Auf der Suche nach Befreiung

Titel der Originalausgabe: Search for Liberation
von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda

Search for Liberation   Auf der Suche nach Befreiung
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JOHN LENNON Lennon '69: Search For Liberation (1981 UK 70-page softback book published by the International Society
For Krishna Consciousness featuring the transcript of a conversation between John Lennon, Yoko Ono, George Harrison and
A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda on September 14th 1969).


Auf der Suche nach Befreiung

His Divine Grace A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda
spricht mit John Lennon, Yoko Ono und Georg Harrison

Sommer 1969. Tittenhurst Park, John Lennons 15 Hektar großer Landsitz in Ascot einem Londoner Vorort. John hatte die zehn bis zwölf Geweihten Krishnas, die damals in London lebten, eingeladen, ein paar Tage auf seinem Landsitz zu verbringen, und sie hatten dort eine kleine Konzerthalle als Tempel dekoriert. Vor einiger Wochen hatten die Geweihten Krishnas eine Aufnahme des Hare Krishna Mantra auf Apple-Records gemacht. Am 8. September sollte nun Srila Prabhupada ankommen, und John bot sich an, ihn mit seinem Rolls Royce von Heathrow Airport nach Tittenhurst zu bringen, wo er mit seinen Anhängern wohnen würde. Diese nun folgende Unterhaltung fand während Srila Prabhupadas dortigem Aufenthalt statt.


Śrīla Prabhupāda (zu John Lennon): Du bemühst dich, der Welt Frieden zu bringen. Ich habe schon etwas über deine Ansichten gelesen, und diese zeigen mir, daß du unbedingt etwas tun möchtest. Tatsächlich sollte jeder weise Mensch danach streben, Frieden in die Welt zu bringen. Aber man muß den Vorgang kennen! In der Bhagavad-gita (5.29) erklärt Sri Krishna, wie man Frieden erlangen kann:

 bhoktâram yajna-tapasâm
sarva-loka-mahesvaram
suhrdam sarva-bhûtânâm
jnâtvâ mâm sântim ricchati

Die Menschen können friedvoll werden, wenn sie drei Dinge wissen. Wenn sie nur drei Dinge richtig verstehen, werden sie friedvoll werden. Was sind nun diese drei Dinge? Zuerst einmal sagt Sri Krishna, daß Er der wirkliche Genießer aller Opfer, aller Entsagung und aller Bußen ist, die von Menschen ausgeführt werden, um ihr Leben zu vervollkommnen. So zum Beispiel sind deine musikalischen Aktivitäten auch eine Art von Entsagung. Deine Lieder sind berühmt geworden, weil du einige Härten auf dich genommen hast; du hast es bis zur Perfektion gebracht, aber dazu waren etliche Mühen und Entsagungen notwendig. Wissenschaftliche Entdeckungen erfordern auch Entsagung. In der Tat erfordert alles, was von Wert ist, Entsagung. Wenn jemand sehr hingegeben und sorgfältig arbeitet, wird er Erfolg haben.

Das wird Yajna genannt, oder Opfer. Es wird auch Tapasya genannt, oder Entsagung. Krishna sagt, daß Er der Genießer der Ergebnisse deiner Tapasya ist. Er verlangt: „Das Ergebnis deiner Tapasya sollte Mir dargebracht werden. Dann wirst du zufrieden sein."

Zum zweiten sollten sich die Menschen daran erinnern, daß Krishna der Höchste Besitzer ist. Die Menschen beanspruchen: „Das ist mein England, das ist mein Indien, das ist mein Deutschland und das ist mein China!" Nein! Alles gehört Gott, Krishna. Nicht nur dieser Planet gehört Krishna, sondern auch alle anderen Planeten im Universum.

Dennoch haben wir sogar diesen Planeten in so viele Nationen unterteilt. Ursprünglich war dieser Planet nicht unterteilt. Aus den historischen Aufzeichnungen im Mahabharata können wir ersehen, daß der ganze Planet einmal von einem einzigen Herrscher regiert wurde. Dieser residierte in Indien, in Hastinapura, wo sich heute das moderne Delhi befindet. Noch bis vor fünftausend Jahren gab es nur einen König, Maharaja Pariksit. Der ganze Planet war unter einer Flagge und wurde Bharata-varsa genannt. Aber allmählich wurde Bharata-varsa kleiner und kleiner und kleiner. Zum Beispiel wurde erst vor ungefähr zwanzig Jahren der restliche Teil von Bharata-varsa (jetzt als Indien bekannt) in Pakistan und Hindustan unterteilt. Eigentlich war Indien ein riesiges Land, aber es ist jetzt durch diese Unterteilungen verkleinert worden. Und das Unterteilen geht weiter.

Aber tatsächlich gehört dieser ganze Planet Gott. Dieser Platz gehört niemand anderem. Wie können wir Besitzanspruch erheben? Du zum Beispiel hast mir diesen Platz hier zum Wohnen gegeben. Wenn ich nun für eine Woche bleibe und dann beanspruche: „Oh, das ist mein Raum", ist das dann sehr nett von mir? Es wird sofort Uneinigkeit geben; Schwierigkeiten werden auftauchen. Vielmehr sollte ich den tatsächlichen Umstand wahrnehmen, nämlich daß du mir freundlicherweise diesen Raum zur Verfügung gestellt hast. Mit deiner Erlaubnis lebe ich hier komfortabel. Und wenn es für mich notwendig ist zu gehen, dann werde ich gehen.

In gleicher Weise kommen wir hier in das Königreich Gottes mit leeren Händen, und mit leeren Händen werden wir auch wieder gehen. Wie können wir also beanspruchen, daß dies mein Besitz ist, daß dies mein Land ist, daß dies meine Welt ist, daß dies mein Planet ist? Warum stellen wir solche Ansprüche? Ist das nicht Wahnsinn? Sri Krishna sagt, sarva-loka-mahesvaram: „Ich bin der Höchste Herr von allen Planeten."

Und drittens sollten wir uns immer daran erinnern, daß Krishna der wirkliche Freund eines jeden Lebewesens ist und als Freund im Herzen eines jeden weilt. Er ist solch ein wunderbarer Freund. In dieser materiellen Welt stellen wir Freundschaften her, aber sie zerbrechen wieder. Oder aber mein Freund wohnt an einem bestimmten Ort, und ich wohne an einem anderen. Aber Krishna ist solch ein wunderbarer Freund, daß er im Innern lebt, in mir und in meinem Herzen. Er ist der beste Freund aller Lebewesen. Er ist nicht nur der Freund von ein paar Auserwählten, sondern Er weilt sogar im Herzen des unbedeutendsten Geschöpfes als Param-atma, oder Überseele.

Wenn man diese drei Dinge richtig versteht, dann wird man friedvoll. Das ist die wirkliche Friedensformel...

