weisen viele Jahre hindurch, und er tat viele wunderbare Werke und heilte die Kranken, während er durch die Länder zog.2

14. Und die Tiere des Feldes empfanden Ehrfurcht vor ihm, und die Vögel hatten kein Furcht vor ihm; denn er erschreckte sie nicht, ja, sogar die wilden Tiere der Wüste fühlten die Macht Gottes in ihm und dienten ihm freiwillig, trugen ihn von Ort zu Ort.

15. Denn der Geist gottähnlicher Menschlichkeit erfüllte ihn und erfüllte so alle Dinge rings um ihn und machte ihm alles untertan, und also erfüllten sich die Worte des Propheten: „Der Löwe soll liegen bei dem Kalbe und der Leopard bei dem Zicklein, und der Wolf bei dem Lamm, und der Bär bei dem Esel und die Eule bei der Taube. Und ein Kind soll sie führen.

16. Und niemand soll verletzen oder töten auf meinem heiligen Berge; denn die Welt soll erfüllet werden von der Erkenntnis des Einen Heiligen ebenso wie die Wasser bedecken das Bett des Meeres. Und in diesen Tagen will ich nochmals einen Bund schließen mit den Tieren der Erde und den Vögeln der Luft, mit den Fischen des Meeres und mit allen Geschöpfen der Erde. Und ich will den Bogen zerbrechen und auch das Schwert, und alle Werkzeuge des Krieges will ich verbannen von der Erde, und sie sollen weggelegt werden in Sicherheit, damit alle sonder Furcht leben.

17. Und ich will mich dir angeloben für immerdar in der Rechtschaffenheit und im Frieden und in der Güte des Herzens, und du sollst deinen Gott erkennen, und die Welt soll hervorbringen das Korn und den Wein und das Öl, und ich will ihnen sagen, die nicht mein Volk sind: Du bist mein Volk, und sie werden zu mir sprechen: Du bist unser Gott."

18. Und an einem Tage ging er einen Bergpfad nahe der Wüste entlang, und da begegnete ihm ein Löwe, den eine Menge Menschen mit Steinen und Wurfspießen verfolgten um ihn zu töten.

19. Aber Jesus verwehrte ihnen mit den Worten: Warum verfolgt ihr die Geschöpfe Gottes, die edler sind als ihr? Durch die Grausamkeit der Menschen vieler Geschlechter wurden die Tiere zu Feinden des Menschen gemacht, des Menschen, der ihr Freund sein sollte.

20. So wie die Macht Gottes sich in ihnen zeigt, so auch seine lange Duldung und sein Mitleiden. Höret auf, dieses Geschöpf zu verfolgen, das euch kein Leid zufügen will. Seht ihr denn nicht, wie es vor euch flieht und von eurer Wut erschreckt ist? "

21. Und der Löwe kam herbei und legte sich Jesum zu Füßen und bezeugte ihm seine Zuneigung. Und das Volk war voll Staunen und sprach: „Sehet, dieser Mensch liebet alle Geschöpfe, und er hat Macht sogar über die Tiere der Wüste, und sie gehorchen ihm."


1 In der Wiener Tageszeitung „Der Tag" vom 2. Juni 1926:
„Der Archäologe Professor Nikolaus Boerich, der von einer dreijährigen Expeditionsreise durch unerforschte Gebiete Asiens zurückgekehrt ist, hat in einem buddhistischen Kloster in Tibet Dokumente gefunden, aus denen hervorgehen soll, daß Jesus Christus im Alter von 29 Jahren aus Palästina eine Reise nach Indien zum Studium der buddhistischen Religion unternommen hat.
Das Manuskript, das diese Darstellung enthält, ist 1500 Jahre alt und wurde im Kloster Hemis in Tibet gefunden. Jesus wird in dem Manuskript unter dem Namen ‘Issa’ erwähnt.

2  W. Bauer berichtet von einem interessanten Fund in der undurchdringlichsten Wüste des nördlichen Indiens. Dort hat man in einer Stadt, die ein mongolischer Kaiser erbaut hatte, von der heute nur noch Ruinen künden, eine arabische Inschrift auf dem Tor einer zerstörten Brücke gefunden, die folgenden Wortlaut hat:
„Jesus - Friede sei mit ihm - spricht: Eine Brücke ist diese Welt, geh darüber und baue Dir kein Haus!“


7. Kapitel

Bußpredigt des Johannes

1. In dem fünfzehnten Jahre der Herrschaft des Kaisers Tiberius, da Pontius Pilatus Landpfleger in Judäa war und Herodes ein Vierfürst in Galiläa, Kaiphas, der Hohepriester und Annas, das Haupt der Sanhedrim, erging der Befehl Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste.

2. Und Johannes kam in alle Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. Wie geschrieben stehet in dem Buche der Reden Jesaias', des Propheten, der da sagt: „Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der da deinen Weg vor dir bereite. Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn und machet die Steige des Gesalbten richtig.

3. Alle Täler sollen erfüllt werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden und was krumm ist soll gerade werden, und was uneben ist, soll schlichter Weg werden. Und alles Fleisch wird die Erlösung Gottes sehen."

4. Johannes aber hatte ein Kleid aus Kamelhaaren und einen Gürtel ebensolcher Art um die Lenden, und seine Nahrung waren die Früchte des Erbsenbaumes3  und wilder Honig. Und er ging gen Jerusalem und durch das ganze Land Judäa und in das Land um den Jordan, und alle ließen sich taufen von ihm im Jordan und bekannten ihre Sünden4.

5. Da sprach er zu dem Volke, das hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: „O ihr Geschlechter der Ungehorsamen, wer hat euch gewiesen, daß ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet? Sehet zu, tut rechtschaffene Früchte der Buße und nehmet euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater.

6. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt, und welcher Baum nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen."

7. Und die Reichen fragten ihn und sprachen: „Was sollen wir denn tun?" Er antwortete und sprach zu ihnen: „Wer zwei Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat, und wer Speise hat, tue auch also."

8. Es kamen aber auch die Zöllner, daß sie sich taufen ließen, und sprachen zu ihm: „Meister, was sollen denn wir tun?" Und er sprach zu ihnen: „Fordert nicht mehr, denn gesetzt ist, und seid nachsichtig nach euren Kräften."

9. Da fragten ihn auch die Kriegsleute und sprachen: „Was sollen denn wir tun? " Und er sprach zu ihnen: „Tuet niemand Gewalt noch Unrecht und begnügt euch mit eurem Solde."

10. Und er sprach zu allen und sagte zu ihnen: „Enthaltet euch des Blutes und aller erwürgten Geschöpfe und der Leiber getöteter Vögel und Tiere und hütet euch vor aller Grausamkeit und allem Unrecht. Meint ihr denn, das Blut der Vögel und der Tiere kann eure Sünden abwaschen? Ich sage euch: Nein. Sprechet die Wahrheit! Seid gerecht, seid barmherzig gegen eure Nächsten und gegen alle Geschöpfe, die da leben, und wandelt demütig vor eurem Gotte."

7. Und da er das Volk herankommen sah, sprach Jesus zu seinen Jüngern: „Der Kranken wegen bin ich krank, der Hungrigen wegen leide ich Hunger, der Durstigen wegen leide ich Durst."

8. Und er sagte auch: „Ich bin gekommen, die Opfer und die Blutfeste abzuschaffen, und wenn ihr nicht aufhören werdet, Fleisch und Blut der Tiere zu opfern und zu verzehren, so wird der Zorn Gottes nicht aufhören, über euch zu kommen, ebenso wie er über eure Vorfahren in der Wüste gekommen ist, die dem Fleischgenusse fröhnten und von Fäulnis erfüllt und von Seuchen aufgezehrt wurden5.“

3  Anm. d.  Übers.: Im Original „Locusttree", heute Johannisbrotbaum genannt, auch mit Akazie übersetzt. „Locust" bedeutet  aber  auch  die  tropische  Heuschrecke  -  daher  die  volkstümliche Bibelversion,  daß  Johannes  sich  von Heuschrecken nährte.

4
W. Winisch sagt (War Jesus ein Nasiräer? ):
„Kein Zweifel, daß Johannes ein Nasiräer war. Ein Nasiräer war auch anerkanntermaßen Jakobus, mit dem Beinamen der Gerechte, der Bruder des Heilandes. Er trank weder Wein noch andere berauschende Getränke und aß kein Fleisch. Ein Schermesser kam nie auf sein Haupt, ja, er verwarf sogar den Gebrauch tierischer Bekleidungsgegenstände, zum Beispiel der Wolle.
Es liegt also sehr nahe, die Frage aufzuwerfen, ob nicht auch Jesus ein Nasiräer gewesen ist.
Im griechischen Urtext stehen zwei ganz verschiedene Wörter, die man früher beide mit ‘der Nazarener’ übersetzte, nämlich  ‘Nazarenos’  und  ‘Nazoraios’.  Der  neueste  wissenschaftliche Übersetzer  Carl  Weizsäcker  hält  in  seiner Übersetzung des Neuen Testamentes die beiden Wörter streng auseinander. Nazarenos übersetzt er mit Nazarener oder von Nazareth, dagegen Nazoraios mit Nazoräer. Es ist kein Zweifel, daß das Wort Nazoräer nur eine mundartlich verschiedene Form für Nasiräer ist. In dem großen wissenschaftlichen Handkommentar zum Neuen Testament von Prof. Holzmann (Tübingen und Leipzig, J. C. B. Mohr 1901, Band 1, S. 195) wird ausdrücklich angegeben, daß Nazoräer auch so viel wie Nasiräer bedeuten kann und tatsächlich vielfach auch so gebraucht ist.
In der Apostelgeschichte Kap. 24, 6 werden die Christen als ‘Sekte der Nazoräer’ bezeichnet. Diese Nazoräer finden wir noch im vierten Jahrhundert vor, und Epiphanias berichtet ausdrücklich, daß sie den Fleischgenuß verwarfen.
Das hebräische Wort Nasir wird in der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes, die Septuaginta, mit dem Worte hegiasmenos ‘Gottgeweihter’ übersetzt."


21. Kapitel

Jesus tadelt die Grausamkeit gegen ein Pferd

1. Und es geschah, daß der Herr aus der Stadt zog und mit seinen Jüngern über die Berge ging. Und da kamen sie an einen Berg, dessen Wege sehr steil waren, und fanden einen Mann mit einem Lasttier.

2. Das Pferd aber war zu Boden gestürzt; denn die Last war ihm zu schwer, und der Mann schlug es, daß das Blut von dem Körper des Tieres rann. Und Jesus trat zu ihm hin und sprach: „Du Sohn des Greuels, warum schlägst du dein Tier? Siehst du denn nicht, daß es für seine Last viel zu schwach ist, und weißt du nicht, daß es Schmerz leidet?"

3. Der Mann aber antwortete und sprach: „Was hast du damit zu schaffen? Ich kann mein Tier schlagen, so viel es mir gefällt; denn es gehört mir, und ich kaufte es für eine schöne Summe Geldes. Frage nur die da, sie kennen mich und wissen es."

4. Und einer von den Jüngern antwortete und sprach:„Ja, Herr, es ist so, wie er sagt, wir waren dabei, als er das Pferd kaufte." Und der Herr erwiderte: „Sehet ihr denn nicht, wie es blutet, und höret ihr nicht, wie es stöhnt und jammert? " Sie aber antworteten und sprachen: „Nein Herr, wir hören nicht, daß es stöhnt und jammert!"

5. Und Jesus wurde traurig und sprach: „Wehe euch, ihr Hartherzigen, die ihr nicht hört, wie es um Mitleid klagt und schreit zu seinem himmlischen Schöpfer, und dreimal Wehe dem, gegen den es schreit und stöhnt in seiner Qual!"

6. Und er schritt weiter und berührte das Pferd, und das Tier erhob sich, und seine Wunden waren geheilt. Aber zu dem Manne sprach er: „Gehe nun deinen Weg und schlage es künftighin nicht mehr, so auch du Mitleid zu finden hoffest."

5  Im Evangelium der Ebioniten steht: „Ich bin gekommen, die Opfer aufzulösen, und wenn ihr nicht ablasset zu opfern, so wird der Zorn von euch nicht ablassen." (E. Preuschen, Antilegomena, S. 112.)

Ähnliches finden wir auch bei Justin, Dialog mit dem Juden Tryphon, CXVIII, 2: „Glaubet es: nach der Lehre Isaias und der übrigen Propheten werden bei der Wiederkunft Jesu nicht Opfer von Blut oder Spenden auf dem Altare dargebracht!" Wichtig ist auch, sich klarzumachen daß tatsächlich überall, wo das junge Christentum hinkam, die blutigen jüdischen Opfer ein für allemal aufgehört haben. Dieser Umwälzung von gewaltiger Bedeutung wurde viel zu wenig Beachtung geschenkt.

Siehe 4. Mos. 11, 4: „Und es murrten wiederum die Söhne Israels und sprachen: ‘Wer gibt uns Fleisch zu essen! Wir gedenken der Fische, welche wir umsonst aßen in Ägypten, der Gurken und Melonen, des Lauchs und der Zwiebeln und des Knoblauchs; und nun ist unser Gaumen trocken; nichts ist da; nur auf das Manna haben wir unser Auge.’"

Moses aber rechnet mit Gott und wünscht sich selber den Tod (4. Mos. 11, 15).

Dann aber spricht er zum Volk also: „Heiliget euch auf morgen, da sollt ihr Fleisch essen; denn ihr habt geweint vor den Ohren Jehovas und gesprochen: ‘Wer gibt uns Fleisch zu essen! denn wohl ging es uns in Ägypten!’ Und Jehova will euch Fleisch geben, daß ihr esset! Nicht einen Tag sollt ihr essen, nicht zwei, nicht fünf Tage und nicht zehn, nicht zwanzig Tage; bis zur Zeit eines Mondes -, bis daß es euch zur Nase herausgehet und euch zum Ekel wird, darum, daß ihr habt Jehova der unter euch ist, verworfen und vor ihm geweint und gesprochen: ‘warum doch sind wir ausgezogen aus Ägypten’“ (4. Mos. 11, 18f.).

Als die Zeit erfüllet war, schickte Jehova einen ‘Wind’, der brachte Wolken von Wachteln übers Meer und warf sie da, wo die Israeliten zogen, tagereiseweit über das Land ‘zwei Ellen hoch’ (Kap. 11, 21, 30ff.).

Das Volk machte sich Tag und Nacht daran, diese Wachteln zu ‘sammeln’ und zu ‘bereiten’.

Im besten Essen aber -, das Fleisch war noch zwischen den Zähnen ... da entbrannte der Zorn Jehovas gegen das Volk, und Jehova richtete unter dem Volk eine sehr große Niederlage an (5, 33). Also ein großer Teil des Volkes starb an dem Fleischgenuß und wurde daselbst begraben. ,Und man nannte den Namen selbigen Ortes ‘Gräber der Lüsternheit’, weil sie daselbst begruben die Lüsternen unter dem Volk." (5.34.)


28. Kapitel

Jesus befreit die Kaninchen und Tauben

1. Und es geschah eines Tages, da Jesus seine Rede vollendet hatte, in einem Orte nahe von Tiberias, wo sieben Quellen sind, daß ein junger Mann ihm lebende Kaninchen und Tauben brachte, damit er sie mit seinen Jüngern verzehre.

2. Und Jesus blickte den jungen Mann liebevoll an und sprach zu ihm: „Du hast ein gutes Herz und Gott wird dich erleuchten; doch weißt du nicht, daß Gott am Anfange dem Menschen die Früchte der Erde zur Nahrung gab und ihn nicht geringer machte als den Affen oder den Ochsen oder das Pferd oder das Schaf, daß er seine Mitgeschöpfe töten und ihr Fleisch und ihr Blut verzehren solle?