In der Bhagavad-gita sagt der Herr auch: „Was immer ein bedeutender Mensch tut, gewöhnliche Menschen folgen seinem Beispiel. Und welche Maßstäbe auch immer er durch sein beispielhaftes Verhalten setzt — alle Welt folgt ihm nach." (Bhagavad-gita 3.21) Der Gedanke hierbei ist, daß etwas, das von führenden Personen akzeptiert wird, auch von den gewöhnlichen Menschen befolgt wird. Wenn die führenden Personen sagen, daß es in Ordnung ist, dann werden es auch die anderen akzeptieren. Durch die Barmherzigkeit Gottes, Krishnas, seid ihr also Führer geworden. Tausende von jungen Menschen folgen euch. Sie mögen euch. Und wenn ihr ihnen tatsächlich etwas Spirituelles gebt, dann wird sich das Gesicht der Welt verändern.

Die Bewegung für Krishna-Bewußtsein ist nicht etwas Neues oder Erfundenes. Vom historischen Gesichtspunkt aus betrachtet ist sie mindestens fünftausend Jahre alt. Die Bhagavad-gita, welche die Basis des Krishna-Bewußtseins ist, wurde von Sri Krishna vor fünftausend Jahren gesprochen. Natürlich wird die Bhagavad-gita im allgemeinen als ein religiöses Buch Indiens betrachtet. Aber das trifft nicht zu — sie ist nicht einfach indisch oder hinduistisch. Die Bhagavad-gita ist für alle Menschen der Welt bestimmt. Im 14. Kapitel erklärt der Herr: „Oh Sohn Kuntis, man sollte verstehen, daß alle Arten des Lebens durch Geburt in der materiellen Natur ermöglicht werden, und daß Ich der samengebende Vater bin." (Bg. 14.4)

Das weist darauf hin, daß das ewige Lebewesen in einer Vielfalt von zeitweiligen, materiellen Formen erscheint, so wie wir hier zum Beispiel die Form von Damen, von Herren oder von jungen Männern haben. Wir haben alle verschiedene Formen. Diese ganze Welt ist voll von verschiedenen Arten von Leben; aber Krishna sagt: aham bija-pradah pita, „Ich bin der Vater von ihnen allen." Pita bedeutet „Vater". Das heißt, daß der Herr alle Lebewesen als seine Söhne beansprucht.

Einige Leute mögen sagen, daß Krishna Inder ist, daß Krishna Hindu ist, oder daß Krishna irgendetwas anderes ist. Aber nein — in Wirklichkeit ist Krishna die Höchste Persönlichkeit Gottes, der samengebende Vater allen Lebens auf diesem Planeten. Krishna Selbst begann diese Bewegung für Krishna-Bewußtsein. Deshalb ist sie nicht sektiererisch; sie ist für jeden bestimmt.

In der Bhagavad-gita (9.34) erklärt Krishna den universalen Vorgang, wie man Ihn verehren soll:

man-mana bhava mad-bhakto
mad-yaji mam namaskuru...

„Denke ständig an Mich, bringe Mir deine Ehrerbietungen dar und verehre Mich. Wenn du völlig in Gedanken an Mich versunken bist, wirst du ohne Zweifel zu Mir kommen."

Krishna sagt: Du sollst immer an Mich denken. Laß deinen Verstand immer in Mich, Krishna, versunken sein. Werde einfach Mein Geweihter. Wenn du jemanden verehren möchtest, so verehre Mich. Wenn du jemandem Respekt erweisen möchtest, so erweise Mir Respekt. Und wenn du dies tust, wirst du ohne Zweifel zu Mir gelangen.

Das ist ein sehr einfacher Vorgang. Denke einfach immer nur an Krishna. Es gibt keinen Verlust, doch der Nutzen ist sehr groß.

Wenn jemand Hare Krishna chantet, büßt er materiell nichts ein, aber spirituell zieht er großen Nutzen. Warum sollte man es also nicht versuchen? Es ist nicht mit Unkosten verbunden. Alles hat seinen Preis, aber beim Hare Krishna Mantra ist es anders. Sri Krishna und Seine Nachfolger in der Schülertradition verkaufen den Mantra nicht — sie verteilen ihn umsonst. Wir sagen einfach zu jedem: „Singe Hare Krishna, tanze in Ekstase." Das ist eine wunderbare Sache.

Ich bin also in euer Land gekommen, nach England, und speziell hier in euer Heim, um diese Bewegung für Krishna-Bewußtsein zu erklären. Sie ist sehr segensreich. Ihr seid intelligente junge Menschen. Meine Bitte an euch ist nun, daß ihr versucht, diese Philosophie des Krishna-Bewußtseins mit all eurer Kraft anhand von Logik und Argumentation zu verstehen. Krishnadāsa Kavirāja, der Autor des Chaitanya-Caritāmrta, sagt: „Wenn du jedoch an Logik und Argumentation interessiert bist, dann wende sie bitte auf die Barmherzigkeit Šrí Chaitanya Mahāprabhus* an. Wenn du das machst, wirst du überrascht sein, wie wunderbar es ist." (CC.Adi 8.15) Nun, wendet euer Urteilsvermögen einfach auf die Barmherzigkeit Šrí Chaitanyas an. Wenn ihr Seine Barmherzigkeit untersucht, werdet ihr feststellen, daß sie äußerst erhaben ist.

Wir zwingen die Menschen nicht, die Bewegung für Krishna-Bewußtsein zu akzeptieren. Vielmehr präsentieren wir sie ihnen zu ihrer eigenen Beurteilung. Laßt sie es beurteilen. Wir sind keine sektiererische religiöse Bewegung — Krishna-Bewußtsein ist eine Wissenschaft. Wir bitten euch also, sie zu beurteilen, indem ihr sie mit eurem ganzen Intellekt prüft. Und wir sind sicher, daß ihr feststellen werdet, daß sie erhaben ist. Wenn ihr feststellt, daß sie so erhaben ist, warum sollte man dann nicht helfen, sie der ganzen Welt zu überbringen?

Habt ihr unser Buch gelesen, die Bhagavad-gītā Wie sie ist?

John Lennon:
lch habe Teile von der Bhagavad-gītā gelesen. lch weiß nicht, welche Ausgabe es war. Es gibt so viele verschiedene Übersetzungen.
Śrīla Prabhupāda:
Ja, da gibt es verschiedene Übersetzungen, in denen die Autoren ihre eigenen Interpretationen des Textes gegeben haben. Deshalb habe ich jetzt unsere Bhagavad-gītā Wie sie ist abgefaßt. Selbst indische Autoren mißinterpretieren des öfteren die Bhagavad-gītā. Zum Beispiel versucht ein prominenter indischer Politiker seine eigene Interpretation der Bhagavad-gītā zu geben. Nehmen wir einmal an, du hast ein Etui für einen Füllfederhalter. Jeder weiß, daß es ein Etui für einen Füllfeder-halter ist. Aber da mag jemand sagen: „Nein, das ist doch etwas ganz anderes. Das ist meine Meinung." Ist das gut?