3. Ihr wisset, daß Moses wahrhaftig befahl, solche Geschöpfe zu opfern und zu verzehren, und so tuet ihr im Tempel; aber siehe, ein Größerer als Moses ist hier und kommet, die Blutopfer des Gesetzes und die Gelage abzuschaffen und wiederherzustellen die reine Gabe und das unblutige Opfer, wie es im Anfang war, nämlich die Körner und Früchte der Erde.


32. Kapitel

Gott als Speise und Trank Aller

1. Und es geschah, da er mit seinen Jüngern beim Abendmahle saß, daß einer von ihnen also zu ihm sprach:

„Meister, warum sagtest du, daß du uns dein Fleisch willst zu essen geben und dein Blut zu trinken? denn es ist eine harte Rede für viele."

2. Und Jesus antwortete und sprach: „Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und Leben. Den

Unwissenden und Fleischgierigen klingen sie nach Blutvergießen und Tod; aber gesegnet sind, die verstehen.

3. Sehet das Getreide, wie es wächst und reift und geschnitten und gemahlen und im Feuer zu Brot gebacken wird. Aus diesem Brote ist mein Leib gemacht welchen ihr sehet. Und sehet die Weintrauben, welche an den Stöcken wachsen zur Reife, gepflückt werden und in die Weinpresse kommen und die Frucht der Rebe schenken! Aus dieser Frucht des Weinstockes und aus Wasser ist mein Blut gemacht.

4. Denn von den Früchten der Bäume und der Saat der Pflanzen allein genieße ich, und diese werden vom Geiste in mein Fleisch und in mein Blut verwandelt. Von diesen und ähnlichem allein sollt ihr, die ihr an mich glaubt und meine Jünger seid, essen, denn von diesen, im Geiste, kommen den Menschen Leben und Gesundheit und Heilung.

5. Wahrlich soll meine Gegenwart mit euch sein im Wesen und im Leben Gottes, in diesem Leib geoffenbart und in diesem Blut; und von diesen sollt ihr alle, die ihr an mich glaubt, trinken.

6. Denn überall werde ich auferstehen zum Leben der Welt, wie es geschrieben steht in den Propheten. Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang soll überall in Meinem Namen eine reine Opfergabe mit Weihrauch geopfert werden.

7. Wie im Körperlichen so auch im Geistigen. Meine Lehre und mein Leben sollen Speise und Trank sein für euch das Brot des Lebens und der Wein der Erlösung.

8. Ebenso wie das Getreide und die Weintrauben in Fleisch und Blut verwandelt werden, also müssen auch eure irdischen Gedanken in geistige verwandelt werden. Suchet die Verwandlung des Körperlichen in das Geistige!

9. Wahrlich ich sage euch, im Anfange haben alle Geschöpfe Gottes ihren Unterhalt allein in den Pflanzen und Früchten der Erde gefunden, bis die Unwissenheit und die Selbstsucht der Menschen viele von dem Brauche, den ihnen Gott gegeben, abgebracht haben zu dem was dem ursprünglichen Brauche widersprochen hat. Aber alle jene sollen darum zurückkehren zu der natürlichen Nahrung, wie es geschrieben steht in den Propheten. Denn ihre Worte sollen nicht angezweifelt werden.


33. Kapitel

Die Sünden werden nicht vergeben durch das Blut der Anderen

1. Jesus lehrte seine Jünger im äußeren Hofe des Tempels, und einer von ihnen sprach zu ihm: „Meister, die Priester sagen, ohne Vergießen von Blut gebe es keine Befreiung von den Sünden. Können denn die Blutopfer des Gesetzes die Sünden wegnehmen?"

2. Und Jesus antwortete: „Kein Blutopfer von Tier oder Vogel oder Mensch kann die Sünden hinwegnehmen. Denn wie sollte eine Schuld durch das Vergießen von unschuldigem Blut getilgt werden? Nein, es würde die Schuld noch vergrößern.

3. Die Priester empfangen wohl solche Opfer zur Versöhnung von den Gläubigen für die Vergehen gegen das Gesetz Moses, aber für die Sünden gegen das Gesetz Gottes gibt es keine Vergebung, es sei denn durch Reue und Buße.

4. Stehet nicht geschrieben in den Propheten: Stellet eure Blutopfer zu euren Brandopfern und schaffet sie ab und höret auf, Fleisch zu essen; denn ich habe nicht zu euren Vätern gesprochen, noch ihnen jene Dinge befohlen, da ich sie aus Ägypten führte. Doch dieses habe ich befohlen:

5. Gehorchet meiner Stimme und wandelt die Wege, die ich euch befohlen habe, und ihr werdet mein Volk sein, und es wird euch wohl ergehen. Doch sie horchten nicht, noch neigten sie ihr Ohr6.

6. Und was befiehlt euch das Ewige, denn Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu üben und demütig zu wandeln im Herrn? Stehet nicht geschrieben, daß Gott am Anfang die Früchte der Bäume und die Samen und Kräuter zur Nahrung bestimmte für alles Fleisch?

7. Aber sie haben des Bethaus zu einem Haus von Dieben gemacht, und an Stelle des reinen Opfers mit Weihrauch haben sie meine Altäre mit Blut besudelt und das Fleisch der geschlachteten Tiere gegessen.

8. Ich aber sage euch: Vergießet nicht das Blut der Unschuldigen, noch esset ihr Fleisch. Gehet aufrecht, liebet die Barmherzigkeit und tuet das Rechte, und eure Tage werden lange währen.

6 Etwas Ähnliches finden wir bei Hosea (8, 13): „Opfer schlachten, Fleisch essen sie, mir ein Ekel!
Der Ewige nimmt sie nicht gnädig an; Er wird ihrer Missetaten gedenken und ihre Sünden heimsuchen."


37. Kapitel

Die Wiedergeburt

1. Jesus saß in der Vorhalle des Tempels, und viele waren gekommen, um seine Lehre zu hören. Und einer sprach zu ihm: „Herr, was lehrest du vom Leben?"

2. Und er sagte zu ihm: „Gesegnet sind, die viele Erfahrungen durchmachen, denn sie werden durch Leiden vollkommen werden. Sie werden sein wie die Engel Gottes im Himmel, und sie werden nimmer sterben noch werden sie wiedergeboren werden; denn Tod und Geburt haben keine Herrschaft mehr über sie.

3. Die da gelitten und überwunden haben, werden zu Pfeilern gemacht werden im Tempel meines Gottes, und sie werden ihn nie wieder verlassen. Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht wiedergeboren werdet durch Wasser und Feuer, so werdet ihr das Himmelreich nicht sehen."

4. Und ein gewisser Rabbi (Nikodemus) kam zu ihm während der Nacht aus Furcht vor den Juden und sprach zu ihm: „Wie kann ein Mensch wiedergeboren werden, wenn er alt ist? Kann er wiederum in seiner Mutter Leib gehen und neu geboren werden?"

5. Jesus antwortete: „Wahrlich, ich sage dir, es sei denn, daß jemand wiedergeboren werde aus dem Fleische und dem Geiste, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Der Wind bläst, wo er will, und du hörest sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, von wannen er kommt und wohin er fährt.

6. Das Licht scheinet vom Osten zum Westen; aus der Finsternis steigt die Sonne empor und geht wieder hinab in die Finsternis. Also ergehet es dem Menschen in alle Ewigkeit.

7. Wenn sie aus der Finsternis kommt, so hat sie vorher gelebt, und wenn sie wieder niedersinkt, so geschieht es, auf daß sie ein wenig raste und dann abermals lebe.

8. Also müsset ihr durch viele Wandlungen hindurch, damit ihr vollkommen werdet, so wie es geschrieben steht in dem Buche Hiob: Ich bin ein Wanderer und wechsle einen Platz nach dem andern und ein Haus nach dem andern „bis ich in die Stadt und in das Haus komme, die ewig sind."


38. Kapitel

Jesus verdammt die Mißhandlung der Tiere

1. Und mehrere seiner Jünger kamen zu ihm und sprachen zu ihm über einen gewissen Ägypter, einen Sohn des Belial, der lehrte, daß es nicht wider das Gesetz sei, die Tiere zu quälen, wenn ihr Leiden den Menschen Nutzen bringe.

2. Und Jesus sprach zu ihnen: „Wahrlich, ich sage euch, die Vorteile ziehen aus dem Unrecht, das einem Geschöpf Gottes zugefügt wird, die können nicht rechtschaffen sein. Noch dürfen alle, deren Hände mit Blut befleckt sind oder deren Mund durch Fleisch verunreinigt ist, heilige Dinge berühren oder die Geheimnisse des Himmels lehren.

3. Gott gibt die Saatkörner und die Früchte der Erde zur Nahrung; und für den Gerechten gibt es keine andere rechtmäßige Nahrung für den Körper.

4. Der Räuber, der in ein Haus einbricht, das von Menschen gebaut ist, ist schuldig; die aber, so in ein Haus, das von Gott gebaut ist, einbrechen, sind die größeren Sünder. Deshalb sage ich zu allen, die meine Jünger werden wollen, haltet eure Hände fern vom Blutvergießen und lasset kein Fleisch über eure Lippen kommen, denn Gott ist gerecht und gütig und hat befohlen, daß die Menschen leben sollen allein von den Früchten und den Saaten der Erde.


41. Kapitel

Jesus läßt die Vögel aus ihren Käfigen frei

1. Und als Jesus nach Jericho ging, begegnete ihm ein Mann mit einem Käfig voller Vögel, welche er gefangen hatte, und jungen Tauben. Und er sah ihren Jammer darüber, daß sie ihre Freiheit verloren hatten und außerdem Hunger und Durst litten.

2. Und er sprach zu dem Manne: „Was tuest du mit diesen?" „Ich will mir meinen Lebensunterhalt erwerben, indem ich die Vögel, die ich gefangen habe, verkaufe."

3. Und Jesus sprach zu ihm: „Was denkst du, wenn ein Stärkerer oder Klügerer, als du bist, dich gefangen nehmen und dich fesseln würde oder auch dein Weib oder deine Kinder und dich ins Gefängnis werfen würde, um dich zu seinem eigenen Vorteile zu verkaufen und seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen?

4. Sind diese da nicht deine Mitbrüder, bloß schwächer als du? Und sorget nicht derselbe Gott, Vater und Mutter, für sie ebenso wie für dich? Lasse also diese deine kleinen Brüder und Schwestern in Freiheit, und siehe, daß du solches nie wieder tuest, indem du ehrlich für deinen Unterhalt sorgest."

5. Und der Mann erstaunte über diese Worte und ihre Macht gar sehr und ließ die Vögel frei. Als die Vögel ihre Freiheit wiedergewonnen hatten, flogen sie zu Jesus, setzten sich auf seine Schultern und begannen ihm vorzusingen.

6. Und der Mann hörte weiter seine Lehre an, und er ging seines Weges und erlernte das Flechten von Körben. Durch seine Arbeit erwarb er sich sein Brot und zerbrach seine Käfige und Fallen und wurde ein Jünger Jesu.

7. Und Jesus erblickte einen Mann, der am Sabbat arbeitete und sprach zu ihm: „Mann, wenn du nicht weißt, was du tuest, so sei du gesegnet, denn du brichst nicht das Gesetz im Geiste. Wenn du es aber weißt, dann bist du verdammt und ein Übertreter des Gesetzes.“

8. Und Jesus sprach wiederum zu seinen Jüngern: „Was soll mit jenen Knechten geschehen, welche den Willen ihres Herrn kennen und sich dennoch nicht vorbereiten auf sein Kommen, und auch nicht handeln nach seinem Willen?

9. Wahrlich, ich sage euch, die ihres Meisters Willen kennen, ihn aber nicht befolgen, sollen geschlagen werden mit vielen Streichen. Jene aber, die ihres Meisters Willen nicht kennen und ihn darum nicht tuen, sollen mit weniger Streichen geschlagen werden. Wem mehr gegeben worden ist, von dem wird auch mehr verlangt werden. Und welchem wenig gegeben worden ist, von solchem wird nur wenig verlangt werden.“

10. Und es war ein Mann, welcher von Geburt an blind war. Und er leugnete, daß es solche Dinge gebe wie die Sonne, den Mond und die Sterne, oder daß es Farben gäbe. Und sie versuchten vergeblich, ihn zu überzeugen, daß andere Menschen diese Dinge sähen. Und sie brachten ihn zu Jesus und er salbte seine Augen und machte ihn wieder sehend.

11. Und er freute sich mit Staunen und Furcht und beteuerte, daß er zuvor blind gewesen sei. Und nun sprach er: „Ich sehe alles; ich weiß alles, ich bin Gott."

12. Und Jesus sprach abermals zu ihm: „Wie kannst du alles wissen? Du kannst nicht sehen durch die Wände deines Hauses, noch lesen die Gedanken deiner Mitmenschen, noch verstehen die Sprache der Vögel oder der wilden Tiere. Du kannst nicht einmal die Ereignisse deines früheren Lebens, deine Empfängnis oder deine Geburt in dein Gedächtnis zurückrufen."


46. Kapitel

Die zwölf Gebote

7. Und Jesus sprach zu ihnen: „Siehe, ich gebe euch ein neues Gesetz, welches aber nicht neu ist, sondern alt. Ebenso wie Moses die Zehn Gebote über das Fleisch den Israeliten gab, also will ich euch die zwölf Gebote für das Königreich Israel nach dem Heiligen Geiste geben.

8. Wer ist das Israel Gottes? Alle jene jeglichen Volkes und jeglichen Stammes, welche Gerechtigkeit üben, Liebe und Barmherzigkeit und meine Gebote befolgen, diese sind das wahre Israel Gottes." Und sich erhebend sprach Jesus:

9. „Höre, o Israel, Jova, dein Gott ist eins; meiner Seher und Propheten sind viele. In mir leben und bewegen sich alle und haben ihr Leben.

10. Ihr sollet nicht das Leben irgendeinem Geschöpfe aus Vergnügen nehmen noch dasselbe quälen.

11. Ihr sollet nicht das Gut eines anderen stehlen noch Länder und Reichtümer sammeln für euch selbst über eure Bedürfnisse und euren Gebrauch.

12. Ihr sollt nicht das Fleisch essen noch das Blut eines getöteten Geschöpfes trinken, noch etwas, welches Schaden eurer Gesundheit oder euren Sinnen bringt.

13. Ihr sollt keine unreinen Ehen schließen, wo nicht Liebe und Gesundheit herrschen, noch euch selbst verderben oder irgendein Geschöpf, das von dem Heiligen als rein geschaffen worden ist.

14. Ihr sollt kein falsches Zeugnis geben gegen euren Nächsten, noch mit Willen jemand täuschen durch eine Lüge, um ihm zu schaden.

15. Ihr sollt niemandem tun, was ihr nicht wollt, daß man euch tue.

16. Ihr sollt anbeten das eine Ewige, das Vater und Mutter ist im Himmel, von dem alle Dinge kommen, und ehren seinen heiligen Namen.

17. Ihr sollt euren Vater und Mutter, welche für euch sorgen, ehren, ebenso alle Lehrer der Gerechtigkeit.

18. Ihr sollt die Schwachen und Unterdrückten und alle, welche Unrecht erleiden, lieben und beschützen.

19. Ihr sollt mit euren Händen die Dinge erarbeiten, welche gut und schicklich sind. So sollt ihr essen die Früchte der Erde, auf daß ihr ein langes Leben habet.

20. Ihr sollt euch reinigen alle Tage und am siebenten Tage ausruhen von eurer Arbeit, den Sabbat und die Feste eures Gottes heiligen.

21. Ihr sollt den andern tuen, was ihr wollt, daß man euch tue.“

22. Und so die Jünger diese Worte hörten, schlugen sie an ihre Brust und sprachen: „Vergib uns, o Gott, wenn wir gefehlet haben, und möge deine Weisheit, deine Liebe und Wahrheit in uns, unsere Herzen geneigt machen, deine heiligen Gebote zu lieben und zu befolgen."