Interpretationen sind nur dann notwendig, wenn eine Sache nicht richtig verstanden wird. Wenn jeder verstehen kann, daß das eine Schachtel für einen Füllfederhalter ist, wo besteht dann die Notwendigkeit für eine Interpretation? Die Bhagavad-gītā ist klar verständlich. Sie ist genauso wie das Sonnenlicht, und Sonnenlicht bedarf nicht der Hilfe einer Lampe.

Laßt mich euch ein Beispiel geben. Der erste Vers in der Bhagavad-gītā lautet:

dhrtarāştra uvāca
dharmakşetre kurukşetre
samavetā yuyutsavah
māmakāh pāndavāš caiva
kim akurvata sañjaya

Dhrtarāştra uvāca bezieht sich auf König Dhrtarāştra, den Vater Dhuryodhanas, der seinen Sekretär Sañjaya über das Wohlergehen seiner Söhne befragt, die den Pāndavas auf dem Schlachtfeld von Kurukşetra gegenüberstehen. Māmakāh bedeutet „meine Söhne". Pāndavāh bezieht sich auf die Söhne Pāndus, des jüngeren Bruders von Dhrtarāştra. Yuyutsavah bedeutet „mit Kampfgeist." Dhrtarāştra sagt also: „Meine Söhne und die Söhne meines jüngeren Bruders Pāndu haben sich auf dem Schlachtfeld versammelt und sind bereit, gegeneinander zu kämpfen." Der Platz, auf dem die Schlacht stattfinden wird, ist bekannt  als Kurukşetra oder auch als Dharmakşetra, ein Pilgerort. Kim akurvata. „Was werden sie jetzt tun, nachdem sie sich in Kurukşetra versammelt haben?" fragt Dhrtarāştra. Dieser Platz, Kurukşetra, existiert auch heute noch in Indien. Seid ihr schon einmal in Indien gewesen?

John Lennon: Ja, Aber nicht an diesem Ort. Wir sind nach Hrşīkeša gefahren.
Śrīla Prabhupāda:
Oh, Hrşīkeša. Hrşīkeša ist ebenfalls ein bekannter Pilgerort. In gleicher Weise ist Kurukşetra ein Pilgerort, in der Nähe von Delhi. Schon seit vedischen Zeiten ist das ein Ort für Pilger. In den Veden heißt es: kurukşetre dharmam yājayet: „Wenn du religiöse Zeremonien ausführen möchtest, solltest du nach Kurukşetra gehen." Daher wird Kurukşetra auch Dharmakşetra, ein Pilgerort, genannt.

Anders ausgedrückt ist Kurukşetra ein tatsächlich existierender historischer Ort. Und die Pāndavas und die Söhne Dhrtarāştras sind tatsächlich historische Persön-lichkeiten. Ihre Geschichte ist im Mahābhārata aufgezeichnet. Aber trotz all dieser Tatsachen interpretieren einige Leute Kurukşetra als „der Körper", und die Pāndavas als „die Sinne." Und diese Dinge geschehen weiterhin. Aber wir haben da Einwände. Warum sollte jemand die Bhagavad-gītā interpretieren, wenn die Tatsachen so klar dargelegt sind?

Die Bhagavad-gītā ist ein sehr autoritatives und populäres Buch, aber skrupellose Autoren versuchen, ihre als Kommentare zur Bhagavad-gītā getarnten eigenen unerfahrenen Philosophien herauszubringen. Daher gibt es so viele falsche und irreführende Interpretationen der Bhagavad-gītā — 664, oder so ähnlich. Jeder glaubt, daß er die Bhagavad-gītā auf seine eigene Art und Weise interpretieren kann. Aber warum? Warum sollte dies erlaubt sein? Wir sagen: Nein, du kannst die Bhagavad-gītā nicht interpretieren. Worin besteht sonst die Autorität der Bhagavad-gītā? Der Autor hat die Bhagavad-gītā nicht dagelassen, damit sie von drittklassigen Menschen interpretiert wird. Der Autor ist Krishna, der Höchste Herr. Er hat alles sehr klar ausgedrückt. Warum sollte ein gewöhnlicher Mensch Seine Worte interpretieren? Dagegen erheben wir Einspruch.

Aus diesem Grund präsentieren wir die Bhagavad-gītā so wie sie ist. In der Bhagavad-gītā werdet ihr sehr erhabene Philosophie und Theologie vorfinden und ebenso auch Soziologie, Politik und Wissenschaft. Alles ist vorhanden, und Krishna hat alles sehr klar dargestellt. Die Bedeutung dieser Bewegung für Krishna-Bewußtsein besteht also darin, die Bhagavad-gītā so zu präsentieren, wie sie ist. Wir selbst haben nichts dazu erfunden.

(Śrīla Prabhupāda macht eine kleine Pause und trinkt etwas Wasser)

Sei selbst glücklich und mache alle anderen auch glücklich. Das ist Krishna-Bewußtsein. Sarve sukhena bhavantu. Das ist der vedische Gedanke: jeder soll glücklich sein. Chaitanya Mahāprabhu sagte genau das gleiche. Er wollte, daß diese Bewegung für Krishna-Bewußtsein in jedem Dorf und in jeder Stadt der Welt gepredigt wird. Das wird die Menschen glücklich machen, denn in dieser materiellen Existenz gibt es kein Glück. Das ist eine Tatsache. Hier gibt es keinerlei Glück.

Dieser Platz ist nicht dafür bestimmt, glücklich zu sein. In der Bhagavad-gītā sagt Šrī Krishna Selbst, daß diese Welt duhkhālayam ašāšvatam ist. Duhkhālayam bedeutet, daß es ein Platz voller Leiden ist, und ašāšvatam bedeutet, daß diese Welt zeitweilig ist. Alles hier ist zeitweilig. Du magst nun diese materielle Welt als einen miserablen Platz akzeptieren und sagen: „In Ordnung, es ist leidvoll hier, aber ich akzeptiere es." Aber diese Haltung hat an sich keinen Wert, denn die materielle Natur wird es dir nicht einmal erlauben, hier zu bleiben und die Leiden zu akzeptieren. Diese Welt ist ašāšvatam, zeitweilig. Du mußt sie verlassen.