49. Kapitel

Der wahre Tempel Gottes

1. Und das Passahfest war nahe. Und es geschah, daß einige der Jünger, welche Maurer waren, die Räume des Tempels ausbesserten. Und Jesus ging vorüber, und sie sprachen zu ihm: „Meister, siehst du diese großen Gebäude und was für Arten von Gestein hier sind und wie wunderbar das Werk unserer Vorfahren ist?"

2. Und Jesus sprach: „Ja, es ist wunderschön, und wohlgesetzet sind die Steine, aber die Zeit wird kommen, da nicht ein Stein auf dem andern bleiben wird; denn der Feind wird die Stadt und den Tempel zerstören.

3. Und der wahre Tempel ist der Leib des Menschen, in welchem Gott wohnt durch den Geist, und wenn dieser Tempel zerstört wird, wird Gott in drei Tagen einen noch schöneren Tempel errichten, welchen das Auge des natürlichen Menschen nicht erschauen kann.

4. Wisset ihr denn nicht, daß ihr die Tempel des Heiligen Geistes seid und daß, wer einen von diesen Tempeln zerstört, selbst zerstört wird?"

5. Und mehrere der Schriftgelehrten, welche ihn hörten, suchten ihm eine Falle zu legen in seinen Worten und sprachen: „Wenn du die Opferung von Schafen und Rindern und von Vögeln verwirfst, zu welchem Zwecke ward dieser Tempel von Salomon zu Ehren Gottes erbaut, welcher nun sechsundvierzig Jahre ausgebessert wird?"

6. Und Jesus antwortete und sprach: „Es steht geschrieben bei den Propheten: Mein Haus soll ein Gebetshaus für alle Völker heißen zur Dankbarkeit und zum Preise Gottes. Ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht und es mit Niedrigkeit erfüllt.

7. Und es steht weiter geschrieben: Vom Anfange der Sonne bis zu ihrem Untergange soll mein Name groß sein unter den Völkern, und Weihrauch mit einer reinen Opfergabe soll mir dargebracht werden. Doch ihr habt eine Mördergrube daraus gemacht mit euren Blutopfern und den süßen Weihrauch nur verwendet, um den Geruch des Blutes zu verdecken. Ich bin gekommen, um das Gesetz zu erfüllen, nicht, um es aufzulösen.

8. Wisset ihr nicht, was da geschrieben stehet? Gehorsam ist besser als Opfer, und zu hören besser als das Fett der Widder. Ich, der Herr, bin eurer Brandopfer und eurer nutzlosen Opfergaben müde, denn eure Hände sind voll Blutes.

9. Und stehet nicht geschrieben: Was ist das wahre Opfer? Waschet euch und reinigt euch und entfernet das Böse von meinen Augen; höret auf, das Üble zu tun, und lernet das Gute zu tun. Übet Gerechtigkeit an den Vaterlosen und den Witwen und an allen, welche unterdrückt werden. Und auf diese Weise werdet ihr das Gesetz erfüllen.

10. Der Tag wird kommen, wo alles, was in dem äußern Hofe ist, welcher von den Blutopfern riecht, verschwinden wird und die reinen Opferer den Ewigen in Reinheit und in Wahrheit anbeten werden."

11. Und sie sagten: „Wer bist du, der du die Opfer abschaffen willst und die Saat Abrahams verachtest? Hast du diese Gotteslästerung von den Griechen und den Ägyptern gelernt?"

12. Und Jesus sprach: „Ehe Abraham war, war ich." Und sie wollten ihn nicht mehr anhören und einige sprachen: „Er ist verrückt." Und sie gingen ihres Weges und erzählten alles den Priestern und Älteren. Und diese gerieten in Wut und sagten: „Er hat Gott gelästert."


51. Kapitel

Das Gesetz Gottes

12. Und einige der Ältesten und Schriftgelehrten des Tempels kamen zu ihm und sprachen: „Warum lehren deine Jünger die Menschen, daß es wider das Gesetz ist, das Fleisch von Tieren zu essen, da sie doch nach dem Befehl Moses als Opfer dargebracht worden sind?

13. Denn es ist geschrieben: Gott sprach zu Noah: Eure Furcht und euer Schrecken soll auf jedes Tier des Feldes fallen und auf jeden Vogel der Luft und jeden Fisch im Wasser, so sie in eure Hände gefallen sind."

14. Und Jesus sprach zu ihnen: „Ihr Heuchler, wohl sprach Esaias von euch und euren Vorvätern: Dieses Volk ist mir nahe mit seinem Munde und ehret mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir, denn sie beten mich vergeblich an und lehren die göttliche Lehre und die Gebote des Menschen in meinem Namen; aber sie fröhnen nur ihren Lüsten.

15. Und ebenso gibt Jeremias Zeugnis, wenn er betreffend der Blutopfer sagt, daß ich, euer Gott, keines von diesen Dingen befahl in den Tagen, da ihr aus Ägypten gekommen seid, sondern daß ich euch nur befahl Rechtschaffenheit, das Festhalten an den alten Gebräuchen, Gerechtigkeit zu üben, Barmherzigkeit zu pflegen und demütig vor eurem Gott zu wandeln7.

16. Ihr aber habt mich nicht gehört, der euch vom Anfange an alle Arten von Körnern gab und Früchte der Bäume und Samen für die Nahrung und Heilung von Mensch und Tier." Und sie sprachen: „Du sprichst wider das Gesetz."

17. Und er sprach abermals über Moses: „Wahrlich, ich spreche nicht wider das Gesetz, sondern gegen die, welche sein Gesetz verdarben, das er wegen der Härte eurer Herzen erlaubte.

18. Doch siehe! Ein Größerer denn Moses ist da!" Und sie gerieten in Zorn und huben Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Aber Jesus ging durch ihre Mitte hindurch und verbarg sich vor ihrer Wut.

7 Eine ähnliche Stelle finden wir in einem alten Fragment, dem sog. Evangelium des Apollonios:
Darauf sagte Jesus: „Ist je ein Prophet aus dem Tempel gekommen? Und haben jene, die vom Tempel leben, nicht immer die Propheten verfolgt? Denn ihr seid Menschen aus dem Blute und dem Bauche und habt aus dem Tempel einen Fleischerladen und eine Küche gemacht; weil ihr das Fleisch des Rindes und des Schafes liebt, habt ihr gesagt, daß dem Ewigen das Opfer des Rindes und des Schafes wohlgefällig sei."


75. Kapitel

Das letzte Ostermahl

1. Und am Abend kam er in das Haus, wo die Zwölf und ihre Genossen versammelt waren; Petrus und Jakobus, Thomas und Johannes, Simon und Matthäus, Andreas und Nathanael, Jacob und Thaddäus und Judas und Philipp und ihre Gefährten (und da war auch Judas Ischarioth, der von den Leuten zu den Zwölfen gezählt wurde, bis zu der Zeit, da er offenbar würde).

2. Und sie waren alle in Kleider von reinem weißen Linnen gekleidet; denn Linnen ist die Gerechtigkeit der Heiligen. Und jeder trug die Farbe seines Stammes. Der Meister aber war gekleidet in sein reines weißes Kleid ohne Saum oder Flicken.

3. Und es entstand ein Streit unter ihnen darüber, wer von ihnen als der Größte angesehen werden sollte, darum sprach er zu ihnen: Der ist der Größte von Euch, der am besten dienet."

4. Und Jesus sprach: „Mit Verlangen habe ich gewünscht, dieses Osterfest mit euch zu essen, bevor ich leide, und um das Andenken meines Opfers für den Dienst und die Erlösung aller euch zu geben. Denn siehe, die Stunde kommt, da des Menschen Sohn in die Hände der Sünder geliefert werden wird."

5. Und einer der Zwölf sprach zu ihm: „Herr, bin ich es? " Und er antwortete: „Dem ich den Bissen geben werde, der ist es."

6. Und Judas Ischarioth sprach zu ihm: „Siehe das ungesäuerte Brot, den gemischten Wein1, das Öl und die Kräuter, doch wo ist das Lamm, das Moses befohlen hat?“ (Denn Judas hatte das Lamm gekauft, doch Jesus hatte verboten, daß es geschlachtet werde).

1 Dr. W. Winsch sagt darüber (in „War Jesus ein Nasiräer?"):
„Im Altertum bedeutete das Wort „Wein" ebenso zweierlei wie jetzt, nämlich ein gegorenes und ein nicht gegorenes Getränk. Der ungegorene, alkoholfreie Wein wurde so hergestellt daß man frischen Weinsaft bis zur Honigdicke einkochte und ihn auf diese Weise haltbar machte. Beim Trinken wurde er bis auf das Zwanzigfache mit Wasser verdünnt.

Auch im heutigen Palästina wird überall eingedickter Weinsaft, sog. ,Gibbin', angeboten."

Dr. S. M. Isaacs, ein hervorragender Rabbiner New Yorks, hat folgende Erklärung abgegeben:
„Im Heiligen Lande werden gewöhnlich keine gegorenen Weine getrunken. Die besten Weine sind süß und ungegoren. Bei ihren Festen (mit Einschluß der Hochzeitsfeste) werden von den rechtgläubigen Juden niemals gegorene Getränkc gebraucht. Bei öffentlichen, sowohl als bei privaten Dankopfern und Libationen wird die Frucht des Weinsaftes oder der ungegorene Traubensaft oder ungegorene Wein aus Weinbeeren gebraucht als Symbol der Danksagung; denn die Gärung ist für die Juden das Symbol der Verderbnis (Korruption), wie dieselbe ja in der Tat ein Zersetzungsprozeß ist.

Eine der ältesten und besten Überlieferungen über die Abendmahlsfeier, die bei Justinus Martyr aus dem Anfange des zweiten Jahrhunderts, berichtet uns ausdrücklich, daß damals beim Abendmahl ein Becher gemischten Weines getrunken wurde. Wir können also, da Justinus Martyr als ein streng enthaltsamer Mann bekannt war, nur annehmen, daß man den durch Kochen eingedickten, ungegorenen Wein beim Abendmahl mit Wasser verdünnt trank.

Man beachte, daß der sog. Wein immer mit Wasser vermischt erwähnt wird, so daß die Vermutung, wir hätten es hier mit unvergorenem Wein zu tun, viel für sich hat. Wasser an Stelle von Wein, das findet man auch in den ältesten Eucharistien der Urchristen."

7. Und Johannes sprach im Geiste: „Sehet das Lamm Gottes, den guten Hirten, der sein Leben für seine Schafe hingibt." Und Judas war betroffen bei diesen Worten, denn er wußte, daß er ihn verraten werde. Aber Judas sprach abermals: „Stehet nicht geschrieben im Gesetze, daß ein Lamm geschlachtet werden müsse für das Osterfest innerhalb der Tore?"

8. Und Jesus antwortete: „Wenn ich auf das Kreuz gehoben werde, dann wird das Lamm wahrlich geschlachtet sein. Wehe aber dem Menschen, durch den es in die Hände der Schlächter geliefert wird. Es wäre ihm besser, daß er nie geboren wäre.

9. Wahrlich, ich sage euch, darum bin ich in die Welt gekommen, daß ich alle Blutopfer und das Essen von Fleisch der Tiere und Vögel abschaffe.

10. Am Anfange gab Gott allen die Früchte der Bäume und die Saaten und die Kräuter zur Nahrung; doch die sich mehr liebten denn Gott oder ihre Genossen, verdarben ihre Sitten und schufen Krankheiten ihren Körpern und füllten die Erde mit Lüsten und Gewalttätigkeiten.

11. Nicht durch das Vergießen von unschuldigem Blut, sondern durch ein frommes Leben werdet ihr den Frieden Gottes finden. Ihr nennet mich Christus, und ihr sprechet wahr; denn ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

12. Gehet den Weg, und ihr werdet Gott finden. Suchet die Wahrheit, und die Wahrheit wird euch freimachen. Lebet im Leben, und ihr werdet den Tod nicht sehen. Alle Dinge leben in Gott, und der Geist Gottes erfüllet alle Dinge.

13. Haltet die Gebote. Liebe deinen Gott mit ganzem Herzen und deinen Nächsten als dich selbst. Darauf beruht das ganze Gesetz und die Propheten. Und die Summe des Gesetzes ist dieses: Tuet niemandem, was ihr nicht wollt, daß man euch tue. Tuet das, was ihr wollt, daß euch die Andern tun sollen.

14. Gesegnet seien, die dieses Gebot erfüllen; denn Gott ist in allen Geschöpfen offenbar. Alle Geschöpfe leben in Gott, und Gott ist in ihnen verborgen."

15. Und Jesus tauchte den Bissen ein, gab ihn Judas Ischarioth und sprach: „Was du tun willst, das tue bald!" Dieser aber, nachdem er den Bissen empfangen hatte, trat sogleich hinaus in die Nacht.


91. Kapitel

Die Ordnung des Reiches Gottes

1. In der Zeit, nachdem Jesus von den Toten auferstanden war, verblieb er neunzig Tage mit Maria, seiner Mutter, und Maria Magdalena, die seinen Körper gesalbt hatte, und Maria Kleophas und den Zwölfen und ihren Schülern und lehrte sie und beantwortete ihre Fragen über das Reich Gottes.

2. Und wie sie beim Abendmahl saßen - da es Abend war -, fragte ihn Maria Magdalena und sprach: „Meister, willst du uns nun die Ordnung im Reiche Gottes erklären?"

3. Und Jesus antwortete und sprach: „Wahrlich, ich sage dir, o Maria, und jedem meiner Jünger, das Reich Gottes ist inwendig in euch. Doch die Zeit wird kommen, da das, was innen ist, offenbar werden wird zum Heile der Welt.

4. Ordnung ist gut und nützlich; über allen Dingen aber ist die Liebe. Liebet einander und alle Geschöpfe, und daran sollen alle Menschen erkennen, daß ihr meine Jünger seid."

5. Und da fragte ihn einer und sprach: „Meister, willst du, daß die Kinder aufgenommen werden in die Gemeinschaft in gleicher Weise durch die Beschneidung, wie es Moses befohlen hatte?" Und Jesus antwortete: „Für die, welche in Christo sind, gibt es keine Beschneidung, noch ein Blutvergießen.

6. Bringet das Kind nach acht Tagen dem Vater-Mutter dar, das im Himmel ist, mit Danksagung und Gebet und lasset ihm einen Namen geben von seinen Eltern und den Priester reines Wasser auf seinen Scheitel gießen, gleichwie es geschrieben ist in den Propheten, und lasset die Eltern darauf sehen, daß es in Rechtschaffenheit aufgezogen werde, daß es weder Fleisch esse noch starke Getränke trinke, noch Geschöpfe verletze, die Gott dem Menschen zum Schutze in die Hand gegeben hat."

7. Und ein anderer sprach zu ihm: „Meister, was willst du, sollen sie tun, wenn sie erwachsen sind? " Und Jesus sprach: „Nach sieben Jahren, oder wenn sie anfangen, das Gute vom Bösen zu unterscheiden und lernen, das Gute zu suchen, lasset sie zu mir kommen und den Segen empfangen von der Hand des Priesters oder dem Engel der Gemeinde mit Danksagung und Gebet, und lasset sie ermahnet sein, sich des Fleisches und starker Getränke und vom Jagen der unschuldigen Geschöpfe Gottes zu enthalten; denn sind sie geringer als die Pferde oder die Schafe, denen solches wider die Natur ist?"

8. Und abermals sprach einer: „Wenn einer zu uns kommt, der Fleisch ißt und starke Getränke trinkt, sollen wir ihn aufnehmen? " Und Jesus sprach zu ihm: „Lasset solche im Vorhof bleiben bis sie sich gereinigt haben von den gröberen Übeln; denn ehedem sie dieses nicht begreifen und bereuen, sind sie nicht fähig, die größeren Mysterien aufzunehmen."


94. Kapitel

Über die Seelenwanderung

1. Und ein anderer fragte ihn und sprach: „Meister, wie willst du, daß wir unsere Toten begraben?" Und Jesus antwortete: „Suchet den Rat der Diakone in dieser Sache; denn sie betrifft den Körper allein. Wahrlich, ich sage euch, es gibt keinen Tod für die, welche an das kommende Leben glauben. Was ihr für den Tod haltet, ist das Tor zum Leben, und das Grab ist die Pforte der Auferstehung für die, welche glauben und gehorchen. Trauert nicht noch weinet um die, die euch verlassen haben, sondern freuet euch lieber über ihren Eintritt in das Leben.