Aber Krishna sagt, daß es einen Weg gibt, dieses miserable Dasein zu beenden: „Nachdem die großen Seelen, die hingegebenen Yogīs, Mich erreicht haben, kehren sie niemals wieder in diese zeitweilige Welt des Leids zurück, denn sie haben die höchste Vollkommenheit erlangt." (Bg. 8.15) Wenn jemand zu Mir kommt, sagt Krishna, dann muß er nicht wieder zu den leidvollen Umständen eines Lebens in der materiellen Welt zurückkehren.

Wir sollten also verstehen, was Krishna hier sagt. Die Natur ist so grausam. In Amerika dachte Präsident Kennedy, daß niemand so viel Glück habe wie er, daß er der glücklichste Mann sei. Er war jung, er wurde zum Präsidenten gewählt. Er hatte eine hübsche Frau und Kinder und wurde in der ganzen Welt respektiert. Aber innerhalb einer Sekunde (Śrīla Prabhupāda schnippt mit seinen Fingern) war alles vorbei. Seine Position war zeitweilig. Und was ist seine Situation jetzt? Wo ist er? Wenn das Leben ewig ist, wenn das Lebewesen ewig ist, wo ist er dann hingegangen? Was macht er? Ist er jetzt glücklich oder befindet er sich in qualvollen Umständen? Wurde er in Amerika wiedergeboren oder in China? Niemand kann es sagen.

Aber Tatsache ist, daß er als Lebewesen ewig ist, daß er existiert. Das ist der Anfang der Philosophie, die in der Bhagavad-gītā gelehrt wird. Na hanyate hanyamāne šarīre. Nach der Zerstörung dieses Körpers ist das Lebewesen nicht zerstört: Es existiert immer noch. Zum Beispiel hattest du in deiner Kindheit einen kleinen Körper. Dieser Körper ist nicht mehr da, aber du selbst existierst immer noch. So ist es natürlich, daß du, wenn dieser Körper aufhört zu existieren, in einem anderen Körper fortbestehen wirst. Das ist nicht schwer zu verstehen. Die Seele ist ewig, und dér Körper ist zeitweilig. Das ist eine Tatsache.

Deshalb ist dieses momentane Leben dafür bestimmt, den nächsten Körper vorzubereiten. Das ist vedisches Wissen. In diesem Leben schaffen wir unseren nächsten Körper. Zum Beispiel mag ein Junge sehr gut in der Schule sein. Auf diese Weise schafft er seinen zukünftigen Erwachsenen-Körper. Als junger Mann wird er die Ergebnisse seiner Erziehung im Kindesalter genießen. Aufgrund seiner Erziehung kann er einen guten Job und ein schönes Haus bekommen. In diesem Sinne können wir sagen, daß der Junge in der Schule seinen zukünftigen Körper schafft.

In ähnlicher Weise schaffen wir allesamt unsere nächsten Körper gemäß unserem Karma. Aufgrund von Karma nehmen die meisten Menschen wieder einen materiellen Körper an. Aber Krishna erklärt, daß es möglich ist, einen spirituellen Körper zu schaffen und so zu Ihm zu gelangen. Er sagt, daß diejenigen, die Ihn verehren, nach dem Tod zu Seinem spirituellen Planeten gehen.

Die ganze vedische Philosophie lehrt, daß jemand, der auf einen bestimmten Planeten kommen möchte, einen geeigneten Körper haben muß. Man kann nicht mit diesem Körper gehen. Zum Beispiel versuchen die Menschen jetzt zum Mond zu fliegen. Sie wollen das mit ihren materiellen Körpern tun, aber sie können dort nicht bleiben. Krishna aber gibt uns den Vorgang, wie wir zu anderen Planeten gelangen können, und der höchste Planet ist Krishnas Planet. Man kann dorthin kommen. „Wer die Halbgötter verehrt, wird unter den Halbgöttern geboren; wer Geister und Gespenster verehrt, wird unter solchen Wesen geboren; wer die Vorfahren verehrt, geht zu den Vorfahren, und wer Mich verehrt, wird mit Mir leben." (Bg. 9.25)

Jemand, der Krishna verehrt, kehrt nicht wieder in diesen leidvollen materiellen Zustand zurück. Warum? Er hat die höchste Vollkommenheit erlangt, nämlich zurückzukehren zu Krishna. Die größte Segnung für die menschliche Gesellschaft besteht darin, den Menschen beizubringen, zurück zu Krishnas spirituellem Planeten zu gehen, wo sie mit Krishna im räsa-līlā tanzen können. Habt ihr schon Bilder von Krishnas rāsa-līlā gesehen?

John Lennon:
Was für ein Bild?
Schüler von Srīla Prabhupāda:
Das Bild, wo Krishna mit Rādhā und den Kuhhirten-Mädchen, den gopīs, tanzt.
John Lennon:
Oh, du meinst das an der Wand im Tempelraum?
Śrīla Prabhupāda:
Ja. Wir können also in die spirituelle Welt gehen, mit Krishna Gemeinschaft haben und glücklich tanzen, ohne Sorgen. Die Lebewesen können so viele verschiedene Beziehungen mit Krishna haben — als Freund, als Diener, als Elternteil, als Liebender, was immer man möchte. Krishna sagt ye yathā mārh prapadyante tārhs tathaiva bhajāmy aham: „Jeden belohne lch in dem Maße, wie er sich Mir hingibt." (Bg. 4.11) Du brauchst einfach nur das Bewußtsein einer bestimmten Beziehung, die du mit Krishna wünschst, zu entwickeln. Er ist bereit, dich in dieser Stellung zu akzeptieren. Und das schafft die Lösung für alle Probleme.

In dieser Welt ist nichts beständig, nichts ist voller Glückseligkeit, nichts ist voller Wissen. Wir lehren nun westliche Jungen und Mädchen in der Wissenschaft des Krishna-Bewußtseins. Jeder kann hieraus seinen Nutzen ziehen. Es ist sehr segensreich. Ihr solltet auch versuchen, es zu verstehen, und wenn ihr es als wertvoll empfindet, dann handelt danach. Ihr seid auf der Suche nach etwas sehr Schönem. Ist mein Vorschlag unvernünftig? Ihr seid intelligente junge Leute. Versucht es zu verstehen.

Und zudem habt ihr auch sehr gute musikalische Fähigkeiten. Die vedischen Mantren wurden alle durch Musik vermittelt. Speziell der Sāma-Veda ist voller Musik:

yam brahmā varunendra-rudra-marutah
stunvanti divyaih stavair
vedaih sāñga-pada-kramopanişadair
gāyanti yath sāmagāh

„lch erweise meine respektvollen Ehrerbietungen dem Höchsten Herrn, der von großen Halbgöttern wie Brahmā, Varuna, Indra, Šiva und den Maruts mit transzendentalen Liedern gepriesen wird. Jene, die den Sāma-Veda kennen, singen über Ihn verschiedene Hymnen. (Šrīmad-Bhāgavatam 12.13.1) Sāmagāh bezieht sich auf die Nachfolger des Sāma-Veda. Gāyanti bedeutet, daß sie sich ständig mit Musik beschäftigen. Durch musikalische Klangschwingungen nähern sie sich dem Höchsten. Gāyanti bedeutet singend. Das heißt, vedische Mantren sollten gesungen werden. Das ist die richtige Art und Weise, vedische Mantren zu chanten. Einfach indem die Menschen diese Klangschwingungen hören, ziehen sie großen Nutzen, selbst dann, wenn sie deren Bedeutung nicht verstehen.