2. So wie alle Geschöpfe aus dem Unsichtbaren hervorgehen in diese Welt, so kehren sie zurück zu dem Unsichtbaren, und so werden sie wiederkommen, bis sie gereinigt sein werden. Lasset die Körper der Abgeschiedenen den Elementen übergeben werden, und das Vater-Mutter, das alle Dinge erneuert, wird die Engel beauftragen, sich ihrer anzunehmen, und lasset den Presbyter beten, auf daß ihre Körper in Frieden ruhen mögen und ihre Seele zu einer freudigen Auferstehung erwachen.

3. Es gibt eine Auferstehung aus dem Körper und eine Auferstehung in den Körper. Es gibt ein Aufsteigen des Lebens aus dem Fleische und ein Herabsteigen in das Leben des Fleisches. Lasset Gebete sprechen für die, die schon dahingegangen sind und für die, welche noch leben, und für die, die erst kommen werden; denn alle sind eine Familie in Gott. In Gott leben sie, bewegen sie sich und haben sie ihr Dasein.

4. Der Körper, den ihr in das Grab legt oder der durch das Feuer verzehrt wird, ist nicht der Körper, der sein wird; denn die kommen, werden andere Körper erhalten, wenn auch ihre eigenen, und was sie in einem Leben gesäet haben, das werden sie ernten in einem anderen. Selig sind, die Unrecht erleiden in diesem Leben; denn sie werden größere Freude erleben in dem kommenden Leben. Selig sind, die Rechtschaffenheit geübt haben in diesem Leben; denn sie werden die Krone des Lebens empfangen."


95. Kapitel

Die Himmelfahrt

1. Und nachdem Jesus sich seinen Jüngern lebendig gezeigt und neunzig Tage mit ihnen verbracht und sie belehrt und vom Reiche Gottes mit ihnen geredet hatte und über die Dinge, die das Reich Gottes betrafen, auch alle Dinge vollbrachte, die er zu tun hatte, führte er die Zwölf mit Maria Magdalena und Joseph, seinem Vater, und Maria, seiner Mutter, und die andern heiligen Frauen nach Bethanien auf einen Berg, der da heißet der Ölberg, den er ihnen bezeichnet hatte.

2. Und so sie ihn sahen, wie er mitten unter ihnen stand, verehrten sie ihn; doch etliche waren im Zweifel. Und Jesus sprach zu ihnen: „Siehe, ich habe euch unter den Menschen erwählet und habe euch das Gesetz und das Wort der Wahrheit gegeben.

3. Ich habe euch als das Licht der Welt gesetzt und als eine Stadt, die nicht verborgen werden kann. Doch die Zeit wird kommen, da Finsternis die Erde und große Finsternis das Volk bedecken wird, und die Feinde der Wahrheit und der Rechtschaffenheit werden herrschen in meinem Namen und ein Königreich dieser Welt errichten und die Völker unterjochen und den Feind zur Lästerung verführen, indem sie für meine Lehren die Ansichten der Menschen setzen und in meinem Namen lehren werden, was ich nicht gelehrt habe, und sie werden durch ihre Überlieferungen verdunkeln, was ich gelehrt habe.

4. Doch seid frohen Mutes; denn auch die Zeit wird kommen, wenn die Wahrheit, die sie verborgen haben, offenbar werden und das Licht scheinen und die Finsternis verschwinden und das wahre Reich aufgerichtet sein wird, das in der Welt, doch nicht von ihr sein wird.


Nachwort

Die vorliegenden Evangelien unterscheiden sich vor allem in zwei Dingen von den bisher bekannten: In der Forderung der Fleischenthaltung und in der Lehre der Wiedergeburt.

In unserem Jahrhundert betrachtet man diese Fragen als nebensächlich, und es fällt darum manchem schwer zu glauben, daß Christus denselben so große Bedeutung beigemessen habe.

Wenn wir hingegen die noch erhaltenen Schriften jener Zeit, besonders die der Kirchenväter studieren, so fällt uns die konsequente Ablehnung jeder tierischen Nahrung auf. Dazu gehört auch die Ablehnung jedes Tieropfers.

Wir lassen hier einige der historischen Zeugnisse folgen, die beweisen, daß das ganze frühe Christentum strenge Fleischenthaltung geübt hat und die dementsprechend die „indirekten" Beweise für die Wahrheit des vorliegenden Evangeliums vermehren.

So sagte beispielsweise der große Bibelgelehrte Delitzsch über die Lebensweise der Apostel:

„Die Jünger stillten ihren Hunger mit Körnern, die sie zwischen den Fingern aus den Ähren rieben, und in der letzten Zeit beschränkten sie sich auf reine Pflanzenspeisen, wie Petrus, Matthäus und Johannes glaubwürdig berichten. "

In den Homilien des Clemens von Alexandrien beschreibt Petrus seine Lebensweise mit eigenen Worten:

Ich lebe von Brot und Oliven, denen ich nur selten ein Gemüse beifüge.“

An anderer Stelle versichert Clemens, daß Matthäus von Pflanzenspeisen lebte und kein Fleisch berührte. Von St. Johannes schreibt der Kirchenhistoriker Hegerippus, daß er niemals Fleischkost genossen habe.

St. Augustin erzählt: „Jakobus, der Bruder des Herrn, lebte vorn Sämereien und Pflanzen und berührte weder Fleisch noch Wein."

Im berühmten Briefe des Plinius an Trajan wird berichtet, daß die ersten Christen nichts aßen, was zum Leben geboren war, sondern nur - cibum innoxium - unschuldige Speise.

Als sie beschuldigt wurden, bei ihren Opfermahlen Menschenblut zu vergießen verteidigten, sie sich nur mit den Worten: „Ihr, die Ihr wißt, daß wir das Tierblut verabscheuen, wie könnt Ihr glauben, wir seien nach Menschenblut begierig?"

Cerdon, ein Syrer, und Marcion von Sinope, der Sohn des Bischofs von Pontus, bildeten ein gnostisches Lehrgebilde aus, welches bis ins fünfte Jahrhundert in Italien, Syrien und Arabien in hohem Ansehen stand.

Die Marcioniten hatten zahlreiche Gemeinden unter eigenen Bischöfen. Sie vermieden das Fleischessen und Weintrinken.

Tatian, der sich durch seine Evangelien-Harmonie berühmt gemacht hatte, trat zum Gnostizismus über. Seine Anhänger, die Severianer, Eukratiker und Apotaktiten enthielten sich der Fleischnahrung und der geistigen Getränke und entsagten dem Güterbesitz. (Siehe Enkarpa pag. 285) Hier können wir nun auch den Grund finden, warum die „Correctores" alle Stellen vom Fleischessen und auch von der Wiedergeburt strichen; denn dies waren wichtige Grundsätze der Gnostiker, und die Gnostiker wurden von der Staatskirche als Konkurrenz betrachtet und gefürchtet. Durch das Ausstreichen dieser Stellen distanzierte sie sich von den Gnostikern und untergrub langsam deren Einfluß, sowie sie sich selbst auch eine größere Anhängerschaft sicherte. Denn die Enthaltsamkeit, die Christus forderte, war und ist auch noch heute nicht jedermanns Sache.

In unserer ehrfürchtigen Achtung vor alten Überlieferungen halten wir eine solche Handlungsweise gar nicht für möglich. Aber daß die Kirche im Kampf gegen die Gnostiker vor keinem Mittel zurückschreckte, beweist die Fälschung des ersten Thimotheus-Briefes, den der Apostel Paulus geschrieben haben soll, und in dem die Gnostiker als Gottlose bezeichnet werden.