(Śrīla Prabhupāda chantet daraufhin einige der bekanntesten Mantren aus dem Šrímad-Bhāgavatam)

Allein durch transzendentale Klangschwingung kann alles erreicht werden. Welcher Art von Philosophie folgt ihr? Darf ich fragen?

John Lennon: Folgen?
Yoko Ono: Wir folgen überhaupt nichts. Wir leben einfach nur.
George Harrison: Wir haben Meditation praktiziert. Das heißt, ich mache meine Meditation — Mantrameditation.
Śrīla Prabhupāda: Hare Krishna ist ebenfalls ein Mantra.
John Lennon: Aber das unsere ist kein Lied.
George Harrison: Nein, nein. Es ist Sprechgesang .
John Lennon: Wir haben es von Maharishi gehört. Für jeden einen Mantra.
Śrīla Prabhupāda: Seine Mantren sind nicht öffentlich.
George Harrison: Nicht laut ... nein.
John Lennon:
Nein — es ist ein Geheimnis.

Śrīla Prabhupāda:
Da gibt es eine Geschichte über Rāmānujācārya, einen großen, Krishna-bewußten spirituellen Meister. Sein spiritueller Meister gab ihm einen Mantra und sagte: „Mein lieber Junge, chante diesen Mantra leise. Niemand anders darf ihn hören. Er ist sehr geheim." Rāmānujācārya fragte seinen Guru: „Was ist das Ergebnis, wenn man diesen Mantra chantet?" Der Guru sagte: „Wenn du diesen Mantra in Meditation chantest, wirst du Befreiung erlangen."

Rāmānujācārya ging daraufhin sofort zu einer öffentlichen Versammlung und sprach: „Jeder soll jetzt diesen Mantra chanten. Ihr werdet allesamt Befreiung erlangen." Dann ging er zurück zu seinem spirituellen Meister, der sehr ärgerlich war.

Dieser sagte: „lch habe dir aufgetragen, leise zu chanten!" Rāmānujācārya sagte: „Ja, ich habe ein Vergehen begangen. Was immer du für eine Strafe für mich beabsichtigst, führe sie bitte aus. Aber weil du mir gesagt hast, daß man durch diesen Mantra die Befreiung erlangen kann, habe ich ihn der Öffentlichkeit gegeben. Laß jeden Befreiung erlangen und laß mich zur Hölle gehen — ich bin dazu bereit. Aber wenn durch das Chanten dieses Mantras jeder befreit werden kann, dann laß ihn öffentlich verteilt werden." Sein spiritueller Meister umarmte ihn daraufhin und sagte: „Du bist größer als ich."

Seht ihr? Wenn ein Mantra solch eine Macht hat, warum sollte man ihn geheim halten? Er sollte verteilt werden. Die Menschen leiden. Chaitanya Mahāprabhu sagte, daß man diesen Hare Krishna Mantra laut chanten sollte. Jeder, der ihn hört, sogar die Vögel und die Tiere, werden dadurch Befreiung erlangen.

Yoko Ono:
Wenn Hare Krishna ein solch mächtiger Mantra ist, besteht dann noch irgendeine Notwendigkeit, etwas anderes zu chanten? Zum Beispiel hast du über Lieder und verschiedene Mantren gesprochen. Hat es dann überhaupt einen Sinn, andere Lieder oder Mantren zu singen?
Śrīla Prabhupāda:
Es gibt noch andere Mantren, aber der Hare Krishna Mantra ist besonders für dieses Zeitalter empfohlen. Aber andere vedische Mantren werden auch gechantet. Wie ich euch schon erzählte, saßen die Weisen gewöhnlich irgendwo mit Musikinstrumenten wie der Tambura und chanteten diese Mantren. Nārada Muni* chantet zum Beispiel ständig Mantren, während er auf seinem Saiteninstrument, der Vīnā, spielt. Ihr seht also, daß das laute Chanten in Begleitung von Musikinstrumenten keine neue Sache ist. Es wurde seit ewigen Zeiten praktiziert. Aber das Chanten des Hare Krishna Mantra ist speziell für das heutige Zeitalter empfohlen. Diese Aussage finden wir in vielen vedischen Schriften wie z. B. dem Brahmānda Purāna, der Kalisantaranya Upanişad, der Agni Purāna und vielen mehr.

Und abgesehen von den Aussagen der vedischen Literatur predigte Šrí Krishna Selbst in der Form von Šrí Chaitanya, daß jeder den Hare Krishna-Mantra chanten sollte. Und viele Menschen folgten ihm. Wenn ein Wissenschaftler etwas entdeckt hat, wird es zum Besitz der Öffentlichkeit — auf daß die Menschen ihren Nutzen daraus ziehen. Warum sollte es geheim gehalten werden? Warum sollte es nur für eine bestimmte Person da sein?

John Lennon:
Wenn alle Mantren einfach nur Namen Gottes sind, dann ist es in jedem Fall, ob es nun ein geheimer Mantra oder ein öffentlicher Mantra ist, der Name Gottes. Und so macht es doch keinen großen Unterschied, welchen man nun singt, oder?

Śrīla Prabhupāda: Doch. Es macht einen Unterschied. So werden zum Beispiel in einer Apotheke alle möglichen Arten von Medizin verkauft, um verschiedene Arten von Krankheiten zu heilen. Aber trotzdem brauchst du die Verschreibung eines Arztes, um eine bestimmte Art von Medizin zu bekommen. Andernfalls wird dir der Apotheker nichts geben. Du könntest zur Apotheke gehen und sagen: „lch bin krank, bitte geben Sie mir irgendeine Medizin, die Sie haben." Aber der Apotheker wird dich fragen: „Wo ist Ihr Rezept?"

So ist für dieses Zeitalter des Kali (dem Zeitalter des Streites und der Heuchelei) der Hare Krishna Mantra in den Šāstras, d. h. den Schriften, verschrieben. Und der große Lehrer Chaitanya Mahāprabhu, den wir als eine Inkarnation Gottes ansehen, verschrieb es ebenfalls. Daher besteht unser Prinzip darin, daß jeder den Anweisungen der großen Autoritäten folgen sollte. Mahājano yena gatah sa panthāh. Wir sollten in die Fußstapfen der großen Autoritäten treten. Das ist unsere Aufgabe. Im Mahābhārata (Vanāparva 313.117) finden wir:

tarko 'pratişthah šrutayo vibhinnā
nāsāv rşir yasya matarh na bhinnam
dharmasya tattvam nihitam guhāyām
mahājano yena gatah sa panthāh

Dieser vedische Mantra besagt, daß jemand, der sich einfach durch Argumentation der Absoluten Wahrheit zu nähern versucht, es sehr schwer haben wird. Durch Argument und Logik ist es sehr schwer, denn unsere Argumente und unsere Logik sind begrenzt. Auch unsere Sinne sind unvollkommen. Es gibt eine verwirrende Vielfalt von Schriften, und jeder Philosoph hat eine andere Meinung, und solange ein Philosoph nicht andere Philosophen widerlegt, wird er nicht als ein großer Philosoph anerkannt werden. Eine Theorie ersetzt eine andere, und deshalb wird uns philosophische Spekulation nicht helfen, die Absolute Wahrheit zu erreichen. Die Absolute Wahrheit ist sehr geheim. Wie kann man also etwas so Geheimes erreichen? Man folgt einfach nur den großen Persönlichkeiten, die bereits erfolgreich waren.

Die philosophische Methode des Krishna-Bewußtseins besteht also darin, den großen Persönlichkeiten zu folgen, wie z. B. Šrī Krishna, Šrí Chaitanya, und den großen spirituellen Meistern in der Schülernachfolge. Nimm Zuflucht bei echten Autoritäten und folge ihnen nach — das wird in den Veden empfohlen. Dieser Vorgang wird einen zum letztlichen Ziel bringen.

Auch Šrī Krishna empfiehlt diesen Vorgang in der Bhagavad-gītā (4.1). Der Herr sagt: „lch offenbarte dem Sonnengott Vivasvān diese unvergängliche Wissenschaft des Yoga. Vivasvān unterwies Manu, den Vater der Menschheit, darin, und Manu wiederum gab dieses Wissen an Ikşvāku weiter." Krishna sagt hier: Mein lieber Arjuna, denke bitte nicht, daß diese Wissenschaft des Krishna-Bewußtseins etwas Neues ist. Nein. Sie ist ewig, und lch sprach sie zuerst zu dem Sonnengott Vivasvān, und Vivasvān sprach sie zu seinem Sohn Manu, und Manu reichte dieses Wissen weiter an seinen Sohn, König Ikşvāku.

Der Herr erklärt weiterhin:

evarh paramparā-prāptam
imarh rājarşayo viduh
sa kāleneha mahatā
yogo naştah parantapa

„Diese höchste Wissenschaft wurde durch die Nachfolge der geistigen Meister weitergegeben, und die heiligen Könige empfingen sie auf diese Weise. Im Laufe der Zeit aber wurde die Nachfolge unterbrochen, und daher scheint die Wissenschaft, wie sie ist, verloren zu sein."

Evam paramparā-prāptam: Auf diese Weise wird das Wissen durch die Schülernachfolge herabgereicht. Sa kāleneha mahatā yogo naştah parantapa: Aber im Laufe der Zeit wurde diese Traditionsnachfolge unterbrochen. Daher sagt Krishna: „lch offenbare sie dir neu."

Einen Mantra sollte man also von der Schülernachfolge bekommen. Die vedische Unterweisung lautet: sampradāya-vihīnā ye mantrās te nişphalā matāh. Wenn ein Mantra nicht durch die Schülemachfolge kommt, hat er keinen Effekt. Mantrās te nişphalāh. Nişphalāh bezieht sich darauf, daß er das gewünschte Ergebnis nicht bringen wird. Daher muß ein Mantra aus der richtigen Quelle empfangen werden, andernfalls wird er keinen Effekt haben. Ein Mantra kann nicht hergestellt werden. Er muß vom ursprünglichen Nachfolger heruntergereicht werden. Er muß auf diese Art und Weise empfangen werden, und nur dann wird er seinen Effekt haben.

Entsprechend unserer Philosophie des Krishna-Bewußtseins wird der Mantra durch vier Kanäle der Schülernachfolge heruntergereicht. Einer durch Lord Siva, einer durch die Glücksgöttin Lakşmī, einer durch Lord Brahmā und einer durch die vier Kumāras. Die gleiche Sache wird durch verschiedene Kanäle herabgereicht. Diese werden die vier Sampradāyas, oder Schülemachfolgen, genannt.

Man muß daher seinen Mantra von einer dieser vier Sampradāyas erhalten; nur dann wird der Mantra aktiv sein. Wenn wir einen Mantra auf diese Art und Weise erhalten, wird er effektvoll sein. Und wenn jemand seinen Mantra nicht durch einen dieser vier Sampradāya-Kanäle empfängt, wird er aus diesem Mantra keinen Nutzen ziehen; er wird keine Früchte geben.

Yoko Ono:
Wenn der Mantra in sich selbst schon so mächtig ist, macht es dann etwas aus, woher man ihn bekommt, woher man ihn nimmt?
Śrīla Prabhupāda:
Ja, es macht etwas aus. Milch ist zum Beispiel nahrhaft. Das ist eine Tatsache, die jeder weiß. Aber wenn Milch von den Lippen einer Schlange berührt wurde, ist sie nicht mehr nahrhaft. Sie wird giftig.
Yoko Ono:
Gut, Milch ist materiell.
Śrīla Prabhupāda:
Ja, sie ist materiell. Aber da du versuchst, spirituelle Themen durch deine materiellen Sinne zu erfahren, müssen wir materielle Beispiele geben.

Yoko Ono: Nicht doch. Ich glaube nicht, daß du mir dieses materielle Beispiel geben mußt. Ich meine, der Mantra ist nicht materiell. Er sollte etwas Spirituelles sein; deshalb glaube ich nicht, daß irgendjemand in der Lage ist, ihn verunreinigen zu können. Ich frage mich, ob jemand tatsächlich in der Lage sein kann, etwas zu verunreinigen, was nicht materiell ist.
Śrīla Prabhupāda:
Aber wenn du den Mantra nicht von der richtigen Quelle empfängst, mag er nicht wirklich spirituell sein.

John Lennon: Wie würdest du das überhaupt wissen? Woran kann man es erkennen? Meine Frage ist eigentlich: Wie kann einer deiner Schüler oder irgendjemand anders, der zu einem spirituellen Meister geht, wissen, ob er echt ist oder nicht?
Srīla Prabhupāda:
Du solltest nicht zu irgendeinem spirituellen Meister gehen.
John Lennon:
Ja, wir sollten zu einem echten Meister gehen. Aber wie können wir den einen vom anderen unterscheiden?