Dr. W. Winsch schreibt darüber (in „War Jesus ein Nasiräer?": „So wissen wir jetzt ganz genau, daß der e r s t e  T h i m o t h e u s b r i e f gefälscht ist. Der Fälscher verrät sich nämlich selbst zum Schlusse. Er warnt vor der Sekte der Gnostiker, die es zur Zeit des Paulus noch gar nicht gab. Nun ist es interessant, daß dieser gefälschte Brief das einzige Schriftstück im Neuen Testament ist, worin das Fleischessen (Kap. 4, 1-9) und der Genuß gegorener Getränke (Kap. 5, 23) empfohlen wird. Es liegt also wohl sehr nahe, anzunehmen, daß diese Fälschung nur im Interesse der Nichtenthaltsamen in der christlichen Gemeinde geschehen ist und nur den Zweck hatte, die Nichtenthaltsamen mit der Autorität des Apostels Paulus zu decken.“

Auch diese Lehre der Enthaltsamkeit vom Fleischgenuß hatte im ganzen christlichen Mönchstum Geltung. Augustinus, Antonius und Franziscus  von  Assisi  ernährten  sich  fleischlos  und  gaben  ihren  Orden  entsprechende Regeln. Später, als die Orden reich und mächtig wurden, nahm man diese Forderungen, wie so viele andere - zum Beispiel die Besitzlosigkeit - nicht mehr so genau und so geriet dieses einst so wichtige christliche Ideal in Vergessenheit.

Von dem ganzen Kampf, der zwischen diesen zwei Auffassungen tobte, sind viele Zeugnisse vorhanden. Nur ein Beispiel:

Die Zahl derer, die an der Fleischenthaltung festhielten, war noch vierhundert Jahre n. Chr. so groß, daß auf der Kirchenversammlung von Ancyra beschlossen wurde, daß Priester, die von Pflanzenkost leben wollten, dennoch verbunden sein sollten, vom Fleisch zu kosten, und zwar bei Strafe der Amtsenthebung!

Dabei waren die Kirchenväter, die von der gleichen Kirche heilig gesprochen wurden, strenge, oft gar fanatische Gegner der Fleischnahrung. Ein paar Auszüge aus ihren Werken, mit denen wir dieses Nachwort schließen, zeigen unmißverständlich, wie ernst und konsequent die hervorragendsten  Vertreter  des Christentums der ersten drei Jahrhunderte diese Frage nahmen. Wie könnten sie derselben eine solche Bedeutung beilegen, wenn dies nicht eine Forderung ihres Meisters gewesen wäre? Clemens von Alexandrien lebte 150 bis 220 n. Chr. und gilt als Stifter der theologischen Schule in Alexandrien. In allen seinen Schriften eifert er gegen die Unmäßigkeit und die Fleischesser:

Manche Menschen leben, um zu essen, gleich den unvernünftigen Tieren deren Leben ihr Bauch und nichts weiter ist. Aber der Lehrer ermahnt uns zu essen, um zu leben. Denn weder ist das Essen unser Geschäft, noch ist das Vergnügen unser Zweck.

Demgemäß lebte der Apostel Matthäus von Samenkörnern, hartschaligen Früchten und Gemüsen ohne Fleisch. Und Johannes, der die Mäßigkeit im äußersten Grade übte, aß Blattknospen und wilden Honig.

Basilius der Große, Kirchenvater, Erzbischof von Cäsarea und Patriarch der orientalischen Mönche, schreibt:

Der Leib, der mit Fleischspeisen beschwert wird, wird von Krankheiten heimgesucht. Die Dünste der Fleischspeisen verdunkeln das Licht des Geistes. Mit welcher Art von Fleischspeisen auch der Magen gefüllt werde, so werden immer unreine Bewegungen erzeugt, die Seele wird gleichsam unter der Last der Speise erstickt, verliert die Herrschaft und die Fähigkeit zum Denken.
Wenn du Fleisch liebst und deinen Körper mästest, so machst du deinen Geist schwerfällig, das Fett, welches sich dem Fleische ansetzt, schwächt die Kräfte des Geistes. Verachtest du nicht diese verderblichen Fleischgerichte?
Man kann schwerlich die Tugend lieben, wenn man sich an Fleischgerichten und Festmahlen erfreut."

Gregor von Nazianz der Kirchenvater von Cappadocien, sagte:

Die Schwelgereien in Fleischgerichten sind ein schändliches Unrecht.“

St.  Johannes  Chrysostomus  wurde  344  n.  Chr.  zu  Antiochien  geboren  und  wegen  seiner  theologischen Gelehrsamkeit „der Augustinus der Griechen" genannt. Seine Werke sind sehr umfangreich und umfassen 242 Episteln und 700 Abhandlungen, Reden und öffentlich gehaltene Homilien. Er beschreibt das Leben, das er und seine Mönche führten, folgendermaßen:

Keine Ströme von Blut fließen hier, kein Fleisch wird geschlachtet und zerhackt, leckere Kost und schwerer Kopf ist diesen Mönchen unbekannt. Man riecht hier nicht den schrecklichen Dunst des Fleischmahles oder die unangenehmen Gerüche der Küche.
Ihr aber folgt dem Wege der Wölfe und den Gewohnheiten der Tiger; jene hat die Natur auf Fleischnahrung angewiesen, während uns Gott mit vernünftiger Rede und Gerechtigkeitssinn ausstattete. Und trotzdem sind wir schlimmer als die wilden Tiere geworden!"

Der heilige Hieronymus, 331 n. Chr. in Dalmatien geboren, studierte und lebte in Rom. Von ihm ist folgende Entgegnung an einen Spötter erhalten:

Ebenso wie, nach den Worten unseres Herrn, die Ehescheidung anfänglich nicht erlaubt war, später aber, da die Menschen hartherzig geworden waren, von Moses gestattet wurde, ebenso war der Genuß des Tierfleisches bis zur Sündflut verboten. - Seit der Sündflut aber gibt man uns die Nerven und den stinkenden Saft des Fleisches unter die Zähne, gleich wie man dem murrenden Volke in der Wüste Wachteln vorwarf. Jesus Christus, der am Ende der Tage gekommen ist, hat das Ende auf den Anfang zurückgeführt, so daß es uns heute nicht mehr gestattet ist, eine Frau zu verstoßen, noch Fleisch zu essen.
Wie der Apostel sagt (Römer 14,
21): Es ist besser, du essest kein Fleisch und trinkest keinen Wein. Denn der Gebrauch des Weines hat mit dem des Fleisches angefangen, nach der Sündflut. "

Mit der Gegenüberstellung der durch seine Göttliche Gnade A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda im Gespräch mit namhaften Vertretern der Kirche vermittelten Lehre des Kṛṣṇa-Bewußtseins und den  Übersetzungen der Evangeliumstexte wurde der Versuch unternommen klarzustellen, daß die Ausübung der Religion zwar entsprechend Zeit und Umständen veränderbar oder anpaßbar sein kann, nicht jedoch die Gesetze Gottes - die Religion schlechthin. So ist denn auch das grundlegende Prinzip aller sogenannten „verschiedenen Religionen" ein und dasselbe: „Liebe Gott von ganzem Herzen, von ganzem Verstand und von ganzer Seele." Mit anderen Worten: Liebe zu Gott zu erlangen und Liebe zu Gott zu verbreiten.

Dieses Ziel in der Gemeinschaft mit allen gottesbewußten Menschen zu verwirklichen ist das aufrichtige Bestreben der Internationalen Gesellschaft für Kṛṣṇa-Bewußtsein und ihrer Mitglieder. Der einfache, erhabene, von ihnen praktizierte Vorgang zur Erlangung dieses Zieles ist das Chanten (Singen und Sagen) der heiligen Namen Gottes:

Hare Kṛṣṇa, Hare Kṛṣṇa, Kṛṣṇa Kṛṣṇa, Hare Hare,     
Hare Rāma, Hare Rāma, Rāma Rama, Hare Hare.

Im folgenden Anhang soll mit dem Abdruck des Artikels „Wie man meditiert" dieser universale, in den heiligen Schriften für die heutige Zeit empfohlene Vorgang der Gotteserkenntnis dem aufrichtigen Leser dieses Buches zugänglich gemacht werden.

Die Herausgeber

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