Śrīla Prabhupāda: Es ist nicht so, daß du zu irgendeinem spirituellen Meister gehen kannst. Er muß ein Mitglied einer anerkannten Sampradāya sein, einer bestimmten Linie der Schülernachfolge.
John Lennon:
Aber was ist, wenn einer dieser Meister, einer der sich nicht in der Linie befindet, genau die gleichen Dinge sagt, wie einer, der sich in der Linie befindet? Was ist, wenn er sagt, daß sein Mantra von den Veden kommt, und er genau wie du mit Autorität zu sprechen scheint? Er könnte möglicherweise recht haben. Es ist verwirrend, genauso, als habe man zu viele Früchte auf einem Teller.

Śrīla Prabhupāda:
Wenn der Mantra tatsächlich von einer autorisierten Schülernachfolge kommt, dann wird er transzendentale Kraft haben.
John Lennon:
Aber der Hare Krishna Mantra ist der Beste?
Śrīla Prabhupāda: Ja.
Yoko Ono:
Gut, wenn Hare Krishna der beste Mantra ist, warum sollten wir uns denn überhaupt noch darum kümmern, etwas anderes zu sagen als Hare Krishna? 
Śrīla Prabhupāda: Das ist wahr. Du brauchst dich um nichts anderes zu kümmern. Wir sagen, daß der Hare Krishna-Mantra ausreicht, um die Vollkommenheit, um Befreiung zu erlangen.
George Harrison:
Ist es nicht genauso wie mit Blumen? Einer zieht Rosen vor, und ein anderer mag lieber Nelken. Ist es nicht letztlich eine Sache, die der individuelle Geweihte für sich selbst entscheidet? Jemand mag finden, daß Hare Krishna seinem spirituellen Fortschritt mehr Nutzen bringt, und eine andere Person mag denken, daß ein anderer Mantra für ihn selbst besser ist. Ist es dann nicht eine Frage von Geschmack, wie die Wahl einer Blume? Da gibt es alle Arten von Blumen, aber einige Leute ziehen eine bestimmte Blume anderen Blumen vor.
Śrīla Prabhupāda:
Aber dennoch gibt es da eine Unterscheidung. Eine duftende Rose wird als besser angesehen als eine Blume, die keinen Duft von sich gibt. 
Yoko Ono: In diesem Fall kann ich nicht...
Śrīla Prabhupada Laßt uns einmal versuchen, dieses Blumenbeispiel zu verstehen.
Yoko Ono:
O.K.
Śrīla Prabhupāda: Du magst eine Blume sehr anziehend finden und ich mag eine andere Blume sehr anziehend finden. Aber unter den Blumen können wir Unterschiede wahrnehmen. Da gibt es viele Blumen, die nicht duften, und viele, die duften.
Yoko Ono: Ist die Blume, die duftet, besser?

Śrīla Prabhupāda:
Ja. Daher gibt deine Anziehung zu einer bestimmten Blume nicht die Lösung auf die Frage, welche nun besser ist. In gleicher Weise ist eine persönliche Anziehung nicht die Lösung, um den besten spirituellen Vorgang zu wählen. In der Bhagavad-gītā (4.11) erklärt Šrí Krishna: „Jeden belohne lch in dem Maße, wie er sich Mir hingibt." Krishna ist der Höchste Absolute. Wenn jemand eine bestimmte Beziehung zu Krishna genießen will, offenbart Sich Krishna auf diese Weise. Es ist genauso wie mit dem Beispiel der Blumen. Du magst eine gelbe Blume vorziehen, und diese Blume mag keinen Duft haben. Diese Blume ist da; sie ist für dich, das ist alles. Aber wenn jemand eine Rose möchte, so gibt ihm Krishna eine Rose. Ihr bekommt beide die Blume eurer Wahl, aber wenn ihr eine vergleichende Studie betreibt, welche nun besser ist, dann wird die Rose als besser angesehen werden.

Krishna offenbart Sich also verschiedenen Arten von Suchenden auf unterschiedliche Weise. Man kann Krishna, die Absolute Wahrheit, auf drei Arten verwirklichen: Brahman, Paramātmā und Bhagavān. Brahman, Paramātmā und Bhagavān sind nichts weiter als drei verschiedene Formen der Absoluten Wahrheit. Die Yogīs fixieren sich auf die Überseele, auf den Paramātmā. Und die Gottgeweihten streben nach Bhagavān, oder Krishna, der Höchsten Persönlichkeit Gottes. Aber Krishna und die Überseele und das unpersönliche Brahman sind nicht voneinander verschieden. Sie alle sind wie Licht, das der Dunkelheit gegenübersteht. Aber sogar im Licht finden wir Vielfalt.

In den Veden werden die drei Formen der Absoluten Wahrheit durch das Beispiel vom Sonnenlicht, Sonnenplaneten und Sonnengott erklärt. Bei Sonnenschein gibt es Licht, und im Sonnenplaneten ist ebenfalls Licht. Innerhalb des Sonnenplaneten residiert die herrschende Gottheit des Sonnenplaneten, und auch sie muß voller Licht sein. Wo sollte sonst all das Licht herkommen? Brahman, der unpersönliche Aspekt Gottes, wird mit den Strahlen der Sonne verglichen, die Überseele entspricht dem Sonnenplaneten, und Krishna kann man mit dem persönlichen Sonnengott vergleichen. Aber zusammengenommen bilden sie alle die Sonne.

Nichtsdestoweniger bleibt ein Unterschied bestehen. Wenn zum Beispiel die Sonne durch das Fenster in einen Raum scheint, kann man nicht sagen, daß die Sonne selbst gekommen ist. Das wäre ein Fehler. Die Sonne ist viele Meilen entfernt. Natürlich kann man dennoch sagen, daß die Sonne in deinem Zimmer gegenwärtig ist, das ist eine Frage von Verständnis. Der Grad der spirituellen Verwirklichung von Brahman, Paramātmā oder Bhagavān ist unterschiedlich.

Yoko Ono:
Aber du hast gesagt, daß Milch giftig wird, wenn sie von den Lippen einer Schlange berührt wurde. Wahrscheinlich hatten viele Kirchen am Anfang ganz gute Lehren, aber im Laufe der Zeit sind ihre Botschaften verfälscht worden. Wie kann nun eine Person entscheiden, ob die Verkündigung des Brahman, von der du sprichst, auch immer in einem reinen Zustand bleiben wird? Wie kann man sicher sein, daß diese Botschaft nicht von Schlangen vergiftet wird?

Śrīla Prabhupāda:
Das ist eine individuelle Angelegenheit. Man muß ein ernsthafter Schüler werden.

Yoko Ono:
Gut, was meinst du mit „ernsthafter Schüler"? Ich denke, wir sind entweder von Geburt an ernsthaft oder unernsthaft.

Śrīla Prabhupāda: Ein ernsthafter Schüler zu sein bedeutet, daß man versucht, den Unterschied zwischen Brahman, Paramātmā und Bhagavān zu verstehen.

Yoko Ono:
Aber hängt das von Wissen ab? Ich meine, die letztliche Entscheidung, die man fällt?

Śrīla Prabhupāda: Alles hängt von Wissen ab. Wie können wir ohne Wissen Fortschritt machen? Ein ernsthafter Schüler zu sein bedeutet, Wissen anzusammeln.
Yoko Ono: Aber sind nicht immer gerade die Klugen die ...

Śrīla Prabhupāda: Ja, niemand kann die Absolute Wahrheit vollkommen kennen. Das liegt daran, daß unser Wissen sehr unvollkommen ist. Aber soweit es unser Wissen zuläßt, sollten wir versuchen, die Absolute Wahrheit zu verstehen. Die Veden sagen: avāñ-mānasa-gocara. Der Absolute ist so groß und unbegrenzt, daß es für uns nicht möglich ist, Ihn vollkommen zu verstehen; unsere Sinne lassen das nicht zu. Aber trotzdem sollten wir uns so weit wie möglich bemühen. Und es ist möglich, denn letztlich sind wir alle Teilchen des Absoluten. Daher sind alle Qualitäten des Absoluten auch in uns gegenwärtig, aber nur in winzigem Ausmaß. Aber dieser geringe Anteil des Absoluten in uns ist im Vergleich zu materiellem Wissen sehr groß.

Materielles Wissen ist praktisch überhaupt kein Wissen. Es ist bedecktes Wissen. Aber wenn einer befreit ist und befreites Wissen erlangt, dann ist sein Wissen so viel größer als das größte materielle Wissen. Wir sollten also soweit wie möglich versuchen, Brahman, Paramātmā und Bhagavān zu verstehen. Im Srīmad-Bhāgavatam (1.2.11) heißt es: „Gelehrte Transzendentalisten, die die Absolute Wahrheit kennen, nennen diese nicht-duale Substanz Brahman, Paramātmā oder Bhagavān." Noch einmal, was ist der Unterschied zwischen diesen drei Abstufungen des Wissens? Tatsächlich ist das Wissen über Brahman, das Wissen über Paramātmā und das Wissen über Bhagavān Wissen über die gleiche Sache.

Hierzu gibt es ein weiteres Beispiel. Stell dir vor, du betrachtest einen Hügel aus großer Entfernung. Zu allererst siehst du eine unscharfe Form am Horizont, die wie eine Wolke erscheint. Wenn du dann näher kommst, wirst du ihn als etwas Grünes ansehen. Aber wenn du dann tatsächlich auf dem Hügel umhergehst, wirst du so viele Arten von Leben finden — Tiere, Menschen, Bäume usw. Aber aus der Entfernung kannst du alles nur sehr verschwommen sehen, wie eine Wolke.

Obwohl also die Absolute Wahrheit immer die gleiche ist, erscheint sie verschieden, wenn man sie von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet. Aus der Sicht der Brahman-Verwirklichung erscheint sie wie ein Hügel, den man als eine Wolke wahrnimmt. Wenn die Absolute Wahrheit als Paramátmā betrachtet wird, läßt sie sich mit der Vision eines grünen Hügels vergleichen. Und wenn du die Absolute Wahrheit als die Höchste Person, als Bhagavān, verwirklichst, ist es, als wenn man den Hügel direkt aus der Nähe sieht. Du kannst alles im kleinsten Detail wahrnehmen.

Obwohl daher die Person, die das Brahman betrachtet, die Person, die den Paramātmā-Aspekt betrachtet und die Person, die Krishna betrachtet, sich alle auf die gleiche Sache fixieren, ist ihre Verwirklichung dennoch verschieden, entsprechend der verschiedenen Positionen, die sie einnehmen.

Diese Dinge werden sehr schön in der Bhagavad-gītā (10.8) erklärt, wo Šrí Krishna sagt: „lch bin der Ursprung der spirituellen und der materiellen Welt. Alles geht von Mir aus. Die Weisen, die dies wissen, dienen Mir in Hingabe und verehren Mich von ganzem Herzen." Krishna sagt: lch bin der Ursprung von Allem — Brahman, Paramātmā, einfach allem. An anderer Stelle in der Bhagavad-gītā (14.27) finden wir die klare Aussage, daß Krishna der Ursprung des Brahman ist: brahmano hi pratişthāham.

Das Wissen um Brahman und Param-ātmā ist in der Verwirklichung Krishnas enthalten. Wenn jemand Wissen über Krishna hat, so hat er automatisch Wissen über den Paramātmā und das Brahman. Solch eine Person erlangt automatisch das Ergebnis von Meditation nach Yoga-Grundsätzen, nämlich die Verwirklichung der Überseele, des Paramātmá. Und er erreicht auch das Ergebnis empirischer philosophischer Spekulation, nämlich die Verwirklichung des Brahman. Aber über all diesem befindet er sich persönlich im Dienst zum Höchsten Herrn, Krishna.

Wenn ihr das nun alles vergleicht, werdet ihr feststellen, daß Wissen über Krishna alles andere Wissen mit einschließt. Die Veden bestätigen dies ebenfalls: yasmin vijñate sarvam evam vijñātam bhavati: „Wenn du den Höchsten verstehst, wird dir alles andere Wissen automatisch offenbart." Und in der Bhagavad-gītā heißt es: „Wenn du das weißt, gibt es für dich nichts Weiteres zu erkennen." Wir müssen also zuallererst sehr ernsthaft das vedische Wissen studieren. Daher bitte ich euch, ernsthafte Studenten zu werden. Wenn ihr Krishna versteht, werdet ihr alles verstehen.

A. C. Bhaktivedanta Swami

       Bhagavad-gita 2.20

Für die Seele gibt es weder Geburt noch Tod, Auch hört sie — da sie einmal war — niemals auf zu sein. Sie ist ungeboren, ewig, immerwährend, unsterblich und urerst. Sie wird nicht getötet, wenn der Körper erschlagen wird. (Bhagavad-gīta 2.20)

Hare Krishna Hare Krishna
Krishna Krishna Hare Hare
Hare Rāma Hare Rāma
Rāma Rāma Hare Hare


* Eine befreite Seele, die durch das Universum reist und Liebe zu Gott predigt.

* Šri Chaitanya, eine Inkarnation Krishnas, erschien vor 500 Jahren in Bengalen, Indien, und lehrte, daß jeder die Heiligen Namen Krishnas chanten sollte.

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Prabhupāda speaks with John Lennon, Yoko Ono and George Harrison (English)

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PRABHUPADA AUDIO W/ JOHN LENNON YOKO ONO GEORGE HARRISON LONDON 9/11 1969 PART. 1 of 4
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